Читать книгу Klinische Hypnose und Hypnotherapie - Agnes Kaiser Rekkas - Страница 22
Teil zwei Methodik ◀ ▶ Exkurs:
Das Unbewußte – ein geheimnisvoller Begriff
ОглавлениеSchon lange vor Erfindung der Psychoanalyse ahnten Dichter und Denker von der Kraft des Unbewußten. In den letzten hundert Jahren haben sich dann viele Theorien und Modellvorstellungen vom Unbewußten (Freud und Jung) bzw. Unterbewußten (Adler) gebildet, ohne letztendlich die zugrundeliegenden Phänomene erklären zu können. Gerade die Vielfalt und Verschiedenartigkeit der Definitionen weisen auf einen unerschöpflichen Strom in den Tiefen der menschlichen Existenz hin.
Im Englischen spricht man von „inner mind“, von „the unconscious“ oder „deeper self“. Im Deutschen finden wir ähnlich viel- und somit nichtssagende Begriffe, die oft unbeholfen klingen, da sie nur gequält in Worten konstruieren, was wir eigentlich gar nicht benennen und definieren können. Gleichfalls ist uns ein Rätsel, was unser Unbewußtes nun tun und lassen kann. Aber wir erleben, daß wir mithilfe dieses ganz besonderen Bereiches in uns in der Therapie produktiv arbeiten können. Wir bauen darauf, auch wenn wir ihn nicht einmal vage zu beschreiben vermögen. Gestehen wir, daß wir – wie so oft in der Therapie – etwas benutzen, wovon wir im Grunde nicht so recht wissen, was es ist und wie es wirkt. Bei M. H. Erickson (1981) können wir nachlesen, wie er so herrlich intuitiv arbeitend, die Veränderung des Patienten auch nicht immer gleich erklären konnte. War das wieder eine von diesen „unfaßbaren unbewußten Leistungen“? Wahrscheinlich schon. Und meistens läßt sie sich im Rückblick doch noch nachvollziehen, diese nicht logische, sondern psycho-logische Entwicklung mit all ihrer tiefen Sinnhaftigkeit. Nehmen wir uns die Freiheit, zu dem zu greifen, was sich passend anfühlt! Gehen wir pragmatisch vor! Benutzen wir die Worte, die den jeweiligen Patienten ansprechen und verzichten auf Anspruch vollständiger Erklärung. Sagen wir einfach:
„Ein Teil in Ihnen weiß zu dieser Frage vielleicht schon eine Antwort.“
„Der Bereich in uns, der auch für unser Traumleben sorgt, kann uns oft weiterhelfen.“
„Der Körper kann sich erinnern, wie es sich anfühlt, wenn die Sonne wärmend auf die Haut scheint.“
„Auf tieferer Ebene verfügen wir ja über so viel mehr Fähigkeiten!“
„Während Sie sich bewußt vielleicht gerade fragen, was die Hypnose Ihnen heute bringen wird, kann Ihr Unbewußtes schon angefangen haben, an dem Therapieziel weiterzuarbeiten.“
Unterstützen wir den Patienten, sich an seine unbewußten Vorgänge zu halten und sie zu schützen!
Eine meiner Patientinnen mit primär chronischer Polyarthritis behandelt mit Selbsthypnose erfolgreich ihre starken Beschwerden. Direkt nach der Hypnose sind die Schmerzen wesentlich verringert, einige Stunden danach ist eine objektive Verminderung der Schwellung zu beobachten. Ihr Leitspruch lautet: „Der Glaube versetzt Berge.“ Die Fähigkeit zu glauben hat mit unserer Lebensgeschichte zu tun. Diese schließt unsere Zweifel ein und wirkt, aber nicht über bewußte Kanäle.