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Schrulliger Typ

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„Ich weiß, dass ich für die Damenwelt ein alter, unansehnlicher Sack bin“, erklärt der alte Robert in seiner Stammkneipe 'Zum strammen Jakob' dem Wirt, den er schon -zig- Jahre kennt. Sie duzen sich, und er hat Robert noch als jungen Mann gekannt, dem so manche von den Schlampen hier ins Netz gegangen war.

Das waren alle die, denen er nichts Besonderes bieten musste, außer einigen Bieren und Schnäpsen. Lustig war es damals, als er potent und gutaussehend nur mit dem Finger zu schnippen brauchte, um die bestaussehenden Mädels an Land zu ziehen. Manche schaffte es auch, indem sie neben ihm stehend ihr kurzes Röckchen ein wenig hob, um zu zeigen, dass sie darunter nichts anhatte, ihn zu animieren. Schnell wurde danach im Hinterzimmer des Wirts oder auf dem Damenklo gebumst, ganz unverbindlich natürlich, ohne den Anspruch auf irgendwelche Versprechen auf beiden Seiten. Man konsumierte etwas Vergnügen, das war es... Manchmal kam eine von denen hinterher und wollte Geld dafür, dann knallte er ihr eine, dass sie wimmerte und verließ das verqualmte Lokal mit einem Wink zum Wirt hin, der Bescheid wusste, weswegen Roberts Rechnung dann angeschrieben wurde, bis zum nächsten Mal.

Inzwischen ist Robert nicht mehr der Hahn im Korb, wie er mehr und mehr bemerkt. Schöne, junge Hähne laufen ihm hier in der Kreuzberger Gaststätte den Rang ab, die den Frauen attraktiver vorzukommen scheinen.

Hin und wieder taucht hier auch so mancher Hipster auf, ignorant und selbstbewusst, gleichgültig dem gerade herrschenden Mainstream gegenüber, scheint Anregungen dubioser Art, oder willig-billige Frauen zu suchen, oder?

Die Jungs können mehr leisten, das weiß er. Aber Roberts Spielarten, die er anwenden kann, wenn er es schafft, eine 'abzuschleppen' und mitzunehmen in seine Bude, haben die sicher noch nicht drauf, das mache die Übung, erklärt er dem Wirt, seinem Freund Bernd.

„Was mach`ste denn mit so einer“, fragt Bernd neugierig, sich manchmal nicht bewusst, wie abwertend der Begriff -mit so einer- ist. In diesen sogenannten Kreisen wird auch meist nur von den “Tussis“ gesprochen, im Kreuzberger Milieu der Prolls.

Die Achtung vor Frauen im Allgemeinen ist niedrig, oft sind die selbst schuld daran durch ihr loses Gehabe und Be nehmen. Schnell wohlfeil zu sein, hat nicht immer mit deren sozialem Stand zu tun.

In allen gesellschaftlichen Schichten kommen solche Verhaltensweisen vor, nur auf unterschiedlich hohem Niveau. Bedürftigkeit sexueller Betätigung hängt auch von den Trieben und Hormonen ab, die ungleichmäßig verteilt im Menschen vorhanden sind. Niemand muss sich deshalb wegen seiner Gelüste schämen.

Robert zeigt Bernd auf Fotos, die er heimlich gemacht hat, welche Stellungen er bevorzugt. Ziemlich schamlos gespreizte Schenkel bieten Einblick in die geheimste Stelle der Frau, umgeben von dunklen oder blonden Haarkränzen, die klebrig verderbt mit Schleim besudelt sind. Frivol lachend holt er immer neue Bilder heraus, bei denen selbst Bernd rot wird und verlegen von 'Schweinebauch mit Soooße' redet.

„Kannst dich doch an deinen Bildern aufgeilen“, murmelt er, der auch kein Kostverächter ist.

„Das reicht mir aber nicht, die bewegen sich ja nicht mehr“, sagt Robert.

„Wieso, sind die tot?, du hast doch nicht etwa.“

„Natürlich nicht, aber ein Video wäre besser gewesen, so macht mich das nich` mehr an, versteh`ste.“

Hin und wieder findet sich noch eine Ältere, die froh zu sein scheint, noch einen Freier zu finden und bereitwillig mitgeht. Einen schnellen Bums auf dem Klo lehnt sie ab, oft spielt die fehlende Gelenkigkeit eine Rolle. Im Rausch hört nur sie das Knirpsen ihrer eigenen Knochen, froh darüber, dass Robert zu beschäftigt ist, seinen Orgasmus noch hinzukriegen und auf sie nicht achtet. Sehnlich nimmt sie das fleischliche Glück in seinem Bett an, 'selbst zu kom men'...

Warum sie das Licht nicht dabei anhaben will, kann nur sie wissen. Auseinanderfallende Brüste nach beiden Seiten ihres Körpers oder der Schwerkraft zum Boden sind kein schöner Anblick mehr, das hätte ihn sicher abgetörnt.

So ist es dann auch, schnell will Robert sie wieder loswerden und komplementiert sie ohne Abschiedsgruß mit jedoch freundlichem Gesicht aus der Wohnung.

*

Eines Abends verirrt sich Yasmin in diese Kneipe, 'Zum Strammen Jakob', sie sucht einen Mann, den sie vor einigen Tagen in einer Discothek kennengelernt hat.

Er schien dort der 'King' zu sein, sie jedoch hatte er nicht beachtet, das hatte sie geärgert, weil sie inzwischen eine ebenso auffallende Erscheinung zu sein glaubte. Als er zu später Stunden doch noch auf sie zukam, weil sie von mehreren Typen wegen ihres exaltierten Benehmens umringt war, konnte sie ein Date vereinbaren, eben in dieser Kneipe, Roberts Kneipe.

Weil der Typ nun nicht auftaucht, unterhält sie sich mit Robert, der auf sie fliegt, wie Motten aufs Licht, eigentlich wissend, er wird sich die Flügel verbrennen, wenn er wagt, sie anzubaggern. Sie ist doch viel zu jung für mich, die Zeiten sind vorbei, in denen ich Erfolg bei so schönen Frauen hatte, überlegt er.

Um ein Thema zu finden, fragt er sie, ob sie hier wohne, nein hier nicht. Nun erzählt er ihr etwas über die Sehenswürdigkeiten Kreuzbergs, zum Beispiel die East Side Gallery hier im Bezirk, die sie unbedingt sehen müsse. Was er nicht weiß, sie gehört zwar zu Friedrichshain, liegt jedoch am Kreuzberger Ufer der Spree.

„Es ist sehr interessant dort, du könntest an der Spree spazieren gehen und die großen Künstlerbilder bewundern, die ein authentisches Zeugnis der Wiedervereinigung sind.“ Keine Antwort, - wäre auch eine, denkt sich Robert frustriert, komische Ziege, aber wohl nicht an der deutschen Geschichte interessiert.

„Es ist die längste Open Air Gallery der Welt, die Mauer war mal die Grenze zwischen Ost- und Westberlin. Wenn du nich` allein gehen willst, es gibt auch Führungen.“

Robert schweigt nun, die Frau wartet anscheinend auf irgend so einen Typen und hat wohl den Tunnelblick, nichts mitzukriegen... Damit hat er ins Schwarze getroffen.

Sie hört kaum zu, mit einem Augen auf die Tür sehend. Robert ärgert sich, sie brauchte nicht so von oben herab zu sein, was bildet sich diese Pute denn ein... Als der Erwartete doch noch kommt, steht sie unvermittelt auf und verlässt mit dem Freund das Lokal ohne Gruß.

Blinddate in the Night

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