Читать книгу Blinddate in the Night - Ahjan Suchy - Страница 21
Elternhaus
ОглавлениеWas sie nicht ahnt, sie wird keinen Hausarrest aufgebrummt bekommen, weil man den neuen Freund akzeptieren wird. Warum? Ganz ohne Anmeldung steht der schöne BO vor ihr, er hat sich sozusagen selbst eingeladen. Weil Yasmin rausfliegen wird, wenn sie noch einmal morgens nach Hause kommt.
„Mein Name ist Adrian Laster“, stellt er sich der Mutter vor, die gerade im Garten die Rosen gießt und die nicht ahnt, wie passend der angenommene falsche Name ist.
Sie scheint angetan von dem Mann, raunt aber ihrer Tochter zu, der sei ganz schön alt. Ahnt sie es, es wird wohl der Mensch sein, weswegen ihre Tochter schon mehrmals nachts oder am Morgen nach Hause gekommen ist.
Dass ihre Tochter die Berührungen beim Sex mit Liebe verwechselt, weil sie als Mutter sie nie in den Arm genommen hat, ist beiden nicht bewusst. Manch ein solcher Fehler führt in späteren Jahren zu psychischen Störungen und Fehlentscheidungen in der Lebensführung. Langsam wird die Tochter ihre eigenen Erfahrungen machen. Hoffentlich findet sie einen anständigen, guten Mann, denkt die Mutter obenhin.
Yasmin sonnt sich am Pool, um die Blässe loszuwerden, die sie nicht attraktiv findet. Bräune ist heute 'IN', und in diesem Alter ist die Sonne auch noch nicht so hautschädigend, wenn man es nicht nicht bis zum Hautkrebs übertreibt, weiß sie.
Die altmodische Mutter ist für ihre Tochter peinlich berührt:
„Zieh dir mal etwas über“, raunt sie, denn es sei nicht schicklich, sich hier vor einem Fremden so zu zeigen. Erschrocken greift Yasmin zum Badehandtuch, sie verliert fast die Fassung, ohne Vorwarnung überfallen worden zu sein. Heimlich müssen sie und ihr Unterbewusstsein lächeln. Wenn die Mutter wüsste, dieser Mann hat sie schon in ganz anderen Situationen und Posen gesehen, würde sie ihn hinauswerfen. Beide lächeln sich an, sehen aber nicht, die Mutter hat so ihre Gedanken zu dem gut aussehenden Mann, ganz schön verlebt sieht er aus, findet sie.
Adrian hat ganz schnell Yasmin das Handtuch umgelegt, so nebenbei seinen Körper an sie gedrückt, was ihr einen Schauer über den Rücken jagt.
Zum Glück schneidet ihr Mutter nun die Rosen und hat das nicht gesehen.
„Wir leben nicht im siebzehnten Jahrhundert, wo man sich nicht nähern durfte, geschweige denn Frauen mit den Augen ausziehen“, flüstert Adrian amüsiert über Yasmins züchtig nach unten gerichteten Blick, der anscheinend der Beobachtung ihrer Mutter gezollt ist.
„Unsere Familie und der ganze anhängende Clan ist noch aus der alten Zopfzeit“, meint Yasmin, „wenn die wüssten, was ich so mache...“
„Du meinst, was du so treibst?!“
„Was treibe ich denn, das ist doch ganz normal, auszugehen“, sagt sie ausweichend.
„Wie sieht es heute Abend aus, kannst du weg, oder musst du erst deinen Familienclan daten“, fragt Adrian ironisch.
Sie verabreden sich zu zehn Uhr abends, Adrian holt sie dann auch pünktlich ab und ist befremdet über ihr Outfit. Um die Bräune besser zur Geltung zu bringen, hat Yasmin ein weit ausgeschnittenes Shirt angezogen, jedoch ist sie mehr krebsrot als braun und die Bluse auch rot. Das sehe schrecklich aus, moniert Adrian und überhaupt...
„Du bist viel zu stark geschminkt, deine Augen brauchen keine Schwarzumrandung, gehe sofort und wische dir das ab!“
Yasmin ist wie vom Donner getroffen, so kann BO nicht mit ihr umgehen. Sie weiß nicht, er will sie heute seinen Freunden vorführen – und sie sieht jetzt schon aus wie eine Käufliche, obgleich er geschwärmt hat, eine süßes unbescholtenes Mädchen getroffen zu haben, das man sich noch ganz nach seinen Wünschen und Vorstellungen zurechtbiegen könne. Die dicke Wimperntusche verläuft unter ihren Tränen bereits, als sie sich umdreht und zurück im Haus verschwindet. Als sie nach einer Viertelstunde nicht wieder erscheint, ruft er ihr Handy an.
Abgestellt. Aha, die junge Dame schmollt. Also klingelt er an der Haustür, die geöffnet wird von anscheinend Yasmins Vater. Groß und imposant mit reichlich angegrauten Haaren und ziemlich unfreundlicher Miene fragt der, zu wem er wolle. Auch er mustert sein Gegenüber und ist nicht gerade von dessen Erscheinungsbild angetan. Was will denn dieser Mensch von Yasmin, das kann doch nur eine Verwechslung sein. Ehe er noch viel fragen kann, erscheint Yasmin in einem rosa Röckchen der Görli-Generation mit Stiefelchen und züchtigem Pulli.
Sie eilt am Stiefvater vorbei – fast ungeschminkt:
„Hi, Papa“, - schon ist sie an ihm vorbei und an Adrians Lincoln, einem Ami-Schlitten. Reißt selbst die schwere Tür auf und dreht sich auch nicht mehr um.
Verblüfft grüßt BO kurz zum Vater hin und folgt ihr.
„Was war denn das jetzt für eine Aktion“, wundert er sich.
Schweigend fahren sie zu der verabredeten Bar, und Adrian muss sie nun so akzeptieren, wie sie sich zurechtgemacht hat. In seinem Ärger hatte er eigentlich vor, zu sich zu fahren und sie mit neuen Sachen nach seinem Geschmack anzuziehen. Um sie zu besänftigen, holt er jetzt gleich den Schmuck aus der Tasche. Sie freut sich tatsächlich ziemlich, obgleich sie von Hause aus besseren von der Großmutter geerbt hat. Adrian wollte ihr den Schmuck erst nachts geben, wenn sie bei ihm zu Hause sein würden, aber, nun gut, spielt ja keine Rolle.
Im Görli-Look sieht Yasmin viel jünger aus, man könnte sie für siebzehn halten, schon wegen ihrer nicht allzu üppigen Oberweite, die durch den weiten Pulli noch reduziert aussieht. Einige seiner Freunde raunen ihm dann auch zu, ob die schon achtzehn sei. „Selbst, wenn du sie auf zwanzig ausstaffierst, die Bullen prüfen trotzdem die Papiere...“
Der schöne Adrian grinst nur, sollen die doch denken was sie wollen, nur er kennt ihr wahres Alter.
Alle sind von Yasmins Aussehen angetan, da sie ihre wilde Mähne noch auftoupiert hat, um damit zu glänzen. Wenn ihr Gesicht nicht so hübsch sei, wie es andere Frauen haben, sagt sie Adrian, dann wolle sie wenigstens mit ihrer Figur und der Mähne Eindruck machen.
„Du hast wunderschöne Augen, meine Kleine, lass dir nichts einreden.“
Er weiß von ihren Minderwertigkeitskomplexen, die der Vater ihr eingeredet hatte, damals mit dreizehn, als sie ein dickliches Kind war.
„Du siehst doch selbst, wie schön du bist, auch an deinem Gesicht gibt es nichts auszusetzen. Vielleicht ist dein Mund etwas klein, heute suchen die Filmmanager und Produzenten Mädchen mit einem Schmollmund – aber notfalls kann man ihn aufspritzen.“
Yasmins innerer kleiner Teufel ist zum Bersten wütend, sie lässt sich äußerlich nichts anmerken, jedoch sieht BO ihr an den Augen an, dass sie wütend zu sein scheint, so gut kennt er sie noch nicht, aber die blitzen aus verengten Augenschlitzen. Er legt ihr seinen Arm um die Schultern, um sie zu beruhigen. Er weiß, sie wird an ihren Lippen nie etwas schnippeln lassen oder aufpolstern lassen. Ein winziges Lächeln dankt ihm.