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Der Pascha von Batumi hatte sich entschlossen, nach Konstantinopel zu reisen, und war damit beschäftigt, Geschenke für die Reise vorzubereiten. Als Statthalter der am weitesten entfernten, am besten versteckten, am meisten vergessenen und stillsten Provinz des osmanischen Reiches wollte er den Besuch nutzen, um Eindruck zu machen. Er hatte einen Mann vorgeschickt, der für eine angemessene Unterkunft sorgen sollte, und war nun mit seinen eigenen Vorbereitungen beschäftigt.

Der Pascha von Batumi wollte, dass ihn ein Gefolge von fünfzig Mann begleitete, wie es zu einem Mächtigen von hohem Stand passte. Die Reise selbst sollte eine unvorstellbare Summe kosten. Um die Kosten zu decken, handelte er mit etlichen Kaufleuten aus, ihm das Geld zu leihen.

Alle wussten, dass der Pascha diese Reise deshalb so dringend machen wollte, weil er hoffte, ein Heilmittel gegen seine Unfruchtbarkeit zu finden. Das war auch der Grund, keine Kosten zu scheuen. Außerdem hoffte er, den Sultan mit seinen Gaben und Geschenken zu entzücken.

Kinderlos zu sein bewegt jeden Mann, aber das traf in besonderer Weise auf den Pascha von Batumi zu, da er Georgier war und somit den Auftrag hatte, einen Sohn und Erben zu hinterlassen. Im Osmanischen Reich war es eigentlich nicht üblich, dass Ämter vom Vater auf den Sohn übergingen, aber wer sollte an dieser vergessenen Küste die Entscheidung eines Mannes infrage stellen, seinen Titel an sein Kind weiterzugeben.

So war der Vater des jetzigen Paschas schon Pascha gewesen und vor diesem dessen Vater.

Der Pascha von Batumi hatte gehört, dass es in Konstantinopel einen hervorragenden Arzt gab, kein Türke, ein Mann aus dem Westen, aus Frankreich oder Italien, der schon viele von ihrer Unfruchtbarkeit geheilt hatte. Der Pascha betraute seinen Abgesandten damit, den Aufenthaltsort des Arztes herauszufinden, während er selbst sich um die Geschenke kümmerte. Er wollte entlang der Küste nach Konstantinopel segeln. Sein Schiff war zwar nicht dazu angetan, dass die Leute im Hafen von Konstantinopel die Köpfe verdrehten, aber er hatte vor, es mit Gaben und Geschenken zu beladen, welche die entscheidenden Leute in Erstaunen versetzen und zu Dankbarkeit bewegen würden. Mit Blick auf den Krieg zwischen den Russen und den Osmanen wollte er sich außerdem bemühen, bei den obersten Beamten sein politisches Gewicht geltend zu machen. Er dachte nicht daran, dass diese es für leichtsinnig halten könnten, wenn der Statthalter einer Grenzprovinz nach Konstantinopel reiste, während ein Krieg tobte und die Russen jeden Moment bei ihm vor der Tür stehen konnten.

Als Vertreter ließ er seinen Bruder, seine rechte Hand und Oberbefehlshaber, zurück.

Sobald es um die Geschenke ging, schonte der Pascha nichts und niemanden. Er hatte entschieden, dem Sultan eine Frau zu schenken. In der Vergangenheit wäre das kein Problem gewesen; in den letzten dreihundert Jahren war Batumi das Handelszentrum für georgische und tscherkessische Gefangene gewesen, nun aber war der Handel mit Gefangenen und Entführten auch über die Grenzen hinweg fast vollständig zum Erliegen gekommen. Er fand nur noch selten statt und es fehlten die Jungen, die in dieses Geschäft einsteigen wollten. Auf seinem eigenen Hoheitsgebiet hatte der Pascha einfach und im Einklang mit den Bräuchen jede Frau auswählen und als Geschenk an seine Vorgesetzten schicken können. So war es von seinen Vorfahren gehalten worden, aber inzwischen, das wusste der Pascha von Batumi, würde kein Bauer eine seiner Frauen herausgeben. Auch nicht, wenn ihr versichert würde, dass sie in Konstantinopel im Palast des Sultans selbst leben sollte. Sie würde spurlos verschwinden, von ihrer Familie versteckt. Und wenn das nicht half, um zu verhindern, dass sie verschleppt wurde, dann würde die Familie um sie kämpfen. In jedem Fall müsste diese Frau jemand Besonderes, jemand Einzigartiges sein. Der Pascha von Batumi dachte lange nach und beschloss, dem Sultan eine Frau aus Georgien zu schenken. Georgien gehörte zu Russland und der Sultan hörte vieles über Russland, sein Nachbarland.

Es gab keine Sklavenhändler mehr und auch die Entführer schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Doch dann erinnerte sich der Pascha an seine Kindheit; damals war sein alternder Fahnenträger Aziz-Bey ein Sklavenhändler gewesen. Bis heute tummelte sich Aziz-Bey auf diesem Gebiet, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu bot, und der Pascha sah keine andere Möglichkeit, als durch ihn an eine Frau heranzukommen. Geld spielte keine Rolle. Und so entsandte der Pascha seine Diener, um Aziz-Bey zu finden. Aziz-Bey war Muslim und Georgier wie der Pascha von Batumi selbst, aber er war ein alter Mann und der Pascha hatte Zweifel, ob er ihm in dieser Angelegenheit eine große Hilfe wäre, nur fiel ihm kein anderer Weg ein.

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