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Aziz-Bey, müde und gelangweilt dreinschauend, saß mit verschränkten Beinen und dem Rücken zum Meer am Wasser und starrte auf das Dorf an der felsigen Küste, das sich Stück für Stück zur Stadt auswuchs. Nicht weit entfernt war am alten hölzernen Kai sein schwarzes Boot festgemacht. An Bord gingen zwei Seemänner ihrer Arbeit nach und doch schien es fast, zumindest für diesen Moment, als würde der Klang des Meeres – so vertraut und bekannt er ihm war – für ihn nicht existieren. Vor kurzem waren Aziz-Bey und seine beiden Männer von Batumi aus zu diesem Dorf gesegelt, das Poti genannt wurde. Sobald sie ihr Boot festgemacht hatten, gab Aziz-Bey einigen Kindern, die am Strand spielten, ein paar Münzen und schickte sie ins Dorf, um seinen alten Freund Ashiq-Bash zu suchen.

Wie das Glück es wollte, hielt sich Ashiq-Bash tatsächlich gerade im Dorf auf. Er hieß eigentlich gar nicht Ashiq-Bash, das war nur ein Spitzname, den Aziz-Bey ihm verpasst hatte, weil er ihn an einen alten Volkshelden gleichen Namens erinnerte. Aziz-Bey wusste, dass er ein rastloser Mann war und selten längere Zeit an einem Ort weilte, aber in diesem Fall hatte er keine andere Wahl, als einfach aufzutauchen und zu hoffen, dass Ashiq-Bash da wäre.

Aziz-Bey plante, in seinen alten Beruf zurückzukehren, der ihn lange ernährt hatte, und genau dazu war er auf Ashiq-Bash angewiesen.

Aziz-Bey war nicht mehr der Jüngste. Er war alt und hatte es satt, in den Diensten eines anderen zu stehen. Er trug einen Dolch und zwei Pistolen bei sich, die unter dem Hemd im Hosenbund steckten. Anders als viele mochte er seine Waffen nicht zur Schau stellen.

Er brauchte keinen Barbier mehr, denn unter seinem mit tausend Edelsteinen besetzten Turban hatte er keine Haare mehr. Aziz-Bey war kahl und diente dem Pascha von Batumi als Fahnenträger.

Aber das Tragen von Fahnen war keine Aufgabe für einen alten Mann und Aziz-Beys Knöchel schmerzten. Seine Handgelenke, seine Ellbogen und sein Nacken schmerzten ebenso. Er war schon oft in diesen Gewässern gesegelt, und er mochte das Meer nicht.

Als er so mit verschränkten Beinen auf der blanken Erde saß, sah Aziz-Bey, wie ein Mann aus dem Dorf auf ihn zugeritten kam.

Auch auf die Entfernung erkannte er Ashiq-Bash, seinen alten Freund und Gefährten, wie er sich im ruhigen Trab näherte.

Das war das Erstaunliche an der Eingebung: Es war nur ein Punkt am Horizont und dennoch war es eindeutig Ashiq-Bash, denn nur wenige Reiter ließen ihr Pferd sich so elegant aufbäumen, ja es fast tanzen.

„Hier bin ich und werde immer älter, während er kein bisschen gealtert zu sein scheint“, dachte Aziz-Bey und erhob sich mühsam. Er schaute auf sein Boot, sein großes, hässliches, dreckiges Boot, und übersah das Meer völlig.

An diesem Tag war die See ruhig. Auch nachts, als sie gesegelt waren, war die See ruhig gewesen.

Aziz-Bey wusste, dass irgendwo an der Küste, in der Nähe des Dorfes, ein russisches Regiment lagerte, und wollte von den Soldaten nicht gesehen werden. Der Pascha – sein Herr – verwandte keinen Gedanken darauf, in welche Gefahren sich sein Diener begab. Jetzt, da der Sultan gegen den russischen Zaren Krieg führte, war es sehr gut möglich, dass Aziz-Bey, der arme, erschöpfte, lang gediente Aziz-Bey, genau hier, an dieser Küste, getötet würde.

Von alten Herzen und Schwertern

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