Читать книгу Von alten Herzen und Schwertern - Aka Mortschiladse - Страница 8
3
ОглавлениеLeutnant Gekht starb im Spital der Kaserne an der ihm zugefügten Wunde, nur etwa fünfzehn Meter von dem Raum entfernt, in dem die Soldaten Baduna Pavneli nun gefangen hielten. Bevor er starb, schaffte es der Leutnant noch, dem Oberst einen Brief zu schreiben, in dem er das Geschehene als zufällig und als unerwartetes Duell beschrieb und darum bat, seinem Gegner gegenüber, mit dem sich ein simples Missverständnis ergeben habe, Milde walten zu lassen. In seinem kurzen, verworrenen Schreiben erwähnte Leutnant Gekht weder die Kutsche noch die Dame oder Damen darin und erwies sich so als ein Mann von Ehre. Er bat außerdem darum, seinen Gegner zu treffen und zu sprechen, was ihm das Büro des Statthalters aus Gründen untersagte, die sich niemandem so recht erschlossen. Das überzeugte den Oberst nur noch mehr davon, dass der junge Pavneli den Leutnant schon vor dem Duell gekannt und ihm an diesem Tag aufgelauert hatte, um sich dieses Rivalen ein für alle Mal zu entledigen.
Als Pavnelis einflussreiche Paten – von denen einer bereits zum General in der russischen Armee aufgestiegen war – anfingen, sich für diesen einzusetzen, wurde deutlich, dass das Büro des Vizekönigs selbst die ganze Angelegenheit herunterspielen, gleichsam unter den Teppich kehren wollte. Daraus konnte der mit den Ermittlungen betraute Oberst schließen, dass Pavneli ungestraft davonkommen würde.
Der Oberst versuchte dennoch sein Bestes. Leutnant Gekht war im Regiment sehr beliebt gewesen. Er mochte den Süßwarenstand zertrümmert haben, das machte er allerdings mit seinem Einsatz in der Schlacht um Jerewan auf das Vortrefflichste wett, außerdem beglich er seine Schulden beim Kartenspiel immer sofort.
Es war ein kurzer Schwertkampf gewesen.
Der junge Pavneli sagte dem Oberst, er habe den Batzen türkischen Honigs auf dem Schwert des Leutnants überhaupt nicht gesehen, außerdem habe er den Offizier für einen Fremden gehalten, der aus heiterem Himmel zugeschlagen habe.
Er war einen Schritt zurückgetreten, hatte ein Knie gebeugt und sein Schwert gezogen. Nach dem Vernehmungsprotokoll hatte von den Schaulustigen niemand etwas gesehen, nur gehört, wie Stahl auf Stahl schlug. Zweimal. Es war der dritte Hieb, der Leutnant Gekhts tödliche Wunde verursachte. Er erstarrte, versuchte seine Pistole zu ziehen, war aber nicht mehr in der Lage dazu.
Ein Zeuge, der selbst im Umgang mit dem Schwert geschult war, beschrieb es nicht als wütenden Hieb. Pavneli war nach vorn gestürzt und hatte zugestoßen. Der Regimentsarzt bestätigte, dass es sich um eine Stichwunde handelte, eine sehr tiefe, denn das Schwert war in Gekhts Bauch eingedrungen.
Aber man konnte Pavneli nicht einfach für den Ausgang des Duells verantwortlich machen. Der Oberst dachte, dass dieser gar nicht in der Lage wäre, den Vorfall zu beschreiben, sondern nur fähig, sein eigenes Verschulden auszudrücken.
Die Ermittlungen dauerten drei Monate.