Читать книгу Von alten Herzen und Schwertern - Aka Mortschiladse - Страница 13
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Оглавление„Hier bin ich und werde alt und er altert kein bisschen.“ Es musste fünf Jahre her sein, seit Aziz-Bey und Ashiq-Bash sich das letzte Mal gesehen hatten.
Ashiq-Bash trug enge burgunderrote Hosen und schwarze Schnabelstiefel. Er saß auf seinem Pferd in einem teuren Sattel, und obwohl seine Haare und sein Schnauzbart gefärbt waren, hatte er noch volles Haar, das ihm auf die Schultern fiel, gerade so, wie er es schon in den alten Tagen trug.
In dieser Gegend nannten ihn die Leute seit seiner Kindheit Zozoria, den Gecken. Aber die Menschen misstrauten ihm, nicht wegen seiner Schönheit und Eleganz, sondern weil Gerüchte kursierten, dass er in Entführungen und den Sklavenhandel der osmanischen Türkei verwickelt gewesen sei.
Das war zugegebenermaßen lange her, aber Gerüchte halten sich hartnäckig.
Aziz-Bey war froh, Zozoria, den Gecken, lebend wiederzusehen.
Aziz-Bey fühlte, dass er selbst nicht mehr lange auf dieser Erde weilen würde, aber es gab keinerlei Anzeichen für Ashiq-Bashs Absicht, bald seinem Schöpfer gegenüberzutreten. Er trug immer noch einen türkisfarbenen Edelstein am Knauf seines Dolchs und hatte keine Angst davor in Gelächter auszubrechen.
„Ho, Tatare!“, rief Zozoria, der Geck, als er schnell auf Aziz-Bey zuritt und sein Pferd direkt dort, wo dieser mit gekreuzten Beinen auf dem Boden saß, aufbäumte.
Georgier nennen Muslime immer Tataren.
Aziz-Bey hatte nicht die Kraft aufzustehen, tat es aber trotzdem.
„Wo zur Hölle kommst du her?“, rief Ashiq-Bash und klopfte Aziz-Bey auf die Schulter. Dieser wankte, blieb aber auf den Beinen und versetzte Ashiq-Bash ebenfalls einen kräftigen Schlag auf die Schulter.
„Weißt du, wenn sich Russen begrüßen, ich meine Männer, dann küssen sie sich“, erzählte Ashiq-Bash, „direkt auf den Mund.“
Aziz-Bey winkte ab und sagte: „Daran kann ich mich schon kaum noch erinnern.“
„Erwarte von mir nicht, dass ich es dir zeige. Was kann ich dir zu essen oder zu trinken anbieten? Ich lasse uns etwas holen.“
„Ich muss bald zurück“, sagte Aziz-Bey und setzte sich wieder. Er nahm einige Kiesel in die Hand und schüttelte sie wie Würfel.
„Du bist nicht gekommen, um dich taufen zu lassen, oder?“ Zozoria, der Geck, streichelte sein Pferd und setzte sich zu Aziz-Bey. Er schielte so stark, dass Aziz-Bey fast wieder jung aussah.
Ashiq-Bash war ein angenehmer Mensch, der angenehme Arbeit gefunden hatte. Alt, aber immer noch gut aussehend, arbeitete er jetzt als Lieferant für das russische Regiment. Mit acht Ochsenkarren transportierte er Lebensmittel. Daneben machte er mit den Soldaten auch kleinere Handelsgeschäfte mit Lebensmitteln, Luxusgütern und anderem. Sein einziges Bedauern war, dass man in seinem Gebiet noch nicht angefangen hatte zu kämpfen. Ashiq-Bash wünschte sich Krieg. Er würde daran gut verdienen.
„Komm, nimm deine Fahne und schwenke sie vor dir. Du bist doch ein Fahnenträger, oder? Ich weise dir den Weg und wir verdienen ein bisschen Geld“, sagte Ashiq-Bash.
„Was zahlen sie denn?“, fragte Aziz-Bey und schüttelte wieder die Kiesel in seiner Hand.
„Silbermünzen in verschiedenen Währungen …“, antwortete Zozoria, der Geck.
„Dann werde ich dir wohl ein paar Goldtaler einbringen, Ashiq-Bash“, seufzte Aziz-Bey.