Читать книгу Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма - Страница 13

Erster Band
Dreizehntes Kapitel

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Frau von Parabère lachte viel, ich habe es bereits gesagt; sie schien sehr lebhaft und ausgelassen zu sein, sie scherzte über die ernstesten Ereignisse, und dennoch fand ich, daß in dieser Fröhlichkeit etwas Gezwungenes, etwas Schmerzliches lag, wenn ich mich so ausdrücken darf. Sie schien gewaltsam eine Maske vor ihrem Gesichte zu tragen.

Wie fast jeden Abend, so sollte sie auch heute in dem Palais-Royal soupiren. aber aus einer Art Eigensinn leistete sie darauf Verzicht, um bei mir zu bleiben. Ich bemerkte die Veränderung ihrer Laune und fragte sie um den Grund.

– Ah, ah! entgegnete sie, einen Grund! Warum soll ich einen Grund haben? Warum soll ich mir darüber Sorgen machen? Ich habe meine Laune geändert, ohne es zu bemerken, und wenn ich Ihnen den Grund davon sagte, so würden Sie mir nicht glauben. Sprechen wir von andern Dingen, sprechen wir von Ihnen, erzählen Sie mir von Ihren ersten Jahren, von Ihrer Heirath! Sagen Sie mir, ob Sie einen galanten Mann haben, oder ob Sie uns eine Tugend voll Scheinheiligkeit und Frömmigkeit bringen. Das wäre Schade, wahrhaftig, mit einem so hübschen Gesichte wäre es Schade!

Ich hatte durchaus keine Lust, etwas zu erzählen. Obgleich Frau von Parabère mir ungemein gefiel, so machte sie mich dennoch bestürzt, ich war für so etwas nicht geschaffen. Der Antwort auf ihre Frage wich ich dadurch aus, daß ich auf Herrn Du-Deffand und auf die Art, wie unsere Verbindung entstanden, zurückkam. Sie spottete über meine Gutmüthigkeit, wie sie es nannte, und über meinen Entschluß, ihm durchaus treu bleiben zu wollen.

– Aber, Madame, wie kann ich meinen Mann täuschen…

– Man täuscht ihn nicht, meine Liebe, man amüsirt sich. Haben Sie ihn heute getäuscht? Und doch sind Sie hier ohne seine Erlaubniß.

Der Beweisgrund war ein scheinbarer, ich fand keine Antwort darauf. Aber ich war immer noch schüchtern auf diesem Wege, ich ging erschreckt weiter, denn ich fürchtete mich zu verirren und zu verlieren. Aber ich war auch neugierig, und wollte Kenntnisse sammeln; deshalb fragte ich viel. Der Marquise kam nichts gelegener, als daß sie antworten konnte. Wir plauderten wie zwei gute Freundinnen, und ich begann mich zu unterrichten, ich begann vorzüglich Vergnügen an diesem Unterrichte zu finden. Da trat ein Diener ein, und meldete einen Boten des Regenten an.

– Ach, sagte die Marquise mit einem Anfluge von Laune, was will er denn noch von mir? Ich hatte ihn schon vergessen.

Der Bote war ein Page, ein sehr hübscher Page, der Chevalier von Ravannes, eben so schlau als kühn, wie es seine Obliegenheiten erforderten. Er grüßte uns cavaliennäßig, und überreichte ein Billet, das Frau von Parabère mit ihren Fingerspitzen in Empfang nahm. Indem sie las, erröthete sie und biß sich in die Lippen.

– Wie, bin ich nicht Herrin meiner Zeit? Kann ich denn nicht zu Hause mit einer guten Freundin allein bleiben, ohne daß man nach mir schickt, weil das Souper in meiner Abwesenheit ein trauriges ist? Muß ich denn für Zerstreuung sorgen? Ich werde nicht kommen, Herr von Ravannes, sagen Sie dies Sr. Hoheit.

– Madame, Ihre Hoheit erwartet Sie!

– Nun, so mag sie mich erwarten.

– Man erwartet Sie, ebenso auch die Frau Marquise Du-Deffand. Ich bin beauftragt, Sie ganz besonders einzuladen.

– Mich? rief ich erschreckt.

– Ja, Madame! gab er mit einem sehr einnehmenden Lächeln zur Antwort.

– Wie, Madame Du-Deffand? Dann muß ich sie führen, dann muß ich sehen, wie sie diesen Abend zum ersten Male bei einem Souper im Palais-Royal auftritt. Ach, die kleine Frau, die sich vor Allem fürchtet, die uns für der Hölle entflohene Kinder hält! Das ist etwas anderes! Das kommt mir recht! Ich werde gehen – wir werden gehen! Ich werde mich unendlich amüsiren!

– Ich kann die Einladung nicht annehmen, Madame, antwortete ich bewegt.

– Nicht annehmen? Das wäre eine schöne Thorheit! Schlägt man dem Regenten etwas ab?

– Madame, ich habe den Befehl, Sie zu entführen. Ich war dem Weinen nahe.

– Unmöglich! Ich kann durchaus nicht! fuhr ich fort.

– Madame, ich habe den Befehl, nicht ohne Sie fortzugehen.

– Aber Herr Du-Deffand?

– Ich soll ihn, nachdem ich hier meinen Auftrag vollzogen habe, benachrichtigen. Mein gnädigster Herr hat daran gedacht, er denkt an Alles.

– Herr Du-Deffand wird in Zorn gerathen, er wird mir niemals verzeihen!

– Wird er es wagen, gegen den Herzog von Orleans in Zorn zu gerathen?

– Ach, daß ich Unglückliche hierher gekommen bin! Ich hätte auf meinen Mann, auf meine Tante hören sollen. Man hat es mir wohl gesagt, daß ich weiter gehen würde, als ich möchte.'

– Auf Ehre, Chevalier, sie ist bewunderungswürdig. Ich wette, daß sie weinen wird.

Ich hatte große Luft dazu, aber nie fand ich mich mehr daran verhindert. Ravannes und die Marquise brachen in ein lautes Gelächter über mich aus. Dies brachte mich wirklich in Zorn. Es gab indeß noch eine Stimme, die mir ein Ja zuflüsterte. Ich ward durch Furcht, durch einen Rest von Vorunheil zurückgehalten, außerdem hatte ich große Luft mich zu amüsiren, mehr aber noch große Lust das kennen zu lernen, was mich so heftig erschreckte. Ich machte noch einen letzten und schüchternen Einwand.

– Kann ich denn in einem solchen Anzuge gehen?

– Ihr Anzug ist gut, wenn wir ihm noch einige Schmucksachen hinzufügen, und dies ist das Werk eines Augenblicks. Sie werden dann schön, und noch schöner sein, als die andern. Sie fangen an, auf bessere Gedanken zu kommen.

– Nein, nein, Madame, ich will nicht, ich kann nicht!

– Herr von Ravannes, gehen Sie und benachrichtigen Sie Herrn Du-Deffand. Hören Sie nicht auf diese weinende Schöne. Während der Zeit bereiten wir uns vor. Ehe eine Stunde verflossen, wird man bei Tafel sein.

– Madame… mein Herr, unternehmen Sie Nichts! Begreifen Sie denn nicht, daß ich erst Morgen früh nach Hause kommen würde? Und wie wird man mich empfangen!

Das Lachen verdoppelte sich. Ich lachte nicht mit.

– Sie hat Furcht vor der Ruthe. Das ist köstlich! Schade, daß sie einen Mann hat, man würde sie sonst als eine Mündel des Königs einschreiben lassen, und alle Chamronds der Welt würden darüber ihr Latein vergessen. Gehen Sie, Ravannes, gehen Sie schnell! Um die Schwierigkeit zu beseitigen, werden wir sie morgen durch eine Korporalschaft der Wache nach Hause geleiten lassen, durch das respectabelste Corps Europa's – dann wird man sie gut empfangen.

Der Page entfernte sich. Halb freiwillig, halb gezwungen folgte ich Frau von Parabère in das Toilettenzimmer. Sie rief ihre Frauen, die mich wie eine Puppe putzten und coiffirten, ohne daß ich eine Hand anzulegen brauchte. Die Marquise kreiste um mich herum, sie ordnete an und gab Befehle. Ich ließ Alles mit mir geschehen, und mußte bald über mich lächeln, denn ich fand, daß ich schön war. Dies war mehr als die Hälfte des zurückgelegten Wegs.

Der kleine Rabe dachte bei sich, Niemand hat mehr Geschmack. Ich sah, daß sie sich plötzlich umwandelte, die Lebhaftigkeit ihrer Bewegungen setzte mich immer mehr in Erstaunen. Aber ihr Lachen war verschwunden, seit sie sich nicht mehr mit mir beschäftigt; ihr Gesicht hatte einen so ernsten Ausdruck, wie ich ihn früher nicht bemerkt.

– Man zwingt mich, diese Nacht zu kommen, sie sollen mir dafür zahlen! Ich werde Niemanden verschonen, und wir werden dann sehen, wie sie mir meine Freiheit danken.

– So sind Sie schlecht?

– Ich bin wüthend. Es ist mir unerträglich, daß man mich stört, und daß mein Liebhaber mir gegenüber den Fürsten spielt. Ich bin dieses Joches müde.

– Warum brechen Sie es nicht?

– Es brechen! Das ist leicht gesagt; aber was soll ich dann beginnen?

– Es giebt noch so viel Dinge!

– Es giebt keine. Mein liebes Kind, merken Sie sich das, ich habe heute meinen Tag der Wahrheit, und ich theile Ihnen jetzt eine Wahrheit mit: es giebt eine gewisse Existenz, die nothwendig wird, wenn man sie erkannt hat. Man verwünscht sie, man beklagt sie, man rast, man will sie aufgeben; aber man kommt unwillkührlich darauf zurück, man kann eine andere nicht mehr beginnen, alles Uebrige wird zum Ekel, und hieraus entsteht das unmögliche Glück, weil man es nirgends finden kann. Diese Existenz nun ist die meinige, und sie wird die Ihrige werden, zweifeln Sie nicht daran. Lassen wir uns dadurch aber nicht behindern, mit Seiner Hoheit zu Nacht zu essen, und uns zu beeilen, denn man erwartet uns.

Der Secretair der Marquise Du-Deffand

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