Читать книгу Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма - Страница 17

Erster Band
Siebzehntes Kapitel

Оглавление

Herr Du-Deffand ward von dem Regenten, der mit Huldbezeigungen nicht geizig war, außerordentlich gut empfangen. Indem er von Madame und ihrer Gute sprach, verwirrte er sich dergestalt, daß der Fürst nichts davon verstand oder verstehen wollte. Er gab ihm einen Vertrauensposten in Languedoc, eine Art Vollmacht, welche Alles in der Provinz umzukehren schien, übrigens durchaus nichts bedeutete.

Er befahl ihm, sofort abzureisen, ohne zu sagen, wohin er ginge. Es konnte dem Herzog von Orleans nicht schwer fallen zu begreifen, daß mein Mann ein Dummkopf war, und er behandelte ihn demgemäß. Ich bin sehr alt, bin seit langer Zeit Wittwe – Herr Du-Deffand gehört der Nachwelt an, woran er bei Lebzeiten wohl nicht gedacht hat; aber ich noch viel weniger, ich bekenne es, denn ich bin der Nachwelt die Wahrheit schuldig. Ich sage die Wahrheit, dies ist ein seltener Genuß, den das Alter uns läßt, und es würde mich sehr verdrießen, mich dieses Genusses zu berauben.

Die Abreise des Herrn Du-Deffand erfolgte unmittelbar. Er konnte nicht daran denken mich mit auf eine Reise von solcher Wichtigkeit zu nehmen. Er eilte zu der Herzogin von Luynes und bat sie, sich meiner anzunehmen. Sie empfing ihn mit der Sprödigkeit, die sie zu zeigen pflegte, wenn man ihrer Frömmigkeit zu nahe trat; sonst war sie eine sehr gute Frau.

– Ich soll mich der Madame Du-Deffand annehmen, rief sie, einer Dame, die in das Palais-Royal geht, und die man nächstens im Luxembourg einführen wird? Nein, o nein, mein Herr! Ist nicht Frau von Parabère da, Frau von Phalaris, Frau von Averne und die ganze Gesellschaft des Herzogs von Orleans, um sie zu schützen?

– Aber, Madame… ich weiß nicht… ich glaube nicht… Außerdem hat sie die Ehre, Ihre Nichte zu sein.

– Sie ist meine Nichte, gewiß! Ich werde sie stets als solche empfangen, so lange wenigstens, als sie mich nicht zwingt, anders zu handeln, so lange sie allein zu mir kommt, so lange sie nicht an allen vier Enden von Paris zur Schau aushängt. Fragen Sie mich ferner nicht darum!

– Es giebt aber noch sehr achtbare Damen, Madame, die den Luxembourg besuchen, die den Regenten begrüßen…

– Sehr wenig, sehr wenig! Und diese muß eine besondere Lage dazu zwingen, diese gehen zu Madame, zur Frau Herzogin von Orleans; wenn diese im Luxembourg erscheinen, so werden sie durch die Frau Herzogin von Saint-Simon, die Ehrendame der Frau Herzogin von Berry, vorgestellt, und nicht durch Frau von Parabère; diese, mein Herr, treten durch die große Thür, und nicht durch die kleine ein. Pfui! Sie sollten nicht dulden…

Herr Du-Deffand unterbrach die Herzogin, was eben nicht anständig war, nahm die Miene eines Mannes an, und sagte:

– Ich weiß viel Dinge, Madame, die Sie nicht wissen, die Sie aber später erfahren werden. Glauben Sie mir, ich handele nicht blindlings. Madame Du-Deffand thut nichts ohne meine Bewilligung. Beeilen Sie Ihr Urtheil nicht, Sie werden sehen!

– Ich bin darüber entzückt, mein Herr, höchlich entzückt! Aber wenn Sie sich nicht in Acht nehmen, so wird man Sie sehen lassen – Sie, der Sie vom Lande sind.

– Ich gehe, um zu sehen, Frau Herzogin! antwortete er mit jenem dummen und impertinenten Lächeln, in das sich von Eitelkeit aufgeblähte Leute hüllen. Ich gehe, um zu sehen, weil ich sogleich abreise.

– Der Augenblick ist eben nicht passend.

– Ich habe ihn nicht gewählt.

– Ah! Und wer denn? Ihre Gattin vielleicht?

– Veranlassen Sie mich nicht zu reden, Madame, es ist mir verboten. Erlauben Sie mir, daß ich mich zurückziehe, mein Wagen ist angespannt.

Die Herzogin schüttelte den Kopf. Indem sie meinen Mann durch ein Zeichen verabschiedete, fügte sie hinzu:

– Gehen Sie, mein Herr, ich halte Sie nicht zurück; aber ich fürchte sehr, daß Sie einen schlechten Weg betreten. Ich werde mir wenigstens nie den Vorwurf machen, geschwiegen zu haben. Wenn meine Nichte von Chamrond noch lebte, so würde ich ihr ohne Umstände schreiben; da sie nicht mehr ist, kann ich mich nur an Sie wenden. Sie sind taub, Sie sind blind, und das ist ein Unglück. Ich verspreche Ihnen indeß, Alles zu thun, um das zu verhindern, was ich mit gutem Grunde fürchte. Sagen Sie Madame Du-Deffand, sie möge mich nicht vernachlässigen. Ich bin Ihre Dienerin!

Sie ließ ihn stehen. Ehe er in den Wagen stieg, kam er zu mir, um mir diese Unterredung Wort für Wort zu erzählen. Ich habe sie nie vergessen, sie gab mir Stoff zum Nachdenken. Hätte ich von jenem Tage an die Gelegenheit gemieden, vielleicht… so würde ich nichts zu schreiben gehabt haben, und ich weiß nicht, was ich mit meiner Gegenwart machen sollte, wenn meine Vergangenheit unbenützt geblieben wäre.

Herr Du-Deffand hatte sich kaum entfernt, als Frau von Parabère in einer glänzenden Toilette zu mir eintrat. Da sie mich in einem sehr traurigen Neglige fand, begann sie rasch ihre alten Mittel anzuwenden. Sie ließ mich coiffiren, ankleiden und mit einem gewissen Puder à l'iris pudern, den sie in die Mode brachte. Sie zog mich mir sich fort. Wir stiegen in ihren Wagen, und kamen in dem Luxembourg an, ohne daß sie mir erlaubte, eine Bemerkung zu machen.

Wir traten durch kleine Thüren ein, wie meine Tante gesagt hatte, und gingen über geheime Corridors. Man klopfte auf eine gewisse Art und Weise, Frauen und Laquaien kannten die Ankommenden. Man durchschritt eine lange Reihe von Kabinets und Galerien, und kam endlich bei Frau von Mouchy an, der Kammerdame und Vertrauten der Fürstin. Sie empfing die vertrauten Besuche, wie Frau von Saint-Simon die öffentlichen. Als sie Frau von Parabère erblickte, schien sie für mich keine Aufmerksamkeit zu haben; sie ging ihr rasch entgegen.

– Gott sei gelobt, daß Sie da sind! sagte sie. Madame hat schon diesen Morgen nach Ihnen gefragt, denn nur Sie allein vermögen sie aus einer Verlegenheit zu reißen, oder vielmehr Sie allein können verhindern, daß Ihre Königliche Hoheit eine Thorheit begeht.

Da ich mich ganz in der Nähe befand, nannte die Marquise meinen Namen, ehe sie antwortete.

– Verzeihung, Madame, sagte die Mouchy, wir haben einen Augenblick zu reden, wir sind sogleich wieder bei Ihnen.

– Ich komme zu ungelegener Zeit, antwortete ich verletzt; ich glaube, es muß…

Schon war ich einen Schritt zurückgetreten, als eine Thür geöffnet ward. Eine junge, sehr starke und ziemlich hübsche Frau trat ein. Ihre Haare waren wirr, der Toilettenmantel hing auf ihrem Rücken. In der Hand trug sie einen Reiherbusch.

– Gräfin, sagte sie, bringen Sie ihm dies, und fragen Sie, ob diese Perlen ihn endlich zufrieden stellen könnten.

An der Art, wie Frau von Parabère grüßte, erkannte ich die Frau: es war die Herzogin von Berry.

– Ihre Königliche Hoheit hat mir die Ehre erzeigt, mich rufen zu lassen, sagte sie; ich stehe zu Ihren Befehlen.

– Ach, mein lieber Rabe, ich bin untröstlich… Aber wen haben wir da?

Ich hätte mögen hundert Fuß unter der Erde sein, denn ich kenne nichts Schlimmeres, als zu ungelegener Zeit kommen.

Frau von Parabère nannte meinen Namen, und fügte hinzu, daß der Regent uns Beide geschickt und ihr aufgetragen habe, mich ihr vorzustellen.

– Gehen Sie, gehen Sie, Frau von Mouchy, die Zeit rückt vor, der Gesandte muß bald kommen, und ich werde nicht vorbereitet sein, ihn zu empfangen.

– Was giebt es denn, schöne Fürstin? fragte Frau von Parabère, indem sie die Hände derselben ergriff und sie küßte.

– Die Churfürstin von Baiern ist gestorben; sie war die Schwägerin meiner Großmutter. Der Abgesandte des Churfürsten kommt, um mich im Trauerschleier zu begrüßen, und Riom will nicht, daß ich Trauer trage.

– Mein Gott, was kann er dabei haben?

– Ich begreife den Grund, der Riom zu dieser Forderung veranlaßt. Seit diesem Morgen hat er sich eingeschlossen, weil ich mich nicht mit Rubinen coiffiren wollte. Er antwortet durch die Thür und widersetzt sich hartnäckig – die Zeit vergeht, ich weiß nicht, was ich beginnen soll… Urtheilen Sie! Was wird mein Vater, was wird Madame sagen, wenn dieser Gesandte sich beklagt, daß ich um meine Großtante nicht trauere! Sie allein können den Regenten besänftigen; Madame mag, ihren Zorn an irgend eine Person oder an irgend einer Sache auslassen – sie fürchte ich nicht.

– Noch einmal, Madame, warum will dieser verdammte Riom Sie zwingen, einen Reiherbusch von Rubinen anzulegen? Er sollte doch wenigstens einen Vorwand angeben.

– Er verabscheut die Baiern, und Madame ist von ihnen eingenommen. Nun will er ihr zeigen, daß er mächtiger ist als sie, und zwingt sie zu dieser Abscheulichkeit.

– Nah, das würde komisch sein! rief Frau von Parabère lachend. Madame, speist man hier im Hause nicht zu Mittag? Riom kommt vielleicht zurück, und ich werde ihn zu belehren suchen.

– Speisen wir zu Mittag, der Gesandte mag zum Teufel gehen! Ich werde ihm sagen lassen, daß ich krank sei, er möge ein andermal wiederkommen. Zu Tische! Madame, Sie kommen von meinem Vater – seien Sie willkommen, folgen Sie uns!

Der Secretair der Marquise Du-Deffand

Подняться наверх