Читать книгу Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма - Страница 16

Erster Band
Sechzehntes Kapitel

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Ich habe nur wenig gesprochen, denn ich war eingeschüchtert; ich war begierig, die Andern zu hören und von jenem Geiste zu genießen, den der meinige so hoch bewunderte und nach dem ich seit langer Zeit gestrebt hatte. Der Regent beobachtete ein sehr galantes, aber dennoch sehr schickliches Betragen, und mir gegenüber war er achtungsvoller als gegen irgend eine andere Dame, die er genau kannte. Weder in seinem Benehmen noch in seinen Worten lag etwas, das mich zu der Voraussetzung dessen berechtigte, was noch geschehen sollte. Vielleicht gab es in unserer Nähe gefährliche Blicke. Ich vergaß meinen Mann, meine Cousine und die Unannehmlichkeiten, die meiner warteten. Aber als der Augenblick der Heimkehr nahete, erinnerte ich mich alles dessen, und die Furcht begann sich meiner zu bemächtigen. Ich würde nicht davon gesprochen haben, wenn Frau von Parabère, die sah, daß ich ernst wurde, den Herzog von Orleans nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.

– Sie zittert, sagte sie lächelnd, sie fürchtet die Zusammenkunft einer wüthenden Familie. Wenn Sie, mein gnädigster Herr, sie nicht beruhigen, und wenn Sie meine Freundin nicht unter Ihren Schutz nehmen, so werden wir sie nicht wiedersehen.

– Ist denn Herr Du-Deffand so schrecklich?

– Mein Gott, gnädiger Herr, er ist durchaus nicht schrecklich; in einigen Monaten, in einigen Wochen, in einigen Tagen vielleicht, wird sie sich nicht um ihn kümmern; Sie begreifen es nicht, warum sie so furchtsam ist, Sie, den Ihr Dubois vor dem Verstandesalter für mündig, erklärt hat! Mit einem Worte, damit sie ihn nicht mehr fürchtet, darf sie sich nicht mehr vor sich selbst fürchten, sie muß sich von den Gewissensbissen der Pensionärin frei machen, und dies läßt sich nicht mit einem Male bewirken. Sie hat diesen Abend kein großes Uebel gethan, nicht wahr? Nun, so ist es nicht ihr Herz, sondern ihr Gewissen, das schlagen wird, sobald sie sich unter dem ehelichen Dache befindet. Sie lachen darüber, Ihr Gewissen schlägt nicht mehr, als Ihr Herz – aber wir sind jung!

– Sie, Marquise, Sie haben noch ein Gewissen und ein Herz? Sollten Sie sich diesen Kram nicht vom Halse geschafft haben?

Der Herzog von Orleans war gut; er machte sich unwillkührlich ein Gewissen über Dinge, die Leute seiner Art nicht beunruhigten; aber er war wie Ludwig XIV. sagte, ein Prahler mit seinen Lastern; er rühmte sich deren, die er nicht hatte.

Frau von Parabère genehmigte diese Anklage nicht; sie flüsterte ihm, ich weiß nicht was, in das Ohr, worüber der Fürst nicht zu lachen wagte. Dann wandte er sich zu Herrn von Lauzün und gab ihm ein Zeichen, daß er näher treten möge.

– Mein Herr, sagte er, Sie sind der Achtbarste in, der ganzen Gesellschaft,

– Glauben Sie das, gnädiger Herr?

– Uebernehmen Sie es, die Frau Marquise Du-Deffand in ihr Hotel zu begleiten, und sagen Sie dem Herrn Du-Deffand, daß ich ihn morgen nach dem Staatsrathe erwarte.

– In meiner Eigenschaft als der Achtbarste der ganzen Gesellschaft werde ich nicht verfehlen, mich dieses Auftrags zu entledigen. Sind dies Ihre letzten Befehle.

– Sie wissen, was man in einem solchen Falle einem rebellischen Ehemann sagen muß? Ich maße mir nicht an, Ihnen das zu sagen, was Sie uns so lange Zeit durch Ihr Beispiel gelehrt haben.

– Leider schon seit zu langer Zeit! Und deshalb weiß ich es sehr genau. Madame, wenn es gefällig ist, fügte er hinzu, indem er mich auf eine Weise grüßte, die sein Versailles aus der schönen Zeit des Ruhms merken ließ.

Unter den Empfehlungen des Fürsten, der Frau von Parabère, mit einem Worte Aller, verließen wir den Saal. Ich stieg in die prächtige Karosse des Herzogs, der als großer Herr stets einen ganzen Zug mit sich führte; wir waren von Fackeln und Laquaien zu Pferde umgeben, von Pagen, die um fünf Uhr Morgens durch die Straßen liefen (es begann mit Ihrer Erlaubniß Tag zu werden) und mit starken Schlägen bei der armen Frau von Sivetot anklopften, welche, sich bekreuzigend, aus dem Schlafe erwachte, und alle Teufel der Hölle an ihrer Thür glaubte.

Ein Domestik öffnete; er fragte, ob die Wache da sei, und schwor bei allen Heiligen, daß er gehorchen würde, wenn man Jemanden in dem Hause suchte.

Herr von Lauzün lachte herzlich darüber.

– Ich habe Dir nur einen Befehl zu ertheilen, sagte er; wecke nämlich sogleich den Herrn Du-Deffand, mit dem ich im Namen Sr. königlichen Hoheit, Madame, zu reden haben.

Er lief davon, seine schlecht befestigten Hosen emporziehend.

Ceremoniell, als ob wir eine Menuette tanzen wollten, reichte mir Herr von Lauzün die Hand, und führte mich in das Haus. Ich ließ es geschehen, denn ich hatte versprochen, durchaus keine Einrede zu erheben.

Man führte mich in den untern Saal; er roch nach Schimmel und nach Frömmelei, das heißt, er war mit jenem Geruche angefüllt, der den Klöstern und vorzüglich den frommen Personen eigen ist, welche die Welt mit ihrer Verachtung bedecken. Der Herzog machte seine Bemerkung darüber, indem er hinzufügte, daß er im Voraus wisse, was er zu sagen habe.

– Für diese Leute giebt es nur eine einzige Sprache, und ich habe sie bei guter Zeit reden gelernt. Seien Sie ohne Sorgen, Madame, Sie werden mit mir zufrieden sein.

Mein Mann trat ein, und warf mir einen zornigen Blick zu, den Lauzün auffing; er stellte sich zwischen uns und nahm rasch das achtunggebietende Wesen eines Kirchenvorstehers an.

Der Anblick des alten, mit Sternen und Bändern geschmückten Herrn, meine unterwürfige Stellung, und meine wohlbekreuzte Tante beruhigten den aufgebrachten Herrn Du-Deffand ein wenig. Er verneigte sich tief vor dem Herzoge, gab seinem Diener ein Zeichen, Stühle heranzurücken, und als er den Mund öffnete, um zu fragen, was wir wollten, kam ihm Herr von Lauzün geschickt zuvor, indem er sagte:

– Mein Herr, Madame Du-Deffand kommt aus dem Palais-Royal.

– Ich weiß es, mein Herr! antwortete trocken mein Mann.

– Ihre Königliche Hoheit Madame hat mich beauftragt, sie Ihnen wieder zuzuführen.

– Madame, wie, Madame soupirt im Palais-Royal?

– Wo anders soll sie soupiren, mein Herr, da sie dort wohnt?

Der Grund war bewundrungswürdig. Der Marquis machte große Augen und sagte kein Wort.

– Madame hat die Frau Marquise Du-Deffand bis zu diesem Augenblick bei sich behalten, sie ist närrisch in sie verliebt, und will sie oft sehen, aber allein, und zwar wegen der Frau Marschall von Clerambault, die eine Favoritin nicht zuläßt. Ihre Königliche Hoheit hat mit Monsieur, ihrem Sohne, von Ihnen gesprochen; sie hat für Sie um eine Audienz nachgesucht, und Sie werden heute nach dem Staatsrathe empfangen werden.

Herr Du-Deffand war unter der Last dieser Coinplimente und Gunstbezeigungen wie zerschmettert, er wagte nicht einmal zu zweifeln, und Herr von Lauzün konnte leicht in seinen Spöttereien fortfahren. In mir stieg die Scham darüber auf; ich wollte der Scene ein Ende machen, und erhob mich unter dem Vorwande der Erschöpfung, die ich nicht empfand. Ich machte eine Verbeugung und flüchtete mich auf mein Zimmer.

Ich erfuhr, daß Herr Du-Deffand und Herr Lauzün sich als die besten Freunde von der Welt trennten. Der Zorn meines Mannes hatte sich gelegt, er hegte für seine Zukunft und seinen Ehrgeiz die schmeichelhaftesten Hoffnungen. Indem er den Herzog in das Vorzimmer geleitete, sagte er in Form der Vollendung:

– So werde ich denn die Ehre haben, Ihrer Königlichen Hoheit Madame zu danken, nachdem ich den Herrn Herzog von Orleans gesehen habe, nicht wahr, mein Herr?

– Es wird Ihnen erlaubt sein, antwortete der böse Mann; ich zweifele nicht da,ran, haß Ihre Königliche Hoheit Sie empfängt, und daß Alles zu Ihrer Zufriedenheit abläuft.

Lauzün entfernte sich, indem er sich die Hände rieb; er war über sich selbst erfreut und über den Krieg, den er entzündete. Trotz seines Alters hatte er viel Ideen, und man weiß, daß Herr von Lauzün nach Galanterie strebte. Eine junge Frau aus der Provinz, die nichts kannte, sehr hübsch, nicht zu dumm und eine Frau von Stande war, ohne nach der höchsten Würde einer Stiftsdame zu streben, dies Alles schien ihm eine seiner würdige Beute, und er sagte sich, daß er einen gefährlichen Nebenbuhler weniger habe, wenn er den Regenten beseitigte. Er schonte sich dabei nicht; aber Herr Du-Deffand wußte sich auf eine Weise zu benehmen, daß mir Beide erhalten blieben. Er hat ohne Zweifel nicht darnach gestrebt, denn die Umstände fügten es von selbst. Herr von Lauzün hatte die Muße, seine Zeit zu verlieren, indem er mich langweilte. Was den Herzog von Orleans anbetrifft, so muß ich gerecht sein, er langweilte mich nicht.

Der Secretair der Marquise Du-Deffand

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