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Erster Band
VI

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»Nun, was thust Du. denn, Mocquet, wenn Du ein Rothwild fangen willst? fragte mein Vater.

»Ich lege eine Schlincke.«

»Wie? Was? Du hast der alten Durand eine Schlinge gelegt?«

Mocquet liebte es nicht, daß man die Worte anders aussprach, als er; er versetzte daher:

»Ja, Herr General, ich habe der alten Durand eine Schlincke gelegt.«

»Und wo hast Du Deine Schlincke gelegt? vor Deiner Thür?

« Mein Vater war, wie man steht, ein Mann, der mit sich sprechen ließ.

»Warum nicht gar vor meiner Thüre?« erwiederte Mocquet; »als ob die alte Hexe zu meiner Thür hereinkäme! Sie kommt in mein Zimmer, ohne daß ich weiß, woher sie kommt«

»Vielleicht zum Kamin herab?«

»Es ist keines da; überdieß sehe ich sie erst, wenn ich sie spüre.«

»Du siehst sie?«

»So gut als ich Sie sehe.«

»Und was thut sie?«

»O wahrhaftig, nichts Gutes; sie stampft mir auf der Brust herum: bam, bam, bam!«

»Wo hast Du also die Schlinge gelegt?«

»Die Schlincke!Ich habe sie auf meinen Magen gelegt.«

»Und was für eine Schlincke hast Du gelegt?«

»O eine famöse Schlincke.«

»Was für eine denn?«

»Dieselbe, die ich dem grauen Wolf legte, der dem Herrn Destournelles seine Schafe erwürgte.«

»Die war aber nicht sehr famös, Mocquet der graue Wolf hat ja Deinen Köder gefressen und sich nicht fangen lassen.«

»Sie wissen wohl, warum er sich nicht fangen ließ, Herr General.«

»Nein, ich weiß es nicht.«

»Er hat sich nicht fangen lassen, weil er der schwarze Wolf des Holzschuhmachers Thibault ist.«

»Es kann aber doch nicht der schwarze Wolf des Holzschuhmachers Thibault sein, denn Du gibst ja selbst zu, daß der Wolf, der die Schafe des Herrn Destournelles erwürgte, grau war.«

»Er ist allerdings jetzt grau, Herr General; aber zur Zeit: des Holzschuhmachers Thibault, d. h. vor dreißig Jahren war er schwarz; sehen Sie, vor dreißig Jahren war ich auch rabenschwarz, und jetzt bin ich so grau wie der Doctor.«

Der Doctor war eine Katze, der ich in meinen Memoiren eine beziehungsweise Berühmtheit zu schaffen versucht habe; man nannte sie Doctor wegen des prächtigen Pelzes, womit die Natur sie ausgestattet hatte.

»Ja,« sagte mein Vater, »ich kenne Deine Geschichte von dem Holzschuhmacher Thibault. Aber, Mocquet, wenn der schwarze Wolf der Teufel ist, wie Du behaupten, so kann er sich nicht verändern.«

»Doch, Herr General; nur braucht er hundert Jahre, bis er ganz weiß wird, und Nachts um zwölf Uhr, wenn das hundertste Jahr anfängt, wird er wieder kohlschwarz.«

»Das will ich gelten lassen, Mocquet; nur bitte ich Dich, daß Du diese schöne Geschichte da meinem Sohne nicht erzählst, ehe er wenigstens fünfzehn Jahre alt ist.«

»Warum das, Herr General?«

»Weil es unnöthig ist, daß man ihm solche Dummheiten in den Kopf setzt, ehe er groß genug ist, um sich über alle Arten von Wölfen, seien sie nun weiß, grau oder schwarz, lustig zu machen.«

»Seht wohl, Herr General, man wird ihm also Nichts davon sagen.«

»Fahre fort.«

»Wo sind wir stehen geblieben, Herr General?«

»Bei der Schlincke, die Du auf Deinen Magen legtest und für so famös hieltest.«

»Ja, meiner Treu, Herr General, es war eine famöse Schlincke. Sie wog gewiß zehn Pfund; was sage ich? wenigstens fünfzehn Pfund mit ihrer Kette. Die Kette hatte ich um mein Faustgelenk geschlungen.«

»Und in jener Nacht?«

»O, in jener Nacht ging es noch toller her. Sonst trat sie mir doch nur mit Galloschen auf der Brust herum; aber in jener Nacht ist sie mit Holzschuhen gekommen«

»Und sie kommt noch immer?«

»Jede Nacht, die der liebe Gott gibt; ich magere deßhalb ganz ab; Sie sehen ja, Herr General, daß ich die Schwindsucht bekomme; aber heute früh habe ich meinen Entschluß gefaßt« «

»Und was für einen Entschluß hast Du gefaßt, Mocquets?«

»Ich habe beschlossen, sie todtzuschießen.«

»Das ist das Gescheidteste, was Du thun kannst. Und wann gedenkst Du Dich ans Werk zu machen?«

»Heute Abend oder morgen«

»Ei der Teufel! ich hätte Dich gern nach Villers-Hellon geschickt.«

»Das macht nichts, Herr General. Ist es pressant?«

»Sehr pressant.«

»Nun ja, so kann ich nach Villers-Hellon gehen, es sind ja bloß vier Stunden durch den Wald, und auf den Abend wieder da sein; das sind weiter nichts als acht Stunden; wir haben auf unseren Jagden schon ganz andere Touren gemacht, Herr General«

»Es bleibt dabei, Mocquet ich gebe Dir einen Brief an Herrn Collard, und Du gehst sogleich ab.«

»Sehr wohl, Herr General!«

Mein Vater stand auf und schrieb an Herrn Collard,

Der Brief lautete folgendermaßen:

»Lieber Collard!«

»Ich schicke Ihnen meinen Einfaltspinsel von Waldschützen, den Sie schon kennen; er bildet sich ein, ein altes Weib alpe ihn die ganze Nacht, und um sich seinen Vampyr vom Hals zu schaffen, will er ihn ganz einfach umbringen. Da aber die Justiz mit dieser neuen Methode, seine Beklemmungen zu curiren, nicht einverstanden sein möchte, so schicke ich den Burschen unter irgend einem Vorwand Ihnen zu. Schicken Sie ihn unter irgend einem beliebigen Vorwand zu Dauré von Boaty, dieser mag ihn zu Dulauloy schicken, und dieser, mit oder ohne Vormund, zum Teufel, wenn er will.

»Kurz und gut, seine Rundreise muß wenigstens vierzehn Tage dauern. Bis dahin sind wir nach Antilly gezogen, und da er also nicht mehr in der Nähe von Haramont sein, da ferner sein Alp ihn höchst wahrscheinlich unterwegs verlassen wird, so wird die alte Durand ruhig schlafen können, was ich ihr nicht rathen möchte, wenn Mocquet in der Gegend bliebe.

»Er bringt Ihnen ein Dutzend Heerschnepfen und einen Hasen, den Ertrag unserer gestrigen Jagd in dem Moor von Wallue.

»Herzliche Grüße an Ihre schöne Hermine, und tausend Küsse Ihrem lieben Carolinchen.

»Ihr Freund

»Alex. Dumas.«

Mocquet ging eine Stunde nach Abfassung des Briefes ab und kam nach drei Wochen in Antilly wieder zu uns.

»Nun,« fragte mein Vater, als er ihn ganz munter und wohlbehalten wieder erblickte, »nun, wie stehts mit der Durand?«

»Herr General« antwortete Mocquet seelenvergnügt, »der alte Maulwurf ist von mir gewichen; es scheint, daß die Hexe bloß im Canton Gewalt hatte.«

Der Wolfsführer

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