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Drittes bis sechstes Bändchen
XIV
Was aus Sebastian geworden war

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Das erste Gefühl von Andrée, als sie Gilbert erblickte, war nicht nur ein tiefer Schrecken, sondern auch ein unüberwindlicher Widerwille.


Was aus Sebastian geworden war.


Für sie war der amerikanische Gilbert, der Gilbert von Washington und Lafayette, aristokratisirt durch die Wissenschaft, durch das Studium und das Genie, immer der elende kleine Gilbert, der in den Gebüschen von Trianon verlorene Gnom.

Im Gegentheil war aus der Seite von Gilbert für Andrée, trotz der Verachtung, trotz der Beleidigungen, trotz der Verfolgungen von dieser, nicht mehr jene glühende Liebe, die den jungen Menschen ein Verbrechen hatte begehen lassen, wohl aber die zärtliche, tiefe Theilnahme, welche den Mann angetrieben hätte, ihr einen Dienst zu leisten, selbst aus Gefahr seines Lebens.

In dem inneren Sinne, mit dem Gilbert von der Natur begabt worden war, in der unerschütterlichen Gerechtigkeit, die er von der Erziehung empfangen, hatte er sich selbst gerichtet; er hatte eingesehen, daß alles Unglück von Andrée von ihm kam, und daß er seiner Schuld gegen sie nur entledigt wäre, wenn er ihr eine Summe von Glückseligkeit gleich der Summe von Unglück, die er ihr zugezogen, gegeben hätte.

Worin und wie konnte aber Gilbert aus eine wohlthätige Art Einfluß auf die Zukunft von Andrée üben?

Dies vermochte er nicht zu begreifen.

Als er daher diese Frau, die er so vielfacher Verzweiflung preisgegeben gesehen, in einer neuen Verzweiflung wiederfand, bewegte sich Alles, was er an mttleidigen Fibern in seinem Herzen hatte, für dieses große Mißgeschick.

Statt sogleich die magnetische Macht anzuwenden, die er schon einmal an ihr versucht hatte, wollte er auch sanft mit ihr sprechen, – entschlossen, wenn er Andrée widerspänstig fände wie immer, zu diesem Correctivmittel, das ihm nicht entgehen konnte, zurückzukehren.

Hieraus ging hervor, daß Andrée, gleich Anfangs vom magnetischen Fluidum umhüllt, fühlte, wie allmälig durch den Willen und, wir möchten beinahe sagen, mit der Erlaubniß von Gilbert dieses Fluidum sich zerstreute, einem Nebel ähnlich, der verdunstet und den Augen in entfernte Horizonte zu schauen gestattet.

Sie nahm zuerst das Wort und sprach:

»Was wollen Sie von mir, mein Herr? was machen Sie hier? auf welchem Wege sind Sie hierher gekommen?«

»Auf welchem Wege, Madame?« erwiederte Gilbert. »Auf demselben auf dem ich früher kam. Seien Sie also unbesorgt, Niemand hat mich gesehen, Niemand vermuthet meine Gegenwart hier  . . .Warum ich gekommen bin? Ich bin gekommen, weil ich von Ihnen einen Schatz zurückzufordern habe, der, gleichgültig für Sie, für mich kostbar ist, – meinen Sohn  . . .Was ich von Ihnen will? Sie sollen mir sagen, wo mein Sohn ist, den Sie mit sich fortgezogen, in Ihrem Wagen weggeführt und hierher gebracht haben.«

»Was aus ihm geworden ist?« versetzte Andrée, »weiß ich es? . . . Er ist von mir geflohen  . . .Sie haben ihn so gut daran gewöhnt, seine Mutter zu hassen!«

»Seine Mutter, Madame! Sind Sie wirklich seine Mutter?«

»Oh!« rief Andrée, »er sieht meinen Schmerz, er hat mein Geschrei gehört, er hat meine Verzweiflung erschaut, und er fragt mich, ob ich seine Mutier sei!«

»Sie wissen also nicht, wo er ist?«

»Ich sage Ihnen ja, daß er geflohen ist, daß er in diesem Zimmer war, daß ich hierher zurückgekehrt bin, im Glauben, ihn wiederzufinden, daß ich aber nur das Fenster offen und das Zimmer leer gefunden habe.«

»Mein Gott!« rief Gilbert, »wohin wird er gegangen sein?  . . . Der Unglückliche kennt Paris nicht, und es ist Mitternacht vorüber!«

»Oh!« rief Andrée, indem sie einen Schritt gegen Gilbert machte, »glauben Sie, es sei Ihm ein Unglück zugestoßen?«

»Das werden wir erfahren,« erwiederte Gilbert; »das werden Sie mir sagen.«

Und er streckte die Hand gegen Andrée aus.

»Mein Herr! mein Herr!« rief diese, indem sie zurückwich, um sich dem magnetischen Einfluß zu entziehen.

»Madame,« sprach Gilbert, »befürchten Sie nichts: es ist eine Mutter, die ich über das, was aus ihrem Sohne geworden ist, befragen will,  . . .Sie sind mir heilig.«

Andrée stieß einen Seufzer aus und fiel, den Namen Sebastian murmelnd, in einen Lehnstuhl.

»Schlafen Sie,« sagte Gilbert, »doch, obgleich eingeschlafen, sehen Sie durch das Herz.«

»Ich schlafe,« erwiederte Andrée.

»Muß ich die ganze Kraft meines Willens anwenden,« fragte Gilbert, »oder sind Sie geneigt, freiwillig zu antworten?«

»Werden Sie abermals meinem Kinde sagen, ich sei nicht seine Mutter?«

»Je nachdem  . . .Lieben Sie es?«

»Oh! er fragt, ob ich es liebe, dieses Kind meines Herzens!  . . . Oh! ja, ja, ich liebe es glühend.«

»Dann sind Sie seine Mutter, wie ich sein Vater bin, Madame, da Sie den Knaben lieben, wie ich ihn liebe.«

»Ah!« machte Andrée athmend.

»Sie werden also freiwillig antworten?« fragte Gilbert.

»Werden Sie mir erlauben, ihn wiederzusehen, wenn Sie ihn gefunden haben?«

»Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie seien seine Mutter, wie ich sein Vater bin?  . . .Sie lieben Ihr Kind, Madame, Sie werden Ihr Kind wiedersehen.«

»Ich danke,« sprach Andrée mit einem unbeschreiblichen Ausdruck von Freude, indem sie ihre Hände an einander schlug  . . .»Nun fragen Sie, ich sehe  . . .nur  . . .«

»Was?«

»Folgen Sie ihm von seinem Abgang an, damit ich sicherer bin, daß ich seine Spur nicht verliere.«

»Es sei. Wo hat er Sie gesehen?«

»Im grünen Salon.«

»Wo ist er Ihnen gefolgt?«

»Durch die Korridors.«

»Wo hat er Sie eingeholt?«

»In dem Augenblick, als ich in den Wogen stieg,«

»Wohin haben Sie ihn geführt?«

»In den Salon  . . .den Salon nebenan.«

»Wohin hat er sich gesetzt?«

»Zu mir, aus das Canapé.«

»Ist er lange dort geblieben?«

»Ungefähr eine halbe Stunde.«

»Warum hat er Sie verlassen?«

»Weil das Geräusch eines Wagens hörbar wurde.«

»Wer war in diesem Wagen?«

Andrée zögerte.

»Wer war in diesem Wagen?« wiederholte Gilbert mit festerem Tone und einem noch stärkeren Willen.

»Der Graf von Charny.«

»Wo haben Sie den Knaben verborgen?«

»Ich habe ihn in dieses Zimmer geschoben.«

»Was hat er Ihnen gesagt, als er dort eintrat?«

»Ich sei nicht seine Mutter.«

»Warum hat er Ihnen dies gesagt?« Andrée schwieg.

»Warum hat er Ihnen dies gesagt? Sprechen Sie, ich will es.«

»Weil ich ihm gesagt habe  . . .«

»Was?«

»Weil ich ihm gesagt habe,« antwortete Andrée mit einer Anstrengung, »Sie seien ein Elender und ein Schändlicher.«

»Schauen Sie in das Herz des armen Kindes und geben Sie sich Rechenschaft von dem Wehe, das Sie ihm angethan haben.«

»Oh! mein Gott! mein Gott!« murmelte Andrée, »verzeih, mein Kind, verzeih.«

»Vermuthete Herr von Charny, der Knabe sei hier?«

»Nein.«

»Sind Sie dessen sicher?«

»Ja.«

»Warum ist er nicht geblieben?«

»Weil Herr von Charny nicht bei mir bleibt.«

»Was wollte er denn hier?«

Andrée verharrte einen Augenblick nachdenkend, die Augen starr, als ob sie in der Finsterniß zu sehen suchte.

»Oh!« sagte sie, »mein Gott! mein Gott!  . . .Olivier! theurer Olivier!«

Gilbert schaute sie mit Erstaunen an.

»Oh! ich Unglückliche!« murmelte Andrée. »Er kam zu mir zurück  . . .um bei mir zu bleiben, hatte er diese Sendung ausgeschlagen. Er liebt mich, er liebt mich!«

Gilbert fing an verworren in diesem gräßlichen Drama zu lesen, in das sein Auge zuerst drang.

»Und Sie,« fragte er, »lieben Sie ihn?«

Andrée seufzte.

»Lieben Sie ihn?« wiederholte Gilbert.

»Warum machen Sie diese Frage an mich?« sagte Andrée.

»Lesen Sie in meinem Geiste.«

»Ach! ja, ich sehe, Ihre Absicht ist gut. Sie möchten mir gern Glück genug geben, um mich das Böse vergessen zu lassen, das Sie mir zugefügt haben; doch ich würde das Glück ausschlagen, müßte es mir durch Sie zukommen. Ich hasse Sie und will fortfahren, Sie zu hassen.«

»Arme Menschheit!« murmelte Gilbert, »ist dir eine so große Summe von Glückseligkeit zugetheilt worden, daß du diejenigen wählen kannst, von welchen du sie empfangen sollst? Sie lieben ihn also?« fügte er bei.

»Ja.«

«Seit wann?«

»Seit dem Augenblick, wo ich ihn gesehen, seit dem Tage, wo er von Paris nach Versailles in demselben, Wagen mit der Königin und mir zurückgekommen ist.«

»Sie wissen also, was die Liebe ist, Andrée?« sagte Gilbert traurig.

»Ich weiß, daß die Liebe dem Menschen gegeben worden ist, damit er das Maß von dem habe, was er leiden kann,« antwortete die junge Frau.

»Es ist gut, Sie sind nun Frau, Sie sind nun Mutter. Ein roher Diamant, haben Sie sich geformt in den Händen des entsetzlichen Steinschneiders, den man den Schmerz nennt  . . .Kommen wir aus Sebastian zurück.«

»Ja, ja, kommen wir aus ihn zurück! Verbieten Sie mir, an Herrn von Charny zu denken; das verwirrt mich, und statt meinem Kinde zu folgen, würde ich vielleicht dem Grafen folgen.«

»Es ist gut! Gattin, vergiß Deinen Gatten! Mutter, denke nur an Dein Kind.«

Ein gewisser Ausdruck sanfter Liebfreundlichkeit, der sich einen Augenblick nicht nur der Physiognomie, sondern der ganzen Person von Andrée bemächtigt hatte, verschwand, um ihrem gewöhnlichen Ausdruck Platz zu machen.

»Wo war er, während Sie mit Herrn von Charny sprachen?«

»Er war, horchend  . . .dort  . . .dort, an der Thüre.«

»Was hat er von diesem Gespräche gehört?«

»Den ganzen ersten Theil.«

»In welchem Augenblick hat er sich entschlossen, dieses Zimmer zu verlassen?«

»In dem Augenblick, wo Herr von Charny, . .«

Andrée hielt inne.

»In dem Augenblick, wo Herr von Charny?  . . .« wiederholte Gilbert unbarmherzig.

»In dem Augenblick, wo ich, als Herr von Charny mir die Hand küßte, einen Schrei ausstieß.«

»Sie sehen ihn also wohl?«

»Ja, ich sehe ihn mit seiner gefalteten Stirne, seine Lippen zusammengepreßt und eine von seinen geschlossenen Fäusten auf seiner Brust.«

»Folgen Sie ihm also mit den Augen, und von diesem Momente gehören Sie nur ihm und verlieren Sie ihn nicht aus dem Blick.«

»Ich sehe ihn, ich sehe ihn!« sagte Andrée.

»Was macht er?«

»Er schaut umher, um zu sehen, ob nicht eine Thüre da sei, welche nach dem Garten führt; dann, da er keine sieht, geht er zum Fenster, öffnet es, wirft einen letzten Blick gegen den Salon, schwingt sich über das Fenstergesims und verschwindet.«

»Folgen Sie ihm in der Dunkelheit.«

»Ich kann nicht.«

Gilbert näherte sich Andrée und strich mit der Hand über ihre Augen.

»Sie wissen wohl, daß es keine Nacht für Sie gibt,« sagte er.

»Sehen Sie.«

»Ah! nun läuft er längs der Mauer hin; er erreicht die große Thüre, er öffnet sie, ohne daß es Jemand sieht, stürzt hinaus gegen die Rue Platrière  . . .Ah! er bleibt stehen; er spricht mit einer vorübergehenden Frau.«

»Hören Sie wohl, und Sie werden vernehmen, was er sie fragt.«

»Ich höre.«

»Und was fragt er?«

»Er fragt nach der Rue Saint-Honoré.«

»Ja, dort wohne ich; er wird zu mir nach Hause gegangen sein. Er erwartet mich, der arme Knabe!«

Andrée schüttelte den Kopf.

»Nein!« sagte sie mit einem sichtbaren Ausdruck von Unruhe; »nein  . . .er ist nicht nach Hause gegangen  . . .nein  . . .er wartet nicht  . . .«

»Aber wo ist er denn?«

»Lassen Sie mich doch ihm folgen, oder ich werde ihn verlieren.«

»Oh! folgen Sie ihm, folgen Sie ihm!« rief Gilbert, denn er begriff, daß Andrée ein Unglück errieth.

»Ah!« sagte sie, »ich sehe ihn, ich sehe ihn.«

»Gut.«

»Er tritt in die Rue de Grenelle und dann in die Rue Saint-Honoré ein. Er läuft über den Platz des Palais Royal. Er fragt abermals nach seinem Wege, er eilt abermals weiter. Nun ist er in der Rue de Richelieu,  . . .dann in der Rue des Frondeurs  . . .dann in der Rue Neuve-Saint-Roch  . . .Halt ein, Kind! halt ein, Unglücklicher! . . . Sebastian! Sebastian! siehst Du nicht jenen Wagen, der durch die Rue de la Sourdière kommt? Ich sehe ihn, ich sehe ihn!!  . . .die Pferde . . .Ach!«

Andrée stieß einen gräßlichen Schrei aus und richtete sich hoch auf, die mütterliche Angst war auf ihrem Gesichte gemalt, über das zugleich in großen Tropfen der Schweiß und die Thränen rollten.

»Oh!« rief Gilbert, »wenn ihm ein Unglück begegnet, erinnere Dich, daß dieses Unglück aus Dein Haupt zurückfallen wird.«

»Ah!« machte Andrée ausathmend, ohne auf das zu hören, was Gilbert sagte, »ah! Gott des Himmels! sei gepriesen! die Brust des Pferdes hat ihn gestoßen und auf die Seite, aus dem Bereiche des Rades geworfen . . .er ist gefallen, er liegt bewußtlos auf dem Boden ausgestreckt; doch er ist nicht todt  . . .oh! Nein  . . .nein  . . .er ist nicht todt!  . . .ohnmächtig  . . .nur ohnmächtig! Zu Hilfe! zu Hilfe! es ist mein Kind! es ist mein Kind!«

Und mit einem herzzerreißenden Schrei fiel Andrée selbst beinahe ohnmächtig aus ihren Lehnstuhl zurück.

Wie glühend auch Gilbert mehr zu erfahren wünschte, er bewilligte doch der keuchenden Andrée diese Ruhe eines Augenblicks, der sie so sehr bedurfte.

Er befürchtete, wenn er sie weiter antriebe, könnte eine Fiber in ihrem Herzen zerreißen oder eine Ader in ihrem Gehirn springen.

Sobald er sie aber ohne Gefahr fragen zu können glaubte, sagte er:

»Nun?«

»Warten Sie, warten Sie,« erwiederte Andrée. »Es hat sich ein großer Kreis um ihn gebildet. Oh! ich bitte, laßt mich durch! laßt mich sehen: es ist mein Sohn! es ist mein Sebastian! Ach! mein Gott! ist denn Keiner von Euch Allen ein Wundarzt?«

»Oh! ich laufe zu ihm!« rief Gilbert.

»Warten Sie,« sagte Andrée, indem sie ihn am Arme zurückhielt, »die Menge tritt aus die Seite. Ohne Zweifel ist es derjenige, weichen man ruft; ohne Zweifel ist es derjenige, welchen man erwartet  . . .Kommen Sie, kommen Sie, mein Herr: Sie sehen wohl, daß er nicht todt ist, Sie sehen wohl, daß man ihn retten kann.«

Und mit einem Tone, der einem Angstschrei glich, rief sie:

»Oh!«

»Mein Gott! was ist es?« fragte Gilbert.

»Dieser Mann soll mein Kind nicht berühren, das ist kein Mensch, das ist ein Zwerg, das ist ein Gnom, das ist ein Vampyr  . . .Oh! wie häßlich! wie häßlich!«

»Madame, Madame,« murmelte Gilbert ganz schauernd, »in des Himmels Namen! verlieren Sie Sebastian nicht aus dem Gesichte!«

»Oh!« erwiederte Andrée, das Auge starr, die Lippen bebend, den Finger ausgestreckt, »seien Sie unbesorgt . . .ich folge ihm  . . . ich folge ihm  . . .«

»Was macht dieser Mensch?«

»Er trägt ihn fort  . . .Er geht die Rue de la Sourdière hinauf; er tritt links in der Sackgasse Sainte-Hyacinthe ein; er nähert sich einer niedrigen, offen gebliebenen Thüre; er stößt sie vollends auf, er bückt sich, er steigt eine Treppe hinab. Er legt ihn auf einen Tisch, auf dem sich eine Feder, Tinte, handschriftliche und bedruckte Papiere finden; er zieht ihm seinen Rock aus; er schlägt seine Aermel zurück; er umschließt ihm den Arm mit Binden, die ihm eine Frau, so schmutzig und häßlich als er, bringt; er öffnet ein Behältniß; er nimmt eine Lancette heraus; er ist im Begriff, ihm zur Ader zu lassen  . . .Oh! ich will das nicht sehen  . . .ich will das Blut meines Sohnes nicht sehen!«

»Nun, so steigen Sie wieder hinauf und zählen Sie die Stufen der Treppe,« sagte Gilbert.

»Ich habe sie gezählt: es sind elf.«

»Untersuchen Sie sorgfältig die Thüre und sagen Sie mir, ob Sie etwas Merkwürdiges daran sehen.«

»Ja  . . .eine kleine viereckige Oeffnung, an welcher zwei Gitterstangen im Kreuze angebracht sind.«

»Es ist gut, mehr brauche ich nicht.«

»Laufen Sie, laufen Sie, und Sie werden ihn da finden, wo ich gesagt habe.«

»Wollen Sie sogleich aufwachen und sich erinnern? Wollen Sie erst morgen früh aufwachen und Alles vergessen haben?«

»Wecken Sie mich sogleich auf und lassen Sie mir die Erinnerung.«

Gilbert strich, ihrer Biegung folgend, mit seinen beiden Daumen über die Augenbrauen von Andrée, blies ihr auf die Stirne und sprach nur die Worte:

»Wachen Sie auf.«

Sogleich belebten sich die Augen der jungen Frau; ihre Glieder wurden geschmeidig; sie schaute Gilbert beinahe ohne Schrecken an und sagte, wach die Ermahnungen ihres Schlafes fortsetzend:

»Oh! laufen Sie! laufen Sie! und entziehen Sie ihn den Händen dieses Menschen, der mir bange macht!«

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4

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