Читать книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма - Страница 8

Erstes und zweites Bändchen
VIII
Die Straße nach Paris

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An demselben Abend, an dem die von uns erzählten Ereignisse vorgefallen waren, hatte ein nicht minder ernstes Ereigniß die ganze Anstalt des Abbé Fortier in Bewegung gebracht.

Sebastian Gilbert war gegen zehn Uhr Abends verschwunden und, trotz der ängstlichen Nachforschungen im ganzen Hause von Herrn Abbé Fortier und Mademoiselle Alexandrine Fortier, der Schwester des Abbé, nicht wiedergefunden worden.

Man hatte sich bei Jedermann erkundigt, und Niemand wußte, was aus ihm geworden.

Die Tante Angelique allein, welche gegen acht Uhr Abends aus der Kirche ging, wo sie die Stühle geordnet hatte, glaubte ihn in der kleinen Gasse, die zwischen dem Gefängniß und der Kirche durchführt, gehen und dann nach dem Parterre lausen gesehen zu haben.

Diese Nachricht, statt den Abbé Fortier zu beruhigen, vermehrte noch seine Unruhe. Es waren ihm die seltsamen Hallucinationen nicht unbekannt, welche sich zuweilen Gilberts bemächtigten, wenn ihm die Frau, die er seine Mutter nannte, erschien, und mehr als einmal war der Abbé, von dieser Art von Schwindel, von Sinnentäuschung unterrichtet, dem Knaben mit den Augen gefolgt, wenn er ihn zu tief in den Wald hatte eindringen sehen, und in dem Moment, wo er ihn verschwinden zu sehen befürchtete, hatte er ihm durch die besten Läufer seiner Anstalt nachsetzen lassen.

Die Läufer hallen den Knaben immer keuchend, beinahe ohnmächtig, an einen Baum angelehnt oder der Länge nach auf dem Moose, dem grünen Teppich dieses herrlichen Hochwaldes, liegend gefunden.

Doch nie hatte ein solcher Schwindel Sebastian am Abend erfaßt, nie war man in der Nacht genöthigt gewesen, ihm nachzulaufen.

Es mußte also etwas Außerordentliches vorgefallen sein; doch der Abbé Fortier mochte sich immerhin den Kopf zerbrechen, er konnte nicht errathen, was vorgefallen war.

Um zu einem glücklicheren Resultat zu gelangen, als der Abbé Fortier, wollen wir Sebastian Gilbert folgen, wir, die wir wissen, wohin er gegangen ist.

Die Tante Angélique hatte sich nicht geirrt; es war Sebastian Gilbert, den sie hatte in der Dunkelheit hinschleichen und dann aus Leibeskräften nach demjenigen Theile des Parkes laufen sehen, welchen man das Parterre7 nennt.

Auf dem Parterre angelangt, war er nach der Fasanerie und von da aus den kleinen Waldweg geeilt, welcher gerade nach Haramont führt.

In drei Viertelstunden war er im Dorfe.

So bald wir wissen, daß das Ziel des Laufes von Sebastian das Dorf Haramont war, ist es uns nicht schwierig, zu errathen, was Sebastian in diesem Dorfe suchte.

Sebastian suchte hier Pitou.

Unglücklicher Weise ging Pitou auf einer Seite des Dorfes hinaus, während Sebastian aus der andern eingetreten war.

Denn Pitou hatte, wie man sich erinnert, nach dem Bankett, das sich die Nationalgarde von Haramont gegeben, wobei er allein, wie ein Ringer des Alterthums, aufrecht geblieben, während alle Andern zu Boden geworfen worden waren, Pitou hatte Catherine ausgesucht und, wie man sich erinnert, auf dem Wege von Villers-Coterets nach Pisseleu ohnmächtig und nur die Wärme des letzten Kusses, den ihr Isidor gegeben, bewahrend gefunden.

Sebastian wußte nichts von Allem dem, er ging geraden Wegs nach dem Häuschen von Pitou, dessen Thüre er offen fand.

Bei seinem einfachen Leben glaubte Pitou nicht nöthig zu haben, seine Thüre zu schließen, mochte er im Hause anwesend oder abwesend sein. Aber hätte er auch die Gewohnheit gehabt, seine Thüre ängstlich zu schließen, so war doch sein Geist an diesem Abend von so schweren Sorgen belastet, daß er sicherlich diese Vorsichtsmaßregel zu nehmen vergessen haben würde.

Sebastian kannte die Wohnung von Pitou wie seine eigene: er suchte den Zunder und den Feuerstein, fand das Messer, welches Pitou als Feuerstahl diente, zündete den Zunder und mit dem Zunder das Licht an und wartete.

Doch Sebastian war zu sehr bewegt, um ruhig zu warten, und besonders, um lange zu warten.

Er ging unablässig vom Kamin zur Thüre und von der Thüre an die Straßenecke; dann kehrte er, wie Schwester Anna, da er nichts kommen sah, nach dem Hause zurück, um sich zu versichern, daß Pitou während seiner Abwesenheit nicht gekommen war.

Endlich, da er sah, daß die Zeit verstrich, trat er an einen hinkenden Tisch, aus dem er Tinte, Federn und Papier fand.

Aus dem ersten Blatt dieses Papiers standen die Namen, die Vornamen und das Alter der zwei und dreißig Mann geschrieben, welche den Effectivstand der Nationalgarde von Haramont bildeten und unter den Befehlen von Pitou marschirten.

Sebastian legte sorgfältig dieses erste Blatt aus die Seite, dieses Blatt, ein Meisterwerk der Kalligraphie des Kommandanten, der sich, damit das Geschäft besser besorgt werde, nicht schämte, zuweilen zum subalternen Grade eines Fouriers herabzusteigen.

Dann schrieb er auf das zweite Blatt:

»Mein lieber Pitou,

»Ich kam, um Dir zu sagen, ich habe vor acht Tagen ein Gespräch zwischen dem Herrn Abbé Fortier und dem Vicar von Villers-Coterets angehört. Es scheint, der Abbé Fortier ist im Einverständniß mit den Aristokraten von Paris; er sagte dem Vicar, es bereite sich in Versailles eine Gegenrevolution vor.

»Das haben wir seitdem in Betreff der Königin erfahren, welche die schwarze Cocarde aufgesteckt und die dreifarbige mit Füßen getreten hat.

»Diese Drohung einer Gegenrevolution und das, was wir sodann von den Ereignissen, welche aus das Bankett folgten, erfuhren, hatten mich schon sehr wegen meines Vaters beunruhigt, der, wie Du weißt, der Feind der Aristokraten ist; doch heute Abend, mein lieber Pitou, war das noch viel schlimmer.

»Der Vicar kam am Abend wieder zum Pfarrer, und da ich für meinen Vater bange hatte, so glaubte ich, es sei nichts Schlimmes daran, wenn ich die Fortsetzung dessen, was ich neulich durch Zufall gehört, belausche.

»Es scheint, mein lieber Pitou, das Volk ist nach Versailles gezogen, es hat viele Personen niedergemetzelt, und unter diesen Personen auch Herrn George von Charny.

»Der Abbé Fortier fügte bei:

»»Sprechen wir leise, um den kleinen Gilbert nicht zu beunruhigen, dessen Vater nach Versailles gegangen ist und wohl wie die Anderen getödtet worden sein könnte.««

»Du begreifst, mein lieber Pitou, daß ich nicht mehr gehört habe.

»Ich schlich ganz sachte aus meinem Versteck, ohne daß mich Jemand bemerkte, ging durch den Garten nach dem Schloßplatz und lief hierher zu Dir, um Dich zu bitten, mich wieder nach Paris zu führen, was zu thun und zwar von Herzen gern zu thun Du nicht unterlassen würdest, wenn Du hier wärest.

»Da Du aber nicht hier bist, da Du lange ausbleiben kannst, weil Du wahrscheinlich Schlingen im Walde von Villers-Coterets legen gegangen bist, da Du in diesem Falle erst bei Tage zurückkommen wirst, so wird meine Unruhe zu groß, und ich vermöchte nicht bis dahin zu warten.

»Ich reise also allein ab: sei unbesorgt, ich kenne den Weg. Ueberdies bleiben mir noch von dem Gelde, das mir mein Vater gegeben hat, zwei Louis d’or, und ich werde einen Platz in dem ersten dem besten Wagen nehmen, den ich aus der Landstraße treffe.

»Dein Dich liebender

»Sebastian,«

N.S. Ich habe den Brief sehr lang gemacht, einmal, um Dir die Ursache meiner Abreise zu erklären, und dann, weil ich immer hoffte, Du würdest zurückkommen, ehe er beendigt wäre.

»Er ist beendigt, Du bist nicht zurückgekommen, ich gehe ab! Gott befohlen, oder vielmehr aus baldiges Wiedersehen; ist meinem Vater nichts geschehen, läuft er keine Gefahr, so komme ich zurück.

»Ist es anders, so bin ich fest entschlossen, ihn zu bitten, mich bei sich zu behalten.

»Beruhige den Abbé Fortier über meine Abreise; aber beruhige ihn erst morgen, damit es zu spät ist, mir nachlaufen zu lassen.

»Ich gehe nun entschieden ab, da Du nicht zurückkommst. Gott befohlen, oder vielmehr aus Wiedersehen.«

Und hiernach löschte Sebastian Gilbert, der die Sparsamkeit seines Freundes kannte, das Licht aus, zog die Thüre zu und entfernte sich.

Wurde man sagen, Sebastian sei, bei Nacht eine so lange Reise unternehmend, nicht ein wenig bewegt gewesen, so würde man sicherlich lügen. Doch diese Bewegung war nicht das, was sie bei einem andern Kinde gewesen wäre: die Angst; es war einfach das volle Gefühl der Handlung, die er unternahm, dieser Handlung, welche ein Ungehorsam gegen die Befehle seines Vaters, zugleich aber auch ein Beweis seiner kindlichen Liebe war, und ein solcher Ungehorsam mußte von allen Vätern verziehen werden.

Ueberdies war Sebastian, seitdem wir uns mit ihm beschäftigen, herangewachsen. Ein wenig bleich, ein wenig schwächlich, ein wenig nervös für sein Alter, zählte Sebastian fünfzehn Jahre. In diesem Alter, mit dem Temperament von Sebastian, und wenn man der Sohn von Gilbert und Andrée ist, ist man nahe daran, ein Mann zu sein.

Ohne ein anderes Gefühl, als die von der Handlung, welche er beging, unzertrennliche Gemüthsbewegung, fing also der junge Mann an gegen Largny zu laufen, das er bald bei der bleichen Helle, welche von den Sternen fällt, wie der alte Corneille sagt, entdeckte. Er ging längs dem Dorfe hin und erreichte den großen Hohlweg, der sich von diesem Dorfe nach Vauciennes erstreckt; in Vauciennes fand er die Landstraße, und nun, da er sich aus dem Wege des Königs sah, marschirte er ruhiger.

Sebastian, der ein Junge voll Verstand, der Lateinisch sprechend von Paris nach Villers-Coterets gekommen war und drei Tage zum Kommen gebraucht hatte, sah wohl ein, daß man nicht in einer Nacht nach Paris zurückkehrt, und verlor seinem Athem nicht dadurch, daß er irgend eine Sprache sprach.

Er stieg also den ersten Berg von Vauciennes im Schritt hinab und den zweiten eben so hinauf; doch auf einem ebenen Terrain angelangt, fing er an lebhafter zu marschiren.

Vielleicht wurde diese Lebhaftigkeit im Gange von Sebastian dadurch veranlaßt, daß sich einer ziemlich schlimmen Stelle näherte, die sich aus der Straße findet und damals im Rufe von Hinterhalten stand, welcher Ruf sich heute völlig verloren hat. Diese Stelle nennt man die Fontaine-Eau-Claire, weil eine klare Quelle zwanzig Schritte davon aus zwei Steinbrüchen fließt, die, zwei Höllenschlunden ähnlich, ihren finstern Rachen gegen die Landstraße öffnen.

Hatte Sebastian Angst oder hatte er keine Angst, als er über diese Stelle kam? Das vermöchte man nicht zu sagen, denn er beschleunigte seine Schritte nicht, denn, während er auf dem entgegengesetzten Rande der Straße gehen konnte, entfernte er sich nicht von der Mitte des Weges; er mäßigte seinen Schritt etwas weiter, doch ohne Zweifel, weil er zu einer kleinen Steige gekommen war und endlich den Zusammenlauf der zwei Straßen nach Paris und nach Crespy erreichte.

Hier blieb er plötzlich stehen. Von Paris kommend, hatte er nicht bemerkt, welcher Straße er folgte; nach Paris zurückkehrend, wußte er nicht, welcher Straße er folgen sollte.

War es die links? war es die rechts?

Beide waren mit den gleichen Bäumen besetzt, beide waren gleich gepflastert.

Niemand fand sich, um die Frage von Sebastian zu beantworten.

Von einem und demselben Punkte ausgehend, entfernten sich die zwei Straßen sichtbar und schnell von einander; daraus war zu entnehmen, daß Sebastian, sollte er, statt die gute Straße zu wählen, die schlechte wählen, am andern Tage schon sehr fern von seinem Wege wäre.

Sebastian blieb unentschlossen stehen.

Er suchte an irgend einem Merkmal zu erkennen, welcher von den zwei Straßen er gefolgt war; doch dieses Merkmal, das ihm am Tage gefehlt hätte, fehlte ihm noch viel mehr in der Dunkelheit.

Er hatte sich entmuthigt an die Ecke der zwei Straßen niedergesetzt, theils, um auszuruhen, theils, um zu überlegen, als er in der Ferne, von der Seite von Villers-Coterets herkommend, den Galopp von ein paar Pferden zu hören glaubte.

Er stand aus und horchte.

Es war keine Täuschung, das Geräusch der aus der Landstraße schallenden Hufeisen wurde immer deutlicher.

Sebastian sollte also die Auskunft erhalten, auf die er wartete.

Er schickte sich an, die Reiter beim Vorüberkommen anzuhalten und sich von ihnen diese Auskunft zu erbitten.

Bald sah er ihren Schatten in der Nacht hervortreten, während unter den Füßen ihrer Rosse zahlreiche Funken stoben.

Da erhob er sich vollends, ging über den Graben und wartete.

Die Cavalcade bestand aus zwei Männern, von denen der eine drei bis vier Schritte vor dem andern galoppirte.

Sebastian dachte mit Recht, der Erste von den beiden Männern sei ein Herr, der Zweite ein Diener.

Er machte also zwei Schritte, um sich an den Ersten zu wenden.

Dieser, welcher einen Menschen gleichsam aus dem Graben springen sah, glaubte, es sei ein Hinterhalt, und griff nach seinen Holftern.

Sebastian bemerkte die Bewegung und sagte:

»Mein Herr, ich bin kein Räuber; ich bin ein Kind, das die letzten Ereignisse in Versailles nach Paris ziehen, das dort seinen Vater suchen will; ich weiß nicht, welchen von diesen zwei Wegen ich einschlagen soll; bezeichnen Sie mir denjenigen, welcher nach Paris führt, und Sie werden mir einen großen Dienst geleistet haben.«

Die ausgewählten Worte von Sebastian, der jugendliche Klang seiner Stimme, welche dem Reiter nicht unbekannt dünkte, machten, daß er, so große Eile er auch zu haben schien, sein Pferd anhielt.

»Mein Kind,« fragte er, »wer sind Sie, und warum wagen Sie sich zu einer solchen Stunde auf die Landstraße?«

»Ich frage Sie nicht nach Ihrem Namen, ich frage Sie nach der Straße, an deren Ende ich erfahren werde, ob mein Vater todt ist oder lebt.«

Es lag in dieser beinahe noch kindischen Stimme ein Ausdruck von Festigkeit, der dem Reiter auffiel.

»Mein Freund,« sagte er, »die Straße nach Parts ist diejenige, welcher wir folgen; ich kenne sie selbst schlecht, da ich nur zweimal in Paris gewesen bin, aber ich bin darum nicht minder sicher, daß die Straße, der wir folgen, die gute ist.«

Sebastian dankte und machte einen Schritt rückwärts. Die Pferde waren des Schnaufens bedürftig. Derjenige, welcher der Herr zu sein schien, ritt weiter, aber weniger rasch.

Der Lackei folgte ihm.

»Hat der Herr Vicomte diesen Knaben erkannt?« fragte er.

»Nein, doch mir scheint  . . .«

»Wie, der Herr Vicomte hat den jungen Sebastian Gilbert, der beim Abbé Fortier in Pension ist, nicht erkannt?«

»Sebastian Gilbert?«

»Ja, der, welcher von Zeit zu Zelt in den Pachthof von Mademoiselle Catherine mit dem großen Pitou kam.«

»In der That, Du hast Recht,« rief der Herr.

Dann hielt er sein Pferd an, wandte sich um und fragte:

»Sind Sie es denn, Sebastian?«

»Ja, Herr Isidor,« antwortete der Knabe, der den Reiter vollkommen erkannt hatte.

»So kommen Sie doch, mein junger Freund,« rief der Reiter, »und erzählen Sie mir, wie es zugeht, daß ich Sie so allein zu dieser Stunde aus der Straße finde.«

»Ich habe Ihnen schon gesagt, Herr Isidor, ich gehe nach Paris, um mich zu versichern, ob mein Vater getödtet worden ist oder noch lebt.«

»Ach! armes Kind,« sprach Isidor mit einem Gefühle tiefer Traurigkeit, »ich gehe aus einer ähnlichen Ursache nach Paris, nur zweifle ich nicht mehr.«

»Ja, ich weiß  . . .Ihr Bruder?«

»Einer meiner Brüder . ., mein Bruder George ist gestern in Versailles getödtet worden.«

»Ah! Herr von Charny!«

Sebastian machte eine Bewegung vorwärts und streckte die Hände gegen Isidor aus.

Isidor nahm sie und drückte sie.

»Nun, mein liebes Kind,« sagte Isidor, »da unser Schicksal ein ähnliches ist, so dürfen wir uns nicht mehr trennen; Sie müssen wie ich Eile haben, nach Paris zu kommen.«

»Oh! ja, mein Herr!«

»Sie, können nicht zu Fuße gehen.«

»Ich würde wohl zu Fuße gehen, doch das wäre langwierig; ich gedenke auch morgen meinen Platz in dem ersten dem besten Wagen zu bezahlen, den ich treffe und der denselben Weg macht wie ich, und mit ihm so weit, als ich kann, gegen Paris zu fahren.«

»Und wenn Sie keinen treffen?«

»Dann gehe ich zu Fuße.«

»Thun Sie etwas Besseres, mein liebes Kind, setzen Sie sich bei meinem Bedienten hinten auf.«

Sebastian zog seine Hände aus denen von Isidor zurück und sagte:

»Ich danke, Herr Vicomte.«

Diese Worte wurden aus eine so ausdrucksvolle Weise betont, daß Isidor begriff, er habe das Kind dadurch verletzt, daß er ihm angeboten, sich hinter seinem Lackei auszusetzen.

»Oder vielmehr,« sprach er, »ich bedenke, nehmen Sie sein Pferd; er wird uns in Paris wieder einholen. Wenn er sich in den Tuilerien erkundigt, wird er immer sicher erfahren, wo ich bin.«

»Ich danke abermals,« sagte Sebastian mit einer noch sanfteren Stimme, denn er hatte die Zartheit dieses Vorschlags begriffen; »ich danke, ich will Sie seiner Dienste nicht berauben.«

Man brauchte sich nur noch zu verständigen, die Friedenspräliminarien waren gestellt.

»Nun wohl, thun Sie etwas, was noch besser, als alles dies, Sebastian, steigen Sie bei mir hinten auf. Der Tag bricht an; um zehn Uhr diesen Morgen werden wir in Dammartin, das heißt aus dem halben Wege sein. Wir lassen dort unsere Pferde, welche uns nicht weiter bringen sollen, unter der Obhut von Baptist, und wir nehmen eine Postchaise, die uns nach Paris bringen wird. Dies gedachte ich zu thun, und es ändert sich also durch Sie nichts in meinen Anordnungen.«

»Ist das wirklich wahr, Herr Isidor?«

»Bei meinem Ehrenwort!«

»Dann . . .machte der junge Mensch zögernd, aber zugleich sterbend vor Begierde, den Vorschlag anzunehmen.

»Steige ab, Baptist, und hilf Herrn Sebastian aufsteigen.«

»Ich danke, das ist unnöthig, Herr Isidor,« versetzte Sebastian; und behende wie ein Schüler, sprang er aus das Kreuz des Pferdes von Charny.

Dann entfernten sich die drei Menschen und die zwei Pferde im Galopp und verschwanden bald aus der Steige von Gondreville.

7

 Das Luftstück.

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4

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