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Cala Sutra

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Eine kurze Lehrrede (die Cala Sutra) des Buddha verdeutlicht diesen Punkt sehr gut (Buddha, Connected Discourses Band 1, 2000, S. 226). Mara, die buddhistische Entsprechung des Teufels, wendet sich an eine Nonne mit dem Namen Cala und fragt sie, was sie nicht befürwortet. Darauf antwortet sie: »Ich befürworte die Geburt nicht, mein Freund.« Daraufhin fragt Mara:

»Warum kannst du die Geburt nicht gutheißen?

Sobald geboren, genießt man Sinnesfreuden.

Wer hat dich zu der Aussage überredet:

›Nonne, befürworte nicht die Geburt?‹«

Daraufhin antwortete Cala weise:

»Für denjenigen, der geboren wurde, gibt es Tod;

einmal geboren, begegnet man Leiden –

Unfreiheit, Mord und Elend –

aus diesem Grund sollte man die Geburt nicht befürworten.

Der Buddha hat das Dharma gelehrt,

die Überwindung von Geburt;

um alles Leiden abzulegen,

hat er mich in die Wahrheit verankert.

Diese Lebewesen jedoch, die mitten in der Form leben,

und diejenigen, die in der Formlosigkeit verbleiben –

ohne die die Möglichkeit, Erlösung zu verstehen,

werden sie in einer neuen Existenz wiederkommen.«

Daraufhin erkannte Mara, der Teufel, dass die Nonne Cala ihn durchschaut hatte und verschwand auf der Stelle, traurig und enttäuscht. Es ist deutlich erkennbar, dass das Symbol der Geburt in der Lehre des Buddha eine völlig andere Bedeutung hatte, als es Eltern bei der Geburt ihres Kindes erleben.

Als Kinderarzt hatte ich während meiner Ausbildung in der Neugeborenen-Medizin das Privileg, Hunderte von Geburten zu erleben. Diese waren jedoch keine einfachen, normalen Geburten, sondern Hochrisikoentbindungen, die die Anwesenheit eines Kinderarztes erforderten. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich außerhalb des Operationssaales stand und das rasche, präzise operative Vorgehen beim Kaiserschnitt beobachtete. Die Hebamme übernahm das Baby und trug es, in Stoff gehüllt, nebenan zum Kinderarzt. Ich übernahm dann das Neugeborene zusammen mit einer Kinderkrankenschwester.

Manche Babys waren sehr schwer krank und benötigten sofortige, intensive medizinische Hilfe. In einem professionellen Ablauf wurden sie abgesaugt, untersucht und intubiert. Eine Infusion wurde gelegt und der Transport auf die Neugeborenen-Intensivstation wurde vorbereitet.

Allerdings war dies bei manchen Neugeborenen nicht notwendig. Alles, was erforderlich war, war den Schleim abzusaugen, für Wärme zu sorgen und etwas Sauerstoff bereitzustellen, sie zu beobachten und die ersten Atemzüge des Lebens wahrzunehmen. Dieses waren ausgesprochen bereichernde Momente der Gelassenheit, Freude und Stille. Oft war ich über das Wunder eines neuen Menschenlebens zu Tränen gerührt. Geburt hat immer eine positive Konnotation für mich. Dies ist auch der Grund, warum ich große Schwierigkeiten mit der negativen Bedeutung von Geburt in den Lehren des Buddha habe.

Buddhismus und kindliche Spiritualität

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