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3 Kinder in Indien und anderen asiatischen Ländern Kinder im alten Indien

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Die Rolle von Kindern hat sich, abhängig von historischen und kulturellen Kontexten, über die Jahrhunderte verändert. Im wichtigsten wissenschaftlichen Werk über Kindheit und Buddhismus bemerkt Sasson zutreffend, dass »Kindheit ein Konstrukt und eine Kategorie darstellt und als solche eine Geschichte hat« (Sasson 2013, S. 9). In diesem Abschnitt werden wir uns auf die Rolle von Kindern während der Zeit des Buddha konzentrieren, vor allem auf die Rolle von Novizen und jungen Mönchen.

Langenberg geht im Detail auf die Rolle von Kindern im alten indischen Buddhismus ein. Im Prinzip wurde jede Person unter einem Alter von 20 Jahren nach den buddhistischen klösterlichen Traditionen als Kind angesehen (Langenberg 2013, S. 45). Novizen konnten dem Kloster ab dem Alter von sieben Jahren beitreten und ab dem Alter von 15 Jahren geweiht werden. Allerdings war eine volle Ordination nur ab dem oben erwähnten Alter von 20 Jahren möglich. Novizen mussten zehn Gelübde einhalten, im Gegensatz zu den über 200 Regeln, an die sich Mönche halten mussten. Kinder wurden für das Leben eines Mönches als emotional und körperlich ungeeignet angesehen, da es das Wandern, Reisen und das Erleiden von Hunger und Unbequemlichkeiten beinhaltete.

Dies kann anhand mehrerer Begebenheiten mit dem Buddha veranschaulicht werden. Einmal, nachdem eine Gruppe von Jugendlichen ordiniert wurde, einschließlich eines Jungen namens Upali, wurden sie hungrig, fingen an zu weinen und flehten nach Essen. Der Buddha fragte nach, ob er das Weinen von Kindern gehört hätte. Nachdem seine Frage bejaht wurde, legte er das Mindestalter für die Ordination auf 20 Jahre fest, um gerade solche schwierigen Situationen des Nahrungsmangels zu vermeiden. Langenberg zitiert eine wichtige Passage aus den buddhistischen Texten, die der Buddha zu Ananda, einem seiner Anhänger, spricht:

»Ananda, keiner sollte vor dem Alter von 20 Jahren ordiniert werden. Warum sollte das so sein, Ananda? Der Grund ist folgender: Diejenigen, die jünger als 20 Jahre sind, sind natürlicherweise unfähig, die Belastungen von Kälte und Hitze, Hunger und Durst, Fliegen, Bienen und Mücken, Wind und Sonne, Skorpionen und giftigen Schlangen, Beschimpfungen und Pöbeleien, Leiden des Körpers auszuhalten, die unerträglich, hart, beißend, unangenehm, lebensbedrohlich sind, diese unvorstellbaren Phänomene die immer auftreten und fließen« (Langenberg 2013, S. 50).

Die eingeschränkte Fähigkeit, Hunger auszuhalten, wurde deshalb als eine der Haupthindernisse für die Ordination von Kindern angesehen. Eine absolute Voraussetzung für Kinder, um Novize zu werden, war ihre Fähigkeit, Krähen zu verjagen. Zu einer anderen Gelegenheit ordinierte Ananda zwei Waisenkinder, deren Eltern umgebracht wurden. Per Zufall waren es die eigenen Neffen des Ananda. Die Abmachung für die Kinder war, dass sie Bedienstete der Mönche wurden, indem sie ihnen Milch und Blumen anboten. Im Gegenzug erhielten die Kinder die übrig gebliebenen Nahrungsmittel aus den Bettelschalen der Mönche (Langenberg 2013, S. 52). Als Diener der Mönche hatten Kinder die Rolle von »Handlangern, Fegern, Putzpersonen, Boten, Wachleuten, Dienern und in diesem Fall auch Verscheuchern von Krähen.« Die Rolle der Novizen beinhaltete weiterhin, hinter den Mönchen herzulaufen und ihre Bettelschale zu halten.

Der Buddha legte fest, dass es in Ordnung sei, ein Kind ab dem Alter von sieben Jahren zu initiieren, solange es dazu fähig war, Steine zu heben und Krähen zu verjagen (Langenberg 2013, S. 53). Wie Langenberg ausführte, scheint »die Regel des Krähenverjagens einen Versuch darzustellen, einen legitimen Platz für junge Kinder innerhalb der Klosterhierarchie zur Verfügung zu stellen, vor allem im Fall der armen und verwaisten Kinder« (Langenberg 2013, S. 54). Im Laufe der Zeit kümmerten sich die Novizen um die älteren Mönche und bedienten sie. Im Gegenzug wurden die älteren Mönche zu ihren Mentoren, Lehrern und Unterweisern. Wenn alles gut verlief, entwickelte sich eine positive Vater-Sohn-Beziehung, von der beide Seiten profitierten.

Buddhismus und kindliche Spiritualität

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