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Kapitel 8

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In Jerusalem war es Mittwoch, nach zwei am Morgen. In Washington war es sieben am Abend. Nick rief Harker an. Er berichtete ihr vom Angriff auf die Fußgängerzone, von seiner neuen Allianz mit Shin Bet.

»Einen Moment bitte.«

Carter hörte sie im Hintergrund husten. Er rieb sich den Hinterkopf, wo er auf den Boden geschlagen war. Er hatte höllische Kopfschmerzen und ihm war schwindelig. Vermutlich eine leichte Gehirnerschütterung. Schlaf musste reichen.

Nach einer kurzen Pause war Harker wieder da. »Ich habe jetzt eine Akte über Herzog vor mir auf dem Schirm.«

»Wie weit soll ich mich auf ihn einlassen?«

»Er ist durchaus ernstzunehmen. Man bekommt bei Shin Bet nicht Jerusalem zugeteilt ohne eine großartige Erfolgsbilanz. Zweimal im Feld verwundet, Belobigungen seiner Vorgesetzten, eine Medaille vom Premierminister. Es wäre gut, ihn auf unserer Seite zu haben.«

»Also volle Kooperation?«

»Ja. Überlassen Sie Herzog die Führung, aber halten Sie die Ohren offen und mich auf dem Laufenden.«

»Verstanden.«

»Schlafen Sie etwas. Sie werden es brauchen.«

Carter beendete das Gespräch. Er überlegte kurz und entschied, Selena anzurufen. Er war sich nicht sicher, warum.

»Hey.«

»Selber hey. Wie ist es in Jerusalem?«

»Nicht, was ich erwartet hatte.« Als er ihre Stimme hörte, merkte er, dass er sie vermisste. Es war ein eigenartiges Gefühl, eines, an das er sich kaum noch erinnerte. Er erzählte ihr, was geschehen war.

»Bist du okay?«

»Mir geht es gut, bin nur müde.«

Ihre Stimme war angespannt. »Du wurdest beinahe von einer Bombe getötet, zwei Schläger sind mit Messern auf dich losgegangen, du wurdest verhaftet und du bist nur müde? Das ist alles? Wie fühlst du dich?«

»Wie ich schon sagte, müde. Was sollte ich denn fühlen?«

»Keine Ahnung. Verärgert, zum Beispiel?«

»Wofür wäre das gut? Was hast du heute gemacht?«

Carter fühlte, wie sein Kopf sich zusammenzog. Das passierte immer, wenn jemand Gefühle von ihm erwartete. Nach Afghanistan fragte ihn ständig irgendein Seelendoktor, wie er sich fühlte. Das war eine sinnlose Frage. Er hatte immer die gleiche Antwort gegeben. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie einem Kind den Kopf weggeballert hätten? Es brachte nichts, darüber zu reden, darin herumzubohren. Er hatte es tun müssen, das war alles. Er wollte nicht darüber nachdenken. Gefühle machten alle nur kompliziert.

Selena atmete tief ein. »Ich habe mit Ronnie trainiert. Er ist schon was Besonderes, oder?«

Das war besser. »Darauf kannst du Gift nehmen. Wenn du nicht aufpasst, macht er dich fertig.«

»Ich habe es ihm aber heimgezahlt. Nach unserem Nahkampftraining entschied er, dass wir auf den Schießstand gehen.«

Nick lachte. Selena hatte einen schwarzen Gürtel des siebten Grades in Kuk Sool Won. Ronnie war auf verlorenem Posten.

»Ich vermisse dich«, sagte er. Es überraschte ihn selbst. Es entsprach der Wahrheit. »Ich wollte deine Stimme hören.«

»Wann kommst du zurück?«

»Keine Ahnung. Nach der Rede von Rice.«

»Wenn du wieder da bist, lass uns irgendwo hingehen und zu viel Wein trinken.«

»Ein Date? Geht klar.«

Noch ein paar Worte und Carter legte auf.

Am anderen Ende legte Selena das Telefon aus der Hand. Sie atmete tief aus. Sich mit Nick zu unterhalten, war, als würde man mit jemandem reden, der in einem gepanzerten Fahrzeug lebte. Solange es nicht darum ging, wie er sich fühlte, war alles in Ordnung. Versuchte man aber einzusteigen, dann waren die Türen verschlossen.

Sie kannte sich mit Panzern aus. Sie war zehn, als ihre Eltern getötet wurden. Der Panzer hielt den Schmerz von ihr fern. Ihrer war aus Erfolgen geschmiedet. Perfektion in allem. Bildung, Sport, es hatte funktioniert wie im Traum. Vielleicht schüchterte das einige Leute ein, aber es hatte funktioniert.

Zumindest hatte es funktioniert, bis ihr Onkel umgebracht wurde.

Dann war sie auf Elizabeth Harker getroffen und wurde in Nicks Welt geschleudert. Eine brutale, gefährliche Welt. Und entgegen ihrer selbst war sie – und auch Nick – dieser verfallen. Sie würde niemals zu ihrem ursprünglichen Leben zurückkehren können. Es existierte nicht mehr. Hatte sich in Luft aufgelöst.

Das machte sie wütend auf sich selbst. Sie hing an einem Mann, der seine Gefühle unter festem Verschluss hielt, sie im Dunkeln wegsperrte. Manchmal war es, als schaute sie in einen Spiegel, wenn sie ihn ansah. Sie war sich nicht sicher, ob sie mochte, was sie da sah.

Sie ging hinunter in den Fitnessraum des Hotels und begann mit ihren Dehnübungen. Sie war beinahe bereit für die Prüfung für ihren nächsten Gürtel. Auf ihrem Niveau gab es keinen Spielraum für Fehler mehr. Die kleinste Ungenauigkeit und sie würde erst in einem Jahr wieder zur Prüfung antreten können.

Die nächste Stunde trainierte sie und beobachtete sich dabei in den großen Wandspiegeln. Sie sagte sich, dass jeder, der sich mit ihr anlegen wollen würde, einen riesigen Fehler beginge. Sie sagte sich, sie sei unverwundbar.

Beinahe glaubte sie es.

DIE LANZE (Project 2)

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