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Kapitel 2
ОглавлениеNicholas Carter sah Elizabeth Harker an und dachte: Würde es Elfen geben, dann sähen diese vermutlich aus wie Elizabeth. Sie war von schmaler Statur und schlank, hatte milchweiße Haut und winzige Ohren, die sich unter ihrem rabenschwarzen Haar versteckten, und große, grüne Augen. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und eine weiße Bluse mit Mao-Kragen. In den zwei Jahren, die er für sie arbeitete, hatte er sie noch nie etwas anderes tragen sehen als Schwarz und Weiß.
Harker leitete das Project, das PResidential Official Joint Exercise for Counter Terrorism, die offizielle, gemeinsame Terrorismusbekämpfungsabteilung des Präsidenten. Sie war Nicks Boss. Ihr Boss war der Präsident.
Auf Harkers Schreibtisch befanden sich ein silberner Stift, ein Bild der brennenden Twin Towers und eine Aktenmappe. Der Stift hatte einmal FDR gehört. Das Bild war eine stetige Ermahnung. Die Mappe würde vermutlich den Verlauf seines Tages beeinflussen. Für Harker zu arbeiten bedeutete, nie zu wissen, ob er am Ende des Tages an einem Abgrund stehen und sich fragen würde, ob es wohl einen Weg zurückgäbe.
Er hörte Harker sagen: »Jemand plant, im Mittleren Osten Unruhe zu stiften.«
»Es plant immer jemand, im Mittleren Osten Unruhe zu stiften. Was ist in diesem Fall anders?«
Er kramte eine bröselige Magentablette aus seiner Tasche und warf sie sich in den Mund. Carter fühlte, wie sich Kopfschmerzen ankündigten. Harker griff nach dem silbernen Stift und fing an, damit auf die polierte Oberfläche ihres Tisches zu tippen. Jedes Tippen vibrierte in seinem Schädel.
»Der Präsident hält am Donnerstag eine Rede in Jerusalem. Wir haben einen Informanten, der sagt, dass es Probleme geben wird. Er möchte ein Treffen von Angesicht zu Angesicht.«
Carter zupfte an seinem verstümmelten linken Ohr, wo eine chinesische Kugel vor einigen Monaten sein Ohrläppchen durchschlagen hatte. Der Verband war inzwischen ab. Mit Verband hatte es allerdings besser ausgesehen.
Es war dasselbe Ohr, das anfing zu jucken, wann immer Dinge im Begriff waren, heikel zu werden – sein ganz persönliches Frühwarnsystem. Jetzt juckte es. Ein Geschenk – oder ein Fluch – das er von seiner irischen Großmutter geerbt hatte, zusammen mit Träumen, auf die er gern verzichten könnte.
»Haben Sie das an Langley weitergegeben? Was sagen die?«
»Ich soll mich raushalten und diese Dinge den Profis überlassen.« Ihre Stimme klang gereizt. »Lodge sagt, es gibt keinen Grund zur Beunruhigung.«
Wendell Lodge, amtierender Direktor des CIA.
»Er sagt, er und seine israelischen Entsprechungen haben alles unter Kontrolle.«
»Mossad?«
»Und Shin Bet.«
»Was ist Shin Bet?«, fragte Selena.
Selena Connor saß neben Carter auf Harkers Ledercouch. Die Deckenbeleuchtung fing die rötlich-blonde Farbe ihrer Haare ein und ließ ihre Augen violett erscheinen. Sie trug ein bräunliches Seidenoutfit und eine blasse Bluse, die zu ihren Augen passte. Sie war die erste Frau, die Nick nach dem Tod von Megan an sich rangelassen hatte. Er wusste nicht, wo das hinführte; oder ob er überhaupt wollte, dass es irgendwo hinführte. Sie war neu im Team. Sie hatte also noch viel zu lernen, und das bereitete ihm jede Menge Sorgen.
Selena strich sich eine vereinzelte Haarsträhne aus der Stirn.
Harker sagte: »Shin Bet ist Israels Version des FBI, auf Steroiden. Sie sind für die interne Sicherheit und Terrorismusbekämpfung zuständig. Mossad ist der Auslandsgeheimdienst, wie MI6 oder CIA.«
Carter blickte auf seine Hände und pulte an einem gebrochenen Fingernagel. »Lodge ist ein narzisstischer, verschlagener Bastard.«
»Was auch immer er ist, er wird uns nicht zurückhalten. Sie fliegen nach Israel. Wenn Sie etwas entdecken, das die Sicherheit von Rice bedroht, dann informieren Sie Shin Bet und den Geheimdienst. Die haben das Personal, lassen Sie die sich drum kümmern. Sie reisen heute ab.«
»Ich wollte mir schon immer mal Jerusalem ansehen. Vielleicht kann ich ja ein wenig Sightseeing dazwischenschieben.«
Sie legte den Stift auf den Tisch und faltete ihre Hände. »Das ist kein Urlaub, Nick. Sie sind als Teil des Teams mit dem Präsidenten untergebracht, in einem Hotel gleich außerhalb der Altstadt. Die Israelis lassen Sie möglicherweise nicht Ihre Waffe behalten. Die sind da empfindlich und Sie gehören nicht zum Geheimdienst.«
»Wer ist unser Informant dort?«
»Sein Name ist Arshak Arslanian. Er hat ein Geschäft im Armenischen Viertel.« Sie schob die Aktenmappe über den Tisch zu ihm. »Sein Bild und seine Infos sind da drin.«
Harker wandte sich an seine Kollegin. »Selena, Sie machen heute Nachmittag mit Ronnie weiter.«
Ronnie war das dritte Mitglied in Nicks Team. Er kam gerade von einem Besuch bei seiner Familie im Navajo Reservat in Arizona zurück. Er kümmerte sich um Selenas Ausbildung. Körperliches Training, Waffen, Codes – die Tricks des persönlichen Überlebens. Alles, was ihr eine Chance geben könnte, das nächste Jahr zu überstehen.
Harker tippte mit ihrem Stift und schaute Nick an. »Sie werden viel Zeit benötigen, um durch die Sicherheitszone zu gelangen. Sie machen sich besser auf den Weg.«