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Kapitel 9

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Stephanie grübelte über den Lastwagen aus dem Sudan nach. Vorhin hatte sie ihn von einem DIA-Satelliten überwachen lassen, der selbst aus 35 Kilometern Höhe noch das Kennzeichen lesen konnte. Von Khartoum aus war er durch den Tschad und den Niger gefahren und hatte dann die Grenze nach Mali überquert. Die Satellitenüberwachung kam und ging. Nick und Selena waren seit zwei Tagen in Mali. Sie rief Nick an, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. »Wir haben aktuelle Infos zu den Fotos, die Lamont geschossen hat. Einer der Männer ist Jibral al Bausari. Er ist Ägypter, eine Schlüsselfigur in der Muslimbruderschaft und ganz weit oben in deren Terrorismusnetzwerk. Das bedeutet, dass etwas Großes im Gange ist.«

»Ist das der Kerl, der die israelische Botschaft in Südamerika hochgejagt hat?«

»Nein, aber er steckt hinter einer Reihe von Anschlägen, dem Mord an 42 Entwicklungshelfern in Afghanistan und einer Verschwörung, der es beinahe gelungen wäre, den Eiffelturm zu sprengen.«

»Davon hab ich nie etwas gehört.«

»Wir wollen die Leute doch nicht vom Reisen abhalten und die Tourismusbranche schädigen, nicht wahr?« Sie dachte nach. »Wenn Bausari die ganze Sache leitet, dann können wir davon ausgehen, dass die Ladung des Lastwagens wichtig ist.«

»Wo ist er jetzt?«

»In eurer Nähe, in Mali, auf dem Weg nach Norden.«

»Denkst du, er ist auf dem Weg nach Algerien?«

»Scheint so.«

»Wir sollten es an Langley abgeben.«

»Ich hab schon mit Lodge gesprochen. Er meint, es sei der Mühe nicht wert.«

»Warum bin ich nicht überrascht?«, sagte Nick trocken. »Als ob der Versuch, unsere Leute zu töten, nur weil sie etwas gesehen haben, kein Schuldeingeständnis wäre.« Er grübelte kurz. »Wie wäre es, den Transport mit einer Predator- oder einer Reaper-Drohne auszuschalten?«

»Du solltest es besser wissen, Nick. Ohne eine konkrete Bestätigung, dass es sich um VX handelt, setzt das Pentagon keine Hardware im Wert von zig Millionen ein.«

»Hast recht. Aber man wird ja mal träumen dürfen.« Er wechselte das Thema. »Selena denkt, dass sie da auf etwas gestoßen ist, was den Kult angeht. Sobald wir das haben, können wir uns um den Lastwagen kümmern.«

»Das hatte ich mir auch überlegt. Die Straßen da unten sind schlecht. Die werden keine Geschwindigkeitsrekorde brechen.«

»Ich seh‘ mir das auf der Karte an und überlege mir was.«

Für einen Moment wollte Stephanie widersprechen. Nick war zwar für Außeneinsätze zuständig, aber sie war schließlich nicht seine Assistentin. »Mach das«, sagte sie nur und beendete das Gespräch. Steph hatte selbst oft die Einsatzleitung gehabt, als sie Elizabeth Harkers Stellvertreterin gewesen war. Sie konnte das, doch Elizabeths feines Gespür hatte sie nicht. Steph war mit Nick immer gut ausgekommen. Aber seit Nick sich in seine neue Rolle hineinfinden musste, war er aufsässig und jähzornig geworden. Mit ihm zu arbeiten fühlte sich für sie wie ein Drahtseilakt an. Das gefiel ihr nicht. Vielleicht würde sich Elizabeth ja erholen und ihren alten Job zurückhaben wollen. Steph wäre das nur recht gewesen und sie vermutete, dass auch Nick keine Einwände haben würde. Sie hatte nur die Leitung übernommen, weil der Präsident sie darum gebeten hatte. Einfach war die Sache mit den zwei Direktoren nämlich nicht. Keiner von ihnen besaß Harkers Genie, ihre fast unheimliche Intuition. Gemeinsam hatten sie es gerade so im Griff. Bisher hatten sie keine ernsthaften Fehler gemacht, aber sie waren ja auch noch nicht lange im Amt. Sie waren im Grunde genommen ein gutes Team. Aber unter Elizabeths Leitung waren sie brillant gewesen. Steph wusste, dass Nick wieder unter Kopfschmerzen und seinen Albträumen litt. Er selbst hatte nichts erwähnt, aber Selena hatte etwas ausgeplaudert. Gespräche unter Frauen, um den Arbeitsstress abzubauen. Steph mochte Selena. Sie war unkompliziert. Sie machte ihren Job und arbeitete hart daran, noch besser zu werden. Sie hatte alles, was für diesen Job nötig war. Steph wusste nicht, ob sie sich auch so gut geschlagen hätte, wäre sie in Selenas Situation gewesen.

Es war eine Sache, auf dem Schießstand Löcher in Zielscheiben zu stanzen. Darin war Steph ziemlich gut. Aber Leute zu durchlöchern, die dasselbe mit dir machen wollten, das war eine ganz andere Geschichte. Sie dachte wieder an Nick. Zu allem Übel hatte er auch noch familiäre Probleme. Seine Mom hatte Alzheimer. Vor ein paar Wochen war er deswegen in Kalifornien gewesen und hatte sich mit seiner Schwester gestritten. Nick sprach nie über seine Familie, aber Steph wusste, dass er mit einem gewalttätigen Alkoholiker als Vater aufgewachsen war. Es hatte ihn hart und verschlossen werden lassen. Aber vielleicht war das auch gar nicht so schlecht. Sie war selbst ziemlich gut darin. Im PROJECT waren die Kollegen die einzigen Menschen, denen man trauen konnte. Im PROJECT verbrachte man viel Zeit damit, so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre. Als wäre es normal, sich am anderen Ende der Welt herumzutreiben und nach einer Gruppe geheimnisvoller Attentäter zu suchen. Als wäre es normal, kein echtes Leben außerhalb der Arbeit zu haben. Wenigstens hatten Nick und Selena einander. Steph hatte niemanden. Sie fragte sich manchmal, ob es einmal jemanden geben würde, fragte sich, ob sie jemals jemanden treffen würde, dem sie vertrauen konnte. Sie war gerade sechsunddreißig geworden. Wenn sie noch eine intime Beziehung eingehen wollte, dann musste das bald geschehen. Aber sie war sich nicht einmal sicher, ob sie eine Beziehung wollte. Nicht nach dieser Katastrophe, die sie einmal als Ehe bezeichnet hatte. Das war in den Tagen gewesen, bevor Elizabeth sie rekrutiert und von der NSA weggeholt hatte. Und da war sie nun, die unglaublich junge Co-Direktorin einer mächtigen Geheimorganisation, die das volle Vertrauen des Präsidenten genoss. Es gab eine Menge Leute in Washington, die alles getan hätten, um an ihren Job zu kommen. Und sie fragte sich, warum sie sich trotzdem so fühlte, als ob etwas Wichtiges fehlen würde.

DIE SIEBTE SÄULE (Project 3)

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