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Kapitel 11

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Nick hatte Stephanie sofort angerufen. »Er hat eine Tätowierung dieses Ambigramms.«

»Ist dir sonst noch etwas an ihm aufgefallen?«

»Ein Tattoo mit der arabischen Zahl Fünf. Dem Aussehen nach kommt er irgendwo aus dem Mittleren Osten. Kein Pass, keine besonderen Merkmale. Er hatte einen antiken Dolch bei sich. Ich halte ihn gerade in der Hand. Ein übles Spielzeug, das wie ein Stilett aussieht. Nur eine schmale, v-förmige Klinge mit einer zentralen Blutrinne und einem geraden Schaft. Das Ambigramm ist auch in den Handschutz graviert. Ist scharf genug, um sich damit zu rasieren. Sonst gibt es nichts Auffälliges.«

»Warum Selena und du? Er konnte nicht wissen, dass ihr dort auftaucht.«

»Ich denke, er hat einfach in der Bibliothek auf jemanden gelauert, der etwas über die geheime Bruderschaft herausfinden wollte. Er hat nicht auf uns gewartet.«

»Was hat Selena entdeckt?«

»Das soll sie dir selbst erzählen.« Carter gab das Telefon an Selena weiter. Sie hatte Blutergüsse an Armen und Beinen. Und sie musste vorsichtig sein, wenn sie tief Luft holte. Doch es hätte schlimmer kommen können. Sie hätte tot sein können. Er hätte tot sein können, mit einem Dolch im Nacken.

»Hallo Steph. Ich habe Informationen entdeckt, die belegen, dass der Kult möglicherweise weiterexistiert hat.«

»Wie kommst du darauf?«

»Ein Manuskript aus dem 15. Jahrhundert, geschrieben von einem Sunniten. Es geht um den Verfall des schiitischen Glaubens. Er erwähnt darin eine Splittergruppe der Hashashin, die in den Untergrund ging. Der Autor hasste sie. Er überlieferte Gerüchte von einem verborgenen Heiligtum oder einer Schule auf dem Gebiet des heutigen Pakistan. Er hat Gespräche mit Reisenden aus seiner Zeit abgezeichnet und gibt ein paar Hinweise auf den möglichen Standort.«

»Eine Schule für Assassinen?«

»Der Erzähler berichtet, dass sie glaubten, die einzig wahren Beschützer des Islam zu sein. Des ganzen Islam, nicht nur des schiitischen. Dabei wurden sie von den Schiiten verachtet. Sie hatten sich der Rückkehr zum wahren Glauben verpflichtet, so wie sie ihn sahen.«

»Wie wollten sie das anstellen?«

»Wenn die Zeit gekommen ist, wollte Allah sie zum Sieg gegen alle Feinde des Islam führen, im Inneren wie im Äußeren. Heiliger Krieg. Dschihad.«

»Und wann sollte die Zeit gekommen sein?«

»Es gibt keine konkrete Angabe. Es wird nur erwähnt, dass es ein Zeichen geben wird.«

»Wie in der Offenbarung? Der Mond wird blutrot? Diese Art von Vorzeichen?«

Selena wechselte das Telefon zum anderen Ohr. »Stand da nicht.«

»Lass mich nochmal mit Nick reden.«

Selena gab Nick das Telefon zurück.

»Nick, die Wanze auf dem Lastwagen hat den Geist aufgegeben.« Er hörte aufmerksam zu. »Die letzte Position, die sie gesendet hat, kam aus dem Grenzgebiet zwischen Algerien und Mali, nördlich von euch, nicht weit von einem Ort namens Taoudenni entfernt.«

»Wann war das?«

»Heute Morgen. Er könnte immer noch dort sein, aber wir können ihn auf den Satellitenbildern nicht entdecken. Das Gelände ist sehr zerklüftet. Es gibt eine Menge Orte, an denen sie sich verstecken könnten und es gibt Routen nach Norden und nach Westen. Aber sie fahren immer nur bei Nacht.«

Carter dachte einen Moment lang nach. »Wir dürfen uns diesen Lastwagen nicht durch die Lappen gehen lassen. Ich denke, Selena und ich sollten danach suchen. Ein bisschen Aufklärung wäre jetzt ganz nützlich.«

»Ihr könnt nicht einfach hinfahren. Nicht ohne eine bewaffnete Eskorte.«

»Ich dachte ans Fliegen. Wir könnten hier ein Flugzeug samt Piloten mieten. Wenn wir den Lastwagen lokalisieren, können wir ihn weiter verfolgen. Wenn nicht, kommen wir hierher zurück und überdenken unsere Optionen. Sollten wir ihn finden, dann kehren wir zurück und entscheiden, wie wir ihn aus dem Verkehr ziehen.«

»Also Nick, ich weiß nicht …«

»Hast du etwa eine bessere Idee?«

Er hörte ihren Seufzer. »Nein, hab‘ ich leider nicht. Du bist vor Ort. Es ist deine Entscheidung.«

So sieht's aus, dachte er. »Wie geht es Ronnie und Lamont?«

»Bei Lamont ging die Kugel durch den Knochen. Er hat eine Menge Blut verloren. Trümmerbruch im Oberarm. Kann von Glück reden, es überlebt zu haben. Die haben ihn mit Schrauben und Platten zusammengeflickt. Ronnie kann seine Hand nicht benutzen, weil er sie sich zerschnitten hat. Könnte nach der Heilung steif bleiben.«

»Sag ihnen, dass manche Leute fast alles machen würden, nur um nicht arbeiten zu müssen.«

Stephanie lachte.

Carter legte auf.

DIE SIEBTE SÄULE (Project 3)

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