Читать книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker - Страница 27

20

Оглавление

Der Satansanbeter Saint stand an der Tür des schäbigen Zimmers in der Absteige am Stadtrand, die er nur einen Spalt offenhielt, damit Napoleon nicht ins Innere schauen konnte und nichts von der Schäbigkeit sah.

„Gut, ich bin in einer Viertelstunde bei Mister …“

„Keinen Namen!“, zischte Napoleon, drehte sich um und stieg die schmale, knarrende Treppe hinunter.

Saint schaute ihm noch ein paar Herzschläge lang nach, dann zog er sich zurück und schloss leise die Tür.

„Wer war es?“, fragte Diablo, der Knecht und Schüler des Satansanbeters.

„Napoleon. Ich soll Mister Lancaster aufsuchen. Vielleicht will er mir endlich erklären, warum er mich nicht nach Prescott schickte, um Carringo zu erledigen!“

„Ach so.“ Diablo wirkte müde, hatte schwarze Ringe unter den Augen, und sah unnatürlich bleich aus. Er krankte noch an der schweren Verletzung aus Mexiko und konnte froh sein, dass er am Leben geblieben war.

Saint ging zum schmalen Fenster unter dem Schrägdach. Er musste sich etwas ducken, um mit seinen fast zwei Yards Länge nicht gegen die niedrige Decke zu stoßen. Schlohweiß fiel ihm das Haar über die Schultern. Sonst war er hager und geschmeidig wie in seinen jungen Jahren geblieben. Auch trug er noch immer schwarze Kleidung von Kopf bis Fuß, meist einen gleichfarbigen Umhang dazu und um den Hals die alte Silberkette mit dem verkehrt hängenden Kreuz.

Der schwarze Umhang lag zusammengeknüllt auf einem der schäbigen Holzstühle. Das Zimmer wies zwei davon auf, hatte ferner einen wackligen Tisch, einen schmalen Schrank, eine Waschschüssel in einem Drahtständer und einen fast völlig blinden Spiegel darüber.

Saint nahm den Umhang, schüttelte ihn aus und hängte ihn über die Schultern.

„Bleibst du lange weg?“

„Nein, Diablo.“ Saint wandte sich ab und verließ das Zimmer.

Der Pensionswirt zog sich hinter einen schweren Vorhang zurück, als der Satansanbeter auf der laut knarrenden Stiege erschien. Er wollte mit diesem finsteren Gast nicht reden, weil der ihm unheimlich erschien, also konnte er ihn auch nicht fragen, wann er endlich die Rechnung der letzten Woche bezahlte.

Saint ging an dem Vorhang vorbei und verließ das Haus.

Aufatmend erschien der Mann vor dem Vorhang.

Aus der Küche trat eine dicke Frau, die mit blitzenden Augen fragte: „Hast du es ihm gesagt?“

„Nein.“

„Wann willst du es sagen?“

„Später.“

„Du wirst es nie sagen. Und er bildet sich ein, wir wären auf Rosen gebettet!“

„In Arizona wachsen keine Rosen, Maria. Du solltest dir endlich ein anderes Vokabular für deine Vergleiche zulegen. Hier gibt es bestenfalls Prärieanemonen. Aber selbst die sind seltener als bei dir daheim die Rosen.“

„Du lenkst vom Thema ab“, sagte die dicke Frau wütend. „Er soll bezahlen oder verschwinden!“

„Ich werde es ihm schon noch sagen“, versicherte der Mann.

Empört zog sich die Frau in die Küche zurück und hämmerte die Tür zu.

9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006

Подняться наверх