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Der aufklingende Hufschlag ließ einen der Bremser den Kopf heben. „Die hauen ab!“

Auch die beiden anderen Männer im Abteil wagten einen Blick nach oben und folgten dem Beispiel des Kollegen, der sich bereits erhob.

Das Plätschern von Wasser klang von vorn herein.

„Wo steckt ihr denn?“, brüllte der Lokführer.

Noch vorsichtig öffnete der Bremser die Abteiltür und sah die beiden Gefesselten auf der Plattform des Tenders und das immer noch in den Fahrstand sprudelnde Wasser. Er kletterte hinaus, rutschte auf dem nassen Holz des Tenders aus und schlitterte zu den Gefesselten hinunter.

„Los, beeile dich doch ein bisschen!“, rief der Lokführer. „Und stell das Wasser ab, sonst kriegen wir nichts mehr in die Tanks, zum Teufel!“

„Immer eins nach dem anderen“, maulte der Bremser und suchte nach seinem Taschenmesser. „Die Halunken sind sowieso weg. Ordentliche und genug Gäule, sie zu verfolgen, gibt es hier nicht.“

Endlich fand er das Messer und konnte den Lokführer befreien. Der entriss ihm das Messer.

„Los, stell das Wasser ab. Du musst hinauf klettern, Cass!“

„Ja doch, ich fliege!“

Aus dem Dienstabteil kletterten die beiden anderen Beamten und gingen mit schussbereiten Colts in den Händen auf die Hütte zu.

„Sind die Banditen fort?“, fragte eine heisere Frauenstimme.

Der Lokführer kletterte vor Nässe triefend aus dem Fahrstand und wies seinen Heizer mürrisch an, sich um das Betanken der Behälter rechts und links des Kessels zu kümmern. Cass befand sich auf dem Wege zum Regenbehälter, war jedoch kein geschickter Kletterer und brauchte entsprechend lange, um den Schieber zu erreichen.

„Boss, Buzz ist gefesselt!“, tönte es aus der Hütte.

Die Reisenden wagten sich aus den Waggons.

Als der Lokführer die Hütte betrat, wurde der Streckenwärter gerade befreit und auf die Füße gestellt.

„Es sind drei!“, sagte der Alte. „Nur drei!“

Der Lokführer fluchte.

Am Zug entlang taumelte der Expressschaffner, der sich den schmerzenden Hals massierte und laut klagend erzählte, dass der Wagen zerstört sei, Briefe in den Büschen hingen und der kleine Tresor aufgesprengt und ausgeplündert worden sei.

Endlich lief kein Wasser mehr aus dem Rohr.

„Ist noch was drin?“, fragte der Heizer, ergriff das Rohr und lenkte es in den Tank rechts des Kessels.

„Ein Fingerhut voll ist es noch“, sagte Cass.

„In Ordnung, lass es herauslaufen. Wir werden ja sehen, wie weit wir es damit schaffen.“

Cass zog den Schieber wieder nach oben. Das Wasser plätscherte in den Tank.

Der Expressschaffner schleifte den Lokführer zum letzten Waggon und zeigte laut klagend auf den offenstehenden Tresor hinter wüst herumliegenden Trümmern. „Wir müssen sofort etwas unternehmen!“

„Was denn?“, knurrte der andere.

„Wir fahren zur nächsten Stadt weiter. Buzz nehmen wir am besten gleich mit, damit er seine Geschichte selbst erzählt. Sonst lädt der Fahrdienstleiter wieder alles auf uns beiden ab, wie das so üblich ist.“

„Es ist der Wertpapierschrank!“, rief der entsetzte Schaffner.

„Na und? Ich habe die Banditen nicht eingeladen, das Ding zu knacken, verdammt.“ Wütend stampfte der Lokführer zurück und wurde von den ängstlichen Reisenden bedrängt, die wohl fürchteten, die Halunken könnten noch einmal auftauchen.

„Steigen Sie ein!“, befahl der Mann schroff. „Wir fahren, so schnell es geht, weiter.“

Seufzend kletterten die bleichen Leute in die Wagen zurück und blickten über das in der Dunkelheit versinkende Gestrüpp. Den Hufschlag vernahmen sie nicht mehr, was sie aber keineswegs beruhigte. Die einzige Frau zwischen den geschockten Männern hielt ihre Handtasche krampfhaft an sich gepresst.

„So, jetzt ist der Saft alle“, meldete der Heizer. „Schließ die Klappe wieder, Cass!“

Der Bremser schloss den Schieber hinter dem Rohr und kletterte am Gerüst nach unten.

„Das reicht bis zur nächsten Stadt.“ Der Heizer turnte an der Maschine zurück in den Fahrstand, öffnete den Feuerschlund und warf nasses Holz hinein.

„Alles einsteigen, es geht los!“

Die Bremser bugsierten den Streckenwärter ins Dienstabteil und kletterten hinterher.

Ein scharfer Pfiff schrillte in die Nacht hinaus, die Kolbenstangen begannen zu arbeiten. Fauchend setzte sich der Zug in Bewegung.

9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006

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