Читать книгу Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis - Alfred Bekker - Страница 53
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Mitten in der Nacht gellten die Feuersirenen auf. Alle Einwohner von Glenburn schreckten aus dem Schlaf auf. Telefone klingelten, Männer sprangen in Windeseile in ihre Kleidung.
„Clarion Manors brennt!“
Schneller fast als das Feuer selbst verbreitete sich die Nachricht.
Der ganze Ort war plötzlich auf den Beinen und wollte beim Löschen helfen.
Auch Kevin McBride und Maggie O’Connor fuhren so schnell sie konnten hinaus. Sie machten sich Sorgen um die Tiere.
Als sie ankamen, empfing sie ein Bild der Verwüstung. Aus dem Herrenhaus schlugen Flammen heraus, doch das war nicht das Schlimmste. Die Stallungen brannten ebenfalls!
„Mein Gott, die Pferde!“, stieß Maggie hervor.
Sie löste sich aus ihrer Erstarrung und rannte auf die brennenden Gebäude zu. Kevin brüllte hinter ihr her.
„Wo willst du hin? Du kannst da jetzt gar nichts tun! Komm zurück, du bringst dich selbst um!“
Aber Maggie hörte nicht.
„Dalrina!“, schluchzte sie vor sich hin, während sie weiter auf den Stall zustürmte, in dem sie die Stute mit ihrem Fohlen wusste.
Hitze schlug ihr entgegen. Sie kam an einer Tränke vorbei, und ein paar Satteldecken hingen über dem Gatter zum Lüften. Maggie schnappte sie sich, tauchte sie in das Wasser der Tränke, warf sich selbst eine davon um und lief weiter.
Kevin hatte zuerst sinnlich nutzlos hinter Maggie hergebrüllt, aber als sie nicht reagierte, rannte er kurzerhand hinterher.
„Verrückt, total verrückt!“, schimpfte er.
Trotzdem nickte er zustimmend mitten im Lauf, als er sah, wie sie die nassen Decken in das höllische Inferno schleppte.
Maggie war nun hinter Rauch und Flammen verschwunden, und Kevin blieb stehen, um sich zu orientieren.
Das Feuer brüllte regelrecht, dazu kamen die Geräusche des verbrennenden Holzes. Metall knackte, als es durch die Hitze aus der Form sprang.
Kevin war ungeschützt, er hatte keine Decke mehr, aber er wusste, dass Maggie allein nicht mit den Tieren fertig werden konnte. Die mussten in heller Panik sein, wenn sie nicht ohnehin schon vor Angst wild hinausgestürmt waren.
„Maggie“, brüllte Kevin so laut wie er konnte, um das Feuer zu übertönen. „Wo bist du? Gib Antwort!“
„Verschwinde!“, hörte er plötzlich ihre helle Stimme.
„Ich bleibe bei dir, wenn du schon unbedingt dein Leben riskieren musst!“, schrie er ins Nichts.
Er konnte Maggie immer noch nicht sehen, sie war hinter den Rauchschwaden verborgen. Aber er hörte die Stute angstvoll wiehern, sie stand also noch immer in ihrer Box. Ihre Hufe trommelten wild auf den Boden, schlugen dann gegen das Holz der Boxentür.
Kevin bahnte sich seinen Weg zu dem Tier und sah endlich auch Maggie. Sie sprach auf das Tier ein. Geschickt wie ein Lassowerfer hatte sie ein Seil über den Kopf der Stute geworfen und zog nun langsam daran, um das Tier näher heranzuholen. Sie wollte ihr offensichtlich eine Decke überwerfen. Das konnte die Frau gar nicht allein schaffen, Dalrina war viel zu unruhig. Sie tänzelte wild auf und ab, doch Maggies Griff schien unerbittlich, musste es sein, wenn sie das Tier retten wollte, bevor das Gebäude ganz in Flammen aufging oder das Dach über ihnen einstürzte.
Kevin war jetzt an Maggies Seite und nahm ihr das Seil aus der Hand. Er war kräftiger und zog das Pferd etwas näher.
„Wirf du ihr die Decke über, möglichst auch über den Kopf. Wenn sie nichts sieht, lässt sie sich leichter führen“, schrie Kevin.
Maggie nickte. Sie fasste den nassen und unhandlichen Stoff und warf ihn geschickt, doch in diesem Moment riss die Stute sich wieder etwas los, und die Decke fiel daneben.
„Halt sie fest, ich gehe hinein“, befahl Maggie.
Kevin hätte gerne protestiert, doch angesichts der äußeren Umstände wäre das sinnlos gewesen. Entweder schafften sie es jetzt schnell, oder es würde auch für die beiden Menschen Probleme geben.
Maggie öffnete die Box, während Kevin die Stute festhielt, so straff er konnte.
In diesem Augenblick ertönte ein berstendes Krachen über ihnen, und wie unter Zwang starrten die beiden hoch. Einer der Querbalken löste sich aus dem Verbund und senkte sich in einer feurigen Lohe hinab.
Kevin ließ das Seil los, sprang auf Maggie zu und warf sich mit ihr zur Seite, schützte sie mit seinem Körper. Dicht neben ihnen prallte der Balken funkensprühend zu Boden und zerbrach dabei in Einzelteile.
Dalrina drehte völlig durch. Mit einem regelrechten Schrei brach sie aus und stürmte blindlings durch das Feuer.
Maggie lag unter Kevin, noch immer geschützt, und wimmerte.
„Komm, wir müssen raus hier“, drängte er.
„Das Fohlen!“, durchfuhr es die junge Frau.
Sie riss sich von Kevin los, der sie an der Hand gefasst hatte. Hier irgendwo musste das kleine hilflose Tier sich noch befinden.
Ein verhaltenes Wiehern inmitten des brüllenden Feuers führte sie auf die Spur.
Längst war die Decke, die sie sich nass um den Körper geschlungen hatte, heiß und von sprühenden Funken angekohlt. Doch jetzt hatte sie den kleinen Pendragon gefunden und wickelte ihn in den Stoff. Dann nahm sie das Tier behutsam auf die Arme. Er war schwer, und der Rauch reizte die Frau zu würgendem Husten. Aber da waren dann noch zwei kräftige Arme, die ihr das Tier abnahmen. Eine schlanke, aber kräftige Gestalt bahnte sich vor ihr her einen Weg. Sie selbst hätte den Ausgang vermutlich gar nicht mehr gefunden.
Flammen und Rauch versperrten die gewohnten Wege, und Maggie war mit ihren Kräften längst am Ende. Ewigkeiten schienen zu vergehen, bis die zwei Menschen mit dem Tier aus der Hölle hinaustaumelten. Zwei Feuerwehrleute bemerkten sie. Einer nahm Kevin kopfschüttelnd das Fohlen ab, und der andere führte die beiden Tierärzte heftig schimpfend zum Erste-Hilfe-Wagen.
Als ihnen frischer, reiner Sauerstoff über die Masken zugeführt wurde, konnten beide vor lauter Husten minutenlang nicht mehr sprechen.
Ihr Aussehen war erschreckend. Überall am Körper gab es kleinere Brandwunden, die Haare waren angesengt, und die Haut wie auch die Kleidung geschwärzt. Brandlöcher gaben Blicke auf die Haut darunter frei.
„Was sollte das sein?“, fragte der Arzt, der die beiden betreute. „Wofür haben Sie Ihr Leben riskiert?“
„Pferde“, keuchte Maggie stur. „Hilflose Pferde.“
In diesem Augenblick stürzte das gesamte Stallgebäude in sich zusammen. Eine funkensprühende Feuerwalze breitete sich aus und fiel dann wieder in sich zusammen.
Kevin, der langsam wieder selbständig Luft holen konnte, legte die Sauerstoffmaske beiseite und schaute sich um. Das Feuer im Herrenhaus war praktisch gelöscht. Das Personal lief wild durcheinander in dem Versuch Wertgegenstände zu retten oder der Feuerwehr zu helfen.
„Wo ist eigentlich George Felton?“, fragte der Tierarzt dann schließlich.