Читать книгу Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis - Alfred Bekker - Страница 59
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Kevin lief wie ein gefangener Tiger im Käfig hin und her. Er befand sich mit dem Inspektor in der Bibliothek, und der Kriminalbeamte hatte darauf bestanden, zumindest in Bruchstücken informiert zu werden.
Wie durch ein Wunder war die Bücherei durch den Brand nur wenig in Mitleidenschaft gezogen worden. Es hätte Kevin betrübt, wenn die teilweise unersetzlichen Schätze dem Feuer zum Opfer gefallen wären.
Glenbright starrte ihn nun auffordernd an.
„So, Doktor, wo sind nun Ihre ominösen Geheimgänge. Scheinbar kennen Sie sich hier gut genug aus, um mir wenigstens einen zu zeigen.“
„Sie können sich Ihren Sarkasmus sparen“, fauchte Kevin.
Er räumte aber doch das Regal aus und klappte die miteinander verbundenen Bücher nach vorne. Die Wand schwang sich zur Seite. Inspektor Glenbright sprang erregt auf. Er hatte es bis zu diesem Zeitpunkt einfach nicht glauben wollen, doch jetzt sah er es mit eigenen Augen.
„Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt?“, tobte er plötzlich. „Es scheint mir fast so, als ginge hier noch einiges vor, von dem ich nichts weiß.“
„Nicht alles ist wichtig für die Polizei“, meinte Kevin trocken.
Der Inspektor stolperte plötzlich über das Kaminbesteck. Mitsamt dem schweren Schürhaken fiel er gegen das Regal, hielt sich aber aufrecht. Das schwere Metall schlug jedoch eine kräftige Macke in das Regal, erschreckt starrte er auf das Malheur. Und dann wurden seien Augen groß und immer größer.
„Das sieht aber merkwürdig aus. Das ist doch kein Holz.“
„Das spielt doch jetzt überhaupt keine Rolle, Inspektor. Nach dem Brand kommt es auf eine kleine Macke mehr hier auch nicht an.“
Glenbright zog wieder mal die Augenbrauen hoch. „Kleine Macke?“, echote er mit einem seltsamen Tonfall. „Sie sollten sich das hier mal näher ansehen. Ich weiß ja nicht genau, worum es bei ihrer Suche nach einer Geheimtür wirklich gegangen ist. Aber könnte es sein, dass Sie genau das hier gesucht haben?“
„Wer hat Ihnen denn erzählt, dass wir Geheimgänge...?“ Kevin brach plötzlich ab. Sein Blick war jetzt ebenfalls auf die Absplitterung gefallen, und auch seine Augen wurden groß. Dann fing er schließlich an zu lachen, fasste sich an Kopf und schlug mit der Faust gegen die Wand.
Der Inspektor sah das Verhalten mit Befremden. Aber dann glitt ein Lächeln über sein zerfurchtes Gesicht.
„Kann es sein, dass Sie genau das hier gesucht haben? Ich denke, Sie haben mir da eine sehr lange Geschichte zu erzählen, Doktor.“
„Vielleicht sollte ich das tun. Trotzdem sollten jetzt zuerst nach Maggie suchen, es ist durchaus möglich, dass sie hier unten zu finden ist. Eine lange Geschichte kann noch warten, die läuft uns nicht weg.“
„Da gebe ich Ihnen recht. Also kommen Sie!“
Kevin besaß immer noch eine kleine Taschenlampe, und damit leuchtete er voraus. Der Inspektor folgte ihm, doch plötzlich hielt er inne, zog Kevin am Arm, stand da und lauschte.
„Hören Sie nichts?“
Auch der Arzt verharrte in der Bewegung. Er schien taumelnde Schritte zu hören und wurde ganz aufgeregt.
„Maggie!“, brüllte er. „Maggie, bist du da?“
Doch statt der erwarteten hellen Stimme der geliebten Frau erklang von weiter voraus der sonst so sanfte Bariton Felton. Allerdings klang die Stimme erschöpft und bedrückt.
Wenig später hatte der Tierarzt George Felton erreicht, aber der Anblick, der sich ihm bot, war eher erschreckend. Der Gutsherr sah total verdreckt und blutig aus. Seine Lippen waren rissig und aufgebissen, und die Augen schwarz umrandet, als habe er das Grauen gesehen. Er taumelte mehr, als er ging und ließ sich willig von den beiden Männern stützen.
„Wo ist Maggie? Ist sie bei Ihnen?“, drängte Kevin, und Felton blickte ihn plötzlich mit neu erwachtem Entsetzen an.
„Nein“, krächzte er. „Ich weiß nicht, wo sie ist. Aber wenn sie verschwunden ist, dann hat Sinclair sie.“