Читать книгу Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten - Alfred Bekker - Страница 41

Kapitel 16: Erwachen

Оглавление



Dunkelheit.

Und dann ein Licht.

Genau so hatte der Priester Pasoch in der Schule von Twixlum den Übergang vom Leben zum Tod beschrieben.

Aber statt sich ihm nun das Geheimnis des Verborgenen Gottes offenbarte, wie Pasoch es in blumigen, aber dennoch nur sehr vagen Worten immer wieder geschildert hatte, begann dieses Licht zu flackern, und Gorian begriff, dass es sich um die Flamme einer Kerze handelte.

„Du erwachst!“

Dieser Gedanke war so klar und deutlich, dass er nicht einen einzigen Moment an seinem Wahrheitsgehalt gezweifelt hätte. Aber es war der Gedanke eines fremden Geistes.

Sheera!

Er öffnete die Augen. In dem Raum, in dem er sich befand, herrschte Halbdunkel. Von dem Lager aus, auf das er gebettet war, blickte er auf einen Kerzenhalter, der an der Wand befestigt war. Der flackernde Schein fiel auf Sheeras ebenmäßige Gesichtszüge und ließ sie sehr weich erscheinen. Ihre Augen leuchteten grün, in einer Farbnuance, die Gorian an das Meer in der Thisilische Bucht erinnerten.

Er wollte sich erheben, doch es ging nicht, er wurde niedergedrückt und bemerkte dann faustgroße dunkle Steine, die auf seinen Schultern und auf seiner Brust lagen. Von ihnen ging eine geradezu unheimliche Kraft aus, und ihr Gewicht überstieg jenes Maß, das man angesichts ihrer Größe erwarten konnte.

„Vorsicht“, mahnte Sheera. „Die Heilsteine ...“

„Heilsteine?“, fragte Gorian.

„Noch nie davon gehört?“

„Ich ... Die werden doch nur bei lebensbedrohlichen Verletzungen angewendet, soweit ich weiß.“

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Das glaubt jeder, weil es in den Legenden der Schwertmeister so erzählt wird, in denen sich die Helden halb totschlagen lassen, doch dank eines Heilers trotzdem die schwersten Verwundungen überleben.“

„Leider hat mir mein Vater nicht viel davon erzählt, weil er sie für Propaganda des Ordens hielt“, sagte Gorian. „Dafür habe ich umso interessierter den Geschichtenerzählern in den Städten gelauscht, die auf den Märkten für ein paar Kupfermünzen mehr diese Legenden sogar noch ein bisschen ausschmücken. Ich wollte immer, dass einer davon erzählt, wie ein Schwertmeister dafür sorgt, dass der Schattenbringer verschwindet, aber dazu war keiner von ihnen bereit. Ich hatte wohl entweder nicht genügend Münzen oder die Geschichtenerzähler an der thisilischen Küste nicht genügend Fantasie.“

„Nach allem, was ich über die thisilische Küste weiß, ist letzteres der Fall.“

„Woher stammst du?“

„Weißt du es nicht?“

„Woher sollte ich es wissen?“

„Aus dem gleichen Grund, aus dem ich davon wusste, dass du hier auf der Ordensburg erscheinst und sich unsere Schicksalslinien verbinden.“ Sie wirkte leicht enttäuscht, als sie schließlich erklärte: „Ich komme aus Nelbar.“

„Das liegt im Herzogtum Oquitonien.“

„Na, wenigstens das weißt du.“ Sie wandte sich zur Tür.

„Bleib noch“, bat Gorian und versuchte abermals sich zu erheben, aber je mehr Kraft er aufwandte, desto schwerer schienen die Heilsteine zu werden, die ihn auf das Lager drückten. „Dass ich deiner Heilkraft bedarf, hat sich früher bewahrheitet, als ich gedacht hätte.“

Sie blieb stehen und drehte sich um. „Nein, nicht meiner Heilkraft. Diesmal noch nicht.“

„Aber ...“

„Dazu wäre ich noch nicht imstande gewesen. Meine Aufgabe war es nur, auf dich aufzupassen und darauf zu achten, dass dein Geist nicht ins Nichts entschwindet.“

Das versetzte Gorian einen Stich. „So ernst war es?“

„Ist es“, korrigierte sie ihn. „Ich weiß nicht, was du und Torbas in der Kathedrale angestellt habt, aber ich habe den Hochmeister selten so wütend gesehen. Einige Brocken aus Sternenmetall haben deinen Körper durchschlagen, und du kannst mir glauben, dass eine Heilschülerin wie ich dich ebenso wenig hätte retten können wie ein herkömmlicher Arzt oder einer dieser Wald- und Wiesenheilkundigen.“

„Oh“, entrang es sich Gorian. „Das wusste ich nicht.“

„Es sind Unmengen von schwarzem Blut aus deinen Wunden getreten, Gorian. Ich habe so etwas noch nie gesehen, außer ...“ Sie sprach aus irgendeinem Grund nicht weiter. Ihre Stirn umwölkte sich, und sie wandte sich wieder in Richtung Tür.

„Außer was? Sprich weiter!“

Sie verharrte abermals und schien noch darüber nachzudenken, ob sie noch mehr darüber sagen sollte. Sag es mir! Ich muss es wissen!, durchfuhr es Gorian, und er frage sich, ob sie sehr intensive Gedanken von ihm genauso empfing, wie es umgekehrt der Fall war.

Erneut drehte sie sich wieder zu ihm um und begann: „Ich hatte einmal einen sehr seltsamen Traum. Und in diesem Traum sah ich dein Gesicht und sehr viel schwarzes Blut. Ein Seher hat mir später offenbart, dass all das mit den Verknüpfungen meiner zukünftigen Schicksalslinie zu tun hat. Ich wusste von da an, dass es geschehen wird, nur nicht wann und unter welchen Umständen.“

„Vielleicht hättest du das Haus der Seher wählen sollen, anstatt dich für die Ausbildung zur Heilerin zu entscheiden.“

Sie lächelte. „Manche Dinge erwählt man nicht, sondern sie begegnen einem, ohne dass man ihnen ausweichen kann. Meine Bestimmung liegt im Haus des Heilens, so wie deine es dir vielleicht verbietet, dich nur auf ein Haus zu beschränken.“

Daraufhin verließ sie den Raum, kehrte aber wenig später in Begleitung eines Mannes und einer Frau zurück, beide in der typischen grauen Kutte eines Heilers und mit dem Meister-Amulett vor der Brust.

Zwei Heiler für einen einzigen Kranken, ging es Gorian durch den Sinn. Es musste ihn tatsächlich sehr schwer erwischt haben.

„Dies sind der Heiler Faroch und die Heilerin Hebestis“, stellte Sheera die beiden vor. „Sie habe dir mit ihren Kräften das Leben gerettet.“ Sie wandte sich an die Heilmeister und erklärte: „Ihr seht, er ist erwacht, aber ich glaube nicht, dass er sich der Tragweite dessen bewusst ist, was mit ihm geschah.“

„Deine geistige Krankenwache hat sicher seinen Zustand verbessert“, meinte die Heilerin Hebestis. Sie war von unbestimmtem Alter, bewegte sich einerseits wie eine Frau in mittleren Jahren, andererseits sprachen die Falten in ihrem Gesicht und das völlig erbleichte Haar dafür, dass sie schon sehr viel älter sein musste. Faroch hingegen war deutlich jünger, konnte kaum älter als dreißig Sommer sein. Sein eher rundes Gesicht bekam durch den schwarzen Kinnbart eine markante Kontur, und Gorian erinnerte sich flüchtig daran, dieses Gesicht bei seiner Ankunft kurz in der zusammengelaufenen Menge gesehen zu haben, ohne dass er ihm eine größere Bedeutung zugemessen hätte.

„Du kannst jetzt gehen“, sagte Faroch zu Sheera, ohne dabei den Blick von Gorian zu nehmen. „Eine geistige Krankenwache ist für eine Schülerin in deinem Stadium sehr erschöpfend. Du wirst einige Übungen zur Regeneration durchführen müssen.“

„Ich bin stark und spüre keine Auswirkungen“, antwortete sie.

„Das bedeutet nicht, dass sie nicht vorhanden sind – nur, dass du noch nicht aufmerksam genug bist, um sie zu bemerken“, gab Faroch zurück.

Die beiden Heiler warteten, bis Sheera den Raum verlassen hatte. Ein letztes Mal warf sie Gorian einen Blick zu, und abermals hatte er das Gefühl, ihr Gesicht zu kennen. „Ich komme aus Nelbar ... Oquitonien ...“ Nein, diese Worte hatten nichts in ihm ausgelöst, und doch war die innere Verbindung zwischen ihnen unzweifelhaft vorhanden.

Hebestis trat an Gorians Lager und legte ihm die Hand auf die Stirn, wobei sie angestrengt die Augen schloss. Ihr faltiges Gesicht krampfte sich regelrecht zusammen, so als empfände sie Schmerzen, die eigentlich Gorian empfinden müsste. Als sie die Augen wieder öffnete, sagte sie in einem Tonfall absoluter Sicherheit: „Sein Zustand ist überraschend gut. Die Stücke Sternenmetall, die seinen Körper durchdrungen haben, scheinen nichts zerstört zu haben, was mit unserer Magie nicht zu heilen wäre.“

„Das ist erstaunlich“, meinte Faroch.

„Vielleicht ist er es! Der, auf den wir warten!“, nahm Gorian einen Gedanken wahr, der zweifellos von Hebestis stammte und ganz sicher nicht für ihn bestimmt gewesen war.

Sie schien zu bemerken, dass er ihren Gedanken mitbekommen hatte, und ein Ausdruck der Überraschung legte sich auf ihr Gesicht. Ihre Augenbrauen waren so dünn und hell, dass sie kaum zu sehen waren, aber die entsprechenden Muskeln bewegten sich und erzeugten ein Faltenmuster auf ihrer Stirn. Sie sprach ein paar Worte in alt-nemorischer Sprache, die normalerweise nur für magische Formeln benutzt wurde. Doch diesmal diente sie nicht der Anwendung eines Zaubers, wie Gorian rasch erkannte. „Er hat großes Talent, und ich habe selten jemanden gesehen, in dem so viel von der Alten Kraft wirksam ist“, bedeuteten ihre Worte. Sie nahm wohl an, dass ein angehender Schüler wie Gorian kein Alt-Nemorisch beherrschte - abgesehen vielleicht von ein paar auswendig gelernten magischen Formeln –, und hielt es angesichts des großen magischen Talents, das sie Gorian zumaß, für eine weitaus bessere Methode, sich mit Faroch in dieser uralte Sprache zu unterhalten, um Gorian von dem Gespräch auszuschließen, da der Genesende ihre Gedankenübermittlung offenbar mitbekam.

„Aber bedenke, wie viel schwarzes Blut seine Wunden verlassen hat“, antwortete Faroch nach einer Pause, ebenfalls in Alt-Nemorisch.

„Es war viel Finsternis in ihm“, gab Hebestis zurück.

„Vielleicht zu viel“, befürchtete Faroch.

„Aber ist Finsternis nicht das sicherste Mittel, um Finsternis zu bekämpfen?“

„Es kommt auf die Dosis an.“

„Das Axiom der Heiler... Aber ich bin mir nicht sicher.“

„Inwiefern?“

„Vielleicht hat es nicht immer Gültigkeit. Ich habe schon häufiger darüber nachgedacht, aber ich bin zu einem abschließenden Ergebnis gekommen.“ Und dann fügte sie noch ein paar Worte hinzu, deren Bedeutung Gorian nicht zu erfassen vermochte, dafür waren seine Kenntnisse des Alt-Nemorischen dann doch noch zu bescheiden.

Schließlich nahm Faroch ihm die Steine ab, einen nach dem anderen, und jedes Mal sprach er dazu eine Heilformel, ebenfalls auf Alt-Nemorisch, wobei er in eine Art Singsang verfiel. Er hatte die Augen geschlossen, aber selbst durch die Lider drang immer deutlicher ein grünliches magisches Leuchten.

Gorian glaubte, eine Zentnerlast wäre von ihm genommen, als schließlich keiner der Heilsteine mehr auf ihm lag.

„Du kannst dich erheben“, sagte Faroch.

Gorian setzte sich auf und fühlte noch deutlichen Schwindel. Alles schien sich für einige Momente vor seinen Augen zu drehen, und dann überkamen ihn innere Bilder mit einer solchen Intensität, dass er erschrak. Er „sah“, wie die daumennagelgroßen Stücke aus Sternenmetall glühend durch seinen Körper schlugen. Eines dieser Stücke fuhr dicht an seinem Herzen vorbei, und für einen Moment spürte er eine Welle des Schmerzes. Ein Schmerz, vor dem ihn seine Bewusstlosigkeit bislang bewahrt hatte und der ihn nun umso heftiger traf.

Er blickte an sich herab und bemerkte, dass seine Kleidung an mehreren Stellen im Bereich des Oberkörpers Löcher aufwies. Dort waren die Sternenmetallstücke in seinen Leib gedrungen. Sofort betastete er eine dieser Stellen und steckte den Finger durch das Loch bis auf die Haut.

„Es werden kleinere Narben zurückbleiben“, sagte Faroch, „aber mehr nicht. In der ersten Zeit kann es sein, dass sie vielleicht noch bluten ...“

„Schwarzes Blut?“, fragte Gorian, der natürlich sofort an die Wunde erinnert wurde, die sein Vater an der Hand davongetragen hatte und die niemals wirklich verheilt war.

„Ja.“

„Wo ist mein Dolch?“, fragte er, als er bemerkte, dass die Waffe nicht mehr an seinem Gürtel steckte.

Faroch blickte Hebestis fragend an, und als die Heilerin nickte, griff er unter seinen Überwurf und holte den Rächer hervor, um ihn Gorian mit deutlichem Zögern zu reichen. „Sternenmetall ist nicht ungefährlich, wie du bemerkt haben dürftest.“

„Aber der Dolch dürfte bei dir trotz allem besser aufgehoben sein als bei irgendjemandem sonst“, fügte Hebestis hinzu. „Erweise dich als würdig.“

„Das werde ich“, versprach er.

„Würdiger als bisher“, präzisierte sie in einem Tonfall, dem eine gewisse Schärfe innewohnte.

„Ja.“

„Gib dieser Waffe keinen Namen.“

„Das ist schon geschehen.“

„Oh.“

„Sie heißt Rächer.“

Hebestis musterte Gorian mit einem Blick, den dieser nicht zu deuten wusste, und sagte schließlich: „Dann achte darauf, dass sich Rächer nicht eines Tages gegen dich richtet!“

––––––––




Später erhielt Gorian ein neues Wams. Er war noch verhältnismäßig schwach auf den Beinen, dennoch hätte er an dem Unterricht der Ordensschüler teilgenommen. Stattdessen aber gab man ihm die Anweisung, sich zunächst in seine Zelle zu begeben und dort geistige Einkehr zu suchen.

Centros Bal reiste unterdessen wieder ab. Durch das hohe Fenster seiner Zelle sah Gorian für einen kurzen Augenblick den fliegenden Greifen mit der von den Seilschlangen gehaltenen Gondel. Sein Flug würde Centros Bal weiter in Richtung Nemor führen und dann zu den Mittlinger Inseln, die nicht mehr zum Heiligen Reich gehörten. Es hatte immer wieder Verhandlungen gegeben, mit dem Ziel, dass die Mittlinger dem Reich beitraten, um so den Schutz des Kaisers und des Ordens zu genießen. In Anbetracht des scheinbar unaufhaltsamen Vordringens von Morygors Horden und der zunehmenden Ausdehnung des Frostreichs schien ein solcher Schutz durchaus geboten. Aber man hatte sich nicht einigen können, denn die Mittlinger wollten nur die Hälfte der Steuerlast tragen, die Kaiser Corach IV. aus dem Haus der Laramonteser ihnen auferlegen wollte. Als der Kaiser schließlich nachgab und seine Forderungen senkte, stimmte der Rat der Mittlinger Inselfürsten dennoch dem bereits fertig aufgesetzten Vertrag nicht zu.

Wie ein Lauffeuer hatte sich diese Nachricht vor ein paar Jahren im ganzen Heiligen Reich verbreitet und die ohnehin schon bestehenden Vorurteile gegen die Mittlinger noch verstärkt. Die galten nämlich als sehr reich, und ihr Reichtum wurde in Form von Bernstein einfach an die Küsten der Mittlinger Inseln angeschwemmt und musste nur noch aufgehoben oder mit Netzen abgefischt werden. Ein Mittlinger zu sein war daher eine sprichwörtliche Umschreibung für jemanden, der ohne Arbeit zu Reichtum gekommen war.

Der Bernstein war sicher auch ein wichtiger Grund für Centros Bal, diese Inseln jedes Jahr anzufliegen. Soweit Gorian aus den an Bord geführten Gesprächen herausgehört hatte, würde der Greifenreiter dort einige Monate bleiben und seinen Traumblumenvorrat gegen Bernstein eintauschen. Fentos Roon, der Zweite Greifenreiter in Centros Bals Diensten, hatte sich mit Meister Thondaril darüber unterhalten, und nun, da Gorian den Greifen ganz kurz durch sein Fenster aufsteigen sah, waren ihm die dabei gefallenen Worte plötzlich aus irgendeinem Grund wieder sehr gegenwärtig.

Fentos Roon hatte auch darüber gesprochen, dass sein Flugherr darüber nachdachte, diesmal von der gewohnten Route abzuweichen und nicht auf direktem Weg zurück in Richtung Gryphland zu fliegen. Bisher seien die von den Mittlinger Inseln nach Gryphenklau gebrachten Bernsteinvorräte dort auf Schiffe aus dem Seereich Margorea verladen worden, die sie dann nach Osten brachten. Wohin genau, hatte Centros Bal offenbar bisher nicht sonderlich interessiert, denn er war nur der Zwischenhändler, und die margoreanischen Kaufmänner waren überall im Laramontischen Meer anzutreffen. So war nicht auszuschließen, dass der eine oder andere Bernstein aus diesen Lieferungen über die Häfen des südlichen Heiligreichs schließlich sogar wieder zurück in den Norden gelangte.

Dann aber war Centros Bal zu Ohren gekommen, dass ein Großteil des Bernsteins, den er nach Gryphenklau brachte, letztlich im weit südöstlich gelegenen Basilisken-Reich verkauft wurde, wo es offenbar einen besonders großen Bedarf an Bernstein gab, und er dachte daran, von den Mittlinger Inseln aus über Patanela und das Ogerland direkt ins Basilisken-Reich zu fliegen, um die Gewinnspannen der margoreanischen Händler selbst einzustreichen. Daher war es nicht gewiss, ob der Weg des Greifenreiters auf der Rückreise erneut an der Ordensburg vorbeiführte.

Schade, dachte Gorian, denn so würde er Centros Bal wahrscheinlich erst in einem Jahr wiedersehen, und damit fiel auch eine wichtige Nachrichtenquelle hinsichtlich der Lage in den nördlichen Ländern weg.

Etwas später klopfte es an Gorians Zellentür. Er schrak aus der gerade erreichten leichten Versenkung, stand auf und öffnete. Auf dem Flur stand Torbas.

„Ich habe nicht viel Zeit. Ich muss zu meinen täglichen Schwertkampfübungen.“

„Da wäre ich jetzt auch gern“, erwiderte Gorian.

„Es heißt, du wärst noch nicht wieder so weit, und ich denke, du kannst froh sein, dass du überhaupt noch am Leben bist.“

„Dir ist nichts geschehen?“

„Nein. Aber wenn der Hochmeister nicht gewesen wäre und mit seinen enormen Kräften ...“ Torbas verstummte, und Gorian sah zum ersten Mal so etwas wie echte Betroffenheit im Gesicht des Thiskareners. Jeder Rest von Sarkasmus war aus seinen Zügen verschwunden. „Er hat uns beiden das Leben gerettet, Gorian. Und dennoch, wärst du nicht so schnell in die Obhut von gleich mehreren der besten Heiler gekommen, die jemals mithilfe der Alten Kraft die Gesundheit eines Menschen erhalten haben, wäre es um dich ganz sicher geschehen gewesen.“

„Ich schätze, der Hochmeister wird nach dem Geschehen in der Kathedrale nicht zu meinen vehementesten Fürsprecher werden“, murmelte Gorian. „Ich könnte es ihm nicht einmal übel nehmen, würde er mich des Ordens verweisen.“

„Dann müsste er auch mich vor die Tür setzen. Aber da mache ich mir keine Sorgen.“

„Weshalb nicht?“

Der Ausdruck in Torbas' Gesicht blieb vollkommen ernst. Der flapsige, etwas zynische Unterton, der seine Worte ansonsten kennzeichnete, war nicht herauszuhören, als er antwortete: „Sieh zum Himmel, dann erkennst du den Grund. Der Schattenbringer verdeckt die Sonne immer mehr und wirft einen immer größeren Schatten. Der Hochmeister weiß so gut wie jeder andere, der dem Entscheidungskonvent angehört, dass der Orden auf kein Talent verzichten kann und schon gar nicht auf jemanden, der in der Nacht eines fallenden Sterns geboren wurde, was ja wohl auf uns beide zutrifft.“

„Ich wäre mir da nicht so sicher.“

Da kehrte das für ihn so typische Grinsen in Torbas' Gesicht zurück. „Ich mir schon, denn Hochmeister Aberian hat bereits mit mir gesprochen.“

––––––––




Am Abend nahm Gorian das Essen im Speiseraum mit den anderen Schülern ein, die den Tag mit ihren Übungen zugebracht hatten. Sheera sah er nur aus der Ferne, denn er war zu spät gekommen, um einen Platz in ihrer Nähe zu ergattern. Sie saß bei einer Gruppe von Heilschülern, die laut herumalberten und sich auf diese Weise von dem anstrengenden Unterricht in geistiger Selbstversenkung erholten.

Torbas kam noch später als Gorian, aber Gorian hatte den Eindruck, dass Torbas ihm aus dem Weg ging. Er nahm am anderen Ende des Speiseraums Platz, sodass Gorian ihn nicht einmal mehr sehen konnte.

„Bist du nicht der Kerl, der mit dem Greifen gebracht wurde?“, sprach ihn einer der anderen Schüler an.

„Na klar, das ist er!“, rief bereits ein weiterer, ehe Gorian überhaupt eine Antwort geben konnte, und im nächsten Moment hatte einer der Lehrer eine dringende Mitteilung zu machen und bat um Ruhe.

„Still!“, raunte jemand am Tisch. „Meister Rhaawaan kann sehr unangenehm werden.“

„Und vor allem sieht er alles.“

„Na ja, wir wollen mal nicht übertreiben.“

„Psst!“

Meister Rhaawaan war von riesenhafter, sehr korpulenter Gestalt, und sein schwarzer Bart reichte fast bis zum Bauchnabel. Über dem Bart trug er das Amulett des Hauses der Seher auf der breiten Brust. Er hob seine prankenartigen Hände, um seiner Forderung nach absoluter und sofortiger Ruhe noch einmal Nachdruck zu verleihen, und im nächsten Moment war es so still, als würden all die Ordensschüler den Atem anhalten.

„Zwei Dinge möchte ich hiermit dringendst anmerken“, sagte Meister Rhaawaan, und hier und dort sah man einige schon fortgeschrittenere Schüler die Augen verdrehen oder gar die Worte des Sehermeisters mitmurmeln; offenbar benutzte er bei solchen Anlässen stets dieselben formelhaften Wendungen. „Die Schüler aus dem Haus des Schattens werden schärfstens ermahnt, die Schattenpfadgängerei nicht dazu zu benutzen, sich während der Ruhezeiten heimlich davonzumachen, um Zerstreuung in Estia oder Nemor zu suchen. Seid euch immer bewusst, dass sich euer Leben extrem verkürzt, wenn ihr die Schattenpfade beschreitet, denn die wenigsten von euch beherrschen die geistige Regeneration schon gut genug, um keinen dauerhaften Schaden davonzutragen, zumal derlei Eskapaden ja in einem Zeitraum stattfinden, der eigentlich der Sammlung der Alten Kraft gewidmet sein wollte. Also wenn ihr nicht früh als Greise enden wollt, lasst diesen verderbten Unsinn!“

Er vollführte eine ruckartige Bewegung mit dem Kopf und zupfte sich den Umhang zurecht, der ihm auf der linken Seite ein Stück von der Schulter gerutscht war. „Und dann möchte ich die Angehörigen des Hauses eindringlich ermahnen, dem ich selbst angehöre. Ich schäme mich für die Verfehlungen dieser Schüler ganz besonders, und jeder soll wissen, dass ich mich persönlich beleidigt fühle und nicht davor zurückschrecke, dies die Betreffenden in den anstehenden Meister- und Vormeisterprüfungen auch deutlich spüren zu lassen!“

Er atmete tief durch und ließ den Blick über die Anwesenden gleiten, so als wollte er als nächstes einen der Schüler herauspicken, nach vorn zitieren und vor versammelter Mannschaft zur Verantwortung ziehen. Doch obwohl völlig offensichtlich war, dass er dies gern getan hätte, sah er doch davon ab. Stattdessen rief er mit dröhnender und von bedrängend intensiven Gedanken begleiteter Stimme: „Ich will nicht noch einmal erleben, dass sich Seher an Wettgeschäften beteiligen, wie sie leider auch in der Hafenstadt an der Ordensburg wohl nie ganz auszurotten sein werden! Diese Spiele mögen ja unter untalentierten Geschöpfen als Mittel der Zerstreuung noch eine gewisse Berechtigung haben, aber jedem auch nur ein wenig mit Magie begabtem Geschöpf sollte es gegen die Ehre gehen, sich auf derartige Weise Vorteile zu verschaffen. Ich hoffe, dass dies jeder unter den Neulingen begriffen hat, denn ich werden in diesem Punkt von heute an keinerlei Nachsicht mehr üben!“

Ein Raunen ging durch die Reihen der Schüler. Hier und dort fühlte sich der eine oder andere wohl in besonderer Weise angesprochen. Rhaawaan hatte jedoch nicht die Absicht, seine gerade begonnene Strafpredigt in einem Chor allgemeinen Gemurmels enden zu lassen. Mit einer unmissverständlichen Geste stellte er nochmals Ruhe her. „Manche unter euch haben vielleicht Gerüchte gehört hinsichtlich eines Vorfalls, der sich in der Kathedrale ereignet hat. Jenes Kunstwerk unter der Kathedralenkuppel, welches das Polyversum auf so eindrucksvolle Weise darstellte, hat bei diesem Vorfall Schaden genommen und muss wieder in Ordnung gebracht werden, sodass die Kathedrale vorläufig für alle Schüler gesperrt ist. Es tut mir leid, aber der Entscheidungskonvent hat aufgrund verschiedener Überlegungen beschlossen, dass bis auf Weiteres nur ausgebildete Meister den Altarraum betreten dürfen. Die Schwarzlichtsphäre konnte wieder hergestellt werden, aber sie ist noch nicht stabil genug, um Gefahren auszuschließen. Ich bitte also alle darum, sich im eigenen Interesse an dieses Verbot zu halten. Ansonsten könnte es sein, dass unsere Heiler in Zukunft allzu viel zu tun bekommen, wobei noch zu bemerken wäre, dass es trotz der mitunter erstaunlichen Fähigkeiten meiner geschätzten Kollegen aus dem Heilerhaus nicht zu ihrer Profession gehört, Tote zu erwecken. Ich rate deswegen von jedwedem Leichtsinn in dieser Sache ab!“

„Ich rate deswegen von jedwedem Leichtsinn in dieser Sache ab“, murmelte ein Schüler mit rotem Haar und Sommersprossen, der Gorian gegenüber saß und dem Sehermeister den Rücken zuwandte, und er grinste dabei. Offenbar handelte es sich um eine häufig gebrauchte Redewendung Rhaawaans.

„Ich bin nicht nur ein Meister des Sehens, sondern höre auch sehr gut, Schüler Alrado!“, dröhnte Meister Rhaawaans Stimme durch den Raum, worauf der Rothaarige zusammenzuckte. Nachdem dann wieder nahezu vollkommene Stille eingetreten war – auch gedankliche Stille –, fuhr Rhaawaan fort: „Eine letzte Mitteilung noch: Der Neuschüler Gorian aus Twixlum soll sich unmittelbar im Anschluss an die Mahlzeit in der Kanzlei des Hochmeisters melden!“

Gorian fragte Alrado während des Essens, wo die Kanzlei des Hochmeisters zu finden sei.

„Du bist das also“, erwiderte dieser grinsend. „Na, dann viel Vergnügen! Die Kanzlei des Hochmeisters befindet sich zwischen der Kathedrale und dem Haus der Schattenmeister. Fällt kaum auf und ist auch kein großes Gebäude, gekennzeichnet nur durch das Zeichen des Hochmeisters, einem aus Sternenmetall geschmiedeten Symbol.“

„Danke.“

Alrado stocherte mit dem Löffel in der aus Fisch und gedünstetem Gemüse bestehenden Mahlzeit herum, die offenbar so überhaupt nicht seinem Geschmack entsprach. „Wer weiß, vielleicht brauchst du dieses Zeug hier schon bald nicht mehr zu essen“, sagte er zu Gorian.

––––––––




Gorian fand sich, so wie ihm geheißen, nach der Mahlzeit bei der Kanzlei des Hochmeisters ein. Das Zeichen, von dem Alrado gesprochen hatte, war deutlich zu sehen, und Gorian spürte auch sofort, dass es sich um Sternenmetall handelte. Ein Teufelszeug, dachte er. Aber vielleicht doch eine Substanz, deren magisches Potenzial unverzichtbar war, um Morygor gegenübertreten zu können.

Gorian musste an die beiden verlorenen Schwerter denken, die der Herr der Frostfeste in seinem Besitz gebracht hatte. Schwerter, die dazu geschaffen worden waren, Morygor ein Ende zu bereiten. Seine Hand umfasste den Griff des Rächers an seinem Gürtel, so als befürchtete er, dass sich die Waffe ein weiteres Mal selbstständig machen könnte, was natürlich absurd war. Schließlich wohnten dem Zeichen des Hochmeisters – auch wenn es aus Sternenmetall bestand – nicht die offenbar gewaltigen Kräfte inne, die Aberian in der von ihm erschaffenen Schwarzlichtsphäre unter dem Kathedralendach gebannt hatte.

Die Tür öffnete sich von allein, so wie es auch beim Haupteingang der Kathedrale des Ersten Meisters gewesen war. Gorian trat ein und ging einen schmalen, fensterlosen Korridor entlang, der von einem grünlich schimmernden Licht erhellt wurde, das aus dem Gestein der Bodenplatten drang.

Dann erreichte er eine weitere Tür, die sich ebenfalls von selbst öffnete und in einen großen, fünfeckigen Raum führte. Dessen Wände wurden zum Großteil von Regalen verdeckt, die mit staubigen, uralt wirkenden Büchern gefüllt waren. Auf dem Schreibtisch, der sich in der Mitte des Raums befand, lag ein aufgeschlagener Band mit einer noch von Hand ausgeführten Abschrift der Ordens-Axiome, die noch aus der Zeit vor Erfindung des Druckerhandwerks stammen musste.

Licht fiel durch hohe, nach alle Regeln westreichischen Handwerks verglaste Fenster, die die Regalwände unterbrachen. Durch diese Fenster hatte man einen weiten Blick auf den äußeren Burghof, den Hafen und die zum Burgkomplex gehörende Hafenstadt, in der Händler und Handwerker wohnten, die zur Versorgung der Ordensburg notwendig waren.

Gorian ließ den Blick schweifen. Er war allein im Kanzleizimmer des Hochmeisters. Hinter ihm schloss sich die Tür wieder wie von Zauberhand.

„Ich bin gleich da – aber der Schaden, den du angerichtet hast, erfordert meine Anwesenheit auch anderswo“, erreichte ihn ein Gedanke Aberians.

Im nächsten Augenblick drang dunkler Rauch durch eine der Wände. Er quoll zwischen den Lederrücken der dicken Folianten hervor, wirbelte durch die Luft und bildete eine Säule, aus der heraus sich einen Moment später die Umrisse von Hochmeister Aberian als dunkler Schemen abzeichneten.

Er benutzte den Schattenpfad. Und das nur, um von der Kathedrale in die Kanzlei zu gelangen. Das allein sprach schon dafür, wie sehr er die Alte Kraft beherrschte, mehr noch als jeder andere Meister, denn die beschritten die Schattenpfade nur, wenn es unbedingt erforderlich war, um sich nicht Lebenskraft zu entziehen, die nur schwer zu ersetzen war. Es gehörte zu den Risiken der Schattenmeister, nach einer besonders anstrengenden Reise über die Schattenpfade plötzlich zum Greis geworden zu sein und dann nicht mehr über genügend Magie zu verfügen, um dies rückgängig zu machen und sich wieder zu erholen. Aber Aberian schien dieses Risiko nicht fürchten zu müssen. Oder die Arbeit an dem zerstörten und vermutlich noch nicht völlig wiederhergestellten Kunstwerk in der Kathedrale war ihm so wichtig, dass er die Gefahr in Kauf nahm.

Im nächsten Augenblick hatte sich Hochmeister Aberian vollständig verstofflicht.

„Ja, sieh dir ruhig an, was ich tue, schließlich willst du ja alle fünf Meisterschaften erreichen, auch die der Schattenpfadgängerei, die unter allen Meisterschaften als die schwierigste und gefahrvollste gilt.“

Gorian war ziemlich perplex. Im ersten Augenblick konnte er kein einziges Wort herausbringen.

„Das Risiko scheinst du ja nicht zu scheuen“, fuhr Hochmeister Aberian fort, „und unwägsame Risiken gibt es in der Magie aller fünf Häuser. Manche sind offensichtlich, so wie die Gefahren, denen die Schwertmeister im Kampf ausgesetzt sind. Andere betreffen nicht so sehr die Möglichkeit, dass der Körper verletzt wird, sondern dass Geist und Seele einen irreparablen Schaden nehmen.“

Gorian schluckte. Was war in den Hochmeister gefahren? Eigentlich hatte Gorian erwartet, dass er ihm eine Strafpredigt hielt und ihm anschließend erklärte, dass die Ausbildung des Schülers Gorian aus Twixlum – wie Meister Thondaril ihn offenbar in die Listen des Ordens eingetragen hatte – bereits ihr Ende gefunden hatte, noch ehe sie begonnen worden war. Stattdessen gingen die Worte des Hochmeisters in eine ganz andere Richtung.

„Es tut mir leid, was in der Kathedrale geschehen ist“, sagte Gorian. „Ich war unbedacht und unwissend.“

„Das waren wir alle zu gewissen Zeitpunkten unseres Lebens“, gab Aberian zurück. „Und genau die Momente, in denen wir uns am schwächsten zeigten, waren diejenigen, in denen wir am meisten innerlich gewachsen sind. Das wird bei dir nicht anders sein.“

„Heißt das ... dass ich die Ausbildung fortsetzen darf?“, fragte Gorian.

Aberian lächelte mild. „Du hast doch noch gar nicht damit angefangen. Alles, was du bis jetzt weist, ist ein Nichts gegenüber dem, was es noch zu erkennen gilt. Und glaub mir, dieser Zustand wird sich selbst dann nicht ändern, wenn du die Meisterschaft errungen hast – gleichgültig, in welchem Haus dies auch sein mag.“

In diesem Augenblick öffnete sich wieder die Tür der Kanzlei, und Meister Thondaril trat ein. Sein Blick glitt von Gorian zum Hochmeister, dann verneigte er sich kurz und sagte: „Wie ich sehe, werde ich bereits erwartet.“

„Du hast einen mächtigen und wortgewandten Fürsprecher, Gorian“, sagte Aberian und deutete mit einem Kopfnicken auf Thondaril. „Und wir haben lange über dich und dein Schicksal im Entscheidungskonvent beraten. Über dich und das Zeichen, unter dem du geboren wurdest, den fallenden Stern und die besondere Affinität, die du offenbar zum Sternenmetall hast, aber auch über deinen Vater, den wir nicht nur in einem freundlichen Licht sehen. Wie du verstehen wirst, hat all das bei unserer Entscheidungsfindung eine Rolle gespielt.“

Aberians Blick ruhte, während er sprach, auf Gorian, und dieser fühlte sich zunehmend unwohl in seiner Haut.

„Nun sagt ihm schon, wie die Entscheidung ausgefallen ist, werter Hochmeister“, sagte Thondaril schließlich. „Oder wollt Ihr bereits prüfen, wie viel Talent er für das Haus der Seher von Natur aus mitbringt, obwohl ihn sein Vater in dieser Kunst garantiert nicht unterwiesen hat?“

„Wir haben uns entschlossen, dir die Ausbildung in allen fünf Häusern zu gestatten, Gorian“, erklärte Aberian daraufhin. „Der Verborgene Gott allein weiß, ob die Hoffnungen, die wir in dich setzen, gerechtfertigt sind. Aber andererseits sind wir nicht blind gegenüber den Zeichen, und wenn eine Möglichkeit besteht, dass deine Schicksalslinie einst die von Morygor kreuzen und sie beenden kann – oder auch nur in einer für uns günstigen Weise beeinflusst -, wäre es fahrlässig von uns, dich abzuweisen.“

„Ich ... ich danke Euch!“, stieß Gorian überwältigt hervor und konnte im ersten Moment sein Glück kaum fassen.

„Heilerin Hebestis hält deine magische Grundbegabung für außerordentlich groß“, äußerte Meister Thondaril in einem eher nüchternen Tonfall. „Sie könnte unter Umständen ausreichen, um tatsächlich in allen fünf Häusern die Meisterschaft zu erreichen – auch wenn du nicht damit rechnen darfst, dass deine Fortschritte überall gleich schnell vonstatten gehen.“

„Ich werde alles tun, was notwendig ist“, erklärte Gorian, und plötzlich hatte er das Gefühl, dass ihn ein Strom innerer Kraft durchfuhr und jede Faser seines Körpers und jeden Winkel seiner Seele erreichte. Die Schwäche, die ihm seit dem Vorfall in der Kathedrale anhaftete, schien auf einmal wie weggeblasen. Und selbst die tiefe Trauer und Verstörung, die der Tod seines Vaters und die nachfolgenden Ereignisse in ihm ausgelöst hatten, traten in den Hintergrund. „Ihr werdet sehen, ich werde mich als würdig erweisen, werter Hochmeister.“

Aber weder Aberian noch Thondaril zeigten sich von diesem Versprechen beeindruckt. Nein, diese gestandenen Ordensmeister konnte man nur mit Taten beeindrucken, das wurde Gorian in diesem Moment klar.



Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten

Подняться наверх