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Angesichts des Staus in Berlin Mitte war Autofahrt vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Strenggenommen standen wir nämlich die meiste Zeit.

Aber wir wollen mal nicht spitzfindig sein.

Jedenfalls nicht in diesem Punkt.

Wir fuhren zu unserer Verabredung.

Lydia Jaspersen wartete dort bereits auf uns. Sie trank einen Cappuccino und sah fragend in unsere Richtung, nachdem wir eingetreten waren.

Wir zeigten ihr unsere Ausweise und Rudi stellte uns kurz vor, bevor wir uns zu ihr an den Tisch setzten.

Lydia Jaspersen nahm daraufhin das Exemplar des Börsenblattes des deutschen Buchhandels, das verabredungsgemäß auf dem Tisch gelegen hatte, an sich und rollte es zusammen. „Sie sind spät dran!“

„Tut mir leid, aber der Verkehr...“, begann Rudi, aber sie schnitt ihm gleich das Wort ab.

„Sagen Sie bloß, Sie arbeiten den ersten Tag in Berlin, Herr...“

„Kommissar Meier.“

„Kommen wir zur Sache“, schaltete ich mich ein. „Sie haben sich an unsere Dienststelle gewandt.“

“Sie sah mich an.

“Kubinke war Ihr Name, nicht wahr?”

“Ja.”

“Haben Sie auch einen Vornamen?”

“Kommissar wäre mir Recht.”

“Ich verstehe. Distanzierter Typ.”

“Sagen Sie am Besten einfach, was Sie uns erzählen wollten.”

“Sicher.”

“Wir sind gespannt.”

“Sie kommen gerne schnell zur Sache!”

“Das ist richtig.”

Lydia Jaspersen nickte, trank ihren Cappuccino aus und beugte sich dann etwas vor. Ihre Stimme klang gedämpft. „Arthur Malkowski wollte aus den pikanten Erinnerungen von Amadeo Felmy ein Buch machen“, begann sie.

„Sie sagen das so, als wäre dieses Buch noch gar nicht geschrieben worden!“, wandte ich ein.

„Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie weit Arthur mit seine Arbeit bereits vorangekommen war. Ich war seine Ansprechpartnerin innerhalb der Agentur und er hatte mir versichert, dass die Arbeit in wenigen Tagen abgeschlossen ist. Arthur wollte vorher keine Zeile davon aus der Hand geben, was ich auch verstehen kann. Es gibt immer undichte Stellen, auch in Agenturen und Verlagen. Und natürlich wollte Arthur verhindern, dass sich schon im Vorfeld jemand juristisch auf ihn einschießen kann, um das ganze Projekt zu verhindern.“

„Aber es gab schon einen Verlag?“, fragte ich.

„Wir haben das Projekt aufgrund eines Exposés verkaufen können.“

„Wir nehmen an, dass die Morde an Arthur Malkowski und Amadeo Felmy mit dem Inhalt des Manuskripts zu tun haben könnten!“

„Ja, Ihre Vermutung trifft vielleicht zu. Auch wenn ich Ihnen nichts Schriftliches vorlegen kann, habe ich doch mit Arthur regelmäßig über den Fortgang der Arbeiten gesprochen. Und dabei tauchte ein Name auf, der besonders brisant ist.“

„Und da wäre?“

„Johann Feldmann.“

Sie flüsterte diesen Namen fast nur noch und ich glaubte im ersten Moment, mich verhört zu haben.

„Sie sprechen von dem angehenden Bundestagsabgeordneten?“, hakte ich nach.

„Abgeordneter oder nicht, diese Frage werden die Wähler wohl ziemlich eindeutig beantworten, falls die Manuskriptdatei doch noch irgendwo auftaucht und das Buch erscheinen kann!“

„Wieso?“

„Amadeo Felmy hatte offenbar ein paar ziemlich brisante Details über Feldmann zu berichten, für den er übrigens auch eine Zeitlang als Bodyguard gearbeitet hat. Feldmann ist ja eigentlich Anwalt. Noch vor ein paar Jahren hat er sich von einigen Mafiagrößen regelmäßig mit Kokain und Call Girls versorgen lassen und hat ihnen dabei geholfen, ihre Drogengelder auf juristisch möglichst unangreifbare Weise zu waschen. Das ist Jahre her, heute ist Feldmann biederer Familienvater und ich könnte mir denken, dass er auf seine wilde Zeit nicht mehr gerne angesprochen werden möchte.“

„Was wollen Sie damit sagen?“

„Feldmann würde sich nie selbst die Hände schmutzig machen, aber er hätte noch immer die nötigen Kontakte, um so etwas erledigen zu lassen.“

„Mehr als eine Vermutung ist das jetzt aber nicht“, stellte Rudi fest.

„Amadeo Felmy hat Feldmann vor ein paar Jahren, als dessen zweite, saubere Karriere gerade begonnen hatte, einen Erpresser vom Hals geschafft und genau diese Geschichte hätte neben all den anderen Eskapaden auch Eingang in das Buch gefunden. Arthur hat das erwähnt. Es hätte mit Sicherheit einen Vorabdruck in einer großen Zeitung gegeben und Feldmann wäre weg vom Fenster gewesen.“

Wenn es stimmte, was Lydia Jaspersen uns da gerade sagte, dann bekam der Fall vielleicht eine völlig andere Wendung.

Der Haken war nur, dass es keine greifbaren Beweise für diese Theorie gab.

„Wer soll dieser Erpresser gewesen sein und wie hat Amadeo Felmy ihn zum Schweigen gebracht?“, fragte ich.

Lydia Jaspersen sah nervös auf die Uhr. „Ein bisschen Arbeit muss doch noch für Sie bleiben oder finden Sie nicht?“, gab sie etwas spöttisch zurück. „Arthur hat mir keine Einzelheiten gesagt, aber soweit ich mir das zusammenreimen kann, war es wohl eine Mischung aus Einschüchterung und Gewalt.“

Lydia erhob sich, nahm ihre Handtasche und steckt das gerollte Exemplar des Börsenblattes des DEutschen Buchhandels hinein. Ihre Mittagspause schien zu Ende zu sein. „Damit wir uns richtig verstehen: Ich will da nicht mit hineingezogen werden und falls Sie in der Agentur Krach schlagen...“

„Und dass wir uns ebenfalls richtig verstehen: Das wird sich wohl kaum vermeiden lassen, Frau Jaspersen!“, unterbrach ich sie.

Sie sah mich einen Augenblick lang an, während sich auf ihrer Stirn eine Falte bildete, die ihren Ärger eindrucksvoll dokumentierte. „Sie setzen meinen Cappuccino sicher auf Ihre Spesenrechnung, nicht wahr?“

Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten

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