Читать книгу Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten - Alfred Bekker - Страница 22

Оглавление

15


Am nächsten Morgen wurde ich nicht durch das Schrillen meines Weckers wach, sondern durch mein Handy.

Und das zwei Stunden früher als üblich. Am anderen Ende der Verbindung war Kriminaldirektor Hoch. Dass er um diese Zeit schon im Büro war, wunderte mich nur mäßig. Er ging als letzter und war morgens meistens vor allen anderen in seinem Büro. Und sicherlich verbrachte er dort auch die eine oder andere Nacht. Seitdem unser Chef seine Familie durch ein Verbrechen verloren hatte, schien er kein Privatleben mehr zu haben, sondern hatte seine Kräfte vollkommen auf den Kampf für das Recht konzentriert.

„Tut mir leid, dass ich Sie heute schon so früh aus den Federn holen muss, Harry.“

„Schon gut, es wird sicher nicht ohne Grund sein!“

„Ella Ohlmeyer ist bereit zur Kooperation. Sie hat umfassend ausgesagt. Muhammad Abu-Khalil hat den Mord an unserem Informanten Firat Amri in Auftrag gegeben. Ein Motiv haben wir in dem Fall ohnehin schon.“

„Okay, ich rufe Rudi an.“

„Brauchen Sie nicht. Das habe ich schon getan. Der wartet vermutlich schon an Ihrer bekannten Ecke. Sie treffen sich mit den anderen in der Heisenberg Straße.“

„In Ordnung, Herr Hoch!“

Ich zog mich in Windeseile an. Wenig später holte ich Rudi an der bekannten Ecke ab.

Muhammad Abu-Khalil bewohnte ein großes Sandsteinhaus in der Heisenberg Straße. Wir parkten den Dienstwagen in einer Seitenstraße. Dort standen bereits einige weitere Fahrzeuge unserer Kollegen. Wir trafen die Kommissars Stefan Carnavaro und Ollie Medina sowie Kalle Brandenburg und Hansi Morell. Vor dem Einsatz legten wir Kevlar-Westen und Head-Sets an, über die wir alle funktechnisch miteinander verbunden waren. Ob wir auf Widerstand stießen, konnte schließlich niemand im voraus sagen. Aber das lag durchaus im Bereich des Möglichen.

„Ich nehme zwar an, dass Muhammad Abu-Khalil mehr der Überzeugungskraft seine Anwälte traut als der Bereitschaft seiner Leibwächter, sich mit dem BKA zu schießen – aber man kann ja nie wissen“, meinte Stefan.

„So wie ich das sehe, wird die Argumentation von Abu-Khalils Anwälten sehr schnell an ihre Grenzen kommen“, vermutete ich.

Insgesamt dreißig Beamte nahmen an dem Einsatz teil. Alle Eingänge des Gebäudes wurden besetzt.

Wenig später standen wir vor dem Hauteingang und verlangten Einlass. Ein Hausangestellte öffnete uns.

Muhammad Abu-Khalil empfing uns in Gesellschaft von zwei Anwälten, seiner Frau und seinem erwachsenen Sohn Rasul in einem weitläufigen Salon, der mit Antiquitäten völlig überladen war.

„Herr Muhammad Abu-Khalil, Sie sind verhaftet!“, eröffnete Stefan. „Alles, was Sie von nun an sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Auf das Recht auf einen Anwalt brauchen Sie ja wohl nicht gesondert hingewiesen zu werden, da Sie in dieser Hinsicht bereits in guter Gesellschaft sind!“

„Ich weiß nicht, was ihr Bullen vorhabt, aber bislang ist die Justiz noch jedesmal hereingefallen, wenn sie versucht hat, gegen einen ehrlichen Geschäftsmann wie mich eine Intrige zu starten.“

„Das ist keine Intrige, Herr Abu-Khalil – sondern eine vorläufige Festnahme unter dem dringenden Tatverdacht der Verabredung zum Mord!“, korrigierte Stefan. „Davon abgesehen haben wir einen Durchsuchungsbeschluss für Ihr Haus – sowohl für geschäftliche als auch für private Räumlichkeiten.“

Der stark übergewichtige Abu-Khalil schnappte nach Luft. „Darf ich erfahren, welchen Mord Sie mir diesmal anhängen wollen?“

„Firat Amri“, erklärte ich. „Aber wer weiß, vielleicht steigen da noch weitere Leichen an die Oberfläche.“

Er sah mich an und verengte dabei seine Augen zu schmalen Schlitzen, sodass eine tiefe Furche auf seiner Stirn entstand. „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“

„Amri starb, während er uns sagen wollte, wer Jimmy Talabani auf dem Gewissen hat!“, erwiderte ich. Ich sah durchaus Stefans missbilligenden Blick. Er fand es offenbar nicht so besonders geschickt, Abu-Khalil zu diesem Zeitpunkt darauf anzusprechen. Aber ich hatte einfach nicht widerstehen können, ihn zu provozieren. Manchmal führt so etwas zum Erfolg, wenn jemand was sagt, das ihm unter anderen Umständen nicht über die Lippen gegangen wäre.

„Jetzt kommen Sie tatsächlich wieder mit der alten Geschichte!“, rief Abu-Khalil. „Das ist nicht zu fassen!“ Er wandte sich an seine Anwälte. „Jungs, das wird ein leichter Job für euch! Heute Mittag sind wir wieder hier – und dann können wir eine Anklage wegen Amtsanmaßung und Rechtsbeugung gegen alle diejenigen anstrengen, die in irgendeiner Weise daran mitgewirkt haben, dass es zu dieser völlig illegalen Verhaftung überhaupt kommen konnte!“

Einer der Anwälte – ein schmächtiger Mann mit Knebelbart und eingefallenen grauen Wangen, schaltete sich jetzt in das Gespräch ein. „Herr Abu-Khalil, ich schlage vor, Sie sagen jetzt nichts mehr und überlassen das Reden...“

Abu-Khalil unterbrach ihn grob.

„Den Mund lasse ich mir von niemandem verbieten!“, ereiferte er sich. Seine Stimme überschlug sich dabei. Er wandte sich wieder mir zu und warf mir einen giftigen Blick zu, während unser Kollege Hansi Morell ihm die Handschellen anlegte. „Ich habe nichts mit dem Tod von Jimmy Talabani zu tun! Auch wenn mir unterstellt wird, dass ich davon profitiert hätte! Aber Sie werden mir das auch jetzt nicht nachweisen können!“

„Das werden wir sehen“, knurrte Stefan. „Abführen!“

Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten

Подняться наверх