Читать книгу Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten - Alfred Bekker - Страница 40

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Der Blonde schob den Riesen vor sich her, drückte ihm noch immer die Waffe in den Nacken.

Ziemlich grob sogar.

Und schmerzhaft.

Der Untersetzte schloss hinter ihnen die Tür.

Die lichtdurchflutete Penthousewohnung mit dem traumhaften Blick auf den Central Park war sehr weiträumig und hatte mehrere Zimmer.

Im Empfangsraum befand sich eine moderne Sitzecke.

Futuristisches Design. Viel Plastik in geschwungenen Formen, dafür wenig Polster. Eine Wohnung, die aussehen soll, als käme sie aus dem übernächsten Jahrhundert.

Ein Mann saß dort, er hätte der Zwilling des Riesen sein können, zumindest was den Körperbau betraf. Allerdings war er rothaarig.

„He, Joe. Was ist denn...?“ Er blickte von der Zeitung auf, in der er gelesen hatte, dann sprang er hoch, griff unter sein Jackett.

Er reagierte schnell, aber doch nicht schnell genug.

Er hatte die Waffe noch nicht hervorgezogen, da ertönte ein Geräusch, das wie ein kräftiges Niesen klang.

Der Schuss einer Schalldämpferwaffe.

Kurz und endgültig.

Wie ein Schlusspunkt.

Aus und vorbei in einem Sekundenbruchteil.

Auf der Stirn des Rothaarigen bildete sich ein roter Punkt, der Leibwächter wurde in den futuristischen Sessel zurückgeworfen.

Seine Arme fielen zur Seite, die Waffe entglitt seiner kraftlosen Hand, fiel zu Boden, der weiche Teppich dämpfte den Aufprall.

Die Augen waren starr.

Und die des Riesen wurden es auch.

Vor Schrecken.

Gefrorener Schrecken, der sein Gesicht zur Maske werden lässt.

Dann - eine Stimme wie klirrendes Glas.

„Wo ist er?“, fragte der Blonde den Riesen, den er immer noch mit der Waffe im Schach hielt. Er flüsterte es so leise, dass man es kaum hören konnte. Sein Kumpan, der untersetzte Schwarzhaarige, hatte den anderen Leibwächter erschossen. Der Aufprall des Körpers auf dem Boden hörte sich an, als ob jemand einen nassen Sack fallen ließ.

Vom Schuss war nichts zu hören gewesen.

Auch die Waffe des zweiten Killers hatte nämlich einen Schalldämpfer.

„Wo ist er?“, wiederholte der Blonde.

Seine Stimme hatte einen schneidenden Tonfall bekommen.

Man musste kein Telepath sein, um seine Gedanken zu erraten. Antworte schon, du Arsch, oder du wirst es bereuen!

„Wer?“, fragte das zukünftige Opfer, das die Gedanken auch errät, ja, sie so klar erkennen konnte, als würde eine Denkblase über dem Kopf dieses blonden Todbringers schweben.

„Verarsch mich nicht.“

„Ugarimov?“

„Wer wohl sonst?“

„Weiß... weiß nicht.“

„Ach, wirklich?“

„Ja.“

Man konnte die Angst, die der Hüne empfand, beinahe riechen.

„Du willst doch am Leben bleiben“, sagte der Blonde, und seine Stimme klang wie fernes Donnergrollen.

Der Riese schluckte.

Sein Adamsapfel tanzte dabei. Ging auf und nieder. Zweimal.

Hatte er noch eine Chance?

Er schien diese Frage für sich zu verneinen.

Verdammte Scheiße!, dachte er. So eine gottverdammte Scheiße! Das war sein Ende. Es war mehr als nur eine Ahnung. Es war beinahe Gewissheit. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Die Augen glänzte. Eine Ader am Hals pulsierte heftig.

Er sagte: „Ihr werdet mich sowieso töten.“

Es war eine Feststellung. Die eigene Stimme klang ihm fremd, als er das sagte.

Fremd und schwach.

Verflucht schwach.

Die Ader an seinem Hals pulsierte immer ungesunder.

„Warte es doch ab.“

„Ich weiß doch, wie sowas läuft...”

„Ach, wirklich?”

„Ja.”

„Sag uns einfach alles, was wir hören wollen und wir sind alle glücklich.”

Der Riese atmete tief durch. „Ich... ich glaube, dass er im Schlafzimmer ist.“ Dabei deutete er mit der Linken auf eine der Türen, die vom Empfangsraum abzweigten.

„Danke.“

Wieder ertönte dieses Niesen. Zweimal kurz hintereinander.

Und der Riese sackte in sich zusammen, blieb reglos am Boden liegen, während sich eine rote Lache um ihn bildete. Seine Auge waren weit aufgerissen.

Der Blonde stieg über die Leiche hinweg zur Schlafzimmertür, während sein Komplize mit der Waffe in der Hand an der Wohnungstür verharrte.

Mit einem wuchtigen Tritt ließ der Blonde die Schlafzimmertür aufspringen.

Ein Mann in den Fünfzigern, grauhaarig und mit Oberlippenbart, saß aufrecht in einem breiten Doppelbett, vor sich ein üppiges Frühstück auf einem Tablett. Er zuckte erschrocken zusammen, blickte auf, und eine Tasse entglitt seinen Fingern. Der Kaffee ergoss sich ins Bett. Braun. Wie flüssige Scheiße.

Ugarimov saß aufrecht da.

Der Kinnladen fiel ihm herunter.

Er sah ziemlich fassungslos aus.

Eine Sekunde blieb ihm, um dieses Gesicht zu formen. Eine ganze Schrecksekunde. Mehr nicht.

Er hatte nicht mal mehr Gelegenheit aufzuschreien, bevor ihn zwei Schüsse förmlich ans Bett nagelten. Sein gefrorener Blick drückte jetzt Verwunderung aus. Die Kugeln stanzten sich durch seinen Körper hindurch, ließen ihn zucken wie eine bereits leblose Puppe.

Der Mund war zur Hälfte, die Augen ganz geöffnet. Es sah aus, als hätte er noch etwas sagen wollen. Ein letzter stummer Schrei. Mehr war es nicht.

Ugarimov war Vergangenheit.

Der Blonde atmete tief durch. „Abschaum“, murmelte er. Er hätte am liebsten ausgespuckt. Aber natürlich war er clever genug, das nicht zu tun. Schließlich wollte er ja nicht unnötig DNA hinterlassen. Die Zeiten hatten sich in dieser Hinsicht leider geändert. Man konnte im Job seine Gefühlen nicht mehr freien Lauf lassen.

Das dumpfe Niesen einer Waffe mit Schalldämpfer ließ ihn plötzlich herumfahren. Aus einer der anderen Türen war eine Frau im Bademantel herausgetreten. Sie war blond und ziemlich grell geschminkt.

Sie sah gut aus.

Zumindest bevor sie von der Kugel getroffen wurde.

Der Schuss hatte sie zusammenklappen lassen wie ein Taschenmesser, und jetzt lag auch sie leblos und mit starren Augen auf dem Boden.

„Sie... Sie kam so plötzlich aus dem Bad“, sagte der Untersetzte fast entschuldigend.

„Schon gut“, erwiderte der Blonde tonlos. „Auch sie war Abschaum. Oder siehst du das etwa anders?“

„Nein.“

„Na, also!“

„Komm jetzt.”

„Okay.”

„Du verlierst doch jetzt nicht die Nerven, oder?”

„Nein.”

„Na, hoffentlich. Ich kann Unprofessionalität nicht leiden.”

„Ist schon klar.”

Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten

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