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Diese verdammten Schweinehunde!, dachte ich. Manchmal läuft alles schief. Es gibt Tage, an denen scheint sich alles gegen einen verschworen zu haben. Und genau so einen hatte ich wohl gerade erwischt. Ich glaube, so was nennt man wohl Schicksal. Auf jeden Fall scheint es unvermeidlich zu sein. Ich steckte also ziemlich böse in der Klemme. So böse wie schon lange nicht mehr. Aber vom Klagen wird’s auch nicht besser.

Ich saß einfach mal wieder bis zum Hals in der Scheiße. Plötzlich in der Jauchegrube - das scheint für jemanden wie mich, der Titel des ganz persönlichen Lebensromans zu sein.

Ich blinzelte.

Und hörte, was man mir sagte.

„Schön ruhig bleiben. Die Hände hoch und keine falsche Bewegung!“

„Hören Sie!“

„Nein, Sie hören! Beine auseinander und an die Wand!“

Es waren Cops, die mich filzten.

Sie tasteten mich ab. Holten meine Pistole hervor.

„Sieh an“, sagte einer der Kerle. „Noch nichts davon gehört, dass das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit in New York illegal ist?“

„Nicht, wenn man dafür einen Grund hat.”

„Sind Sie Cop? Haben Sie eine Lizenz als Privatdetektiv? Arbeiten Sie für eine Sicherheitsfirma?“

„Bin ich das Büro für Fragen und Antworten?“

„Besser wir hören jetzt eine vernünftige Antwort, oder..”

„Oder was?”

„Scheiße, wir werden nicht gerne verarscht, hörst du?”

„Ja, aber ich muss mir dasselbe von euch Blödmännern gefallen lassen, oder was?”

Jetzt mischte sich der andere Cop ein. Ein dunkler Lockenkopf. „Er sieht nicht aus wie der Kerl, hinter dem wir her sind“, sagte er.

Allah sei Dank! Es gibt doch noch so etwas wie einen vernunftbegabten Cop, dachte ich.

„Aber hier ist doch sonst niemand“, meinte der erste Cop.

„Scheiße, trotzdem! Das ist der Falsche!“

„Ach, jetzt plötzlich, ja?”

„Ja.”

„Mann, was ist plötzlich los? Fällt dir jetzt plötzlich ein, dass der Wichser dich irgendwann mal an seinem Kokain hat riechen lassen oder was? Das darf dich nicht wahr sein.”

„Vielleicht regst du dich mal.”

„Ich will mich aber nicht abregen! Im Moment weiß ich nicht, wem ich zuerst eins Fresse hauen soll - dir, oder dem da!” Und damit deutete er auf mich.

„Durchsuch ihn einfach zu Ende und halt den Mund.”

Der erste Cop hatte inzwischen meine Jackettinnentasche erreicht. Er zog meinen Ausweis heraus. Meine Dienstausweis. Ich konnte sein dummes Gesicht leider nicht sehen.

„Sie sind auch Cop?“

„Agent Murray Abdul, Special Cases Field Office.“

„Hier steht Muhammad Abdul.“

„Nennt mich aber keiner so.“

„So heißt doch kein Cop“, meinte der andere. „Das ist bestimmt eine Fälschung.“

„Sieht mir auch so aus!”, meinte der andere.

Was für Idioten, dachte ich, während sie immer noch auf meinen Ausweis glotzten und sich einfach nicht vorstellen konnten, dass jemand mit dem Namen Muhammad ein Cop sein kann. An Basketballspieler und Boxer mit so einem Namen hat man sich gewöhnt. Sogar an einen Präsidenten, dessen zweiter Vornahme Hussein lautet. Aber ein Cop, der Muhammad heißt? Nein, das geht wohl einfach zu weit.

Ich drehte mich um. Dieser Augenblick der Verwunderung bei meinem Gegenüber gestattete mir das.

„Hey, habe ich was davon gesagt, dass wir fertig sind?“, fragte der erste Cop, der das als eine Art Majestätsbeleidigung angesehen hat.

„Ich sage das“, erwiderte ich. „Meine Waffe!“

„Wie bitte?”

„Sofort!”

Ich streckte die Hand aus.

„Das muss erst überprüft werden“, sagte der erste Cop.

„Weil Sie denken, dass Leute, die Muhammad Abdul heißen eher Terroristen als Cops sind?“

„Deswegen auch. Aber jemanden mit roten Haaren heißt normalerweise auch nicht so.“

„Da ist ein Foto...“

„Das beweist nichts.“

„Meine Mutter war Irin, die einen syrischen Einwanderer geheiratet hat!“

„Schöne Geschichte. Wer werden mal in Ihrem Field Office anrufen, ob Sie überhaupt existieren, Mister Abdul.“

Der Cop griff zu seinem Handy.

Ich fasste mit beiden Händen zu, gab ihm einen Schubs, dass wir beide augenblicklich zu Boden fielen.

Der zweite Cop wollte zu seiner Waffe greifen, riss sie heraus. Dann zuckte sein Körper. Ein roter Laserpunkt tanzte. Ein Geräusch wie der Schlag mit einer Zeitung war zu hören. Zweimal, dreimal, viermal.

Der zweite Cop hatte mehrere Löcher in Kopf und Oberkörper. Er sackte leblos in sich zusammen. Ein sauberer Kopftreffer war dabei. Nichtmal eine Kevlar-Weste hätte ihn retten können.

Dem Cop, mit dem ich zu Boden gestürzt war, nahm ich meine Waffe wieder ab. Ich riss sie an mich, feuerte in Richtung des Schattens, den ich gesehen hatte.

Ein Schatten am Ende des engen Durchgangs zwischen zwei Brownstone-Häusern in der Lower East Side. Dort hatten mich die beiden Cops angehalten.

Ich schoss.

Der Schatten war weg.

Und ich bemerkte, dass der Cop, den ich zu Boden gerissen hatte, auch etwas abbekommen hatte.

Ein Schuss war ihm von der Seite ins Herz gedrungen.

Seine Augen waren starr.

Verdammt!, dachte ich.

So ein verdammter Mist!

Ich hockte da - mit zwei toten Kollegen auf dem Pflaster. Deren Blut mischte sich jetzt mit dem Dreck der Straße. So einen Anblick vergisst man nicht. Das bleibt. Für immer.

Dieser Tag hätte eine besseren Anfang verdient gehabt, dachte ich.

Aber - wie oft habe ich das schon gesagt?

Und wie oft ist nichts daraus geworden.

Verdammte Scheiße!, dachte ich.

Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten

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