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Die Adresse der Anruferin war mit Hilfe unserer Kollegen im Präsidium schnell herausgefunden.

Die Nummer gehörte zu einem Festnetzanschluss, der einer gewissen Chantal Meharis gehörte. Sie wohnte nur ein paar Blocks entfernt. Rudi und ich gingen das kurze Stück zu Fuß, denn rund um den RUSSIAN SHOP waren aufgrund der Löscharbeiten auch ein paar Nebenstraßen von der Polizei abgesperrt worden oder ohnehin durch Fahrzeuge blockiert, sodass das die schnellste Variante war.

Überwachungsanlagen oder einen Sicherheitsdienst gab es in diesem Haus nicht. Es wirkte sehr heruntergekommen. An den Wänden im Treppenhaus waren Graffiti zu sehen, die zum Teil bereits mit obszönen Sprüchen überschrieben waren.

Der Aufzug war defekt. Die Wohnung von Chantal Meharis befand sich im siebten Stock und so blieb uns nichts anderes übrig, als das Treppenhaus zu nehmen.

Schließlich standen wir vor ihrer Wohnungstür.

Ich betätigte die Klingel. Es gab zunächst keine Reaktion. Niemand öffnete, aber auf der anderen Seite der Wohnungstür war für einen kurzen Moment etwas zu hören. Ich glaubte, dass es Schritte waren. Irgendetwas fiel zu Boden. Dann herrschte Totenstille.

Ich drückte noch einmal den Klingelknopf.

Nichts.

„Frau Meharis?“, fragte ich. „Sind Sie zu Hause? Mein Name ist...“

Weiter kaum ich nicht, dann donnerte der erste Schuss aus der Wohnung heraus. Es war ein großes Kaliber. Der Schuss krachte durch die Tür, riss dabei ein Loch von der doppelten Größe einer Männerfaust in das Holz der Tür und zog anschließend seine Bahn genau zwischen Rudi und mir hindurch. Irgendwo in der Wand auf der gegenüberliegenden Seite des Flures blieb das Projektil stecken.

Rudi und ich schnellten zur Seite – Rudi nach rechts und ich nach links.

„Verschwindet, ihr Scheiß-Kerle!“, rief eine helle Frauenstimme, worauf eine Folge von vier weiteren Schüssen durch die Tür schlug.

Rudi und ich hatten inzwischen beide unsere Dienstwaffen in den Händen.

Wir warteten zunächst einmal ab.

„Hier spricht das BKA!“, rief ich dann. „Sie haben keine Chance, die Wohnung zu verlassen! Legen Sie die Waffe nieder.“

„Bist du dir sicher, dass es keine Feuerleiter auf dieser Seite des Gebäudes gibt?“, flüsterte Rudi in meine Richtung.

„Nein!“, wisperte ich zurück.

Augenblicke lang hörten wir nichts.

„Frau Meharis!“, rief ich. „Geben Sie auf, wenn Sie nicht wollen, dass das in einem Blutbad endet!“

Zunächst kam keine Antwort.

Rudi sah mich an und schüttelte den Kopf. Er griff zum Handy, um Verstärkung anzufordern und dafür zu sorgen, dass Chantal Meharis tatsächlich nicht auf die Idee kam, über Fenster und Balkon doch noch die Wohnung zu verlassen.

„Sind Sie wirklich vom BKA?“, fragte jetzt die Stimme.

Ich hörte ein Geräusch, das so klang, als ob jemand ein Magazin nachlud. Manchmal hat man nur einen Sekundenbruchteil, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn mich mein Instinkt nicht getrogen hatte, dann war dies einer der wenigen Momente, in denen wir das Blatt schnell wenden konnten. Kurz entschlossen trat ich die Tür ein, ließ sie zur Seite springen und stand mit der Pistole in der Faust da. Der Lauf der Waffe war auf eine junge Frau gerichtet, die gerade damit beschäftigt war, eine Patrone in die Trommel eines Revolvers zu stecken. Sie erstarrte mitten in der Bewegung und starrte geradewegs in den Lauf meiner Waffe.

„Weg damit!“, verlangte ich.

Für einen Moment rührte sie sich nicht.

Ich schätzte sie auf Ende zwanzig. Ihr Haar war schulterlang und brünett. Eine Strähne hing ihr quer über das Gesicht. Die Augen waren weit aufgerissen und sie zitterte leicht. Sie schien große Angst zu haben.

Dann ließ sie endlich ihre Waffe sinken und legte sie vorsichtig auf den Boden.

Ich näherte mich ihr.

Rudi kam jetzt auch in den Raum. Im nächsten Moment legte er der Frau Handschellen an und nahm ihre Waffe an sich.

Wir führten Chantal Meharis ins Wohnzimmer.

Rudi klärte sie über ihre Rechte auf und erklärte ihr, dass sie verhaftet sei. Ganz gleich, was sich noch herausstellen würde – eine Anklage wegen eines bewaffneten Angriffs auf zwei BKA-Kommissare kam auf jeden Fall auf sie zu. Vermutlich zusätzlich eine Anklage wegen unerlaubten Waffenbesitzes.

Ich telefonierte kurz mit den Kollegen, damit jemand kam, der sie abholte.

„Ich wusste nicht, dass Sie BKA-Beamte sind“, sagte sie. „Es tut mir leid, es war nicht meine Absicht, auf Sie zu schießen.“

„Für wen haben Sie uns denn gehalten?“

„Für...“ Sie sprach zunächst nicht weiter.

„Hat Alex Jermakov Sie vor jemandem gewarnt? Und wie kommen Sie auf die Idee, dass diese Leute nicht nur Ihren Freund, sondern auch Sie jagen sollten?“

Sie schluckte.

„Vielleicht sollte ich jetzt einen Anwalt verständigen.“

„Nein, Sie sollten einfach mit der Wahrheit herausrücken, damit Sie nicht auch mit ein paar Kugeln im Körper auf einem Parkplatz aufgefunden werden, wie Alex Jermakov!“

„Was?“, flüsterte sie.

Ihr Gesicht war jetzt bleich wie die Wand.

„Ich weiß noch nicht genau, was das genau für ein Spiel ist, auf das Sie beide sich da eingelassen haben, aber spätestens jetzt sollten Sie erkannt haben, dass es zu groß für Sie ist!“, meinte ich.

Sie schluckte. „Ich habe es geahnt...“, murmelte sie. „Ich habe es geahnt, verdammt!“ Tränen rannen ihr das Gesicht. Dann fasste sie sich. „Machen Sie mich los!“, verlangte sie.

„Das ist gegen die Vorschriften“, erklärte ich ihr.

„Ich will Ihnen zeigen, worum es hier geht! Wenn Alex tot ist, kann es auch niemandem mehr schaden.“

„Es gibt sehr wohl eine Überwachungskamera in Alex' Laden, nicht wahr?“, stellte ich fest.

Sie nickte. „Die Dinger sind so klein, dass man sie nicht sieht.“

„Und nachdem Ihr Freund begriffen hat, dass der Van mit der rothaarigen Frau, der vermutlich darauf zu sehen ist, etwas mit dem Mord im MAMMA MIA!!! zu tun hat, hat er versucht, dieses Wissen zu Geld zu machen.“

„Wie gesagt, machen Sie mich los, dann zeige ich es Ihnen.“

Ich wechselte kurz einen Blick mit Rudi. Mein Kollege nickte.

„Okay, Harry!“

Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten

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