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20.


Kerner, der BKA-Beamte, kam zehn Minuten nach Eintreffen der Mordkommission. Bernd kannte nicht alle Polizisten der Mordkommission, aber schließlich konnte er nicht jeden Polizisten in Berlin kennen.

Sie hatten sich noch nicht mit ihm befasst, nachdem sie seine Personalien aufgenommen hatten. Immerhin schien sie sein Beruf nicht zu stören. Ihr Interesse galt zunächst dem Toten.

Susanne Wille saß immer noch unverändert an ihrem Platz und schien tief in Gedanken versunken zu sein.

Kerner baute sich breitbeinig vor Bernd auf. „Man hat mir schon gesagt, dass Sie ein ungeheures Talent dazu haben, auf Leichen zu stoßen. Jeder Totengräber könnte sie beneiden.“

„Das ist ein ziemlich geschmackloser Scherz", entgegnete Bernd Schuster.

Kerner ließ sich nicht irritieren. Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. „Was halten Sie davon? Wie hängt er mit dem Fall zusammen?“

„Ich habe keine Ahnung. Aber ich nehme an, er hat etwas gewusst. Vielleicht ahnte er, wer den Einbruch ermöglichte.“

„Oder er ist selbst beteiligt“, ergänzte Kerner.

Bernd schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Er hatte keine Möglichkeit, an den Originalschlüssel heranzukommen. Wenn es so wäre, hätte Karsten Romann diese Tatsache sicher schon hinausposaunt. Die Brüder waren sich nicht besonders grün.“

Kerner nagte an seiner Unterlippe. „Und sie?"

Sein Blick wies in Susanne Willes Richtung.

„Sie war mit Klaus befreundet. Sie hat ihn sicher nicht umgebracht. Aber ich fürchte, sie weiß ein bisschen mehr, als sie zugibt.“

„Das ist doch immer so. Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Keiner rückt uns gegenüber mit der ganzen Wahrheit heraus. Noch nicht einmal Privatdetektive.“ Schuster lächelte. „Na schön, ich werde Ihnen ein bisschen mehr erzählen. Es gibt nämlich verschiedene Parteien bei dieser Sache. Einen Mann, den ich den Verkäufer nennen will. Er hat eine Möglichkeit, beim Diebstahl der Unterlagen zu helfen, will aber selbst nicht unmittelbar beteiligt sein. Er hat einen Interessenten gefunden, den Käufer. Zwischen beiden gibt es einen Mittler. Zwei Verbrecher, die sowohl den Einbruch verüben als auch die Ware an den Käufer ausliefern."

Kerner nickte. „Ich kann ganz gut folgen. Ich nehme an, Sie haben ein paar der Beteiligten kennengelernt.“

„Ja, die beiden Verbrecher haben mich aus dem Verkehr gezogen, als sie den Einbruch verübten. Sie haben den ganzen Kram mitgenommen.“

„Das wissen wir, und weiter? Wo sind die verdammten Unterlagen jetzt? Der Verteidigungsminister zerreißt uns in der Luft, wenn diese Unterlagen in die Hände einer fremden Macht gelangen.“

„Ich fürchte, das sind sie schon.“ Bernd lächelte.

Kerner wurde blass. „Was gibt's denn da so blöd zu grinsen! Es geht um die Sicherheit unseres Landes, begreifen Sie das doch!“

„Regen Sie sich nicht auf. Der Käufer hat nicht alles. Das Wichtigste fehlt ihm, nämlich die Computerbänder. Die Gangster haben versucht, den Käufer aufs Kreuz zu legen. Als sie ihm die Ware überbrachten, haben sie die Bänder nicht mitgeliefert. Das hat der Käufer aber wenig später gemerkt, und er ist zurückgekommen. Er hat einen der Gangster erschossen. Was mit dem anderen geschehen ist, weiß ich nicht.“

„Und die Bänder?“

„Die habe ich jetzt, und ich finde, sie sollten endlich an einen sicheren Platz.“

Kerner stieß die Fäuste in die Luft. „Verdammt noch mal! Ich glaube, Sie wollen, dass ich an einem Herzinfarkt krepiere. Hätten Sie das nicht ein bisschen früher sagen können? Wo sind die Dinger?“

„Hier.“ Bernd zeigte auf den unansehnlichen Jutesack.

Kerner blickte hinein, und über sein Gesicht zog ein glückliches Lächeln. „Herr Schuster, ich vergebe Ihnen alles. Ich werde das Zeug sofort sicherstellen und in unseren eigenen Tresor schaffen lassen."

„Einen Moment. Ich habe eine bessere Idee. Die Gangster wissen, dass ich die Bänder habe. Das heißt, der überlebende Verbrecher und der Käufer. Sie werden mich jagen. Also brauche ich die Bänder als Lockmittel."

„Sie sind wohl verrückt!“ Kerner presste den Jutesack an sich, als würde er die Kronjuwelen enthalten.

Bernd lächelte. „Ich brauche natürlich nicht die echten Bänder. Wir vertauschen sie. Ich brauche nur ein paar leere Magnetbänder.“

„Das klingt schon besser.“ Kerner nickte. „Ich kann ein paar Bänder sofort beschaffen. Wir nehmen den Tausch hier vor. Allerdings schmeckt mir nicht, dass Sie den Lockvogel spielen wollen."

Bernd zuckte die Schultern. „Das bin ich gewohnt. Außerdem ist das meine Privatangelegenheit. Vergessen Sie nicht, dass ich immerhin noch einen Auftrag habe, und ich gedenke, ihn zu erfüllen.“

„Wie Sie wollen. Wenn Sie alles so genau wissen, müssten Sie doch auch ein paar Informationen über den Käufer haben.“

„Ich habe ihn gesehen.“

„Und? Wie sieht er aus?“

Bernd beschrieb den Mann so gut er konnte. „Er ist ein Bulle von Kerl. Kurzgeschnittene Haare, spricht gutes Deutsch mit einem deutlich hörbaren Akzent, vermutlich osteuropäisch. Ich tippe auf einen Russen.“

Kerner nickte. „Sie brauchen den Kerl gar nicht weiter zu beschreiben. Ich kenne ihn gut. Er heißt Boris Smirnow und gehört zur russischen Botschaft. Wir haben ihn schon vor zwei Jahren als KGB-Agenten enttarnt. Der sowjetische Geheimdienst ist nicht

immer so raffiniert, wie die Leute glauben. Smirnow hat sich ein paar Mal ziemlich dumm angestellt. Wir haben ihn fotografiert, als er Material aus einem toten Briefkasten holte. Die Russen bevorzugen diese Methode des Kontaktes zwischen verschiedenen Agenten immer noch.“

„Warum läuft er dann noch frei herum, wenn Sie wissen, dass er ein Agent ist?“, fragte Bernd.

„Ein enttarnter Agent ist besser als einer, den wir nicht kennen. Wir halten ihn unter Kontrolle und versuchen, seine Verbindungen herauszubekommen. Außerdem genießt er natürlich diplomatische Immunität. Es gibt immer einen Riesenärger, wenn wir einen Diplomaten ausweisen. Bis jetzt hat er auch nichts Gravierendes verbrochen.“

Bernd grinste. „Ihre sogenannte Kontrolle scheint aber ziemlich lückenhaft zu sein, wenn dieser Smirnow sich ungestört damit beschäftigen kann, in der Stadt herumzuballern und Staatsgeheimnisse zu stehlen.“

Kerner wurde tatsächlich ein bisschen rot. „Nun ja, wir können ihn nicht Tag und Nacht überwachen. Dazu haben wir zu wenig Leute.“

„Unter Personalmangel scheint Smirnow nicht zu leiden. Für die Schießerei hat er sich ein paar Kerle mitgebracht. Es ging nur zu schnell. Ich konnte sie nicht deutlich erkennen. Aber wenn ich die Typen sehe, werde ich sie identifizieren.“

„Dazu müssen wir sie erst mal kriegen!“, knurrte Kerner. „Aber wie auch immer, wenn Sie sich unbedingt als Lockvogel hergeben wollen, kann ich Sie nicht daran hindern. Was aber viel wichtiger ist: Wir müssen herausbekommen, wer der eigentliche Drahtzieher ist. Der Mann, der den Nachschlüssel besorgt hat!“

„Genau das ist auch meine Aufgabe. Denn dafür bekomme ich Honorar. Wenn wir den Auftraggeber haben, haben wir auch den Mörder von Klaus Romann.“

Ein Polizeibeamter trat auf sie zu. „Ich habe da noch ein paar Fragen", näselte er.

„Doch nicht an mich!“, empörte sich Kerner.

Der Polizist blickte ratlos in sein Notizbuch. „Wer von Ihnen ist denn Herr Schuster?“

„Ich“, sagte Bernd. „Fragen Sie."

Fünf Mörder: 5 dicke Strand Krimis

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