Читать книгу Krimi Doppelband 2222 - Alfred Bekker - Страница 12
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ОглавлениеStanley Morrison schaltete den Fernsehapparat aus. Ächzend quälte er seinen fetten Körper aus dem Sessel, schaukelte quer durch sein Wohnzimmer zum Telefontisch und ließ sich seufzend auf den Stuhl daneben fallen. Er griff zum Telefon und wählte die Nummer seines Sekretärs. "McCall?", meldete sich ein rauchiger Bass.
"Haben Sie die Nachrichten gesehen, McCall?"
"Hab' ich, Mr. Morrison. New York State und Kalifornien spielen starker Mann und wollen den Schweizern die Zähne zeigen."
"Reden Sie keinen Quatsch, McCall - hier geht es um Gerechtigkeit."
"Ist ja okay, Sir, aber um mir das zu sagen, rufen Sie sicher nicht an. Ich höre."
Seitdem Morrison stellvertretender Finanzchef von New York State war, tat er sich schwer mit der direkten Art seines Finanzsekretärs. Wie Schreibtisch und Dienstzimmer im Rathaus von Albany hatte er auch diesen aufsässigen Beamten von seinem Vorgängers übernommen. Seit zwei Jahren ärgerte er sich über die zynische Art dieses Querulanten.
Und McCall ließ keine Gelegenheit aus, ihn spüren zu lassen, dass er sich selbst für weit geeigneter hielt als seinen Chef, die Finanzen des Staates New York zu verwalten.
"Sie fahren morgen hinunter nach Manhattan. Ich will, dass Sie den Bankern und Generaldirektoren den Beschluss der New Yorker Regierung nicht nur schmackhaft machen, sondern auf seine Verbindlichkeit bestehen."
"Hab's kommen sehen", brummte McCall.
Morrison überhörte das. "Kümmern Sie sich vor allem um David Cohn, den Vorstandsvorsitzenden der >Transatlantik Traffic Bank< und um Washington Miller, den Chef des >International Merchant Instituts<. Beide Bankhäuser stehen vor Vertragsabschlüssen mit Schweizer Großbanken. Dass es dabei um Unsummen geht, brauche ich Ihnen nicht zu sagen."
"Nein, das brauchen Sie wirklich nicht." McCalls Stimme klang, als würde er grinsen.
Morrison ignorierte es. "Ich will, dass diese Banken von Ihren Geschäften mit der Schweiz Abstand nehmen." Schweigen. "Habe ich mich klar ausgedrückt, McCall?"
"Haben Sie, Sir. Ich werd' mein Bestes tun."
"Davon gehe ich aus."
Damit war das Gespräch beendet. Morrison stemmte seine zweihundertvierundachtzig Pfund aus dem Stuhl und schaukelte zu seiner Schrankbar. Dort schenkte er sich einen italienischen Grappa ein.
Während der Schnaps brennend seine Kehle hinabrann, dachte er nach. Sicher gäbe es geeignetere Leute, um den Regierungsbeschluss in der Manhattaner Geschäftswelt durchzusetzten als ausgerechnet McCall. Aber wenn sein Sekretär scheiterte - und davon ging Morrison aus - hätte er endlich einen Grund ihn abzusägen. Und dann würde er persönlich nach Manhattan fahren und den Boykott gegen die Schweiz auf Touren bringen.
Er schenkte sich noch einen ein und hob das Glas. "Also Stanley ..." Die Gewohnheit mit sich selbst zu sprechen, hatte sich in den letzten beiden Jahren bei ihm eingeschlichen. Seit seine Frau ihn mit den beiden Kindern verlassen hatte. "… wenn wir schon diesen Schweinehund von Saddam nicht kaputt bomben können, führen wir wenigstens einen hübschen kleinen Finanzkrieg gegen die Schweiz. Prost!" Er kippte den Grappa hinunter.