Читать книгу Coltwölfe: Glorreiche Western Sammelband 5 Romane - Alfred Bekker - Страница 10

2

Оглавление

Lil war in weitem Bogen geritten und kehrte nach ungefähr einer Stunde zur Hütte zurück. Ihr Haar war vom Reiten zerzaust, das Gesicht vor Erhitzung gerötet, und ihr Atem ging rasch. Sie glitt aus dem Sattel, hielt den Braunen, auf dem sie geritten war, am Zügel und blickte auf die beiden anderen Pferde, die reiterlos hinter ihr hergelaufen waren. Lil band den Zügel des Braunen am Sattelhorn fest und rief dem Tier zu: „Nun lauf! Lauft weg! Alle drei!“

Die Tiere rührten sich nicht von der Stelle.

„Ach so, ihr wollt saufen. Aber dann weg mit euch, nichts wie weg! Sonst kommen diese Kerle wieder.“

Sie holte den Pferden Wasser und blickte sich währenddessen suchend nach Sam um. Aber von ihm war nichts zu sehen und zu hören.

Als sie die Pferde getränkt hatte, versuchte sie sie abermals wegzuscheuchen. Und tatsächlich machte der Braune den Anfang und trabte davon. Erst blieb er noch einmal stehen, ob die beiden anderen auch folgten, und als sie es taten, trabte er weiter.

Lil versuchte sie durch Händeklatschen und schrille Rufe zu verscheuchen. Aber die Pferde schienen sie nicht zu fürchten, fielen wieder in Schritt und zogen nur langsam weiter. Ab und zu blieben sie stehen, grasten hier, grasten dort, doch endlich trotteten sie auf die Stadt zu davon.

Lil sah sich furchtsam um. „Wenn die drei Rowdys nun noch in der Nähe sein sollten?“, fragte sie sich. Aber als sie niemanden sah, rannte sie rasch in die Hütte, schloss die Tür und verriegelte sie von innen.

Sie dachte an ihren Vater, der mit Tom Cadburn auf der Jagd war; irgendwo oben in den Bergen. Sie wusste nicht, wer außerdem an dieser Jagd teilnahm. Hätte sie es gewusst, wären ihre Gedanken andere Wege gegangen. Aber so empfand sie nur Furcht; Furcht vor diesen drei jungen Männern. Und jedes Mal, wenn sie an sich herabblickte, schüttelte sie der Schauder der Angst. Sie zog sich das zerrissene Kleid aus, verbarg es im hintersten Winkel des Schrankes, dass ihr Vater es nicht finden sollte.

Nein, dachte sie, ich kann es ihm nicht sagen. Es würde ihn selbst umbringen. Die Snyders sind viel zu mächtig. Sie würden Vater zerschmettern; würden ihn unmöglich machen, nur damit diese Schande nicht an ihnen hängen bliebe. Sie würden den Spieß umdrehen, überlegte Lil weiter. Also ist es besser, wenn ich es verschweige.

Einen Augenblick lang bedachte sie, ob es nicht gescheiter sei, wenigstens Tom Cadburn einzuweihen. Aber auch das verwarf sie aus Furcht vor Repressalien seitens der Snyders.

In Dankbarkeit dachte sie an Sam. Er hatte sie gerettet. Ohne ihn wäre sie das Opfer dieser triebhaften übermütigen jungen Burschen geworden.

Aber wo ist er jetzt?, fragte sie sich, trat an das kleine Fenster der Hütte und spähte hinaus. Aber draußen war nur das Wrack vom Wagen, und ein Stück entfernt die Stelle, wo die Männer über sie hergefallen waren.

Der Gedanke, allein zu sein, steigerte die Furcht in Lil. Sie trat ans Fenster, öffnete es rasch, sah sich ängstlich nach allen Seiten um und zog den Laden herum. Dann verriegelte sie ihn mit aller Sorgfalt von innen, prüfte auch noch einmal die Verriegelung der Tür und holte Vaters alte Schrotflinte aus dem Gewehrrechen. Die Waffe war nicht geladen, aber Lil wusste damit umzugehen. Sie begann mit der umständlichen Prozedur, diesen Vorderlader schussfertig zu machen. Dann, als dies geschehen war und ihre Hände nur das kühle Nussbaumholz des Schaftes umfingen, spürte sie eine gewisse Beruhigung. Sie setzte sich auf die Bank an der Wand, lehnte sich dagegen und lauschte, wahrend ihre Finger den Schaft der Flinte umkrampften. Aber alles, was sie hörte, war nur das Säuseln des Windes im Kamin, das Rauschen der Blätter in den Bäumen, die hinter dem Haus standen.

Jack Richards, Mandy und Archie Snyders hatten noch nicht die Hälfte des Weges bis zum Outfit-Camp zurückgelegt, als Jack mit seiner zerrissenen Wade einfach nicht mehr weiter konnte. Und während sie noch darüber debattierten, wie sie weiterkommen sollten, entdeckte Mandy Snyder die drei ledigen Pferde, die hintereinander auf die Stadt zu trotteten.

Archie gelang es, sein Pferd wieder einzufangen und dann die beiden anderen Tiere für Jack und Mandy an den Zügeln zu fassen und den anderen zu bringen. Sie halfen Jack Richards in den Sattel, dann saßen auch die beiden anderen auf, blickten sich erleichtert an, und Mandy Snyder meinte: „So ganz vom Pech verfolgt sind wir ja nun doch nicht. Ich würde sagen, Lil ist zur Hütte zurückgekehrt, sonst wären die Gäule nicht von dort gekommen. Sie muss einen Bogen geschlagen haben, ohne dass es einer von uns bemerkte.“

Archie strich sich mit den Fingern durch sein blondes Haar, zupfte sich an seiner langen Nase und meinte: „Pech hin, Pech her; wenn sie zur Hütte ist, hat sie sich entschlossen, es keinem zu sagen. Vielleicht aus Scham, oder vielleicht, weil sie weiß, dass es ihr keiner glauben wird. Sie ist nicht dumm, die Lil.“

„Nein, dumm ist sie nicht“, meinte Jack. „Immerhin, sie weiß jetzt, was sie zu tun hat. Oder aber sie wartet auf ihren Vater.“

„Ob sie auf ihn wartet oder nicht, in Catulla weiß jedenfalls kein Mensch davon. Und wisst ihr was, wir reiten nicht zum Outfit-Camp, wir reiten in die Stadt! Und sind wir einmal in Catulla, da tun wir so, als wären wir nie oben an der Hütte gewesen, sondern erzählen von einem Puma, der uns angegriffen hat.“

„Richtig, jetzt um die Zeit haben sie Junge, da sind sie besonders gefährlich“, meinte Mandy Snyder. „Das ist eine gute Idee. Wir haben ein Pumamännchen geschossen, und dann hat uns das Weibchen angegriffen. Was meint ihr dazu?“

Jack Richards schüttelte den Kopf. „Sie werden nach dem Balg des Pumas fragen, den wir erlegt haben. Das ist nicht gut. Wir machen es anders. Wir werden sagen, wir haben junge Pumas gefunden. Und dann ist die Alte gekommen und schließlich auch noch der Pumavater. Ja, das können wir sagen. Das müssen sie uns glauben, und so sehen wir auch aus.“

„Und wo soll das gewesen sein?“, wollte Archie wissen.

„Irgendwo in den Bergen. Weiter drüben natürlich, weitab von der Hütte Das Mädchen, pah, das Mädchen haben wir nie gesehen!“

Jack Richards nickte. Mandy Snyder zuckte die Schultern.

„Ob sie uns das glauben?“, fragte er

„Verlass dich drauf, das glauben sie uns. Und wisst ihr was? Wir werden zu Betty reiten!“

„Ja, zu Betty!“, rief Jack. „Dort erholen wir uns. Und außerdem kann sie uns etwas geben für unsere Wunden.“

„Nein“, widersprach Archie. „Was die Wunden angeht, da wenden wir uns besser an Frank Manton. Der hat Erfahrung. Und außerdem passt das gut zu unserer Idee. Oder hat einer von euch den Gedanken aufgegeben, es diesem verdammten Wolf heimzuzahlen?“

Die beiden anderen schüttelten den Kopf. „O nein“, erwiderte Jack Richards. „Das habe ich keine Sekunde lang.“

Sie ritten schweigend weiter. Nach ungefähr einer Dreiviertelstunde erreichten sie eine alte verfallene Farm, neben der ein Windrad stand, das sich knarrend drehte. Das Gestänge der Wasserpumpe quietschte und schepperte, dass man glaubte, es müsste jeden Augenblick zerbrechen.

Ein an einem Strick angebundener, verwahrlost wirkender schwarzer Hund bellte wie rasend, als sich die drei näherten. Sie waren auf Rufweite heran, als die Tür des Wohnhauses geöffnet wurde. Sie hing schief in den Angeln, als sie herumschlug. Ein bulliger, breitgesichtiger Mann mit strähnigen, in die Stirn hängenden grauen Haaren trat heraus, stemmte die Fäuste in die Hüften und blickte aus schmalen Augen auf die sich nähernden Reiter.

Jack Richards tippte mit zwei Fingern an die Hutkrempe. Die beiden anderen nickten nur.

„Ihr seht aus wie geprügelte Köter“, rief der Dicke, lachte über sein massiges Gesicht, und dabei schienen die Augen noch kleiner zu werden.

„Es hat uns ganz schön erwischt, Frank“, meinte Jack und glitt in respektvoller Entfernung von dem wütend kläffenden Hund aus dem Sattel. Er hinkte auf den Dicken zu, der ihn jetzt ernst und abschätzend betrachtete.

„Was ist nun wirklich mit dir passiert und mit euch anderen? Ihr Snyder-Boys seht ja aus wie die gerupften Hühner. Hattet ihr Streit mit einem Puma?“

„Genau das ist es“, behauptete Jack. „Wir hatten Junge gefunden, von den Alten aber nichts gesehen. Mandy, dieser Idiot, wollte um Biegen und Brechen ein Junges mitnehmen. Er bildet sich ein, man könnte sie abrichten, wenn man sie von klein an aufzieht.“

„Da hat er sogar recht. Aber vorher muss man die Alten töten“, meinte der Dicke.

„Frank, du musst uns helfen! Ist Betty auch da?“, fragte Jack.

Der etwa fünfzigjährige Mann schüttelte den Kopf. „Um diese Zeit doch nie“, sagte er. „Es ist ja fast Abend. Um diese Zeit ist sie in der Stadt. Wie soll sie Geld verdienen, wenn sie jetzt noch hier herum säße?“

„Schade“, meinte Jack bedauernd. Und auch Mandy und Archie blickten betroffen drein. Offensichtlich hatten sie gar nicht darüber nachgedacht, dass Betty Hunt um diese Zeit im Saloon ihre Lieder sang, Gäste animierte oder beim Pokerspiel kiebitzte, um den bezahlten Spielern Tipps zu geben.

„Ich würde ganz gerne mit ihr reden“. meinte Jack.

Frank nickte. „Das kannst du ja. Du brauchst nur in die Stadt zu reiten. Aber ich will mich erst mal um eure Kratzer kümmern. “

Als er kurz darauf Wasser heiß machte und den Hemdenstoff von den Verletzungen wickelte, da rief er verblüfft beim Anblick von Mandys zerfleischter Hand: „Das sieht ja böse aus! Das sieht sehr böse aus! Es wird zwar alles wieder heil, aber er hat dir an einem Finger die Sehne zerrissen. War es das Männchen oder das Weibchen? Die Weibchen sind meistens gefährlicher. Vor allen Dingen, wenn sie Junge haben. Ihr Narren, das hättet ihr doch wissen müssen!“

„Natürlich hätten wir es wissen müssen. Aber du weißt doch, wie das ist, Frank. Wir stießen plötzlich durch Zufall auf die Jungen. Und wir wollten sie haben, eins davon; Mandy wollte es. Nun gut, wir haben gesagt, wir machen mit. Es ist auch unsere Dummheit.“

„Ja, das stimmt“, stimmte Archie zu. „Jack hat völlig recht.“

Mandy schwieg. Die anderen hatten beschlossen, ihn hier zum Idioten zu stempeln, und er hielt den Mund.

„Können wir über Nacht bei dir bleiben?“, wollte Jack wissen.

„Von mir aus könnt ihr das. Vermisst euch zu Hause niemand?“

„Ich glaube nicht“, erwiderte Archie. „Vielleicht fragt Vater mal nach uns. Aber ...“

„Euer Vater ist nicht in der Stadt“, erwiderte Frank. „Der ist doch zur Jagd.“

„Zur Jagd?“, fragte Mandy. Und auch Archie sah den bulligen Mann zweifelnd an. „Mit wem denn?“

„Keine Ahnung“, erwiderte Frank. „Aber er ist zur Jagd, das weiß ich genau. Er ist gar nicht weit von hier vorbeigekommen. Lieutenant Trevor war bei ihm.“

„Woher weißt du das?“, fragte Jack.

„Einer von den Jungs ist hier vorbeigekommen; er hat ihn getroffen. Und ihm hat der Gouverneur erzählt, dass er jagt.“

„Und nicht gesagt, wo?“, fragte Mandy.

„Nichts, gar nichts. Du weißt doch, sie sind etwas ängstlich, die großen Herren. Dein Vater hat eine Menge Feinde. Und die haben ihm ja auch gedroht, dass sie ihn umbringen, wenn er noch einmal kandidiert.“

„Aber er hat kandidiert“, sagte Archie.

„Natürlich hat er das. Und deswegen soll ja auch auf ihn aufgepasst werden. Der Lieutenant, der Texas-Ranger, der Captain und letztens auch dein Vater, Jack, der Colonel, sie alle passen auf ihn auf. Wenn es sein muss, schickt Captain McNelly noch mal Texas-Ranger hierher. Drei sind da; sie lösen sich ab, wie ihr wisst. Ja, wenn man ein großes Tier ist wie euer Vater, dann machen sich alle Sorgen um einen. Um mich kümmert sich kein Schwein. Niemand fragt nach mir, ob ich Geld habe, ob ich was zu trinken habe; ich bin der letzte Dreck!“

„Das bist du nicht“, empörte sich Mandy. „Du siehst doch, dass wir dich besuchen. Wir kommen doch oft zu dir.“

„Glaubt ihr denn, ich wüsste nicht, zu wem ihr kommt? Ihr kommt nicht zu Frank Manton, ihr kommt zu Betty.“

„Sicher kommen wir auch zu Betty, aber wir kommen auch zu dir. Wie oft haben wir miteinander Karten gespielt?“, rief Jack.

Frank Manton kümmerte sich von nun an nur noch um die Verletzungen der Jungen. Als er sie verbunden hatte und die drei ziemlich erschöpft und noch immer von Schmerzen geplagt nebeneinander auf der Bank saßen wie Hühner auf der Stange, da ergriff Frank endlich wieder das Wort und sagte: „Also gut, ich werde uns jetzt erst mal einen Kaffee aufschütten. Und dann erzählt ihr mir mal, was wirklich war; denn deine Hand, Mandy, die hat nie im Leben ein Puma zerfleischt!“

„Was denn?“, rief Mandy lahm.

Frank Manton grinste. „Ich habe schon viele Pumas gesehen. Ich habe auch schon mit Pumas gekämpft. Hier ...“ Er zog sich den Armei seines Hemdes hoch, und sie sahen vier Narben nebeneinander wie eine Kratzspur. „Das hat ein Puma gemacht. Das sind die Krallen der Tatze eines Pumas. Aber euch, euch hat kein Puma angefallen und auch kein Puma gebissen. Wie ein Puma beißt, das sieht anders aus. Hier!“ Er krempelte sich die Hose hoch und zeigte ihnen sein rechtes Knie. „Diese Narbe“, er deutete auf eine dunkle Stelle, „die stammt von einem Puma. Seht mal genau hin! Das sieht aus wie zwei sich gegenüberliegende Halbkreise. So sieht ein Pumabiss aus! Das, was ihr habt, das stammt von einem Wolf, oder von einem Hund oder von einem Kojoten, weil kein Puma so beißt. Nur Hunde, und zwar noch nicht einmal alle Sorten Hunde, bestimmte Hunde beißen so. Aber alle Wölfe und Kojoten beißen so. Und wenn wir den Kaffee trinken, werdet ihr mir mal erzählen, was wirklich passiert ist! Ihr wisst ja, mich braucht ihr nicht zu belügen, mich nicht!“

Die drei sahen sich betroffen an. Schließlich meinte Jack: „Verdammt noch mal, ich habe nicht gewusst, dass man das sehen kann!“

Der Alte grinste schlau. ,,Und ob man es sehen kann. Ich hab‘s euch ja bewiesen.“ Er stand auf und ging zu seinem Steinherd hinüber, um die Glut zu schüren, damit das Wasser für den Kaffee heiß wurde.

Später dann saß er den Jungen gegenüber und ließ sich von ihnen erzählen. Er unterbrach sie mit keinem Wort, er lauschte nur dem, was Jack sagte oder was ihm Archie berichtete, manchmal unterbrochen von Mandys Bemerkungen. Ihr Bericht glich einer Beichte. Als sie fertig waren, sahen sie Frank Manton gespannt, aber auch ein wenig besorgt an.

Das massige Gesicht mit dem speckigen Kinn, die kleinen Augen, gefurchte Stirn, die grauen Haare und die zerschlagene Nase, alles in allem war Frank Manton keine Schönheit. Aber er stellte etwas dar. Er hatte etwas Rausschmeißerisches an sich; etwas, das Leute bei seinem Anblick dazu brachte, ihm auszuweichen.

Auf dem Papier war er ein Farmer. Ein Farmer mit einem einzigen zottigen Pferd, keiner einzigen Kuh im Stall, keinem bewirtschafteten Acker. Nur diese zerfallene, heruntergekommene Farm gehörte ihm. Mit verrosteten Geräten, die seit Jahren niemand mehr benutzte. Er lebte von diesem und jenem; ein bisschen Viehdiebstahl, etwas Falschspiel und Hunderte von Gelegenheitsdiensten hielten ihn über Wasser. Vor allem aber war er der Mann, der sich um Betty Hunt gekümmert hatte. Sie war von ihm aufgezogen worden wie eine Tochter. Aber er hatte nie behauptet, ihr Vater zu sein. Sie war die Tochter eines Freundes, der auf mysteriöse Weise umgekommen war. Frank zog sie auf, Frank kümmerte sich um sie, und Frank teilte sich mit ihr das Geld, das sie im Saloon verdiente. Dort war sie Barmädchen, Liebesdienerin und Animierdame zugleich, die zwanzigjährige Betty Hunt.

Als die Jungen ihn so ansahen, lächelte Frank Manton, und er sagte: „Ihr macht euch viel zu viel Sorgen. Erzählt die Geschichte mit dem Puma zu Hause; die werden es euch glauben, die verstehen nichts davon. Und ihr könnt auch mit den Verletzungen zum Doc gehen, der weiß auch nicht, was ein Puma gerissen und wo ein Wolf gebissen hat. Ihr braucht keine Sorgen zu haben. Tut so, als wäre nichts geschehen. Lil Kane wird nicht reden; sie schämt sich, sie sagt keinen Ton. Und ihr haltet die Klappe! Brüstet euch nicht damit. Damit seid ihr zu weit gegangen, das versteht hier kein Mensch. Wenn sie eine Mexikanerin wäre ... aber das ist sie nicht. Und außerdem kann ihr Vater sehr gefährlich werden, der ist nicht ohne. Ihr seid Toren, dass ihr andere immer unterschätzt. Viele junge Leute begehen diesen Fehler; ihr solltet Lils Vater nicht unterschätzen, der fragt nicht viel. Der erwischt einen nach dem anderen von euch, irgendwann. Und den Wolf, den überlasst mir. Jeder von euch gibt mir tausend Dollar, dann werde ich diesem Wolf die Hölle bereiten!“

„Tausend Dollar, bist du wahnsinnig?“, schrie Jack Richards zuerst. „Wo soll ich die hernehmen?“

Frank Manton schüttelte den Kopf, lächelte und blickte auf Mandy und Archie. „Ihr beiden werdet Jacks Anteil sicher auch mittragen. Geht nur zur Großmutter. Die alte Mrs. Snyder, die hat doch ein Herz für euch Jungen, geht zu ihr, sie gibt es euch!“

„Und was sollen wir ihr sagen, wofür wir es brauchen?“, rief Mandy.

Frank Manton lächelte noch immer. „Es wird euch schon eine hübsche Geschichte einfallen. Sagt doch ganz einfach, ihr hättet ein nettes Mädchen gefunden. Aber sie ist furchtbar arm, ihr wollt ihr helfen. Wer weiß, was ihr ihr erzählt, oder erzählt ihr von irgendeinem Streich, den ihr gemacht habt, bei irgendeinem Kaufmann, dem ihr den Wagen mit der Ware umgekippt habt. So etwas hattet ihr doch voriges Jahr getan, oder nicht?“

„Aber der hat sich nicht getraut, von uns Schadenersatz zu verlangen“, meinte Archie lachend. „Dem hätten wir eine übergebraten.“

Frank Manton zuckte die Schultern. „Seid keine Narren. Jungs! Im Übrigen bin ich kein reicher Mann. Ihr wisst ja, dass es mir so gut nicht geht wie euch. Also besorgt euch das Geld und bringt es her! Ich schweige wie ein Grab, und ich helfe euch sogar. Aber euch würde ich nicht raten, mit dem Wolf etwas zu versuchen. Ihr wisst nicht, wer Cadburn ist; ich weiß es. Und vielleicht ist das ein Grund, warum ich euch helfen will. Bei ihm geratet ihr an den Falschen.“

„Du scheinst eine Menge Angst vor solchen Leuten wie Lils Vater und diesem Texas-Ranger zu haben.“

„Angst?“, rief Frank Manton empört, und dann meinte er schmollend: „Glaubt ihr, dass ein Mann, der seinen Verstand noch beieinander hat und eine gewisse Vorsicht walten lässt, ein Angsthase ist; glaubt ihr das wirklich?“

„Nun beruhige dich doch, Frank“, sagte Jack. „Er meint es doch nicht so. Also, was willst du machen? Was ist mit diesem Cadburn?“

„Könntest du dir vorstellen, dass McNelly, dem sämtliche Texas-Ranger unterstehen, einen zweitklassigen Mann deinem Vater zuteilt, weil der Schutz braucht, weil ihm ein Attentat droht, weil er sich, wenn man so will, in einer ständigen Gefahr befindet? Glaubst du wirklich, Jack Richards, dass dein Vater, der immerhin ein Colonel ist, zustimmen würde, wenn so ein zweitklassiger Bursche auftauchte, um Schutzdienst bei dem Gouverneur zu machen?“

„Und du meinst, dieser Cadburn wäre eine erste Nummer?“, fragte Jack.

„In Kreisen von denen, die es wissen müssen, ist er die erste Nummer. Und wenn ich das sage, dann kannst du mir das schon glauben. So ein bisschen verstehe ich von diesem Milieu.“

„Was willst du damit sagen?“, fragte Mandy.

„Dass ihr die Hände von den Dingen lassen sollt, die mit Cadburn zusammenhängen. Das bringt euch Unglück, und dann kann euch auch euer Vater nicht mehr schützen. Im Gegenteil, ihr würdet ja etwas angreifen, was ihn schützt. Aber bringt jeder die tausend Dollar, und ich kümmere mich um alles!“

„Was willst du tun?“, wollte Archie wissen.

„Das müsst ihr mir überlassen! Ihr wolltet euch rächen für den Schmerz, den euch dieser Wolf angetan hat. Ich werde diese Rache für euch ausführen, und dafür zahlt ihr mir. Und ihr zahlt auch natürlich, damit es mir nicht so schwer fällt, den Mund zu halten.“

Mandy Snyder sah ihn böse an. Frank Manton, der diesen Blick bemerkte, lächelte, wandte sich Mandy zu und sagte: „Glaube nicht, mein Junge, dass du mit einer schnellen Kugel mein Schweigen billiger erkaufst. Das wäre bestimmt ein Fehler.“

„Wer hat etwas gesagt?“, rief Mandy.

Frank Manton sah ihn lächelnd an. „Gesagt hast du noch nichts, aber gedacht. Ich sehe es dir an. Ich kann in deinem Gesicht lesen wie in einem Buch. Und ich will dir noch etwas sagen, Mandy. Ihr drei, ihr braucht jetzt einen guten Freund. Zwei gute Freunde wäre noch mehr; ihr habt sogar zwei gute Freunde, ihr habt Betty und mich. Stoßt also diejenigen, die zu euch halten, nicht vor den Kopf. Denn immer noch besteht die Möglichkeit, dass Lil Kane am Ende doch etwas sagt. Vielleicht nicht zu ihrem Vater, aber möglicherweise zu Cadburn.“

„Und wenn schon, dann kommt die ganze Sache raus und dann werden wir einfach behaupten, dass sie spinnt“, rief Mandy. „Eine übergeschnappte Ziege, die ins Spinnen geraten ist.“

„So einfach ist das nicht“, erklärte Frank. „Auch der Gouverneur wird‘s erfahren, wenn es ihm Cadburn nicht direkt sagt. Und dann wird eine Untersuchung angestellt. Und bildet euch nur nicht ein, dass dann das eintritt, was ihr glaubt. Wenn das irgendein Hund wäre, so wie mein Köter vor der Tür; möglich schon, dass sie ihn erschießen würden und damit das Problem erledigen. Aber dieser Wolf von Cadburn, der ist bekannt; im ganzen Südwesten weiß jeder, wer Cadburns Sam ist. Und jeder weiß auch, dass der nicht grundlos über drei junge Kerle wie euch herfällt und beißt. Sondern dass ihr vorher etwas getan haben müsste, dass er auf euch losgehen musste – ja, musste. Hört mal gut zu, Jungs! Macht diesen Fehler nicht; hinter Cadburn stehen die anderen Texas-Ranger und steht auch McNelly. Und am Ende kann der Gouverneur ohne die Texas-Ranger gar nicht regieren, er weiß es. Es könnte zum ersten Mal sein, Jungs, dass ihr euren Vater von einer Seite kennenlernt, von der ihr ihn noch nicht kennt.“

„Also gut“, entschied Archie, „wir werden die dreitausend Dollar beschaffen. Aber eins möchte ich sehen: das Fell von diesem schwarzen Miststück; dieses Fell, das musst du uns bringen. Das möchte ich mir an meinen Zaun nageln.“

„Ach“, rief Mandy, „und Jack und ich, wo bleiben wir?“

Archie lachte wild und rief: „Von mir aus könnt ihr jeder euer Drittel abschneiden. Aber ich will dieses Miststück tot sehen!“

„Das könnt ihr selbst erledigen. Aus dem Hinterhalt eine schnelle Kugel, gegen die ist auch dieser Wolf nicht gefeit“, erklärte Frank. „Ihr wolltet ja mehr, und ich hätte mehr daraus gemacht.“

„Also gut, du sollst deinen Spaß haben. Aber wenn du damit fertig bist, dann wollen wir seinen Balg!“, rief Archie.

Coltwölfe: Glorreiche Western Sammelband 5 Romane

Подняться наверх