Читать книгу Coltwölfe: Glorreiche Western Sammelband 5 Romane - Alfred Bekker - Страница 14
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Die Natur war großzügig mit Betty Hunt umgegangen; aber ebenso großzügig setzte Betty Hunt ihre äußeren Reize zu eigenem Nutz und Frommen ein. Im Augenblick war sie allerdings mit sich selbst beschäftigt. Sie hatte sich in einen Korbstuhl in Frank Mantons baufälligem Haus gesetzt, wippte auf den hinteren Beinen des Stuhles und hatte ihre langen, schlanken Beine auf die Lehne der alten zerfledderten Couch gelegt, die vor ihr stand. Bettys Rock war gerafft bis über die Knie. Das Eintreten von Jack Richards bemerkte sie nicht. Sie manikürte ihre Fingernägel, summte eine Melodie und wippte dazu im Takt mit dem Korbstuhl.
Doch dann knarrte eine der Bretterdielen, mit denen der Fußboden des alten Hauses bedeckt war.
Betty Hunt drehte sich überrascht um und entdeckte Jack Richards, der wie ein Rinderhirte gekleidet war. Er hatte die Daumen in seinen Gürtel gehakt und starrte auf Bettys Beine.
„Was stierst du mich so an? Komm her. was willst du denn? Es ist noch nicht Abend.“
Jack ging um sie herum, betrachtete sie und schluckte. „Du bist schön, Betty“, sagte er. „Verdammt schön!“
Sie nahm die Füße von der Couch, ließ den Rock wieder bis nach unten fallen. „Gefalle ich dir wirklich so sehr?“, fragte sie geschmeichelt.
Jack nickte nur. Heiser fragte er: „Wo ist Frank?“
„Was brauchst du Frank, wenn ich hier bin?“, erwiderte sie herausfordernd. „Wo sind denn die beiden anderen? Ihr kommt doch immer zu dritt “
„Heute bin ich allein da. Es ist einiges passiert!“
„Passiert?“ Betty Hunt richtete sich auf, legte die Schere weg und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist denn passiert?“
„Mandys und Archies Vater ist zurückgekommen, in Begleitung von diesem Texas-Ranger und dem schwarzen Wolf!“
Betty lachte. „Hat er dich eigentlich schlimm erwischt? Frank hat mir alles erzählt. Ihr seid vielleicht drei Narren! Was wollt ihr denn von Lil. Warum fallt ihr über sie her?“ Sie wurde ernst. „Ihr seid wie Tiere. Warum seid ihr nicht zu mir gekommen? Habt ihr Angst vor mir?“
„Wir kommen doch immer zu dir“, meinte Jack.
„Na und, was braucht ihr dann Lil?“
Jack blickte auf seine Fußspitzen. „Du verlangst Geld; so viel haben wir auch nicht.“
„So viel habt ihr nicht? Es muss jeder von euch tausend Dollar bezahlen an Frank, damit der das alles in Ordnung bringt. Nun erzähle mal, was ist denn passiert?“
Jack Richards zögerte. Sie war nicht älter als er, aber an Lebenserfahrung bewies sie eine Überlegenheit, die Jack immer wieder verlegen machte. Und seinen Freunden Mandy und Archie ging es nicht anders.
„Was soll schon passiert sein? Ich sagte ja, er ist zurückgekommen. Und dieser Texas-Ranger namens Cadburn und sein schwarzer Teufel sind neuerdings auf der Ranch.“
„Da sind sie doch schon seit vierzehn Tagen“, meinte Betty und warf ihr langes schwarzes Haar in den Nacken.
„Das schon, aber Cadburn und der Wolf durften nicht ins Haus; das heißt, Cadburn schon, nur der Wolf nicht. Die Großmutter, die Mutter vom Gouverneur, die wollte das ja nicht dulden, und sie hat ja Katzen. Und dieser Wolf ist wild auf die Katzen. “
„Und jetzt? Hat er die Katzen etwa gefressen?“ Sie lachte.
Jack Richards zeigte weiter eine betrübte Miene. „Nein, nein, sie ist jetzt in den alten Bau umgesiedelt. Der Gouverneur hat es verlangt. Und Cadburn und dieser schwarze Teufel sind im Haus. Was sollen wir nur tun? Bis jetzt habe ich nicht gewagt, ins Haus zu gehen. Wenn wir diesem Vieh begegnen, ich glaube, Mandy wurde es töten. Der würde es abschießen.“
„Nach dem, was ich gehört habe, wie ihr euch angestellt habt, da ist es vielleicht umgekehrt. Da frisst euch dieser Wolf, bevor Mandy nur einen Schuss abgibt. Du hast doch auch schon schießen wollen, nicht wahr?“
„Hör auf! Du müsstest mal meinen Arm sehen, wenn ich den Verband abwickle!“
„Davon hat mir Frank schon erzählt“, entgegnete sie. Sie wurde ernst. „Ihr seid wirklich drei Narren. Und Ferkel seid ihr. Sie ist doch ein anständiges Mädchen. Ihr könnt doch nicht einfach über eine Frau herfallen wie wilde Tiere. Bloß weil sie kein Geld nimmt? Da gibt es doch Unterschiede! Ich weiß nicht, was in euren Köpfen ist. Ihr seid richtig gemein!“
Jack sah sie völlig verdattert an. Offensichtlich hatte er von ihr einen solchen Vorwurf nicht erwartet. „Das sagst du?“, fragte er.
„Natürlich, das sage ich. Ich bin auch eine Frau. Nur ich kann mit Männern umgehen. Mit mir war einmal einer gemein. Daraus habe ich gelernt und habe es mir gemerkt. Umsonst bekommt ein Mann von mir nichts, gar nichts!“
„Ich habe gedacht, Frank könnte uns helfen“, meinte Jack etwas kleinlaut.
„Sicher wird er euch helfen; wenn ihr bezahlt habt, dann hilft er euch!“
„Mandy und Archie müssen ja noch mit der Großmutter reden. So schnell geht das nicht.“
Betty zuckte die Schultern. „Dann müsst ihr eben warten. Ohne Bezahlung keine Leistung. Und mich geht es im Übrigen gar nichts an. Frank ist sein eigener Herr. Ich bin nicht mit ihm verheiratet. Ich fühle mich wie seine Tochter, aber auch nicht ganz. Er ist ja auch nicht mein Vater. Aber er hat sich oft wie mein Vater benommen. Ich bin ihm dankbar. Wie er zu den anderen ist, geht mich nichts an. Mir gegenüber war er immer anständig. Du musst warten, bis er kommt. Ich nehme an, er wird bald zurück sein. Er wird ...“
Draußen ertönte Hufschlag, und wenig später kläffte der zottige Hund. Aber es war ein freudiges Bellen. Dann kam schon Frank Manton ins Haus.
„Ich hab dein Pferd schon gesehen‘‘, sagte er, als er eintrat, warf seinen Hut auf den Haken neben der Tür und ließ sich in die Couch fallen. Ohne weiter auf Jack Richards zu achten, rollte er sich eine Zigarette.
„Sie haben Sorgen‘‘, sagte Betty. „Snyder hat den Texas-Ranger und dessen Wolf ins Wohnhaus geholt und die Großmutter in den alten Bau verbannt. Gut, wie?“
Frank Manton, der beiden den Rücken zudrehte, beleckte das Papier seiner Zigarette und zündete sie wenig später an. Erst dann, als sie brannte, antwortete er: „Ich weiß Bescheid. Der Koch hat es mir berichtet. Ich habe vorhin ein tolles Spiel gemacht. Mit diesem Alten, dem Freund von dem Texas-Ranger; Old Joe heißt er. Der spielt einen guten Poker. Und schlau ist der. Verdammt, der hätte mich fast ausgenommen. Zweiundachtzig Dollar habe ich verloren!“
Bettys Kopf ruckte herum. Völlig fassungslos blickte sie in Richtung von Frank und stammelte: „Du hast verloren?“
Frank Manton blickte über die Schulter zurück und meinte grinsend: „Ja, richtiggehend verloren! Es war ein kleines Spiel, und ich hab gedacht, ich muss sein Vertrauen erringen. Keine Zicken machen, einmal richtig echt spielen. Echt, aber scharf! Und da hat er mich aufs Kreuz gelegt. Er spielt nicht falsch. Der hat etwas, das müsste man lernen. Der kann mehr als die anderen, mit denen ich bisher gespielt habe. Er ist ein ganz großer Spieler. Und im Übrigen auch ein ganz harter Bursche. Ich habe den für so einen alten Saufkerl gehalten, so ‘n abgetakelten Spieler von früher. Aber das war ein Irrtum; der Bursche kann spielen. Der spielt gut und klug, und ein zäher Bolzen ist er außerdem. Immerhin, von ihm kenne ich die Geschichte des Wolfes. Ich glaube, Jack, ein größerer Blödsinn als der, über Lil herzufallen, konnte euch wirklich nicht in den Kopf kommen. Aber ihr könnt froh sein, dass ihr mich habt. Hast du das Geld mitgebracht?“
„Die müssen doch erst mit der Großmutter reden. Vielleicht rückt sie es raus, wenn wir ihr sagen, wofür es ist.“
Frank Manton schoss vom Sofa hoch. „Bist du wahnsinnig? Das darf sie nie erfahren!“
„Ich meine das nicht ernst, es war nur ein Spaß. Aber sie ist außer sich, weil sie mit ihren Katzen in den alten Bau musste. Bloß wegen dem Wolf.“
„Kann ich mir vorstellen. Aber die Wahrheit darf man ihr trotzdem nicht sagen. Also, wenn ihr mir die dreitausend Dollar bringt, werde ich die Sache übernehmen. Dann verschwindet der Wolf von der Bildfläche. Das garantiere ich. Und wie das geschieht, das werde ich von dem Allen herauskriegen, und wenn ich noch einmal hundert Dollar verliere. Das würde ich investieren; Betriebsunkosten oder so.“
Betty hatte eine Idee. Sie lächelte auf ihre verführerische Weise und fragte: „Meinst du, er macht sich noch etwas aus Frauen?“
Frank sah sie zuerst überrascht an, doch dann grinste er, kratzte sich am Kopf und meinte: „Doch, der bestimmt. Der ist zwar nicht mehr jung, aber der ist von der Sorte, die nie damit aufhört, einer Schürze nachzujagen. Du meinst ...“
Sie nickte. „Genau das meine ich“, lächelte sie.
Jack Richards wurde dunkelrot vor Zorn. „Du willst doch nicht etwa mit diesem alten Bock ...“
Betty winkte nur ab. „Misch dich nicht in unsere Geschälte. Sieh du lieber zu, dass die anderen die dreitausend Dollar bringen. Das Übrige kannst du getrost Frank überlassen. Und mir natürlich“, fügte sie vielsagend hinzu. „Vielleicht bekomme ich dann von euch eine Extrabelohnung.“ Sie sah wieder Frank an und fragte: „Wie ist er denn? Ist er wenigstens nett?“
„Du musst das anders machen. Um den Alten kümmere ich mich. Lass ihn in Ruhe“, entschied Frank. „Befasse du dich mit dem Texas-Ranger. Zu dem passt du besser. Und außerdem wäre es ganz gut, wenn du den übernimmst. Du weißt schon, warum.“
Sie nickte und wurde schlagartig ernst. „Ja. ich weiß“, seufzte sie.
Jack, der nicht begriff, um was es ging, blickte fragend von einem zum anderen. Aber keiner der beiden beachtete ihn. Und dann sagte Frank: „Du hast gehört, was Betty sagt. Geh zu Mandy und Archie und sieh, dass du das Geld auftreibst, und bring es bald, wenn aus der Sache etwas werden soll. Ich kann mir vorstellen, dass ihr den Weg des Wolfes nicht kreuzen dürft.“
„Mandy ist außer sich, der würde ihn umbringen.“
„Passt ihr lieber auf, dass euch der Wolf nicht schnappt, wenn der euch irgendwo trifft! Der hat eure Witterung. Er soll eine phantastisch gute Nase haben. Ihr habt ja keine Ahnung, auf was ihr euch eingelassen habt. Der Alte hat‘s mir erzählt. Und nicht nur der. Was dem Gouverneur passiert ist, oben in den Bergen, hast du davon etwas gehört?“
Jack nickte. „Er hat es überall erzählt. Dieser Wolf hat ihm das Leben gerettet. Das ist es ja. Deswegen musste auch die Großmutter weg. Und sie ist deswegen auch weggegangen, weil der Wolf ihrem Sohn das Leben gerettet hat.“
„Na siehst du“, meinte Frank. „Der hat zwei Bären angegriffen. Mit einem ist er fertig geworden. Hast du schon einmal erlebt, wenn Wölfe einen Baren angreifen? Dann müssen sie viele sein, um mit ihm fertig zu werden, ich habe es einmal gesehen“, fuhr Frank fort. „Da sind sieben oder acht Wölfe auf einen Bären los. Die hatten ihn in seinem Winterquartier aufgestöbert, hatten ihn erweckt aus seinem Winterschlaf. Und dann war er herausgekommen. Er war noch schläfrig, noch gar nicht richtig wach. Aber im Handumdrehen hatte er zwei von den Wölfen schon zerfetzt, einen dritten erschlagen. Ich sehe es heute noch, wie er ihn an den Hinterbeinen gepackt hielt und gegen einen Baumstamm schleuderte. Die anderen dann, die haben ihn geschafft. Aber einer von ihnen starb auch noch, so zerfetzt war er schließlich. Und immer mehr Wölfe kamen dann. Und die haben ihn zerfleischt. Aber dieser hier, der hat ganz alleine mit dem Bären gekämpft und hat ihn besiegt, ihr habt ja keine Ahnung, was das heißt.“
„Jedenfalls ist er verdammt gefährlich, dieser schwarze Wolf. Das haben wir schon erlebt“, meinte Jack. „Da siehst du ja, wie gefährlich er ist.“
„Ja, das sehe ich“, bestätigte Frank, „und eigentlich sollte ich viel mehr verlangen. Aber macht euch keine Sorgen. Ich habe gesagt dreitausend, und dabei bleibt es. Und du, Betty, kümmerst dich um den Ranger. Ich muss bei dem Alten noch nähere Informationen holen. Ich nehme an, dass ich mir dann morgen oder übermorgen den Wolf schnappen kann.“
„Hoffentlich schnappt er dich nicht“, meinte Betty.
Er sah zu ihr herab. „Du weißt doch, dass ich mit Tieren umgehen kann. Kannst du dich noch an den Puma erinnern, den ich eingefangen habe? Der Puma, der sogar Menschen getötet hatte?“
Betty nickte. „O ja, ich weiß es noch wie heute. Damals war ich zwölf. Ich hatte schreckliche Angst. Ich konnte ja alles mitansehen. Nun gut, du wirst es schon schaffen, Frank.“
„Aber erst, wenn ich die dreitausend Dollar habe. Vorher nicht“, erwiderte er. „Nun geh, und beschaff sie!“, rief er Jack zu.