Читать книгу Coltwölfe: Glorreiche Western Sammelband 5 Romane - Alfred Bekker - Страница 18

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Während sich alles auf die Sicherheit des Gouverneurs konzentrierte, war Sam draußen im Hof allein. Er hatte sich in eine besonders dunkle Ecke gelegt und beobachtete blinzelnd den Hofplatz.

Es war eine dunkle Nacht. Aber die Augen des Wolfsblutes hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Seine Nase nahm die mannigfaltigsten Gerüche wahr, und seine Ohren hörten die leisesten Geräusche.

Scheinbar nur war alles still. In Wirklichkeit aber hörte Sam hinter sich im Wohnhaus die Hunde, roch sie und hörte auch das Räuspern eines Mannes, hörte sogar das Schnarchen von Lieutenant Trevor. Vor allem hörte er eine Eule schreien. Dann kam ein Geräusch von drüben her, vom alten kleinen Haus, in dem jetzt Alma Snyder, die Großmutter, wie man sie nannte, mit ihren Katzen wohnte. Es waren auch die Laute von Katzen, die Sam hörte. Und nun, da der Wind ein wenig auf ihn zu fächelte, da roch er sie auch.

Sam war intelligent, aber in einem Punkte war er hartnäckig in seinem Hass. Er machte keine Unterschiede zwischen Pumas und Hauskatzen. Der ähnliche Geruch und auch ihre ganze Art, die ihre Verwandtschaft bewies, waren für ihn ein und dasselbe. Als er noch klein gewesen war, hatte er einmal Bekanntschaft mit einem Wildkater gemacht. Und seitdem hasste er Katzen. Dass er sie jetzt roch, ließ ihn bereits sein Fell sträuben. Seine vielen Kämpfe mit Pumas hatten ihn erfahren gemacht im Kampf mit Katzen.

Plötzlich hörte er ein Klappern und das Knarren einer Tür. Und auf einmal sah er ihn.

So dunkel es sein mochte, es war hell genug, dass Sam den Kater sah. Und vor allem roch er ihn. Der Geruch war so stark, so übermächtig, dass Sam seinen Hass einfach nicht mehr zügeln konnte. Doch noch beherrschte er sich, noch lauerte er, wartete darauf, dass dieser Kater ein wenig weiter von dem alten Haus da drüben wegkäme. Und tatsächlich, jetzt sprang er auf die Mauer, lief ein Stück auf ihr entlang. Doch plötzlich klatschte etwas ziemlich auf die Hofmitte. Es war, als hätte jemand etwas von einem Fenster aus in den Hof geworfen. Der Kater stand, hatte den Schwanz fast senkrecht nach oben aufgerichtet, machte einen Buckel. Er hob sich deutlich oben auf der Mauer vom helleren Hintergrund ab. Jetzt sprang er ab, landete unten im Hof, lief ohne jede Hast schnurstracks auf das zu, was da im Hof lag. Sam roch, dass es Fleisch war. Aber während er gelernt hatte, Futter nur von Tom anzunehmen, ging der Kater arglos zu diesem Fleisch hin. Und jetzt fraß er!

Wut kam in Sam auf. Wut, dass es sich dieser Kater da drüben herausnahm, ein Stück Fleisch hier mitten auf dem Hof zu fressen, auf dem Hof, den er, Sam, zu überwachen hatte.

Sam richtete sich auf, näherte sich langsam, scheinbar harmlos, dem Kater.

Der Kater fraß noch, der war viel zu abgelenkt. Doch jetzt, als Sam so an die zehn Schritt herangekommen war, da bekam es der Kater mit. Er hörte sofort auf mit Fressen, hielt aber die Beute noch mit den Vorderpfoten fest, blickte zu Sam hinüber und fauchte. Fauchte, weil er etwas zu fressen hatte, das er nicht weggenommen haben wollte.

Sam ging noch langsam, aber seine Muskeln waren schon gespannt: er war bereit, mit einem Satz auf den Kater zuzurasen. Und der Kater war bereit zu kämpfen. Noch war er es!

Aber der Kater konnte gut in der Nacht sehen, sehr gut. Und so gewahrten seine nachtschwarzen Augen, wie groß dieses Wolfsblut war, das sich da näherte, wie gefährlich seine Zähne. Und er sah das Funkeln der smaragdgrünen Augen, Und das machte ihm Angst. Er fauchte noch, aber das war schon bereits nichts weiter als ein Bluff. Und dann, als Sam plötzlich stehenblieb, als er sich duckte, als er sich einstemmte, um mit einem Satz auf den Kater zuzuschießen, da auf einmal machte der Kater kehrt, packte noch rasch dieses restliche Fleischstück mit dem Maul und fegte dann davon.

Noch lief er aufs alte Haus zu. Aber Sam war schnell, unheimlich schnell für diesen etwas dick gewordenen, verwöhnten Kater, der sonst immer auf dem Schoss oder zu Füßen der Großmutter lag, der hinter dem Ofen schnurrte, der nur ein gutes Leben kannte.

Sam hingegen war das Laufen gewöhnt. Die Schnelligkeit, die er entwickelte, zwang den Kater, seinen Plan zu ändern. Plötzlich schlug er einen Haken, gerade als Sam schon dicht an ihm heran war. Und jetzt fegte er auf die Mauer zu, wie er es immer tat, wenn er auf dem Hof gewesen war und sich dort eine der Doggen plötzlich unvermutet losreißen konnte. Er jagte auf das alte Pförtchen zu, gewann nach dem Haken wieder größeren Vorsprung und raste um sein Leben.

Sam holte wieder auf. Jetzt passte er besser auf, rechnete immer wieder damit. dass der Kater einen Haken schlagen könnte. Vor allem wollte er ihn einholen, bevor der Kater das Mäuerchen erreicht hatte, auf das er ganz gewiss emporspringen würde. Und Sam wusste, dass Katzen, ganz gleich, ob kleine oder große, in einer besseren Position waren, wenn es ihnen gelang, auf eine Mauer, auf einen Baum oder sonst etwas zu springen, von dem aus sie eine erhöhte Stellung besaßen.

Aber dieser Kater sprang nicht. Und da sah Sam, dass das Törchen einen kleinen Spalt geöffnet war. Sam war jetzt ganz dicht bis auf einen halben Meter hinter dem Kater, als der das Törchen erreichte, wie ein Pfeil durch den schmalen Spalt schoss, der offenstand. Und Sam war jetzt selbst mit der Schnauze hindurch, prallte mit den Schultern gegen die Tür, dass sie aufflog.

Und dann war es schon zu spät!

Er wurde, obgleich er abzubremsen versuchte, vom eigenen Schwung gegen ein Holzgitter geschleudert. Sein Kopf donnerte dagegen, und er war ein, zwei Sekunden lang wie benommen. In seinem Unterbewusstsein begriff er schlagartig, dass er in einer Falle saß. Alles in ihm drängte, sich herumzuwerfen, zurückzustürmen in den Hof; aber da knarrte, knallte etwas, und als er den Kopf wandte, als die Benommenheit allmählich von ihm wich, da sah er, dass hinten, wo er hereingekommen war, auch ein Gitter niedergelassen wurde. Zu spät für ihn! Er jaulte, er warf sich gegen die Holzsparren, und zugleich roch er etwas: den Menschen!

Es war ein penetranter, ein sehr starker Geruch, den Sam unter Tausenden herausgefunden hätte. Er knurrte, er fauchte förmlich, und er sah die Hand dieses Menschen, die in dem Schlitz herumfummelte, der zwischen zwei Holzlatten war. Und plötzlich sprühte ihm etwas ins Gesicht, auf die Nase; ein ganz starker, überwältigender Geruch, der ihm die Luft nahm, so wie er es kannte, wenn er früher in einen Pferdestall geriet, der keine ordentliche Lüftung hatte. Im Winter zum Beispiel, wenn die Pferde im Stall gehalten wurden. Aber dieser Geruch war noch anders, süßlicher, betäubend!

Und er kam immer stärker und übermächtiger, dieser Geruch! Sam meinte zu schweben, meinte sich zu drehen, und er spürte gar nicht, wie er zusammensank. Nur dann hatte er wie in einem Traum das Gefühl, über den Boden geschleift zu werden, irgend etwas passierte mit seinen Beinen. Und dann war eine schaurige Bewegung. Auf seine Nase presste sich etwas Kühles. Feuchtes. Die Ohnmacht wurde noch tiefer, schwarz, traumlos!

Coltwölfe: Glorreiche Western Sammelband 5 Romane

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