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Am nächsten Morgen stand Captain Bo Harris vom Houston Police Department auf Bounts Liste. In seiner Zuständigkeit hatten die Ermittlungen im Levine-Fall gelegen.

Im Police Department geriet er an einen jungen Detective. Er wirkte ziemlich schmächtig in seiner etwas überweiten Jacke. Aber immerhin konnte er seine Dienstwaffe ganz gut verbergen.

"Was wollen Sie denn von ihm?", fragte er.

"Das muss ich ihm schon selbst sagen."

"Vielleicht kann ich Ihnen helfen! Der Captain ist gerade nicht da!"

"Wenn Sie sich im Mordfall Claire Levine auskennen!" Der Detective musterte Bount mit seinen hellblauen Augen, die etwas nervös wirkten. Aber aufmerksam. Das waren Augen, denen so schnell nichts entging.

"Darüber steht doch alles in den bunten Blättern!", raunte der Detective. In seinen Augen blitzte es jetzt seltsam. "Jeder weiß darüber Bescheid. Alle Fakten sind dutzendfach breitgetreten worden. Wenn Sie also von der Presse sind oder eine Biographie des Mörders schreiben oder einfach nur Ihre Neugier befriedigen wollen, schlage ich Ihnen vor, sich an Pressearchive, Bibliotheken und so weiter zu wenden." Er hob die Augenbrauen. Sein helles Gesicht, das von der texanischen Sonne in diesem Jahr noch kaum etwas abbekommen zu haben schien, hatte jetzt einen unverhohlen arroganten Ausdruck.

"Unsere Zeit hier ist nämlich sehr kostbar, müssen Sie wissen."

"Wie heißen Sie?", fragte Bount.

"Ballard."

"Wissen Sie, meine Zeit ist auch sehr kostbar, Mister Ballard, und deshalb spreche ich wohl besser mit dem Captain. Ich wette um fünf Dollar, dass die Tür dort hinten sein Büro ist..." Bount wandte sich zum Gehen.

"Warten Sie!", rief Detective Ballard. "Captain Harris ist wirklich nicht da! Was wollen Sie denn wissen? Ich habe bei den Ermittlungen mitgemischt..."

Bount blieb stehen, kam einen Schritt zurück und setzte sich auf eine Ecke von Ballards Schreibtisch.

"Ich interessiere mich für diese Anhalterin, die Eric LaRue auf seinem Weg von Galveston nach Houston mitgenommen hat! Über die steht fast nirgends etwas. Weder in den Akten, noch sonst wo..."

"Sie sind keiner von der Presse", murmelte Ballard.

"Privatdetektiv?"

"Ja." Bount zeigte ihm seine Lizenz. Ballard fasste sie mit zwei Fingern an, fast so, als könnte er sich daran verunreinigen. Er gab sie Bount zurück und verzog dabei das sonst so glatte Gesicht.

"Ich mag Leute nicht, die sich in unseren Job mischen." Darauf ging Bount nicht weiter ein. Statt dessen fragte er: "Was wissen Sie über diese Anhalterin?"

"Ich weiß nicht, wie Sie an die Akten herankamen - aber wie auch immer! Sie werden sicher die Beschreibung gelesen haben, die dieser schwarze Bastard von ihr gegeben hat."

"Nicht sehr präzise."

"Sie sagen es."

"Ich nehme an, Sie haben nach ihr gefahndet!" Ballard lachte heiser. Dann meinte er süffisant: "Natürlich. Aber als Private Eye wissen Sie doch, dass es unmöglich ist, jemanden zu finden, der gar nicht existiert!"

"Und da sind Sie sich so sicher?"

Er zuckte die Schultern. "Nichts als ein Märchen, was der Kerl uns da erzählt hat. Der Nigger wollte seinen Hals retten. Da erzählt man doch alles Mögliche, meinen Sie nicht?"

"Hört sich an, als würden Sie Schwarze nicht mögen." Er verdrehte die Augen. "Es gibt zum Glück kein Gesetz, das mich dazu zwingt!"

"Was haben Sie denn gemacht, um die Anhalterin zu finden?"

"Die übliche Routine. In der Vermisstenabteilung nachgefragt, in unseren Akten und natürlich bei der Sitte. Oft landet so eine Herumstreunerin auf dem Strich."

"Und?"

"Sie haben das Phantombild in den Akten gesehen?"

"Ja", nickte Bount.

"Das ist überall herumgezeigt worden. Glauben Sie mir! Es gibt diese Frau nicht."

"Und im Leichenschauhaus?"

"Da haben wir damals zuerst nachgeschaut. Und ich wette, LaRues Anwalt hat alles versucht, um sie finden!" Bount zuckte die Achseln.

"Schön möglich!"

"Wissen Sie was? Am, besten, Sie suchen sich schnellst möglich eine andere Sache, in der Sie herumschnüffeln können!"

Bount hob die Augenbrauen. "Soll das eine Warnung sein?"

"Nehmen Sie es, wie Sie wollen! Aber ich glaube nicht, dass Sie sich viele Freunde machen werden, wenn sie weiter in dem Fall herum bohren!"

Bount grinste. "Wenn es diese Frau nicht gibt, kann ich sie ja auch nicht finden und Sie brauchen sich keine Sorgen darüber zu machen, dass der Mann, den Ihr Department verhaftet hat, noch in letzter Sekunde vom Haken gelassen wird!"

Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021

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