Читать книгу Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021 - Alfred Bekker - Страница 9

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"Sie sind meine letzte Hoffnung!", bekannte Miles LaRue offen, als er Bount Reiniger gegenübersaß.

Bount lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah sein Gegenüber nachdenklich an. Einen zum Tode Verurteilten aus dem Staatsgefängnis von Houston, Texas herauszubekommen, dessen Hinrichtung schon terminiert und dessen Gnadengesuch abgelehnt worden war, war sicher alles andere als eine Kleinigkeit.

Besonders in einem Fall, wo alles so klar auf der Hand zu liegen schien.

Miles LaRue hatte eine Akte mitgebracht, in der alles Wesentliche zusammengefasst war. Bei den Unterlagen befanden sich auch Fotos, die die Polizei vom Tatort gemacht hatte und Kopien der Polizeiberichte.

"Wenn Sie noch weitergehende Unterlagen benötigen, Mister Reiniger, so stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung. Sie können in sämtliche Akten sehen, die mit dem Prozess etwas zu tun haben und von denen ich Kopien besitze!" Bount hob die Augenbrauen und nickte dann, während er mit den Augen die Berichte überflog.

Claire Levine, eine hübsche Blondine mit Pagenschnitt, war in ihrem Haus erschlagen worden. Tatwaffe war mit ziemlicher Sicherheit eine ungefähr dreißig Zentimeter hohe Bronzefigur, die in Claires Wohnzimmer auf einem Marmorvorsprung über dem Kamin gestanden hatte. Jedenfalls war an dieser Statue Blut gefunden worden, das aus der klaffenden Wunde an Claires Kopf kam.

Im Haus waren jede Menge Fingerabdrücke gefunden worden, von denen die meisten wohl niemals identifiziert werden würden. Aber bei der Wohnung eines einigermaßen kontaktfreudigen Menschen war das nichts Ungewöhnliches. Auch an der Bronzefigur waren Abdrücke. Und zwar außer von Claire nur noch die von Eric LaRue, der jetzt auf seine Hinrichtung wartete. Den Fakten nach also ein eindeutiger Fall. Bount las die Aussage von Rosa Montalban, einer Freundin von Claire, die am Abend des Mordes noch auf einen kurzen Besuch hatte vorbeikommen wollen. Rosa hatte sich schon gewundert, als sie die offene Tür bemerkte. Wenig später fand sie die Leiche. Seit gut zwei Stunden tot, wie die Polizei später feststellen sollte. Am Morgen hatte Rosa einen sehr heftigen Streit zwischen Claire und Eric mitbekommen. Eric war ziemlich außer sich gewesen und hatte ein paar wüste Drohungen ausgestoßen.

"Was hatte Ihr Bruder mit dieser Claire zu tun?", erkundigte sich der Privatdetektiv.

"Er... hat sie geliebt", erklärte Miles LaRue mit einem merkwürdigen Zögern.

"Sie sprechen in der Vergangenheit", stellte Bount fest. Miles zuckte die Achseln. "Die beiden waren seit kurzem nicht mehr zusammen, aber wahrscheinlich habe ich trotzdem etwas untertrieben. Eric liebte sie insgeheim wohl noch immer. Claire war eben eine..." Er stockte. Seine Finger tickten nervös auf der Sessellehne herum. "Wie soll ich sagen?", fuhr er dann mit einem seltsamen Unterton fort. "Sie war eben eine außergewöhnliche Frau." Er seufzte. "Leider wussten auch andere ihre Vorzüge zu schätzen..."

"Eifersucht als Tatmotiv?", meinte Bount zweifelnd. Aber Miles schüttelte den Kopf.

"Nein, das hat die Polizei am Anfang vermutet. Wäre es dabei geblieben, säße Eric jetzt nicht in der Todeszelle. Bei Eifersucht hätte man auf einer Tat im Affekt plädieren können und jeder mittelmäßige Anwalt hätte mindestens lebenslänglich für ihn herausgeholt." Sein Lachen war heiser und sarkastisch.

"Selbst bei einem Schwarzen. Aber die Anklage konnte das Gericht von einem anderen Motiv überzeugen!"

"Und das wäre?"

"Eric und Claire waren nicht nur privat ein Paar, sondern auch geschäftlich. Sie waren Teilhaber einer Werbeagentur. Aber Claire wollte aus der Firma heraus. Sie hatte die Chance, eine Top-Position bei einem der Branchenführer zu bekommen. Natürlich nur unter der Bedingung, dass sie bei Eric aussteigt. Schließlich kann sie sich ja nicht selbst Konkurrenz machen." Bount hob die Schultern. "Ich verstehe nicht, wo da das Problem für ihren Bruder gelegen hat!"

"Eric hatte finanzielle Schwierigkeiten. Und wenn Claire ihr Kapital aus der Agentur herausgezogen hätte, wäre das der Ruin gewesen. Anders bei Claires Tod. Die beiden hatten eine Lebensversicherung für den Fall der Fälle abgeschlossen und sich gegenseitig als Begünstigte eingetragen, damit die Firma nicht im Regen steht, wenn einer der beiden Inhaber stirbt und dessen Erben ausgezahlt werden müssen." Miles hob die Hände. "In solchen Fällen ist das nichts Ungewöhnliches. Ich habe es den beiden seinerzeit empfohlen..."

"Und jetzt hat man Ihrem Bruder einen Strick daraus gedreht!"

Miles nickte düster. "Sie sagen es, Mister Reiniger... Mord aus Habgier! Das hört sich schon anders an, als wenn jemand seine Ex-Geliebte im Streit erschlägt, nicht wahr? Dazu kommt noch, dass es Zeugen gibt, die gehört haben, wie Eric gesagt hat, dass er jetzt nur noch darauf hoffen könne, dass Claire einen Unfall baut..."

Bount hob die Augenbrauen.

"Hat er nicht versucht, sich mit ihr zu einigen?"

"Doch, das hat er. Aber sie war auf dem Ohr taub. Sie hätte entweder auf die Chance ihres Lebens verzichten müssen, oder ihm ihren Anteil einfach überschreiben können. Damit hätte sie ein kleines Vermögen verschenkt." Miles schüttelte den Kopf.

"Für Claire war es eine einmalige Chance. Aber solange ihr Geld in der Agentur steckte, konnte sie sie nicht wahrnehmen was ich aus Sicht ihrer neuen Arbeitgeber auch verstehen kann. Sie musste sich entscheiden - und zwar ziemlich schnell." Bount blätterte weiter. Er sah ein Foto von Eric. "Sie sehen Ihrem Bruder ziemlich ähnlich!", meinte er dazu.

"Ich weiß. Früher wurden wir oft verwechselt. Aber das hat sich inzwischen gelegt."

Dann stieß Bount auf Erics Alibi, dass er bei Vernehmungen angegeben hatte. Er hatte ausgesagt, zur Tatzeit mit dem Wagen unterwegs gewesen zu sein, um in Galveston an einer Roulette Runde teilzunehmen. Das Spiel war Erics Laster. Und deswegen hatte er weder finanzielle Rücklagen, die ihn in einer Situation wie dieser hätten über Wasser halten können, noch irgendeine Aussicht auf einen Kredit. In dieser Hinsicht war sein Rahmen nämlich längst ausgeschöpft. Alles, worauf man eine Hypothek legen konnte, war schon belastet.

An jenem Abend war Eric offenbar ziemlich verzweifelt gewesen. Als er dann zurückfuhr konnte seine Verzweiflung allerdings kaum geringer geworden sein, denn er hatte verloren. Viel sogar. Selbst für seine Verhältnisse. Und darum hatte er die Runde auch vorzeitig verlassen. Eric LaRue hatte einfach kein Geld mehr gehabt und Kredit gab ihm ohnehin niemand mehr. Er hatte noch etwas getrunken, bevor er zurück nach Houston gefahren war. Dabei hatte er sich auch noch etwas verfahren.

Zu der Zeit, in der Claire Levine erschlagen wurde, behauptete Eric, irgendwo zwischen Galveston und Houston gewesen zu sein. Und dafür sollte es sogar eine Zeugin geben. Eine junge Anhalterin, die er mitgenommen und in Houston irgendwo am Straßenrand wieder herausgelassen hatte. Aber die Anhalterin war nicht aufzufinden gewesen. Und Eric wusste noch nicht einmal ihren Vornamen. Der Staatsanwalt wertete das als Schutzbehauptung, um die erdrückenden Indizien zu entkräften.

Schließlich waren auf der Mordwaffe Erics Fingerabdrücke. Bount musterte jetzt sein Gegenüber mit einem nachdenklichen Blick. "Glauben Sie Ihrem Bruder eigentlich, dass er unschuldig ist?"

"Ja."

Er sagte es, ohne zu zögern. Erstaunlich, dachte Bount. Aber Miles LaRue schien nicht den geringsten Zweifel an der Unschuld seines Bruders zu haben.

"Glauben Sie ihm auch die Story mit der Anhalterin?"

"Warum sollte er die erfinden?", gab Miles ziemlich aggressiv zurück.

Bount zuckte die Achseln.

"Ich frage ja nur."

"Hören Sie, Reiniger! Ich kenne Eric. Und ich weiß, dass er hitzig sein kann. Aber ich glaube einfach nicht, dass er zu einer solchen Tat fähig wäre!"

"Wenn es da Zweifel gibt, wäre es besser, Sie schenken mir gleich reinen Wein ein."

"Ich hätte Eric auch verteidigt, wenn ich gewusst hätte, dass er lügt. Schließlich ist er mein Bruder, Aber ich bin davon überzeugt, dass er unschuldig ist, und dass er die Wahrheit gesagt hat. Leider lässt sich das nicht beweisen." Bount klappte die Mappe zu und erhob sich. "Was soll ich eigentlich genau für Sie tun? Wenn die Hinrichtung jetzt noch ausgesetzt werden soll, dann müsste wirklich etwas ganz Neues auf den Tisch kommen."

"Sie sagen es!", nickte Miles.

Bount nahm sich eine von seinen Zigaretten und bot auch Miles eine an. Aber der lehnte ab. "Irgendjemand muss Claire Levine ja letztlich getötet haben", stellte er dann mit der Zigarette zwischen den Lippen fest. "Ich glaube kaum, dass Ihr Bruder eine Chance hat, wenn es nicht gelingt, den tatsächlichen Mörder zu finden."

"Es würde schon genügen, wenn Sie diese Anhalterin auftreiben würden!"

Bount zuckte die Achseln.

"Ich werde tun, was ich kann. Aber erwarten Sie keine Wunderdinge von mir!"

"Das tue ich auch nicht."

"Sie hätten früher zu mir kommen sollen, Mister LaRue. Jetzt wird es ziemlich knapp, finden Sie nicht auch?" Miles' Gesichtsausdruck veränderte sich ein wenig. Dann sagte er etwas gepresst: "Sie sind nicht der erste Privat Eye, den ich engagiere."

Bount runzelte die Stirn.

"Ach, nein?"

"Der erste hatte einen..." Er zögerte, bevor er weitersprach.

"Einen Unfall", sagte er dann. "Die Begleitumstände waren allerdings sehr merkwürdig. Die Sache wird vermutlich nie wirklich aufgeklärt werden! Sie sollten also vorsichtig sein, Mister Reiniger!"

"Keine Sorge."

Miles LaRue erhob sich nun ebenfalls und verabschiedete sich. Bount brachte ihn noch zur Tür. Draußen im Vorzimmer saß June March, Bount Reinigers blondmähnige Assistentin. Sie war gerade damit beschäftigt, die Termine für die nächste Zeit zu koordinieren.

Als Miles LaRue verschwunden war, wandte Bount sich an seine Assistentin und meinte: "Für die nächste Zeit kannst schon einmal alles streichen."

June hob die Augenbrauen und blickte etwas ungläubig drein.

"Was ist los, Bount? Ein kleiner Extra-Urlaub?"

"Wir machen eine kleine Reise nach Houston, Texas!"

Sie seufzte. "Wahrscheinlich nicht zum Vergnügen, was?"

"Nein. Der Bruder von Mister LaRue sitzt in der Todeszelle und er hätte gerne, dass ich ihn da heraushole. Ich schlage vor, dass du gleich deine Sachen packst, nachdem du die Termine für die nächsten Tage abgesagt hast!"

"Okay, Bount." Sie zuckte die Achseln. In diesem Job musste man mit solchen Dingen rechnen. Wenigstens ging es diesmal in eine Gegend mit angenehm warmem Klima.

Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021

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