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Shamos saß reglos auf seinem Sitz und hatte die Augen geschlossen. Seine Gedanken waren bei Esha. Er war froh, dass es ihr gut ging und sie unverletzt war, aber er war besorgt, dass sie sich bereits wieder in Gefahr stürzte. Doch er machte sich nichts vor, Vilo war machtlos dagegen gewesen. Er kannte Esha nur zu gut und wusste, dass sie ihren eigenen Kopf hatte. Und er liebte sie doch auch für diesen Umstand.

Sein Herz schlug wilder, als noch vor dem Gespräch mit dem Nuri. Shamos wusste auch, warum. Es waren nicht nur die Gedanken an Esha, sondern auch die letzten Worte seines Freundes.

Ohne dass es Shamos wirklich wollte, mischten sich in seine inneren Bilder auch Szenen über einen Sieg über die Fremden. Einen Sieg, der mit seiner Hilfe zustande gekommen war und ihm viele Menschen dafür dankten. Es waren schöne Gedanken.

„Woran denkst du?“ hörte er plötzlich Joriks Stimme neben sich.

Shamos öffnete die Augen. „Ich habe gerade mit Vilo gesprochen!“

„Vilo! Verdammt, wie geht es ihm?“

„Er ist unser neuer Nuri!“

„Was ist denn mit dem Alten?“

„Der ist tot!“

„Wow!“ Jorik war sowohl betrübt über diese Nachricht, als auch erfreut und beeindruckt über die Beförderung seines Freundes. Shamos beschloss, ihm irgendwann die Wahrheit über den Nuri zu erzählen. „Das freut mich für ihn. Es hätte kaum einen besseren treffen können!“

„Das denke ich auch. Obwohl ich glaube, dass er schwer an dieser Last zu tragen hat!“

Jorik nickte. „Wir werden ihm helfen, sobald wir können!“ Er drehte sich kurz zu Cosco.

„Sie können sich hinsetzen...!“ erwiderte der sofort. „Wir werden Kimuri gleich erreichen. Er deutete aus dem Cockpit und tatsächlich tauchte die Inselgruppe bereits deutlich am Horizont auf.

Jorik nickte zufrieden. „Hat er sonst noch was gesagt? Hat er Kontakt zu den anderen gehabt?“

Shamos nickte. „Kaleena und Esha waren bei ihm!“

„Hey, aber das ist ja großartig!“ Jorik freute sich offen.

„Sie haben sich einem Rettungsteam angeschlossen und sind schon wieder weg!“

Jorik lächelte und schüttelte den Kopf. „Frauen!“

„Mavis hat er auch getroffen. Er ist wohlauf und befehligt seine Truppen!“

Jorik nickte.

„Und sie haben die Anomalie zerstört!“

Was?“ Das war ein Aufschrei von allen drei Männern im Cockpit.

„Zumindest den Hauptarm!“ fügte Shamos gleich hinzu.

„Wie?“

„Mit heißem Plasma!“

„Teufel auch!“ rief Cosco.

Jorik schaute Shamos an. „Das kann nur Mavis gewesen sein. Nur ihm fallen dauernd solche verrückten Sachen ein!“

Shamos nickte.

„Und dir!“ fügte Jorik hinzu.

Shamos grinste.

„Und wo ist Melia?“

Shamos Lächeln erstarb. „Sie ist...verschwunden!“

Joriks Gesicht verdunkelte sich zusehends. Er nickte stumm und schien sofort tief in Gedanken versunken. „Wir reden später!“ sagte er noch, dann drehte er sich um und setzte sich auf seinen Sitz. Während er sich anschnallte, hatte er die Augen geschlossen.

Shamos konnte nur erahnen, was in ihm vorging, doch er wusste, dass es nichts Positives sein konnte.

Also schaute er stumm aus dem Cockpit und beobachtete Cosco beim Anflug auf den Flughafen von Kimuri.

Amarula an Kimuri Tower!” sagte er in sein Headset.

„Hier Kimuri Tower!“ kam eine tiefe Stimme aus dem Lautsprecher.

„Wir sind ein Rettungstrupp aus Poremien. Wir haben vierhundert Flüchtlinge an Bord und erbitten Landerlaubnis!“

Für einen Moment war Ruhe im Äther, dann ertönte wieder die tiefe Stimme. „Es ist uns eine Ehre, sie aufzunehmen!“

„Wir haben viele Verwundete an Bord und brauchen dringend medizinische Unterstützung!“

„Wir werden alles Notwendige vorbereiten!“

„Vielen Dank. Amarula Ende!“

Cosco drosselte die Geschwindigkeit und überflog die Hauptinsel in einer sanften Linksschleife.

Shamos konnte einen guten Blick auf das Eiland werfen, doch im fahlen Licht des herannahenden Morgens war nicht viel zu erkennen, außer den Lichtern einiger Städte oder besser Dörfer.

Cosco ließ die Amarula schließlich wieder auspendeln, drosselte die Geschwindigkeit noch mehr und ging in den direkten Landeanflug. Nachdem er die Haupttriebwerke auf Gegenschub geschaltet hatte, wartete er, bis das Flugboot völlig abstoppte, um es dann mit den Vertikaltriebwerken langsam und sanft zu Boden zu bringen.

Sobald die Landekufen aufgesetzt hatten, schaltete er auch diese Triebwerke ab und Ruhe kehrte im Cockpit ein.

Fidu, er und auch Jorik schnallten sich ab. Shamos tat es ihnen gleich, doch bevor er aufspringen konnte, war Jorik schon im Laderaum verschwunden.

Shamos folgte ihm mit gedrückter Stimmung.

Als er das Cockpit verließ, konnte er sehen, dass die seitliche Ladeluke bereits geöffnet war. Während die gesunden und unverletzten Personen von gut zwei Dutzend Einheimischen freundlich in Empfang genommen und zügig in das Innere des Flughafengebäudes gebracht wurden, erschien ein sechsköpfiges Ärzteteam und nahm sofort Kontakt zu Marivar und Dr. Mutas auf.

In dem ganzen hektischen Treiben konnte Shamos Jorik nicht ausmachen und so begnügte er sich damit, sich ruhig zu verhalten und zuzuschauen, was unter ihm passierte.

Alles lief sehr schnell und professionell ab. Innerhalb weniger Minuten war die Amarula ausgeräumt und die Schwerverletzten unter ärztlicher Aufsicht auf dem Weg in das örtliche Krankenhaus. Die leicht verletzten Personen wurden an Ort und Stelle in der Krankenstation des Flughafens versorgt.

Als Shamos Jorik noch immer nicht finden konnte, folgte er Marivar in einigem Abstand in das Flughafengebäude und gelangte schließlich ebenfalls in die Krankenstation.

Dort stieß er endlich wieder auf Jorik, der jedoch mit wenigen Worten und Gesten unmissverständlich klarstellte, dass er keine Lust hatte, über ihr letztes Gespräch zu reden.

Stattdessen nahm er Shamos an die Hand und sie gingen in die Kantine, wo sie auf Cosco und Fidu stießen, die gerade einen kleinen, aber wohlschmeckenden Imbiss zu sich nahmen.

Jorik und Shamos gesellten sich zu ihnen und ließen sich die Sandwiches bei einer guten und heißen Tasse Kaffee ebenfalls schmecken.

„Wann fliegen wir wieder zurück?“ fragte Cosco dann in die Runde, als er satt war.

„Zurück wohin?“ gab Jorik die Frage zurück.

„Ich weiß nicht. Sagen sie es mir!“

Jorik schaute Cosco einen Moment an und legte sein Sandwich beiseite. „Die Amarula ist geradezu prädestiniert für weitere Rettungseinsätze. Deshalb schlage ich vor, sie fliegen zurück nach Ara Bandiks und retten noch mehr Menschen das Leben!“

„Das klingt so, als würden sich unsere Wege hier trennen?“ Cosco trank einen Schluck Kaffee.

Jorik nickte. „Ich denke ja. Ich will zwar auch zurück nach Ara Bandiks, aber ich muss vorher noch einmal zu Imrix. Ich habe da noch etwas Wichtiges zu erledigen!“

Cosco sah ihn einen Moment lang stumm an, dann nickte er. „Ich verstehe!“

„Aber sie könnten Shamos mitnehmen!“ fügte Jorik hinzu.

„Was?“ Shamos hörte sofort auf zu kauen und schaute Jorik überrascht an.

„Ich dachte...jetzt wo du weißt, dass Esha dort ist, würdest du auch gern zurück!“

Shamos nickte, während er zügig seinen Mund leerte. „Ja, will ich. Aber zuerst gehen wir zu Imrix. Dein Weg ist auch mein Weg!“

Jorik lächelte müde. „Das ist nicht nötig, Shamos. Du musst dich nicht unnötig...!“

„Blödsinn!“ unterbrach er ihn mit ernstem Gesicht. „Hör auf, so einen Mist zu erzählen. Ich komme mit dir. Basta! Dein Gedanke, bei Imrix nach Daten zu suchen, die für die weitere Vorgehensweise für uns vielleicht wichtig sein könnten, ist sehr gut. Ich will und werde dabei sein!“

„Was für Daten sind das?“ fragte Cosco neugierig.

Jorik zuckte in den Achseln. „Ich hoffe, die Verbindung zum Host ist noch intakt. Ich will sehen, dass ich zumindest die Baupläne für die Flugboote sichern kann. Vielleicht noch für ein paar andere Flugzeugtypen. Dann die neuesten Entwicklungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Wenn der Krieg noch nicht vorbei sein sollte, könnten sich diese Daten noch als wichtig erweisen. Außerdem arbeitet Imrix auch auf dem Bereich der Rüstungstechnologie, wenn das auch nur wenig publik gemacht wurde. Es gibt da ein paar sehr interessante neue Waffensysteme, die man sich anschauen sollte!“

Cosco nickte. „Ich verstehe! Und ich denke, Shamos hat Recht!“

„Womit?“

„Das dies ein sehr gutes und wichtiges Vorhaben ist. Ich würde ihm höchste Priorität einräumen!“

„Aber die Amarula könnte viel besser...!“

„…Menschenleben retten!“ erwiderte Cosco mit einem Nicken. „Richtig! Und genau das tun wir doch auch. Ihre Daten werden vielleicht sogar unendlich vielen Menschen das Leben retten. Dafür lohnt es sich allemal, sein Leben zu riskieren. Und ganz nebenbei: Es gibt dort mit Sicherheit auch Verletzte, die unsere Hilfe brauchen!“

Jorik spitzte den Mund und schüttelte dann den Kopf. „Ich halte das trotzdem für keine gute Idee!“

„Was ist keine gute Idee?“ fragte Marivar mit einem Lächeln, während sie sich neben Jorik setzte.

Die Köpfe der vier Männer zuckten überrascht zur Seite, als sie die Ärztin erkannten.

„Marivar!“ begrüßte sie Jorik freundlich. „Schön, sie zu sehen!“

Sie grinste freudlos. „Die Leute hier verstehen ihr Handwerk. Ich werde ganz offensichtlich nicht mehr gebraucht. Ich bin überflüssig und...!“ Sie sah die Sandwiches in der Mitte des Tisches. „...hungrig!“ Mit einem Lächeln nahm sie sich zwei Sandwiches und kaute genüsslich. Shamos schenkte ihr derweil einen Kaffee ein, den sie dankend annahm.

Die vier Männer schauten ihr eine Zeitlang wortlos zu. Marivar registrierte es und hörte auf zu kauen. „Ich hatte sie bei ihrem Gespräch unterbrochen. Das tut mir leid. Also, was ist keine gute Idee?“

„Ähm...!“ Jorik reagierte als erster. „...dass Captain Cosco und Fidu mit mir und Shamos zurück zu Imrix fliegen wollen!“

Marivar schaute Jorik einen Moment lang an. „Und wohin sollten sie ihrer Meinung nach sonst fliegen?“

„Nach Ara Bandiks. Sie sollen weitere Rettungseinsätze fliegen. Die Amarula ist geradezu perfekt dafür geeignet!“

„Stimmt! Aber bedenken sie, dass wir jetzt keine Eskorte mehr haben!“ sagte Marivar frei heraus. „Kann sich die Amarula denn selbst verteidigen?“

„Nein!“ sagte Cosco sofort. „Sie hat keinerlei Bewaffnung!“

„Umso mehr ein Grund, nicht zu Imrix zu fliegen. Ohne Eskorte!“ fügte Jorik sofort an.

„Aber sie fliegen nicht ohne Eskorte!“ Diese Worte kamen von einem Mann, der einen Stock in seiner rechten Hand hatte und leicht humpelnd auf sie zukam.

Als Cosco ihn sah, erhellte sich sein Blick sofort. „Kendig!“ rief er und sprang auf.

„Hey Dad!“ Kendig lächelte. Er sah deutlich frischer und ausgeruhter aus, als noch vor einer Stunde. Er hatte sich gewaschen und trug neue Kleider.

„Warum bist du schon wieder auf den Beinen?“

„Weil es mir schon wieder gut geht?“ erwiderte sein Sohn.

„Und was ist mit der Krücke?“

„Ach die?“ Kendig schaute sie missmutig an und warf sie dann beiseite. „Brauche ich nicht. Es zwackt noch ein wenig hier und da, aber das ist kein Grund...!“

„Aber ich denke wohl, dass das ein Grund ist!“ beharrte Cosco dennoch.

„Nein, Dad, Ist es nicht. Die junge, blonde Krankenschwester mit den strahlenden blauen Augen, die mich am ganzen Körper gewaschen hat, die wäre ein Grund hier zu bleiben. Sonst nichts!“

„Aber ein Jäger wird nicht reichen!“ gab Fidu zu bedenken.

„Na, ich dachte, sie werden mein Flügelmann!?“ Kendig grinste ihn an.

„Und wer übernimmt dann meinen Platz?“ fragte Fidu sofort. „Man kann die Amarula nicht allein fliegen!“

„Jorik?“ Kendig schaute Jorik fragend an.

Doch der schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung vom Fliegen!“

„Dann suchen wir uns eben hier einen Ersatzmann für sie!“ sagte Kendig sofort bestimmt.

„Ich kann fliegen!“ platzte Marivar plötzlich hervor.

„Was?“ Cosco schaute sie verwirrt an.

„Aber ich dachte, sie wollten hier bleiben?“ fragte Jorik.

„Wollte ich auch. Aber man braucht mich hier nicht. Also werde ich auch mitkommen!“

„Und sie können fliegen?“ hakte Cosco nach, doch sein Tonfall verriet, dass er das für ausgeschlossen hielt.

„Ja, kann ich. Ich habe einen Flugschein und über dreihundert Flugstunden. Auf einmotorigen, aber auch auf zweimotorigen Maschinen!“

Cosco lächelte müde und herablassend. „Madame, nehmen sie es mir nicht übel, aber die Amarula...!“

„Ja, ich weiß...!“ unterbrach ihn Marivar sofort. „Die Amarula ist etwa ganz anderes. Das weiß ich selber. Ich will sie ja auch nicht fliegen, ich will ihnen nur zur Hand gehen. Und für unsere Zwecke wird es schon reichen, oder?“

„Naja...!“ meinte Kendig. „Sie könnte die Navigation übernehmen. Wichtig ist doch, dass sie die Instrumente kennt!“ Er schaute seinen Vater an. „Und den Rest kannst du ihr auf dem Flug beibringen!“

Cosco lachte leise auf. „Learning bei Doing mitten im Krieg! Na prima!“

„Ich weiß gar nicht, was du hast!“ erwiderte Kendig sofort. „Du hast so vielen Leuten das Fliegen beigebracht, da wirst du bei Marivar sicher keine Probleme haben. Mir hast du es schließlich auch gezeigt. Also, gib dir einen Ruck!“

„Wenn du nicht mein Sohn wärest, würde ich langsam anfangen, dich zu hassen!“ meinte Cosco leicht genervt. Dann schaute er Marivar lange stumm an. „Also gut. Sie ist dabei!“

Kendig lachte auf und klatschte in die Hände. Alle anderen waren erleichtert.

„Ich liebe diese Momente...!“ sagte Kendig dann voller Freude. „Alles ist aussichtslos und ohne jede Hoffnung und doch haben sich alle furchtbar lieb!“

„Mann!“ stöhnte Cosco und starrte Kendig entnervt an. „Hör bloß auf so zu reden, sonst kriegst du am Ende doch noch die Tracht Prügel, die du als Kind wohl zu wenig bekommen hast!“

Kendig schaute seinen Vater ausdruckslos an, dann grinste er. „Ich gehe und besorge uns zwei Begleitjäger!“ Er machte kehrt und ging noch etwas steif aus dem Raum.

„Ich helfe ihm!“ sagte Fidu, sprang auf und folgte Kendig.

„Eins noch!“ Cosco starrte Marivar mit ernster Miene an.

„Ja?“ fragte sie vorsichtig.

„Bevor sie an Bord gehen, ziehen sie sich bitte was Ordentliches an. In meinem Cockpit sitzt nichts, was einen Rock trägt!“

Marivar schaute ihn verwundert an und fragte sich, ob er das ernst meinte. Jorik und Shamos mussten sofort breit grinsen, gerade weil sie wussten, dass er genau das tat.

Einen Moment später lachten alle, wobei Marivar noch etwas unsicher in Richtung des Captain schaute und Jorik etwas traurig dabei wirkte.

¤

Die gelöste Stimmung wich schnell wieder einer bedrückend wirkenden Stille, als sich alle ihrem Essen oder einer weiteren Tasse Kaffee widmeten. Wortlos kauten und schlürften sie und hingen ansonsten ihren eigenen Gedanken nach.

Als es keiner mehr aushielt, stumm am Tisch zu sitzen, beschlossen alle, sich zurück zur Amarula zu begeben.

Kaum waren sie aus dem Flughafengebäude herausgetreten und hatten das Rollfeld erreicht, kam Fidu zu ihnen gelaufen und führte sie zu Kendig, der einen von zwei nebeneinanderstehenden Jägern überprüfte. Ein Mann in Uniform war bei ihm.

„Dad!“ begrüßte Kendig seinen Vater freundlich, als er ihn sah und nickte den anderen zu. „Darf ich euch Admiral Tibala vorstellen...!“ Er wartete, bis alle ihm zugenickt hatten. „Er ist so freundlich und stellt uns zwei seiner Jäger zur Verfügung!“

„Wir sind ihnen zu Dank verpflichtet!“ sagte Cosco sofort und schüttelte dem Admiral, der fast ein Kopf kleiner war, als er, die Hand.

„Das ist das Mindeste, was ich für sie tun kann. Ich würde ihnen sogar noch mehr Jäger mitgeben, aber wir haben alle, die wir entbehren konnten, nach Ara Bandiks geschickt. Und ein paar zur Selbstverteidigung würden wir gern hierbehalten!“ In der Stimme des Admirals schwang große Besorgnis, aber auch die Bitte um Verständnis mit.

„Sie haben ihre Truppen zur Hilfe nach Poremien geschickt?“ fragte Jorik.

Der Admiral nickte. „Dieser Krieg geht uns alle an. Dieser Feind macht nicht den Eindruck, als würde er auch nur irgendjemanden verschonen. Also könnten wir schon sehr bald auch eines seiner Angriffsziele sein. Und wir können uns nur dann der Hilfe unserer Verbündeten sicher sein, wenn wir ihnen jetzt beistehen. Poremien gehört seit jeher zu den sehr guten Freunden unseres Volkes. Unsere Kulturen sind sich sehr ähnlich. Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, ihnen im Kampf gegen diese Teufel zur Seite zu stehen!“ Tibala deutete eine unterwürfige Verbeugung an.

„Mann...!“ platzte Marivar beeindruckt heraus. „Wer solche Freunde hat, der braucht eigentlich keinen Feind zu fürchten!“

Admiral Tibala lächelte. „Unser Beitrag kann nur sehr bescheiden sein. Unsere Streitkräfte sind nur klein und sicher nicht auf dem allerneuesten Stand. Aber wir tun, was wir können!“

„Und dafür unseren aufrichtigen Dank, Admiral!“ Jorik deutete ebenfalls eine Verbeugung an. „Ich werde dafür sorgen, dass die poremische Regierung von unserem Gespräch erfährt!“

Der Admiral nickte ihm mit einem leichten Lächeln zu.

„Also gut!“ setzte dann Kendig ein. „Wir haben zwei Jäger, vollgetankt und voll bewaffnet. Es sind baugleiche MF-4 Jäger unserer Luftwaffe. Ich und Fidu können sie also problemlos fliegen und euch Geleitschutz geben!“

„Wir haben...ihr Einverständnis natürlich vorausgesetzt...!“ führte der Admiral weiter aus. „...auch die Amarula mit einigen Waffen bestückt!“

„Sie haben was?“ fragte Cosco verwirrt.

„Als ihr Sohn uns sagte, was sie vorhaben, wollten wir ihnen helfen. Und es sind am Rumpf doch schon einige Vorrichtungen zum Arretieren von Kanonen angebracht gewesen. Und auch die leere Raketenkammer haben wir gefunden und bestückt!“

„Aber...?“ Cosco war offensichtlich wirklich verwirrt und schaute zu Jorik.

„Was?“ erwiderte der sofort abwehrend. „Auch im Meer gibt es Gefahren. Also braucht man dort auch Waffen zur Verteidigung. Die Amarula war nur noch nicht damit bestückt worden, weil ihr Einsatz ja auch noch gar nicht geplant war!“

Cosco sah ihn noch einen Moment wortlos an, dann nickte er. „Und was genau haben sie jetzt angebracht?“ fragte er Tibala.

„Zwei Minikanonen an den Seiten, wobei die Magazine im Inneren des Rumpfes gelagert sind und von dort auch nachgeladen werden können. Und wir haben das Raketenmagazin entsprechend bestückt!“

„Wo zum Teufel soll das denn sein?“

„Ähm...quasi unterm Dach!“

Wie zur Bestätigung öffnete sich plötzlich eine quadratische Luke mitten auf der oberen Rumpfseite des Flugbootes und ein Magazin mit acht Raketen kam zum Vorschein.

„Waren sie das?“ fragte Cosco misstrauisch zu Jorik.

Doch der schüttelte den Kopf.

„Kleiner Funktionstest!“ erwiderte Tibala sofort. „Nichts ist ärgerlicher, als Waffen, die nicht ordnungsgemäß funktionieren!“

„...oder tödlicher!“ meinte Shamos mit Blick auf die Raketen.

„Sehr richtig!“ bestätigte der Admiral.

„Ja, dann nochmals vielen Dank auch dafür Admiral!“ sagte Jorik und reichte ihm die Hand.

„Keine Ursache. Nehmen sie sich soviel Zeit wie sie brauchen. Wenn ich ihnen noch irgendwie helfen kann, lassen sie es mich wissen!“ Er nickte Jorik und den anderen zu und ging dann zügig in das Flughafengebäude.

„Toller Typ!“ sagte Marivar sichtlich beeindruckt. „Vielleicht ein wenig zu klein!“

Die Männer um sie herum lächelten verständnisvoll, denn der Admiral war sogar kleiner als Marivar.

„Okay!“ meinte Jorik dann. „Lasst uns keine Zeit verlieren. Je eher wir hier weg sind, desto schneller sind wir bei Imrix!“

„Das macht Sinn!“ bestätigte Shamos und musste ob der tiefgreifenden Logik seines Freundes grinsen.

„Also gut, dann lasst es uns angehen, als hätten wir Spaß daran!“ meinte Cosco, nahm Marivar an die Hand und ging mit ihr ins Cockpit der Amarula, wo er ihr innerhalb von fünfzehn Minuten einen Crashkurs in Instrumentenkunde verpasste.

Jorik und Shamos überprüften die sonstigen Funktionen des Flugbootes.

Als sie schließlich das Cockpit betraten, hatte Cosco gerade mit seinen Ausführungen geendet.

„Und?“ fragte Jorik neugierig.

Cosco lachte einmal leise auf. „Also wenn ich nicht genau wüsste, dass sie auch noch eine verdammt gute Ärztin ist, würde ich sagen, sie ist Pilotin!“

Jorik verzog beeindruckt die Mundwinkel.

Marivar strahlte ihn und Cosco an. „Danke!“ sagte sie ehrlich erfreut.

„Dad?“ ertönte Kendigs Stimme aus dem Lautsprecher.

„Ja?“ erwiderte Cosco.

„Wie weit seit ihr?“

„Ich verabschiede mich gerade von den anderen!“

„Was?“ Kendig war verwirrt. „Wieso?“

„Marivar übernimmt meinen Posten und ich gehe hier in Rente. Wie sagtest du doch gleich, heißt die kleine Krankenschwester mit den flinken Händen?“

Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte fassungslose Stille im Äther, dann sprach Kendig wieder. „Ach, das ist nicht gut, Dad, wenn Vater und Sohn die gleiche Frau vögeln!“

Coscos Augen vergrößerten sich. „Sag mir jetzt nicht, du hast die Kleine...?“

„Weißt du, wann ich wieder dazu komme? Und ob überhaupt?“ erwiderte sein Sohn knallhart. „Sie sah das ähnlich, also ging - wie sagt ihr Grufties doch gleich - die Post ab!“

Cosco schüttelte halb beeindruckt, halb aus Unverständnis und eine gehörige weitere Portion aus Neid den Kopf. „Ich denke, wenn das hier vorbei ist, werden wir uns auf alle Fälle mal sehr ernsthaft unterhalten müssen!“

„Klar. Ich denke, du kannst noch viel von mir lernen!“

„Verschone mich mit Einzelheiten, Sohn!“ raunte Cosco zurück und atmete einmal gestresst durch. „Ich hole mir...!“

„Na? Na?“ keuchte Kendig ins Mikro.

„...die Starterlaubnis!“ vollendete Cosco besonders betont den Satz.

„Ja schon klar. Hätte ich jetzt auch gesagt!“ gab Kendig noch immer keine Ruhe.

„Jetzt halt deine Klappe, Junge!“ schalt Cosco ihn sofort gereizt und etwas lauter. „Dein alter Vater hat schon Bräute quer durchs Bett genagelt, da warst du nicht mal eine schwache Vorstellung von einem Orgasmus!“ Cosco schaute unwillkürlich zu Marivar, die ihn ziemlich verständnislos ansah. „Tut mir leid, aber ist doch wahr!“ fügte er noch entschuldigend hinzu, was ein leichtes Lächeln auf Marivars Wangen zauberte. „Also gibst du jetzt Ruhe?“ wandte er sich wieder an Kendig.

„Ja, du hast gewonnen!“ kam als knappe Antwort zurück.

Cosco nickte. „Recht so!“ Wieder atmete er einmal hörbar durch. „Amarula an Tower?”

“Tower hört!”

„Wir erbitten Starterlaubnis!“

Für einen Moment war Ruhe im Äther. „Amarula, Starterlaubnis für sie und ihren Geleitschutz wurde erteilt. Guten Flug und...viel Glück!“

„Vielen Dank! Wir können es brauchen. Amarula Ende!“

Cosco erhöhte den Schub auf die Vertikaltriebwerke und das Flugboot erhob sich langsam in die Höhe. Aus dem Cockpitfenster konnten sie sehen, wie Kendig und Fidu ihre Jäger zu den ihnen zugewiesenen Startbahnen lenkten und wenig später ebenfalls in der Luft waren.

Cosco flog eine große, sanfte Schleife über die Inselgruppe und im Licht der aufgehenden Sonne ließen sie sie hinter sich und machten sich auf den Weg zurück nach Osten.

„Ach...!“ hörten sie Kendig über Lautsprecher. „...ist fliegen nicht ein herrliches Gefühl!“ Er lachte kurz auf.

„Woher zum Teufel nimmst du nur diesen überschwänglichen Enthusiasmus!“ raunte Cosco sofort wieder.

„Ich hatte Sex, Dad, schon vergessen?“

„Verdammt! Jetzt hör auf mit diesem Scheiß!“

„Na gut, dann bin ich vielleicht so gut drauf, weil ich glaube, dass wir eine glorreiche Mission zur Rettung des Planeten erfolgreich beenden werden!“

Cosco pustete entnervt aus. „Du redest, als hättest du Drogen genommen!“

„Meine Droge heißt Vertrauen!“

„Wenn der Feind noch immer über Imrix kreist...!“ meinte Fidu emotionslos. „...glaube ich wird das ein absoluter Höllenritt werden!“

„Ich glaube...!“ sagte plötzlich auch Shamos von seinem Sitz hinter Cosco. „...wir sollten diese Chance, die sich uns hier bietet, nutzen. Wir werden kaum sehr viele davon bekommen!“

„Ich glaube...!“ setzte Cosco sofort hinterher. „...wir sind alle völlig wahnsinnig geworden, es zu versuchen!“

Für einen Moment herrschte Stille. Cosco wandte seinen Kopf zur Seite und schaute Marivar mit fragendem Blick an.

„Ähm...!“ Marivar sah sich veranlasst, auch etwas zu sagen. „...ich glaube, ich scheiß mir gleich in meine Hose, wenn ihr mich noch weiterhin so motiviert!“

Cosco lachte leise in sich hinein und auch Shamos, Kendig und Fidu grinsten breit.

„Na toll!“ meinte Cosco dann zufrieden. „Wer hat noch nicht? Jorik?“ Er drehte sich kurz zu ihm um.

Jorik saß hinter dem Computerterminal und schien mit seinen Gedanken weit weg. Cosco rechnete daher gar nicht mit einer Reaktion von ihm und drehte sich wieder zurück.

„Ich denke...!“ Joriks Worte kamen langsam, nicht besonders laut, aber doch sehr deutlich und vor allem für alle erkennbar aus seinem tiefsten Inneren, heraus. „...unsere Chancen stehen gut, dass wir alle einfach nur früher sterben werden!“ Hoffnungslosigkeit, Trauer und Schmerz schwangen mit.

Die positive Stimmung war sofort dahin.

„Na, wenigstens können wir dann beruhigt länger tot sein!“ fügte er noch hinzu und versank wieder in seinen eigenen Gedanken.

Für eine ziemlich lange Zeit war es dann totenstill in allen drei Flugzeugen.

Genesis II

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