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10 Nach dem Kampf - Emelda ringt um ihr Leben

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Währenddessen versuchte Amandra, Emelda von den Folgen ihrer Schussverletzung zu befreien. Der Pfeil war in Emeldas Schulter stecken geblieben. Amandra hatte ihn zwar sofort entfernt, doch das Pfeilgift hatte schon zu wirken begonnen. Emelda wurde immer stiller. Ihr Körper gab immer weniger Geräusche von sich.

„Das ist das Gift Morendos, das Nichtklingen. Das ist nicht die Stille, das gesunde Schweigen der inneren Stimmen, wie man es beim Meditieren erfährt, sondern das ist die Abwesenheit von Klang, das Nichtsprechen, das Nichtmusizieren – die große, ungewollte Generalpause. Und dieses `Nicht´ hast du jetzt in dir, Emelda“, erklärte Amandra, die sich in medizinischen Dingen auskannte.

„Ich versuche, das Heldenkraut zu finden und dann probieren wir, ob der Kristall von Königin Myriana noch hilft. Das geht nur, wenn das Gift noch nicht zu weit im Körper ist.

Das scheint mir bei dir noch nicht der Fall zu sein, aber wir werden sehen.“

Emelda verlor langsam ihre Sprache. Über ihre Lippen kamen nur noch einzelne gurgelnde Laute. Das Gift wirkte.

Sinja und `Allegro´ kamen unterdessen nur langsam voran. Ihre Schritte waren schwer von Trauer und Müdigkeit nach den Erlebnissen der letzten Stunden. Sinja hatte keine Hoffnung mehr, Gamanziel lebend wieder zu sehen. Der Sturz war zu tief und der Aufprall zu hart gewesen, als dass sie diesen hätte überleben können.

Immer und immer wieder sah Sinja die Szene vor sich. Immer und immer wieder liefen ihr Tränen der Trauer und der Wut über die Wangen.

„Hätte ich doch stärker zugepackt“, machte sie sich Vorwürfe.

`Allegro´ schaute Sinja von der Seite an, schüttelte ganz sachte den Kopf und blinzelte Sinja zu, was so viel heißen sollte wie:

„Du kannst nichts dafür. Du hast alles versucht.“

Sie waren jetzt schon einige Zeit und ein gutes Stück des Weges zurückgelaufen, als sie auf einmal Spuren von Gamanziel Absturz entdeckten.

„Hier muss es gewesen sein“, stellte Sinja fest.

Der weiche Boden war an einer Stelle aufgewühlt, das Gras, das hier eigentlich etwas höher stand, fehlte dort. Es sah aus, als hätte jemand die Wiese umgepflügt. Ganze Grasbüschel waren herausgerissen. Einige Meter weiter fanden sie Spuren des Aufpralls eines Körpers, mehrere kleine Mulden, gebrochene Halme eine regelrechte Schneise im hohen Gras.

Sie suchten und fanden noch andere Hinweise darauf, dass dies die Stelle war, an der Gamanziel Sturz stattgefunden haben musste. Was sie nicht fanden, war Gamanziel selbst, weder ihren leblosen Körper, den Sinja zu finden erwartete, noch irgendwelche Teile ihrer Ausrüstung. Kein Bogen, keine Tasche, kein Pfeil, nichts was darauf hindeutete, dass Gamanziel hier unsanft gelandet war.

„Hmmmm,…..!?“

Sinja überlegte. Wenn Gamanziel hier gelandet, aber nicht zu finden war, dann bedeutete das, dass sie entweder jemand aus Gründen, die ihr nicht bekannt waren, mitgenommen oder sie sich selbst fortbewegt hatte und das würde bedeuten, dass sie vielleicht noch am Leben war. Sinjas Herz schlug schneller. Plötzlich kehrte die Hoffnung und das Leben in sie zurück.

„Gamanziel, bist du hier irgendwo“, rief sie leise.

Sie durfte nicht zu laut sein, um sich nicht zu verraten. Wenn jemand Gamanziel mitgenommen hatte, dann war es durchaus möglich, dass dieser Jemand noch in der Nähe war und das konnte unangenehm werden. Die Elfen hatten von Moroks gesprochen, die eventuell in der Gegend sein könnten. Sinja hatte zwar keine Ahnung, was das sein sollte, aber die Bekanntschaften, die sie bislang in Dorémisien gemacht hatte, ließen eine gewisse Vorsicht angebracht erscheinen.

„Gamanziel“, flüsterte sie daher noch einmal.

„Wen suchst du?“, fragte auf einmal eine junge männliche Stimme aus dem Dunkel heraus.

Sinja zuckte zusammen, als hätte sie ein Stromschlag getroffen. Diese Stimme kannte sie nicht.

„Wer…, äh.... wer will das wissen?“, fragte sie zitternd.

"Wer bist denn du?", fragte die fremde Stimme zurück, "ich kenne dich auch nicht."

"Ich bin Sinja und ich suche Gamanziel, die wir hier verloren haben."

„Ah, du bist Sinja mit `Allegro´, der Suchtrupp? Gestatten, Cichianon, das C, Krankentransporte aller Art“, sagte die Stimme und kicherte ein wenig albern.

„Moment, du bist der Elfenkerl Cichianon, von dem Emelda erzählt hat?“

Sinja war überrascht.

„Ah, Emelda hat von mir erzählt? Dann bin ich genau der…!“

Plötzlich teilte sich, einige Meter entfernt das Gras.Vor Sinja stand auf einmal ein Elfenjüngling mit schulterlangen, blonden Haaren, schlanker Gestalt, in das Waldläuferdress der Elfen gekleidet. Er besaß einen Langbogen, den er lässig mit einer Hand neben seinen rechten Fuß gestellt hatte. Der wunderschön geschwungene Bogen überragte seinen Besitzer um einige Zentimeter. Auf dem Rücken trug er einen Köcher voller Pfeile.

„Und was machst du hier und wo ist Gamanziel?“, wollte Sinja wissen.

„Viele Fragen auf einmal, Sinja Wagemut. Ja, es wird dich vielleicht überraschen, aber ich weiß, wer du bist. `Seriosa´, die Beraterin von Königin Myriana hat die Nachricht eures `Glissando´ erhalten und uns daraufhin benachrichtigt. Sie meinte, es sei wohl sinnvoll, euch entgegenzureiten. Sie dachte, dass ihr in Schwierigkeiten kommen könntet und wollte sichergehen, dass du lebend und möglichst unverletzt in Fasolânda ankommst. Wie man sieht, lag sie mit ihrer Annahme ganz richtig. Zu deiner zweiten Frage: wir haben Gamanziel in den Wald gebracht…..“

„Ist sie, ist sie….am Leben?“, rief Sinja aufgeregt und ihre Gefühle schwangen hin und her zwischen Hoffen und Bangen.

„Was denkst du? Natürlich ist sie am Leben.“

Sinjas Herz machte einen Riesensatz.

„Ich bin ja so froh“, jubelte sie und fiel `Allegro´ um den Hals.

„So ein kleiner Hopser bringt vielleicht einen Menschen um“, fuhr der Elf fort.

„Eine Elfe kriegst du so leicht nicht kaputt. Gut, ein wenig mitgenommen sah sie schon aus, als wir sie aufgelesen haben. Wir mussten sie erst einmal auseinanderfalten, die Flügel geradebiegen und ihr sagen, wo sie ist und wie sie dort hinkam, dann haben wir sie besungen.

Aber jetzt ist sie wieder sehr lebendig.“

„Endlich mal eine gute Nachricht…! Und wo genau ist `im Wald?´“, wollte Sinja wissen. „Wo habt ihr sie hingebracht?“

„Kommt mit“, sagte Cichianon, „ich zeige es euch. Dort wirst du dann auch die anderen kennen lernen.“

„Wer sind die anderen?“, wollte Sinja wissen.

„Oh Himmel, ist dieses Mädchen neugierig. `Seriosa´ hatte mich gewarnt.

Jetzt weiß ich, was sie meinte“, sagte Cichianon und lächelte Sinja dabei von der Seite an.

„Die anderen, das sind die Jungs, die euch die Ponys und die Vorräte auf den Berg gebracht haben. Das sind Ferendiano und Doriando.

„Ah“, sagte Sinja, „die Namen kommen mir auch irgendwie bekannt vor.“

„Na, dann mal los, dann kann dich ja nichts mehr überraschen!“

Bei dem letzten Satz lächelte Cichianon ein geheimnisvolles Jungenlächeln.

„Ach, ist der süüüüß“, dachte Sinja. Emelda hatte nicht zuviel versprochen.

Im Allgemeinen fand sie Jungs ja eher nervig, weil die meisten sich nur für Dinge interessierten, die sie selbst ziemlich öde fand, wie Fußball, Star Wars, Prügeleien auf dem Schulhof, Mädchen ärgern und so weiter, aber bei dem jungen Elfen hier würde sie echt mal eine Ausnahme machen. Der war anders und dann auch noch so süüüüß…..Zum Glück war es noch nicht hell genug, dass man hätte sehen können, wie Sinja rot wurde. So blieb der `süße´ Elf ihr Geheimnis.

In der Tat begann es allerdings mittlerweile zu dämmern.

Die ersten Strahlen des neuen Sonnentanzes waren zu sehen, am Horizont wurde es langsam heller und es würde nicht mehr lange dauern, bis Dorémisien wieder komplett erleuchtet wäre.

„Dem Nauron und seinem Reiter hast du ja ganz ordentlich eingeheizt“, sagte Cichianon noch bewundernd. „Die beiden richten keinen Schaden mehr an.

Wer hat dir das Bogenschießen beigebracht?“

„Das Bogenschießen? Ach, das lernt man bei uns in der Schule", log Sinja.

"Wir können schon in der ersten Klasse Äpfel vom Baum schießen und außerdem bin ich ein Naturtalent. Nein, ehrlich - ich hätte nie gedacht, dass ich so was mal tun würde, aber ich war so wütend über das, was mit Gamanziel passiert war und schließlich wollte der mir ja auch an die Wäsche. Da hab‘ ich ihm einen verpasst.“

„Das war gut so, sonst wärst du jetzt schon auf dem Weg nach `Morendo´ oder noch Schlimmeres. Und jetzt lasst uns gehen.“

Das Trio machte sich auf den Weg in die Wälder.

In der Zwischenzeit kämpfte Amandra darum, Emelda bei Bewusstsein und wach zu halten, was ohne Nahrungsmittel und ohne Wasser ein schwieriges Unterfangen war. Das Pfeilgift des dunklen Reiters schwächte sie von Minute zu Minute mehr. Das Heldenkraut, das Amandra zu finden gehofft hatte, wuchs normalerweise in der Nähe von Gewässern, Flüssen, Seen, Teichen, Tümpeln, doch hier waren sie recht weit entfernt von allem, was Wasser führte. Den Bergbach, der ihren Weg anfangs begleitet hatte, hatten sie vor einiger Zeit links liegen gelassen. Er hatte eine Kurve gemacht, um sich weiter im Westen mit dem `Largo´ zu vereinen, während ihr Pfad weiter geradeaus führte und so hatten sie sich mit jedem Schritt von dem Bachlauf entfernt. Der Tümpel, an dem sie gerastet hatten, lag nun auch schon eine gehörige Strecke zurück und Amandra brauchte das Heldenkraut jetzt und sofort um Emelda zu retten. Es war keine Zeit für eine lange Suche. Es blieb ihr also nichts Anderes mehr übrig, als Königin Myrianas Kristall aus ihrem Rucksack zu holen, in der Hoffnung, der Stein könne Emelda noch helfen. Den Kristall hatte ihr die Königin vor ihrer Abreise anvertraut.

Als Amandra nun den Edelstein in der Hand hielt und sein magisches Leuchten sah, dachte sie an die feierlichen Worte von Königin Myriana:

„Amandra, ich übergebe dir den magischen Kristall der Herrscherinnen und Herrscher von Dorémisien. Zum ersten Mal seit den Zeiten des sechsten Königs verlässt dieser Stein die Mauern von Fasolânda, weil das Überleben unseres Reiches davon abhängt. Bewahre ihn sorgfältig, nutze ihn klug und nur dort, wo keine anderen Mittel mehr helfen“.

Der Zeitpunkt für seinen Einsatz schien ihr nun gekommen.

Amandra spürte die Schwere und Last der Verantwortung, als sie den Stein aus einem kleinen, mit purpurrotem Samt ausgeschlagenen Kästchen nahm und sein helles weißlich-grünes Leuchten sah. Aber sie fühlte auch die Ehre, die damit verbunden war, zur Trägerin des Kristalls ernannt worden zu sein. Nie zuvor in der Geschichte Dorémisiens war diese einer anderen Elfe zuteilgeworden. Amandra spürte die Kraft des Steines und sie hörte einen leisen Summton.Für eine Zeit, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, konnte sie nichts Anderes tun, als den Stein in der Hand zu halten, ihn anzuschauen und seiner magischen Musik zu lauschen. Ein Röcheln aus Emeldas Kehle holte Amandra zurück in die Wirklichkeit.

Sie hatte das Leben ihrer Freundin zu retten. Sie gab Emelda den Stein in die Hand und ließ sie ebenfalls die Kraft des Kristalls spüren. Emelda war mittlerweile allerdings so geschwächt, dass sie den Stein kaum noch selbst in der Hand halten konnte. Amandra hielt ihn an ihre Wunde. Als er die Schulter berührte, kam wieder etwas Leben zurück in Emeldas müden Körper.

„Der Stein gibt dir Kraft“, sagte Amandra zu ihrer Freundin, „aber er kann das Gift nur aufhalten. Wenn wir es aus deinem Körper herausholen wollen, brauchen wir die entsprechenden Mittel. Da wir kein Heldenkraut zur Verfügung haben, müssen wir uns mit einer Mischung aus verschiedenen anderen Kräutern behelfen. Der Kristall wird dir genug Energie geben, dass ich dich alleine lassen und auf die Suche gehen kann.

Am meisten Kraft bekommst du, wenn du den Ton des Steines mitsingst.“

Mit diesen Worten sprang Amandra auf und verschwand im Halbdunkel.

Emelda war etwas bang ums Herz, aber sie sah ein, dass Amandras Vorschlag die einzige Möglichkeit der Rettung war. Mit Hilfe ihrer neu gewonnenen Kräfte drückte sie den Edelstein auf ihre Wunde und summte seinen Ton „Mmmmmm“. Sie spürte, wie sie eins wurde mit dem Kristall. Die Kräfte des Steines begannen, die Energien in ihrem Körper in eine neue Ordnung zu bringen.

Unterdessen streifte Amandra über die Wiesen der `Leggiero´ auf der Suche nach den richtigen Zutaten für ihr Heilmittel. Es war noch nicht wieder hell geworden. Da sie deswegen die Kräuter nicht gut sehen konnte, musste sie die Pflanzen hören. Jedes Kraut hatte seinen eigenen Ton und Amandra kannte sie alle. Da die Töne der Pflanzen aber sehr sehr leise waren, musste sie ganz genau hinhören. Für eine geübte Tonelfe war das durchaus keine schwere Aufgabe, aber es kostete zusätzliche Zeit. Sie fand, was sie brauchte.

„So, meine Liebe“, sagte sie nach ihrer Rückkehr, „ich denke, ich habe alles Nötige beisammen.“

Sie öffnete ein kleines Tuch, in das sie die Kräuter eingewickelt hatte.

Ein Klangwurz war dabei, der in der Erde wuchs, weshalb er am schwierigsten zu finden war, vier Blätter Singspitz (so etwas ähnliches wie Spitzwegerich), ein langes, dünnes Blatt namens Hufsaite und drei Blätter Bratschenbauch (der aussah wie unser Huflattich).

Amandra suchte einen etwas größeren, flachen Stein und einen kleinen, runden, legte die Kräuter auf den flachen Stein und begann, sie mit dem kleinen zu einem Brei zu zermahlen.

Dazu sang sie ein Lied in der alten Elbensprache, dass sie in der Quarte von ihrer Lehrerin gelernt hatte.

En Yalúme vanna andave

Lúce tulya túre

Enta vasse qanta ar poica

Minna hroa qanta nwalma

Yoménie nir engie alya

Amandras Stimme klang fremd, hoch und sehr weit weg, wie eine Flöte, die in einem lichtdurchfluteten Sommerwald gespielt wurde, als sie die alten Verse sang.

Schon in lang vergang´nen Zeiten

Konnte Zauberkraft geleiten

Diese Blätter voll und rein

In den Körper voll von Pein

Heilend wollte die Begegnung sein

Gifte haben ihn betrogen

Leben aus dem Leib gesogen

Fließe Blättchen voller Saft

Gib der Müden wieder Kraft

Dass sie bald den Weg zur Heilung schafft

Amandra kannte alle vierundzwanzig Strophen des Liedes und sie sang sie alle.

"Der Rhythmus ist genauso wichtig wie die Melodie und der Klang deiner Stimme, wenn du Kräuter zu Heilpflanzen singen willst", hatte ihr Analuna, die Lehrerin eingeschärft.

"Du musst mit der Musik die Pflanzen in ihrer Seele treffen. Das verändert sie und setzt ihre heilenden Kräfte frei."

Amandra war eine gelehrige Schülerin gewesen.

Sie hatte bald alle Bücher über "das geheime Leben der Pflanzen" gelesen und durch viel Übung den richtigen Klang gefunden.

Die Pflanzen gehorchten ihr.

„So, dann wollen wir mal“, sagte sie, als sie den Kräuterbrei soweit hatte, dass er als Medizin brauchbar war.

Emelda hatte sich bis dahin mit dem Kristall befasst um ein wenig zu Kräften zu kommen. Dennoch war klar, dass das Gifts des `Morendo´ – Pfeils aus ihrem Körper herausmusste und das ging nur mit Hilfe von Amandras Kräutermixtur. Sie ging mit dem Kräuterbrei, den sie auf dem Stein angerührt hatte, zu Emelda und gab ihr den Brei nicht etwa zu essen oder zu kauen, sondern hielt ihr den Stein unter das rechte Ohr.

„Das wird jetzt heftig“, warnte sie Emelda, „aber da musst du leider durch.“

Emelda brummte etwas, das sich anhörte wie „ich weiß“.

Sie lauschte aufmerksam und konzentrierte sich mit aller Energie, die ihr noch zur Verfügung stand auf das, was auf dem Stein lag. Sie hatte Angst vor dem, was kommen würde, wusste aber, dass es keinen anderen Weg gab.

Der Brei vibrierte und blubberte, als würde er kochen. Langsam löste er sich auf und wurde zu einem Gas. Das Gas begann zu klingen und zu singen wie vorher der Kristall von Königin Myriana, drang langsam durch Emeldas Ohr in ihren Körper ein und breitete sich aus.

In Emelda begann nun ein wilder Kampf zwischen dem heilenden Klang der Kräuter und dem Gift des Schweigens. Ihre Arme und Beine begannen, wild zu zucken, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte. Sie wurde von Krämpfen geschüttelt.

Amandra hatte, weil sie wusste was passieren würde, Emelda in die Arme genommen und hielt sie fest umklammert. Noch einmal sang sie das alte Lied, diesmal, um Emelda zu beruhigen und ihr das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein. Emelda begann zu schwitzen und zu fiebern und träumte einen schrecklichen Traum.

Zwei Heere fürchterlicher Krieger marschierten aufeinander zu.

Alle waren schwarz gekleidet und als das Kampfgetümmel begann und beide Armeen aufeinander einschlugen mit Schwertern, Äxten, Speeren und Schilden, da konnte man nicht mehr unterscheiden, wer zu wem gehörte und wer gegen wen und worum kämpfte. Es war ein furchtbares Gemetzel und am Ende brannte der Boden unter den Füssen der Krieger und riss alles mit in den Tod, Tiere, Pflanzen, Menschen, Elfen. Kein Zauber konnte das Land mehr retten. Es war verdorrt und verkohlt und nur die verbrannten Knochen der Krieger und die Reste ihrer zerschmolzenen und zerschlagenen Rüstungen zeugten davon, dass auf diesem Feld einmal lebendige Wesen umhergelaufen waren. Als dies alles vorüber war, begann ein gewaltiger Regen, das Feuer zu löschen. Es regnete viele Tage lang und alles, was vorher verbrannt auf dem Feld gelegen hatte, wurde in einem breiten, reißenden Fluss aus Regenwasser fortgespült. Der Fluss ergoss sich in ein tiefes, weites Meer und aus dem Meer stieg eine Gestalt empor, die durch die Kraft ihrer Gedanken Kontakt aufnahm zu Emelda und ihr befahl, das verbrannte Land neu zu bestellen. Eine riesige Wasserhand strich über das verkohlte, gereinigte Land und alles, was sie berührte, wurde augenblicklich bunt und begann, zu blühen. Auf dem schwarzen Land wuchs wieder Gras, auf der Wiese wuchsen Bäume, die Bäume bekamen Blätter und Äste, es wuchs Korn, das die Vögel ernährte, die sich am Himmel zeigten und sangen und ein warmer Wind ging sanft durch die Ähren. Zwei Sonnen gingen auf über dem dunklen Land und tauchten es in eine warme Dämmerung. Zuerst sah Emelda nur einen einzigen, winzigen Strahl, dann ein Bündel aus Licht und schließlich eine Explosion, die so hell war, dass sie es kaum ertragen konnte.Sie blinzelte und öffnete langsam ihre Augen.

„Du hast den Traum gehabt?“, fragte Amandra als Emelda aus ihrem Fiebertraum und aus ihren Krämpfen erwachte.

Sie war derart erschöpft, dass sie kaum noch atmen konnte.

Ihr Herz raste, ihr Blut schoss durch ihre Adern und ihre Kleider waren völlig durchnässt von Schweiß.

"Ja!", brachte sie mit letzter Anstrengung hervor.

Der Kampf gegen das Gift des Pfeils war gewonnen. Es hatte ihren Körper als kleines schwarzes Wölkchen still verlassen. Emelda hatte überlebt.

Sinja und die Zaubergeige

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