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Eine solche Sitzung hatte er lange nicht mehr erlebt. Boris Baumann fuhr sich durch die glatten Haare, die er im Nacken kurz rasiert trug, und grinste. Ein gewaltiger Auftakt. So konnte es getrost weitergehen, die wilden Fassenachtstage in der Stadt standen ja erst noch bevor. Er seufzte befriedigt und schob sie von sich. Sein Rücken schmerzte in dieser Position. Sie schlief tief und fest mit offenem Mund. Ein getrockneter Spuckefaden zierte ihre Wange. Er stand auf, zog sich die Hose hoch und steckte sein Hemd notdürftig in den Bund. Ihre schwarze Perücke lag neben der abgegriffenen blauen Turnmatte. Er kickte sie mit einer schnellen Bewegung seines Fußes unter den Mattenwagen, unter dem sich die Wollmäuse tummelten.

War er kurz eingenickt? Das konnte er sich kaum vorstellen. Durch die schmalen Ritzen in den Lamellen des Rolltores fiel Licht. Zu hören war nichts mehr. Die letzten Feierwütigen hatten den großen Saal verlassen oder redeten so gedämpft, dass kein Laut zu ihnen hereindrang. Er hörte nur ihren gurgelnden Atem neben sich.

Ein wirrer Gedanke blitzte in ihm auf. Sie war vollkommen besoffen. Würde sie es merken, wenn er ihr jetzt die Hand auf den Mund und die Nase drückte? Er spürte, dass ihn dieser Gedanke von Neuem erregte. Seine Hand bewegte sich wie von allein in Richtung ihres Gesichtes. Sie reichte aus, um Mund und Nase vollständig zu bedecken. Ihre Augen blieben frei, weil er sehen wollte, wie sie ihn erschrocken anstarrte, sollte sie aufwachen. Hätte sie dann noch genug Kraft, um zu strampeln und wild um sich zu schlagen, ihn abzuwehren? Zur Not konnte er sie mit der linken Hand niederdrücken oder, falls das nicht half, sein Körpergewicht einsetzen. Sie hätte keine Chance, sich zu befreien, wenn er auf ihr kniete und mit seinen Unterschenkeln ihre Arme fixierte. Er fuhr sich zwischen die Beine und stellte mit Genugtuung fest, dass er schon wieder bei guter Laune war.

Er griff nach seiner Trachtenjacke und schüttelte sie kurz aus. Nach dem Auslüften kam sie wieder in den Kleiderschrank. Für die richtigen Fassenachtstage hatte er bessere Verkleidungen als die Ausstattung vom Oktoberfest.

Der Anfang war gemacht. Er sah sich noch einmal um, ob er auch nichts vergessen hatte. Mireille Mathieu schnarchte leise. Bei ihrer Freundin hatte er nicht landen können. Die war einfach zu nüchtern gewesen. Aus einem Impuls heraus beugte er sich über sie und berührte ihre fast weiße Haut. Er hatte noch nie mit einer Rothaarigen geschlafen.

Er drehte sie vorsichtig auf die Seite. Wenn sie kotzen musste, würde sie so wenigstens nicht an ihrem eigenen Erbrochenen ersticken.

Winzerschuld

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