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Vitt, Insel Rügen

Kerstin geriet leicht in Panik, als sie die Nachricht über die gefundene Leiche in Frankfurt hörte. Auch sie saß mit ihrem Mann Georg beim Essen und sah dieselben Nachrichten wie Lisa und Marc in England.

Abrupt hörte sie auf zu kauen. Die Farbe wich ihr aus dem Gesicht.

„Was ist los?“, fragte ihr Mann. „Kennst du ihn?“

„Ich weiß nicht“, erwiderte Kerstin. Sie wandte ihren Blick nicht von dem Bildschirm ab, obwohl die Nachrichten sich schon wieder politischen Themen zugewandten.

„Woher? Was hast du mit einem Arzt in Frankfurt zu tun?“

Kerstin fing sich wieder. „Nichts, aber der Name macht mich stutzig. Ich kannte mal einen Gerald Arnold. Er wohnte in Putgarten, damals, als ich gerade in der Schule anfing. Und er hat in Rostock Medizin studiert.“

„Und du meinst, es ist derselbe? Und selbst wenn, warum nimmt dich das so mit? Du bist ja richtig blass geworden. Hattest du mit ihm ein Verhältnis?“

„Nein, nein“, stritt sie vehement ab.

„Du kannst es mir ruhig sagen. Es war vor meiner Zeit.“

„Wenn ich sage, ich hatte mit ihm kein Verhältnis, dann ist das auch so!“, kläffte sie ihn an.

Er sah erschrocken auf.

Kerstin wurde gewahr, dass sie zu hart reagiert hatte. „Entschuldige. Ich kannte ihn einfach und wir haben uns auch manchmal unterhalten. Das ist alles.“

„Okay, okay“, Georg hob abwehrend die Hände. Er hasste es, wenn Kerstin aufbrauste. Aber er kannte sie gut. Sie tat es immer dann, wenn er etwas richtig vermutete, sie es aber nicht eingestehen wollte. Na, es war ihm wirklich egal, ob die beiden liiert waren. Es war definitiv vor seiner Zeit. „Gerald Arnold ist sicher ein Name, den es öfter gibt. Der Tote muss mit deinem Bekannten überhaupt nichts zu tun haben.“

„Ja, sicher hast du Recht.“ Kerstin hatte sich soweit beruhigt, dass sie wieder ans Essen denken konnte, aber sie wurde das Gefühl nicht los; dieser Mord hatte etwas zu bedeuten.

Wie gewöhnlich ging Georg zeitig ins Bett, wenn er zur Frühschicht musste. Sobald er seiner Frau eine gute Nacht gewünscht hatte und im Schlafzimmer verschwunden war, setzte sich Kerstin an den PC.

Zuerst ging sie zu Facebook und tippte den Namen ein. Eine Liste von mindestens 30 Gerald Arnolds wurde ihr angezeigt. Sogar ein Baby in Ghana war dabei. Sie schmunzelte. Das war schon ungewöhnlich. Sie klickte alle an, aber es war keiner dabei, der in Frankfurt Arzt war oder dessen Foto ihr bekannt vorkam. Dann gab sie den Namen bei Google ein. Die ersten Treffer führten zu der Nachricht über den gefundenen Toten. Aber dann fand sie einen Link zur Urologischen Uniklinik Frankfurt. Dort gab es einen Oberarzt Dr. Gerald Arnold, leider ohne Foto. Sie musste also weiterhin mit der Ungewissheit leben, ob der Tote ihr Gerald Arnold war.

Das Gedicht der Toten

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