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With a Little Help from My Friends – Joe Cocker

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Etwa zur gleichen Zeit wie am Vortag stieg Christian auf seine BMW und trat den Heimweg an. Er war enttäuscht. Auf dem Handy war keine Nachricht. Er hatte den Zettel frühmorgens in Peters Briefkasten gesteckt, weil er sie nicht wecken wollte und sich nicht sicher war, ob Pollux ihn schon zum auf dem Grundstück erwünschten Personenkreis zählte. Der Hund machte einen zu misstrauischen Eindruck. Tagsüber hatte er keine Zeit gehabt, aufs Handy zu schauen und war sich sicher gewesen, abends eine Info von ihr zu haben. ‚Habe ich ihre Neugier und ihre Blicke falsch interpretiert?’ In Gedanken versunken und langsamer als sonst fuhr er die Landstraße entlang. ‚Bei ihr klingeln?’, überlegte er, verwarf jedoch den Gedanken. ‚Sie ist dran. Ich werde erst am Montagabend bei ihr auf der Matte stehen.’

***

Es war Donnerstag, kurz vor Sonnenuntergang und Charly sauer. So selten sie Hilfe brauchte: Wenn es doch so weit war, war keiner greifbar. Sie hatte sich vom Bauern Heu und Stroh nachliefern lassen, der hatte ihr das wie immer ordentlich am Unterstand gestapelt. So weit alles paletti.

Auch die paar Säcke Pferdefutter einzukaufen war kein Akt; die Männer im Lager des Futtermittelmarktes kannten sie und hatten ihr ohne großes Aufhebens die Säcke in den Kofferraum des Transporters gehievt. Nur jetzt war keiner da, der beim Ausladen mit anpacken konnte. Peter nicht, und bei Beatrix hatte sie gerade vergeblich geschellt. Alleine mehrere Halbzentner-Säcke ums Haus zu schleppen wagte sie nicht ihrer Schulter zuzutrauen. Sie schritt Beatrix’ Einfahrt zur Straße zurück und fischte ihr Handy aus der Tasche.

‚Melli oder Sepp?’ Im Telefonbuch war noch der letzte Eintrag geöffnet. ‚Christian.’ Sie hatte morgens seine Handynummer in ihre Kontakte getippt.

Sie drückte die Ruftaste und wartete. ‚Nichts, er geht nicht ran.’ Enttäuscht ließ sie das Handy sinken. ‚Nachricht schreiben?’ Am Straßenrand blieb sie stehen und blickte unschlüssig auf ihr Telefon, als neben ihr ein Motorrad hielt. Sie sah auf und begann zu lächeln.

***

„Hi, ich hab grad versucht, dich anzurufen.“

„Ja?“ Er freute sich wie ein Schneekönig. „Was gibt’s?“

„Ich brauche Hilfe, um das Pferdefutter zum Stall zu bringen.“ Sie deutete nach gegenüber, auf einen schmalen, dunklen Tunnel aus Rhododendronbüschen.

„Kein Problem.“ Er kurvte in die Einfahrt, die leicht nach links bog und in ein Rondell mündete, in dem eine mächtige Blutbuche stand. Daneben parkte ein brauner VW-Bus.

Dahinter, etwas zurückgesetzt und ebenfalls von Rhododendren, allerdings niedrigeren, gesäumt, stand das Haus mit der Breitseite zu ihm. Flach und langgestreckt lag es in das umgebende Grün eingeduckt wie eine Katze im Gras.

Links von ihm führten die Fahrspuren weiter zu einem großen offenen Carport, der mehrere Motorräder beherbergte, und einer großen Scheune.

„So habe ich mir immer das Dornröschenschloss vorgestellt“, sagte er, als Charly zu ihm aufschloss. „Mit Türmchen allerdings“, ergänzte er.

Sie lachte. „Mein ganz persönliches Dornröschenschloss. Zwar ohne Türmchen, aber mit Pferd. Nur der Prinz fehlt.“

„Was nicht ist, kann ja noch werden“, antwortete er leichthin.

„Ach, höre ich da etwa Interesse?“, fragte sie ihn und öffnete den Kofferraum.

„Vielleicht?“, ging er auf ihren neckischen Tonfall ein.

„Gut zu wissen“, antwortete sie gleichmütig.

‚Na toll, das klingt nicht nach großer Begeisterung’, dachte er.

Sie zeigte ihm den Trampelpfad ums Haus herum zum Stall. Während er die Säcke vom Auto zum Stall trug und auf die geschlossene Seite der Futterkiste hievte, riss sie diese mit geübtem Griff auf und ließ den Inhalt hineinrinnen.

„Hast du schon was gegessen?“, fragte sie, als er mit dem letzten Sack hereinkam, ihn ablud und ihr beim Verstauen zusah.

„Nein.“

„Magst du mir Gesellschaft leisten?“

„Gerne.“ Er lächelte. ‚Ihre unkomplizierte Art gefällt mir’, dachte er. ‚Ist länger her, dass mich eine Frau zum Essen eingeladen hat. Auch wenn sie sich sonst nicht in die Karten schauen lässt.’

Gemeinsam kehrten sie zum Rondell zurück, sie ging weiter zur Scheune und schob einen der riesigen Torflügel auf. In der Dunkelheit darin waren ein zweiter, alter, bunt bemalter VW-Bus zu erkennen, daneben ein Rasentraktor und ein kleiner Schlepper. Ganz hinten in der anderen Hälfte der Scheune schimmerte etwas.

‚Das sieht aus wie … Heckflossen?’ Er blinzelte ungläubig. ‚Wie kommt sie an solch einen Wagen?’, fragte er sich erstaunt.

Sie hatte derweil den Bus geparkt.

„Du hast einen Cadillac?“

„Mein Winterprojekt“, antwortete sie sichtlich stolz. „Ich hab ihn aufgebaut. Jetzt muss ich nur noch einen gut zahlenden Käufer dafür finden.“

Langsam erholte er sich von seiner Überraschung. Ihre To-Do-Liste fiel ihm ein und es fügte sich zu einem Bild.

Er war im dämmerigen Schein der alten Lampe vorsichtig weiter ins Duster hineingetreten. Charly ging an ihm vorbei und drückte einen Schalter. Zwei moderne Werkstattleuchten tauchten die Scheune in gleißendes Licht und er kniff die Augen zusammen, bis sie sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten. Ehrfürchtig umrundete er den Cadillac.

‚Babyrosa lackiert und chromglänzend. Weiße Lederpolster. Das Auto ist ein Traum.’ Probeweise zog er am Griff der Fahrertür. Klackend öffnete sie sich. „Darf ich?“

„Sicher“, genehmigte sie.

Er setzte sich vorsichtig, schnappte die Schnallen an den Stiefeln auf und zog die Füße heraus. In Socken tastete er nach den Pedalen. „Bist du schon damit gefahren?“

Sie stieg neben ihm ein. „Natürlich. Ich muss doch testen, ob er läuft und heute Morgen habe ich Fotos gemacht.“

Er brannte darauf, den Wagen zu fahren.

Sie lächelte. „Wenn es nächste Woche schön ist, können wir eine Runde drehen“, bot sie ihm an. „Am Wochenende bin ich nicht da.“

Mühsam riss er seine Aufmerksamkeit vom Cadillac los und wandte sich ihr zu. „Motorradtour?“

„Jein. Ich fahre zwar mit der BMW hin, aber ich muss für meine Mam zu einem Fotoshooting in Görlitz. Sie entwirft Abend- und Brautkleider“, erklärte Charly.

„Hast du noch mehr Überraschungen zu bieten? Dann zähle sie am besten auf, ich bin gleich komplett überfordert.“

‚Ungelogen’, setzte er in Gedanken hinzu.

Charly lachte. „Ich weiß ja nicht, was für dich als Überraschung gilt. Für mich ist das alles normal. Komm, hilf mir, den Caddy abzudecken, ich habe Hunger.“

„Darf ich noch kurz …“, begann er scheu.

„Unter die Haube schauen? Klar!“

Charlys Sommer

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