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Jede Stunde – Karat

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Charly parkte den Bus am Sägewerk. Alles war noch still. Sie öffnete die Schiebetür, kramte ein kleines Fläschchen aus dem Handschuhfach, hockte sich in die Türöffnung und lackierte sich die Fußnägel. Dies erledigt, lehnte sie sich an die Rückbank, streckte die Füße nach draußen und genoss die Morgensonne.

Selten hatte sie sich so wohl gefühlt wie jetzt. Ihre Gedanken glitten zurück zur Nacht. ‚So habe ich Sex noch nie erlebt’, dachte sie. ‚Nicht, dass ich viel Erfahrung hätte, aber sonst war es … Sex. Diesmal … eher, was ich mir unter ‚Liebe machen’ vorstellen würde.’ Ein Schauer überlief sie und sie überließ sich der Erinnerung an Christians Hände und seine Stimme, bis sie Schritte hörte.

Der Chef des Sägewerkes kam auf sie zugestapft und begrüßte sie in seiner gewohnt poltrigen Art. „Na, Charly, bist wohl aus dem Bett gefallen?“

„Ich war gar nicht erst drin“, antwortete sie verschmitzt und er zog die Augenbrauen hoch. Sie hielt ihm einen Zettel unter die Nase. „Könnt ihr mir das morgen Nachmittag liefern?“

„Für dich immer“, sagte er und steckte den Zettel ein, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. „Um zwei?“ Er hielt ihr seine schwielige Pranke entgegen.

„Perfekt!“ Charly schlug ein.

***

Als Nächstes fuhr Charly zum Baumarkt, dann heim. Sie ließ die Einkäufe im Bus und bepackte die Monster. Schwang sich auf die kleine Schwarze und fuhr zu ihrem Chef. Die zwei zusätzlichen Urlaubstage waren kein Problem; sie hatte sowieso noch viel zu viel Urlaub übrig. Zu ihrem weiteren Ansinnen sagte ihr Chef zunächst nichts, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, betrachtete sie und überlegte. Charly wartete. Jede verstreichende Minute machte sie zusehends nervöser. Normalerweise war Alois nicht so zurückhaltend und überlegt.

„Nein“, beschied er und ihr Herz sank. „Innerhalb des nächsten Jahres, sagst du?“

Sie nickte. „Wahrscheinlich.“

„Dann mache ich dir einen anderen Vorschlag: Wir ändern jetzt gar nichts, du sagst mit mindestens vier Wochen Vorlauf Bescheid, wir rechnen zunächst alle dann noch übrigen Urlaubstage und Überstunden an und zahlen die restliche Zeit dein übliches Gehalt fort. Anschließend besprechen wir deine Gehaltserhöhung, die längst überfällig ist.“

Charly fehlten die Worte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie kam mit ihrem Geld gut aus. Zusätzliche Wünsche finanzierte sie aus ihren Winterprojekten oder den Gelegenheitsaufgaben für ihre Eltern, die trotz ordnungsgemäßer Anmeldung als Nebenjobs für ein solides Polster gesorgt hatten. Deshalb hatte es sie auch nie gestört, dass sie kaum mehr verdiente als im letzten Lehrjahr. Es war perfekt, und es war ein mehr als großzügiges Angebot. Sie bedankte sich ausführlich und wollte sich verabschieden, als ihr Chef sie noch einmal zurückrief.

„Charly, eine Sache noch.“

„Ja?“, fragte sie, die Hand schon auf der Klinke.

„Hast du schon darüber nachgedacht, wie deine berufliche Laufbahn weitergehen soll?“

Charly ließ die Klinke los und ging zu ihrem Stuhl zurück. „Noch nicht viel, nein. Ich wollte nach dem Meister erst eine Weile arbeiten und hier und da mal Urlaub machen. Das Leben genießen halt. – Weshalb fragen Sie?“

„Nun“, begann ihr Chef bedächtig. „Ich war damals nicht sicher, ob der Beruf für dich das Richtige ist. Als junge Frau auf dem Bau. Aber deine Entschlossenheit hat mich beeindruckt, und von deiner Zielstrebigkeit und Arbeitsweise können sich die jungen Kerls alle was abschauen. So gesehen bist du mein bester ‚Mann’.“

Charly setzte sich wieder. ‚Das höre ich gern’, dachte sie. ‚Wo ist das Aber?’

„Aber du möchtest sicher irgendwann eine Familie haben. Nicht mehr den ganzen Tag bei welchem Wetter auch immer auf fremden Dächern herumhampeln wollen.“ Er formulierte seine Gedanken ungewohnt vorsichtig. „Gibt es etwas, das dich interessiert im Sinne einer Weiterbildung?“

Charly überlegte. ‚Manövriere ich mich ins Abseits, wenn ich jetzt etwas Bestimmtes bekenne, oder will er mir neue Perspektiven eröffnen?’ Sie beschloss, es auf unbeschwerte Art anzugehen. „Also, für die Familie fehlt noch eine klitzekleine Voraussetzung, das dürfte nicht ganz so schnell gehen.“

Er lachte dröhnend.

„Was die beruflichen Perspektiven angeht: Restauration interessiert mich und Bauzeichnerei auch. Wenn es etwas artfremder sein darf, auch Kartographie.“ Sie sah ihn abwartend an. Auf seinem Schreibtisch welkte ein Strauß Sommerblumen vor sich hin, sie fegte mit der Hand die herabgefallenen Blütenblätter auf und ließ sie in den Papierkorb fallen.

„Wie sieht es mit Buchhaltung aus?“

Sie zog eine Schnute. „Das kann ich, in Grundzügen. Aber es wäre eher ein Notnagel.“

Er lachte wieder.

Charly verlor langsam die Geduld. „Alois, worauf wollen Sie hinaus?“

„In absehbarer Zeit brauche ich einen Nachfolger“, antwortete er schlicht.

Charly schluckte.

„Du hast das Zeug dazu. Ich kann dich nach und nach einarbeiten und würde dir auch nach meinem Rückzug aus dem Geschäft als Berater zur Verfügung stehen. Du musst dich nicht jetzt entscheiden, es hat noch Zeit.“

„Ich werde darüber nachdenken.“

Er nickte und sie schüttelten sich die Hände.

Als sie sein Büro verließ, hörte sie das Klappen einer Autotür, erhaschte durch das Flurfenster einen Blick auf den Hof und sah Gereon auf die Tür zusteuern. Rasch huschte sie in ihr persönliches Umkleidekämmerchen und ließ die Tür nur angelehnt. Sie hielt den Atem an und hörte Gereon das Haus betreten. Er klopfte einmal kurz am Büro und trat ein, schloss jedoch nicht die Tür hinter sich. Langsam atmete sie aus und wartete ungeduldig. Ihren Händen entströmte der unverwechselbar modrige Geruch abgeblühter Blumen, aber sie wagte nicht, die Hände zu waschen, um sich nicht zu verraten. Es dauerte zum Glück nicht lange, bis beide Männer den Gang betraten und zur Haustür gingen.

„Wem gehört die schwarze Suzuki?“, hörte sie Gereon fragen.

„Einer Mitarbeiterin.“

„Wo kann ich sie finden?“

„Keine Ahnung. Sie hat Urlaub, stellt aber gelegentlich ihr Fahrzeug hier ab, wenn sie etwas erledigen will. Also müssen Sie entweder warten, bis sie zurückkommt …“

‚Bloß nicht’, dachte Charly halb entsetzt, halb amüsiert.

„… oder sie verraten mir ihren Namen und ihre Adresse“, führte derweil Gereon das Gespräch im Flur fort.

Erneut hielt sie den Atem an.

„Geben Sie mir Ihre Visitenkarte und ich werde ihr ans Herz legen, sich bei Ihnen zu melden.“

Sie hörte Gereon seufzen, dann verabschiedete er sich. Als sie den Porsche starten hörte, atmete sie auf und trat aus ihrem Kämmerchen.

„Vielleicht geht es mit Familie schneller als gedacht – du hast einen Verehrer“, schmunzelte ihr Chef und reichte ihr Gereons Karte.

Sie drehte sie um.

‚Ich möchte Sie treffen. Bitte. G’, las sie.

„Sieht ganz so aus.“

***

Charly fuhr in Schrittgeschwindigkeit auf das Gelände des Reitvereins. Eine junge Frau führte eine Fuchsstute mit auffällig gekrümmter Blesse zum Außenreitplatz, Charly grüßte und parkte ihr Motorrad vor dem Büro. Die Tür war nur angelehnt und sie klopfte. Sie rechnete mit keiner Antwort, aber es ertönte gleich darauf ein kräftiges „Herein“.

Sie trat ein. Der Chef des Reitvereins war etwa im Alter ihres Vaters, ein mittelgroßer, schlanker Mann mit ruhigem Naturell. Sie kannte ihn flüchtig vom Sehen.

„Was kann ich für Sie tun?“ Er legte die Papiere, in denen er geblättert hatte, beiseite, und winkte sie zu einem Sessel der Besuchersitzgruppe.

„Ich möchte ein etwas ungewöhnliches Anliegen besprechen“, begann Charly.

Mit ermutigender Handbewegung setzte er sich ebenfalls.

„Ich habe ein Fohlen und brauche einen Spielkameraden für ihn. Die Mutterstute stammt von einem Schlachttransport, der vor einiger Zeit vom Tierschutzverein unterbrochen wurde.“

„Also noch nicht alt?“

„Anderthalb Wochen. Die Mutter ist schon ziemlich betagt und noch sehr dünn, trotz Zufütterung, und bräuchte ab und an etwas Ruhe vor dem Quälgeist.“

Nachdenklich strich er sich über den grau melierten Drei-Tage-Bart. Er sah müde aus. „Ich dachte schon, Sie seien die Antwort auf ein dringendes Problem, aber der zweite Teil ihrer Erklärung hört sich eher nach weiteren Schwierigkeiten an. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen, was ich meine.“

Sie verließen das Bürogebäude über eine rückwärtige Tür und gingen zu einem der kleineren Nebenställe. In der letzten Box lag ein sehr kleines Fohlen zu einem Oval eingeringelt unter einer Wärmelampe und rührte sich auch bei ihrer Annäherung kaum.

„Der ‚Kleine Prinz’ wurde viel zu früh geboren, die Stute war gestürzt und musste nach der Geburt eingeschläfert werden. Wider Erwarten hat er die ersten Tage überlebt. Im Moment füttern wir ihn mit der Flasche und Ersatzmilch. Wir bräuchten dringend eine Ammenstute, aber bisher hat keine den Kleinen angenommen.“

Charly überlegte. „Ich würde es ja darauf ankommen lassen…“, dachte sie laut.

„Aber?“, soufflierte er.

„In dem Transport war ein Hengst, der ganz eifersüchtig über die Stute und ihr Fohlen wacht. Selbst wenn die Stute willig wäre, bleibt die Frage, wie der Hengst reagiert und ob man bei Schwierigkeiten an den Kleinen wieder herankäme, wenn der Hengst ihn akzeptieren sollte. Vom Transportproblem ganz abgesehen. Das Fohlen und die Stute bekäme ich noch in einen Hänger, aber den Hengst?“, äußerte Charly ihre Bedenken.

„Also müssten wir den Kleinen zu Ihnen bringen?“

„Ich müsste die Koppeln tauschen, dann könnte der Kleine in den Unterstand. Ich bin allerdings über Nacht unterwegs, kann also die Bande nicht beobachten“, überlegte Charly weiter.

Er schmunzelte. „Das kriege ich grade noch geregelt. ‚Versuch macht klug’, heißt es so schön. Dann packen wir den Burschen ein und schauen, was Ihre Stute dazu sagt.“

Er reichte ihr einen Autoschlüssel, trat in die Box und hob das Fohlen auf seine Arme. Sie hielt ihm die Türen auf und er wies auf einen großen Geländewagen. Im Heck des Wagens stand eine weich ausgepolsterte Wanne, in die er das Fohlen vorsichtig hineinsetzte.

„Es ist nicht seine erste Fahrt.“ Er deckte das Fohlen mit einer weiteren Decke zu und klappte einen Gitterdeckel über die Wanne. „Auf geht’s.“

Charly fuhr langsam voraus. Auf ihrem Hof angekommen trugen sie das Fohlen auf die Koppel und stellten es auf die Beine. Sie mussten es stützen, damit es nicht umfiel. Der Hengst kam als Erster heran, um zu erkunden, was auf seiner Koppel vor sich ging, und beschnupperte das Fohlen ausgiebig. Der Kleine wurde etwas lebendiger, wandte sich dem Hengst zu und machte leise, quietschende Geräusche. Der Hengst wandte sich ab und schob die Stute auf das Fohlen zu. Auch sie beschnupperte den Kleinen. Dann wandte sie ihm die Flanke zu. Sie dirigierten das Fohlen zu ihrem Euter und gleich darauf hörten sie schmatzende Geräusche, die auf der anderen Seite Nachahmung fanden. Charly legte die Hand auf den zarten Körper des Fohlens und fühlte, wie dessen Bauch rund wurde. Dann ließ sich der kleine Hengst erschöpft auf den Boden sinken. Die Mutterstute trat daneben und begann das Fohlen abzulecken.

„Das ging ja fast zu einfach“, stellte der Chef des Reitstalles fest. Er hielt ihr die Hand hin. „Bernd.“

„Charly. – Dann bringen wir den Kleinen in den Unterstand. Ich gehe davon aus, dass Phoenix“, sie deutete auf den Schimmel, „die Stute und ihr Fohlen hinter uns herscheuchen wird.“

Er nickte und hob den Kleinen Prinz wieder auf seine Arme, die Mutterstute folgte aus eigenem Antrieb, dann ihr Fohlen, der Hengst bildete das Schlusslicht. Im Gänsemarsch gingen sie durch das alte Törchen bis zum Eingang der alten Koppel. Charly schlüpfte durch den Zaun, schnappte aus dem Unterstand Halfter und Führstricke und hatte binnen kurzem Napoleon, Freddy und die beiden Esel außen am Zaun angebunden. Die kleine Kavalkade marschierte auf die Koppel und Charly schloss aufatmend den Zaun. Sie polsterten gemeinsam ein kuscheliges Strohnest aus und hoben das Fohlen hinein.

„Ich hole die Wärmelampe. Sie sollten derweil außerhalb der Koppel warten, der Hengst ist unberechenbar bis offen aggressiv gegenüber Männern.“

Er wandte sich um und musterte den gleichgültig hinter ihm stehenden Schimmel erstaunt, folgte jedoch ihrem Vorschlag. Sie installierte die Wärmelampe, währenddessen telefonierte er und organisierte die Beobachtung der Pferde. Schließlich brachte sie noch ihre Tiere auf der improvisierten Koppel auf Peters Grundstück unter. Als sie zurückkehrte, lag Pollux neben dem neuen Fohlen. Der Hengst stand eine Armeslänge vor Bernd und schien mit ihm Zwiesprache zu halten.

„Die Überraschungen nehmen kein Ende“, stellte sie fest.

Er antwortete nicht sofort. Erst, als der Hengst seine Aufmerksamkeit von ihm abwandte, sah er Charly an. „Man weiß nie, was Tiere auf einem solchen Transport erlebt haben, oder, wie die Stute, in ihrem langen Leben davor. Wie verhalten sie sich dir gegenüber?“

„Ich lasse sie weitgehend in Ruhe. An die Stute habe ich mich noch nicht herangewagt, außer zum Füttern. Sie ist nicht direkt scheu, eher zurückhaltend, mitunter desinteressiert. Als wolle sie möglichst keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Der Hengst ist mir gegenüber recht aufgeschlossen, wachsam zwar, und schreckhaft, aber nicht aggressiv. Lässt sich auch gerne putzen. Den Männern, die ihn und die anderen Pferde aus dem Transporter geholt haben, hat er jedoch ziemliche Schwierigkeiten bereitet, gebissen und geschlagen. Wie mir berichtet wurde, konnten sie ihn nur zu viert und mit Führstangen handhaben. Von meinem Nachbarn nimmt er Leckerchen, meiner Nachbarin begegnet er in etwa wie mir. Mehr Erfahrungen haben wir noch nicht miteinander, von meinem blauen Auge abgesehen. Aber das war ein Unfall, und ich denke, es tat ihm leid, wenn man das so nennen kann.“ Sie erzählte die Begebenheit.

„Er hat einen starken Beschützerinstinkt und er scheint dir zu vertrauen – oder dich als Teil seiner Herde zu betrachten. Was ich von ihm gesehen habe, weist auf einen umgänglichen Grundcharakter hin, der von dir beschriebenen Aggressivität würde ich schlechte Erfahrungen mit Männern zugrunde legen. Vorsicht im Umgang mit ihm ist sicher angebracht, aber als gefährlich schätze ich ihn nicht ein.“

„Ganz meine Meinung“, bekräftigte eine Stimme hinter ihr und Charly fuhr erschreckt herum. Dr. Schnellenbach reichte ihr entschuldigend die Hand. „Dann will ich das Quartett im Auge behalten“, fuhr er fort und stellte im Schatten des Apfelbaumes einen Klappstuhl auf.

„Quintett“, verbesserte Charly. „Und überlegen Sie sich was, wie ich die Stute ein bisschen aufpäppeln kann, je ein Pfund Gerste und Pellets morgens und abends haben keinen nennenswerten Erfolg gebracht.“ Sie warf einen Blick auf ihr Handy. „Jetzt muss ich mich leider empfehlen.“

***

Eine halbe Stunde später als verabredet betrat Charly die Kletterhalle. Das Mädel an der Rezeption grüßte sie und wies in Richtung des Boulderbereiches. Melli brach ihre Route ab, als sie Charly bemerkte.

„Hi, alles ok? Ich hab mir Sorgen gemacht.“

Sie umarmten sich.

„Bestens“, erwiderte Charly. „Im Gegensatz zu dir.“ Vielsagend berührte sie einen faustgroßen blauen Fleck auf Mellis Unterarm.

„Ich bin beim Klettern abgerutscht.“ Melli wandte sich schnell ab. „Was war los, du bist sonst nicht unpünktlich, und wenn, sagst du Bescheid.“

Es war ein Ablenkungsmanöver, aber Charly nahm es an. Sie wusste aus Erfahrung, dass Melli alle anderslautenden Vermutungen abstreiten würde. Sie ließ sich auf die Matte fallen. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“

„Am Anfang?“, suggerierte Melli spitz.

„Selbst der ist zu kompliziert.“

„Sag mir wenigstens, worum es geht!“ Melli verdrehte die Augen.

„Meine Stute hat zu ihrem eigenen Fohlen noch ein Adoptivkind, mein Chef will mich als Nachfolger haben, ich muss für meinen Dad ein Auto besorgen, meine Mutter hat eines ihrer Mädels vergrault und ich soll den Sommer über einspringen, und ich hab einen Verehrer und einen Liebhaber. Das alles seit heute Morgen“, zählte sie die Ereignisse des Tages auf.

„Verehrer und Liebhaber?“ Mellis Augen wurden rund.

„Nicht ein- und derselbe Mann“, bekannte Charly.

„Der Dunkelhaarige vom Moppedtreff …

„… ist der Liebhaber“, beendete Charly mit einem verträumten Lächeln den Satz.

„Und der Verehrer?“

„Heißt Gereon und fährt einen blauen Porsche.“

„Wer ist der Favorit?“

Charly ließ sich Zeit mit der Antwort. „Keiner … beide …“ Sie zuckte mit den Achseln. Dann gewann ihr übliches schelmisches Selbst die Oberhand. „Frag mich das noch mal, wenn ich die anderen Punkte geklärt hab.“ Charly sprang auf und stieg in ihren Klettergurt. „Welche Routen willst du klettern?“

Charlys Sommer

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