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4 - Cemetery Car
ОглавлениеQuentin und Kim schauten sich überrascht an.
»Schatz, wie war deine Tante, Großtante? Sie schreibt etwas, nun, wie soll ich sagen …? Etwas eigenartig? Irgendwie geheimnisvoll. Findest du nicht auch?«
Quentin starrte wortlos auf den Brief in seiner Hand.
Er stand da, als hätte ihn das schlechte Gewissen in Person ergriffen.
Auch wenn er sich immer noch nicht an Tante Evelyn, wie er sie immer genannt hatte, erinnern konnte, so wusste er doch, dass es seine Mutter war, die nicht gewollt hatte, dass er sie weiterhin besuchen kam. Und so war er, von heute auf morgen, seiner Großtante ferngeblieben. Kurz danach waren seine Eltern in eine andere Stadt, viele Meilen entfernt, gezogen, so dass er von daher schon gar keine Möglichkeit mehr gehabt hatte, sie zu besuchen, selbst, wenn er sich dem Verbot seiner Mutter, hätte, widersetzt haben wollen.
»Nun ja, sie ist alt gewesen. Vielleicht auch einsam«, murmelte er, geistesabwesend.
»Danach, mein Lieber, hört sich das aber, meiner Meinung nach, kein bisschen an. Ich meine, dass sie gerne die Zeit zurückgedreht hätte. Doch darum geht’s gar nicht. Warum, Quentin, schreibt sie so geheimnisumwoben? Gibt es ein Geheimnis? In deiner Familie?«
»Woher soll ich das wissen? Ich weiß auch gar nicht mehr, wie sie war. Ich kann sie selbst in meiner Erinnerung nicht wiederfinden. Nur ihr Name klingt in mir, wie ein Echo wider. Aber auch erst, seit der Brief gekommen ist.«
»So lange hast du sie nicht mehr gesehen?« Ihr Ton klang mitfühlend, aber auch ein wenig traurig.
Vergessen war der Streit um den Leichenwagen.
Die Traurigkeit des Lebens, das Endgültige, die Vergänglichkeit des Daseins, standen im Raum.
Kim fühlte eine Traurigkeit in sich aufkommen, wie sie sie noch nie zuvor verspürt hatte.
»Schatz, wir haben ein Haus geerbt. Unser Umzugsproblem hat sich, dank Tante Evelyn, von jetzt auf nachher gelöst. Was hältst du davon, wenn wir packen und gleich dorthin fahren?«, schlug Quentin, im Anflug von Euphorie, vor.
»Weißt du überhaupt, wo das Haus liegt?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, zu lange her.« Nachdenklich sah er zu ihr herüber. »Aber der Anwalt meiner Großtante wird es wissen. Wir müssen sowieso nochmals bei ihm vorbei, denn ich muss dort einige Schriftstücke unterschreiben. Die übliche Bürokratie, eben.«
»Klar, du tust gerade so, als würdest du solche Dinge jeden Tag machen.« Kim umarmte ihn. Vorbei war ihre ablehnende Haltung, vergessen ihre Starrhalsigkeit des vergangenen Abends.
Vergessen, für den Augenblick, der verhasste Leichenwagen.
Derzeit zählte nur die Möglichkeit, dass sich ihr Umzugsproblem, mit etwas Glück, von einer Sekunde zur anderen, gelöst hatte.
Eine Stunde später machten sie sich auf den Weg und fuhren zum Anwalt von Quentins verstorbener Großtante.
Bevor Kim jedoch in den Leichenwagen einstieg, nahm sie ihr billigstes Parfüm und sprühte damit den Innenraum des Wagens aus. »Dass der Geruch von Cemetery Car auch ganz und gar verschwindet«, sagte sie, und ihre Augen lachten ein ganz klein wenig mit ihren Worten mit.
»Cemetery Car?«, wunderte sich Quentin. Gab sie dem alten Leichenwagen, den sie doch so sehr ablehnte, tatsächlich einen Namen?
»Na ja, hört sich doch vielsagender und nicht gar so grausig, wie Leichen- oder Friedhofswagen an. Oder etwa nicht?«