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7 - Salbei

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Es klingelte erneut.

Kim und Quentin sahen eine Frau vor der Tür stehen.

Die kleine Nachtleuchte neben der Eingangstür erhellte ihre Gestalt nur schwach, so dass es aussah, als würden viele Schatten über ihr Gesicht huschen. Sie machte einen verängstigten Eindruck. Erneut wanderte ihre Hand zur Klingel.

»Es ist nur eine Frau, und weit und breit sonst niemand zu sehen. Lass uns aufmachen. Wer weiß, vielleicht hatte sie ja eine Panne mit ihrem Wagen und braucht Hilfe«, flüsterte Kim und schlich zurück zur Tür. Quentin kam ihr zuvor und zog mit einem schnellen Ruck die Tür auf.

Die Frau davor erschrak. Doch bereits im nächsten Augenblick hatte sie sich wieder gefangen und stieß erleichtert aus: »Dem Fürsten sei Dank, Sie sind da. Was bin ich froh, Sie zu sehen!«

»Kennen wir uns?« Quentin erinnerte sich nicht, der Frau jemals zuvor begegnet zu sein.

»Wie? Nein, ich glaube nicht. Aber ich passe derzeit auf Ihren, nun ja, wohl mehr Evelyns Salbei auf. Aber jetzt, da Sie da sind, jetzt gehört er Ihnen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich froh, dass ich ihn endlich wieder los werde.«

Kims Blick wanderte verwundert von der Frau zu Quentin. »Was ist so schwer daran, auf einen Salbei aufzupassen, und weshalb ist sie froh, dass sie ihn jetzt endlich wieder los wird?«, flüsterte Kim Quentin zu.

»Sie müssen wissen, meine Mutter, sie war es, die Evelyn li Nola versprochen hatte, auf ihn solange aufzupassen, bis Sie hier sein würden, um sich dann selbst Salbei anzunehmen. Aber, ganz plötzlich …« Sie schwieg, wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel, und sprach leise schluchzend weiter: »Sie ist gestorben. Eine Nacht, nachdem Ihre Tante …«

»Großtante.«

»Wie bitte? Großtante? Ach ja. Nachdem Ihre Großtante verstorben war, eine Nacht danach, ist auch meine Mutter gestorben. Als ich sie gefunden habe, war ihr Zimmer von Lavendelduft durchzogen. So sehr, so intensiv riechend, dass mir schon fast übel wurde. Sie wissen, wer immer nach Lavendel gerochen hat?« Die Frau machte einen Schritt zurück, fast, als hätte sie plötzlich Furcht vor ihrer eigenen Courage bekommen.

»Wollen Sie nicht zuerst einmal ins Haus kommen? Der Abend hat es doch sehr frisch werden lassen«, schlug Quentin der Unbekannten vor, und machte einen Schritt zur Seite, um sie einzulassen.

»Nein, danke, zuerst muss ich Salbei holen. Was bin ich froh, ihn endlich los zu werden.«

»Na ja, so schwer kann es doch auch nicht sein, einen Salbei zu pflegen. Wenn er Ihnen tatsächlich eingegangen wäre, glauben Sie allen Ernstes, dass ich es bemerkt hätte, wenn Sie ihn gegen einen anderen ausgetauscht hätten? Außerdem würze ich nicht mit Salbei. Und das ganze Getue um diese Pflanze hat wohl eher damit zu tun, dass meine Großtante einen Narren an ihr gefressen haben muss. Mir ist es, ehrlich gesagt, ganz gleichgültig, ob Sie den Salbei durchbekommen haben oder auch nicht.«

Die junge Frau sah Quentin an, als wäre er verrückt geworden. Ihre Augen leuchteten etwas wirr, und sie stammelte: »Sie haben keine Ahnung, nicht wahr? Sie wissen noch nicht einmal, wer Salbei ist.« Sie verfiel in irriges Gekicher.

»Was Salbei ist«, korrigierte Quentin die junge Frau. »Salbei ist eine Pflanze, sächlich, deswegen ein Was, würde ich meinen.«

»Dann meinen Sie mal nicht zu früh ... Ich gehe und hole Salbei. In einer Stunde bin ich wieder zurück. Bitte, bleiben Sie bis dahin wach. Danach, wenn Sie es dann immer noch wollen, erzähle ich Ihnen gerne etwas über Ihre Großtante, ihre besonderen Vorlieben … Und erkläre Ihnen, welche Rolle Salbei im Leben Ihrer Großtante, und auch in dem meiner Mutter, eingenommen hat.« Sie drehte sich um und wollte weglaufen, als Kim ihr nachrief: »Halt, warten Sie, wir fahren Sie mit unserem Wagen zurück!«

»Mit ‘nem Leichenwagen? Nein danke.« Ihre Augen lagen auf Quentin. »Man merkt schon, dass Sie der Großneffe Ihrer Tante sind. Sie haben die gleichen absonderlichen Vorlieben für gewisse Dinge …«, antwortete sie und verließ das Grundstück Silentsend so schnell, dass Kim schon annahm, die Frau fürchtete, im Dunkeln auf Geister zu treffen.

Quentin schloss die Tür.

»Wunderlich, hm? Ob in dieser Gegend alle so sind? Will ich mal nicht hoffen.« Mit einem jungenhaften Grinsen sah er seine Verlobte an.

Kim zuckte mit den Schultern.

Sie gingen in die Küche. Zusammen räumten sie ihren Einkauf aus dem Korb, den sie unterwegs noch schnell eingekauft hatten.

Während Quentin den Herd anfeuerte, zerschlug Kim Eier über einer alten braunen Keramikschüssel. Nachdem die zerquirlten Eier gewürzt waren, buk sie den Eierteig in einer Pfanne.

Als sie mit dem Essen fertig waren, klingelte es wieder an der Tür und die fremde Frau stand erneut vor dieser.

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