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Kriege für das Empire

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Ambivalenter Natur scheinen auch die Folgen gewesen zu sein, die sich aus der Beteiligung der Siedler an militärischen Unternehmungen der englischenGroßbritannien KroneGroßbritannien ergaben. Diese Praxis begann bereits im Pfälzischen Krieg von 1689–1697, mit dem das englisch-französische Ringen um die Vorherrschaft eröffnet wurde und der in Nordamerika als King William’s WarPfälzischer Erbfolgekrieg (King William’s War) seinen Widerhall fand. Sie setzte sich im Spanischen Erbfolgekrieg von 1701 bis 1713 (Queen Anne’s WarSpanienSpanischer Erbfolgekrieg (Queen Anne’s War)) fort und erreichte einen ersten Höhepunkt während des Österreichischen Erbfolgekrieges von 1740 bis 1748 (King George’s War). Stets unterstützten koloniale Milizen die regulären britischenGroßbritannien Truppen im Kampf gegen Franzosen, Spanier und Indianer, und in der KaribikKaribik beteiligten sich amerikanische Freibeuter (privateers) am Kaperkrieg der Seemächte. Wenig deutet aber darauf hin, dass sich aus diesen Aktivitäten ein eigenständiges amerikanisches Bewusstsein, eine vom Mutterland separate Identität ergeben hätte. Zunächst scheinen sie eher das emotionale Band zur KroneGroßbritannien und zum jeweiligen englischenGroßbritannien König als dem „obersten Kriegsherrn“ noch gefestigt zu haben. Als 1752 bewaffnete Zusammenstöße im OhioOhio-Tal eine neue Runde des Hegemonialkampfes ankündigten, versuchte FranklinFranklin, Benjamin vergeblich, die Kolonien mit seinem Albany Plan of UnionAlbany Plan of Union (1754) von 1754 auf eine gemeinsame Sicherheitspolitik zu verpflichten. In dem Krieg, der wenig später ausbrach, war die Loyalität der einzelnen Kolonien und ihrer Milizen zur KroneGroßbritannien niemals gefährdet, und 1760 feierten die Siedler fast überschwänglich die Thronbesteigung ihres neuen, jugendlichen Königs George III. Dennoch wurde dieser Siebenjährige KriegFrankreichSiebenjähriger KriegSiebenjähriger Krieg (French and Indian War), der in den Kolonien wieder einen eigenen Namen erhielt (French and Indian War), in vieler Hinsicht zum Auslöser der amerikanischen Unabhängigkeit.

Im Juli 1754 erlebte der 22-jährige Major George WashingtonWashington, George an der Spitze der virginischen Miliz bei Fort DuquesneFort Duquesne, im Gebiet des heutigen PittsburghPittsburgh, seine Feuertaufe. Ein Jahr später erlitt er an der Seite eines englischenGroßbritannien Generals in derselben Gegend eine schwere Niederlage gegen die Franzosen, die den Krieg letztlich auslöste. In Europa begannen die Feindseligkeiten 1756 mit dem renversement des alliances, bei dem Engländer und FranzosenFrankreichKolonien ihre traditionellen Verbündeten „austauschten“. Frankreich wandte sich von PreußenPreußen ab und sagte ÖsterreichÖsterreich seine Unterstützung bei der Rückeroberung Schlesiens zu, während EnglandGroßbritannien Habsburg fallen ließ und sich hinter den ehemaligen Gegner Preußen stellte, um eine französische Hegemonie auf dem Kontinent zu verhindern. Das Hauptinteresse des führenden englischenGroßbritannien Ministers William PittPitt, William galt aber nicht Preußen, sondern es ging ihm in erster Linie darum, französische Kräfte in Europa zu binden, um die alte Rivalität in Übersee zu Gunsten des eigenen Landes zu entscheiden. Alle Gebiete, in denen die Einflusssphären der beiden Mächte zusammenstießen, wurden deshalb zu Kriegsschauplätzen: Nordamerika, die KaribikKaribik, WestafrikaAfrika, IndienIndien und – als SpanienSpanienKolonien unklugerweise 1761 noch an der Seite Frankreichs in den Krieg eintrat – auch die PhilippinenPhilippinen. Nach französischen Anfangserfolgen konnten die Engländer dank besserer Planung und Logistik überall zum Gegenangriff übergehen und entscheidende Siege erringen. Nirgends war das deutlicher zu erkennen als in Nordamerika, wo die Franzosen im 17. Jahrhundert ein KolonialreichKanadaFranzösische Besiedlung (La Nouvelle France und LouisianaLouisiana) geschaffen hatten, das sich – zumindest was die Rechtsansprüche betraf – von KanadaKanada bis zur Mündung des MississippiMississippi (Fluss) erstreckte.

Entscheidend für den Kriegsausgang war im September 1759 die Eroberung der stark befestigten Stadt QuebecQuebec durch den englischenGroßbritannien General James WolfeWolfe, James, der eine 10.000 Mann starke Armee von NeuschottlandNeuschottland herangeführt hatte (und der in dem Kampf ebenso fiel wie sein französischer Gegner Marquis de MontcalmMontcalm, Louis Joseph, Marquis de). Im nächsten Frühjahr marschierten BritenGroßbritannien und amerikanische Kolonisten von Norden und SüdenSüden auf MontrealMontreal und zwangen den französischen Gouverneur zur Übergabe Neu-Frankreichs. Im Frieden von ParisFrieden von Paris (1763) 1763 erhielt EnglandGroßbritannien ganz KanadaKanada sowie sämtliche Gebiete östlich des MississippiMississippi (Fluss) mit Ausnahme der Stadt New OrleansNew Orleans. Im Süden musste SpanienSpanienKolonien FloridaFlorida im Austausch für KubaKuba abtreten, das die Engländer 1762 erobert hatten. Als Entschädigung überließen die Franzosen den Spaniern New Orleans und das Land westlich des MississippiMississippi (Fluss), das sie ihnen als Preis für den Kriegseintritt versprochen hatten. Fortan verwalteten die SpanierSpanienKolonien das gesamte Gebiet unter dem Namen LouisianaLouisiana von New Orleans aus. Damit war die Existenz des französischen Kolonialreiches in Nordamerika beendet.

Die Engländer feierten einen der größten Triumphe ihrer Geschichte, doch gerade der Kriegsausgang in Nordamerika sollte sich rasch als eine Art Pyrrhus-Sieg erweisen. Zum einen brachte er latente Animositäten und emotionale Gegensätze an die Oberfläche, die sich zwischen den Menschen im Mutterland und in den Kolonien aufgebaut hatten. Während die englischenGroßbritannien Offiziere und Beamten klagten, dass ihnen die Siedler nicht den gebührenden Respekt entgegenbrächten und dass es ihnen an Bildung und Manieren mangele, fühlten sich die Amerikaner herablassend und als Menschen zweiter Klasse behandelt. Das traf sie umso härter, als sie in den vergangenen Jahrzehnten – unter dem Einfluss der europäischen AufklärungsliteraturAufklärung – das positive „Selbstimage“ eines einfachen, rustikalen, unverdorbenen Volkes entwickelt hatten. Sie rechneten sich die „typischen“ kolonialen Tugenden zu: kraftvoll, energisch und unverbildet; streitbar, aber freiheitsliebend; wohlhabend, aber unberührt von Luxussucht. Gleichzeitig stärkte die Beteiligung an den erfolgreichen Feldzügen ihr Selbstbewusstsein und ihre Überzeugung, nach der Beseitigung der „französischenFrankreichKolonien Gefahr“ für die eigene Sicherheit sorgen und ein American Empire im WestenWesten aufbauen zu können.


Karte 2: Die 13 Kolonien bis 1763

Das Gefühl der Entfremdung wurde durch den Versuch William PittsPitt, William, seine Vision eines rational organisierten und zentral gelenkten Empire zu verwirklichen, noch gesteigert. Seine straffe Empire-Politik war darauf ausgerichtet, alten, nur noch halbherzig befolgten merkantilistischen Regulierungen wieder die gebührende Geltung zu verschaffen. Insbesondere sein Bemühen, den schwungvollen Handel der Kolonien mit den französischenFrankreichKolonien KaribikinselnKaribik als Schmuggel und „Verrat“ zu unterbinden, gefährdete die wirtschaftliche Existenz so manches amerikanischen Kaufmannes. Der Premierminister wurde zwar 1761, noch vor dem Friedensschluss, vom König entlassen, weil er die Staatsverschuldung durch seine Kriegsausgaben fast verdoppelt und auf die unerhörte Höhe von 133 Millionen Pfund Sterling getrieben hatte. Mit dieser Schuldenlast hinterließ er allerdings ein Erbe, das, wie sich bald zeigen sollte, die größte Sprengkraft für die Empire-Beziehungen barg. Um nämlich die finanzielle Belastung der unruhigen englischenGroßbritannien Bevölkerung in Grenzen zu halten – allein für Zinsen mussten jährlich 5 Millionen Pfund aufgebracht werden, für die Truppen auf den KaribikinselnKaribik und in den Festlandskolonien 200.000 Pfund –, suchten George III.George III. und seine Berater nach neuen Einnahmequellen. Amerika bot sich an, denn man hatte, so wurde am Hof und im Parlament argumentiert, den Krieg doch nicht zuletzt zum Schutz der Siedler geführt, die ohnehin viel weniger Steuern zahlten als die Bürger im Mutterland. Von diesem Entschluss nahm die „imperiale Debatte“ über Besteuerung, Repräsentation und Souveränität ihren Ausgang, die innerhalb weniger Jahre die Bindungen löste, die über mehr als ein Jahrhundert entstanden waren.

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