Читать книгу Geschichte der USA - Anke Ortlepp - Страница 8

Der SüdenSüden

Оглавление

Die Gründung JamestownsJamestown war das Werk von Kaufleuten und adligen Investoren, die, in der Londoner Virginia Company zusammengeschlossen, 1606 eine königliche Charter erwirkt hatten. Bei der Planung des Unternehmens spielten Hoffnungen auf Goldfunde, rasche Profite und die Errichtung einer idealen Feudalgesellschaft eine wichtige Rolle. Stattdessen entstand in den feucht-warmen, fruchtbaren Küstenstrichen von Virginia und MarylandMaryland – einem Teil des Charter-Gebiets, das nach dem Rückzug der Virginia CompanyVirginia Company 1632 von der KroneGroßbritannien als Lehen an den katholischen Lord BaltimoreBaltimore, George Calvert Earl of vergeben wurde – eine profitable, auf den Export von Tabak spezialisierte Plantagenwirtschaft. Die meisten Landbesitzer lebten auf ihren Pflanzungen (plantations), die im Schnitt 500 acres (200 Hektar) groß waren. Den Mangel an Arbeitskräften behoben sie durch den Import von indentured servantsindentured servants aus Europa und dann, als diese Quelle gegen Ende des 17. Jahrhunderts wegen der günstigen Wirtschaftsentwicklung in England zu versiegen begann, zunehmend durch den Kauf von Sklaven aus AfrikaAfrika und der KaribikKaribik. Für die Vermarktung ihres Hauptprodukts Tabak blieben die Pflanzer der ChesapeakeChesapeake-Region weitgehend auf englische und schottische Kaufleute angewiesen.

Einige Jahrzehnte später als an der ChesapeakeChesapeake Bay begann die Kolonialentwicklung in den südlich anschließenden Gebieten, für die acht englische Handelspartner 1663 von Charles II.Charles II. eine Charter erwarben. Diese zu Ehren des Königs „Carolina“ genannte Kolonie wurde 1691 (formell 1712) in North CarolinaNorth Carolina und South CarolinaSouth Carolina aufgeteilt. Während in North Carolina kleine und mittlere Farmen und Pflanzungen überwogen, dominierten in South Carolina die von Sklaven bewirtschafteten großen Reisplantagen, und das günstig gelegene CharlestonCharleston, South Carolina stieg zum wichtigsten Ausfuhrhafen auf. Noch später, erst 1732, kam die Kolonie GeorgiaGeorgia (nach König George II.George II. benannt) hinzu, die als militärischer Puffer gegen das spanische FloridaFlorida gedacht war, deren Einwohner aber rasch auch in anhaltende Feindseligkeiten mit den CherokeeCherokee- und CreekCreek-IndianernNative AmericansKolonialzeit verwickelt wurden.

Politisch und gesellschaftlich gaben im SüdenSüden die Plantagenbesitzer den Ton an. Auf Grund der relativ geringen Lebenserwartung in dem ungesunden Klima verloren die Kinder häufig schon früh einen Elternteil oder sogar beide Eltern. Da sich in solchen Fällen in der Regel die weitere Familie ihrer annahm, erlangten Verwandtschaftsbeziehungen und Sippenloyalitäten eine immer wichtigere Bedeutung. Aus ihnen erwuchs die so genannte VirginiaVirginia AristocracyVirginia Aristocracy, eine durch Blutsbande und wirtschaftlicheWirtschaft Interessen eng verknüpfte Eliteschicht, die sich auch mittels guter Bildung, kultivierter Lebensart und Sinn für elegante Vergnügungen wie Pferderennen, Jagdgesellschaften und Bälle von der übrigen weißen Bevölkerung abhob. Trotz erheblicher Besitzunterschiede hielten sich die sozialen Spannungen aber in Grenzen, weil die Farmer, Handwerker und Händler ganz im Sinne einer traditionellen StändegesellschaftGesellschaftStändegesellschaft die Pflanzer als sozial Höhergestellte anerkannten und ihnen mit Respekt und ehrerbietiger Fügsamkeit (deference) begegneten. Die Pflanzerelite wiederum nahm ihre Verantwortung für das Gesamtwohl ernst (abgesehen von der im gesamten Süden unterentwickelten SchulbildungBildungswesen) und bemühte sich, die Führungs- und Leitbildfunktion zu erfüllen, die ihr im Rahmen dieser patriarchalischen deferential society zukam. Außerdem wirkte die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) der Entstehung einer potenziell gefährlichen Schicht besitzloser weißer EinwandererEinwanderungKolonialzeit entgegen.

WirtschaftlichWirtschaft geriet die Virginia AristocracyVirginia Aristocracy im Verlauf des 18. Jahrhunderts allerdings unter Druck, denn die Notwendigkeit, alle größeren Investitionen (und teilweise auch den anspruchsvollen Lebensstil) mit Hilfe von Krediten aus EnglandGroßbritannien zu finanzieren, trieb viele Familien in chronische Verschuldung. Die Auslaugung der Böden durch den Tabakanbau zwang zur ständigen Erweiterung der Anbaufläche oder zum Kauf neuer Plantagen, und sie verführte gelegentlich auch zu riskanten Landspekulationen in den westlichen Gebieten. In MarylandMaryland und Teilen VirginiasVirginia fanden viele Farmer und Pflanzer im Getreideanbau eine günstige Alternative, was allmählich den gesamten Charakter der ChesapeakeChesapeake-Region mit ihrer aufstrebenden Hafenstadt BaltimoreBaltimore veränderte. Gegen Ende der Kolonialzeit unterschied man deshalb schon einen Upper SouthUpper South (Maryland, Virginia, DelawareDelaware), in dem die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) relativ an Bedeutung verlor, von dem Lower SouthLower South (s.a. Süden) (die Carolinas und GeorgiaGeorgia), der strukturell eher den karibischen Sklavenkolonien ähnelte. In ethnischer Hinsicht stellten die Engländer den größten Bevölkerungsanteil, gefolgt von den AfrikanernAfroamerikanerKolonialzeit, die nicht nur in den Küstenebenen, sondern – in geringerer Zahl – auch auf Farmen des Hinterlands arbeiteten. Dort siedelten vor allem SchottenEinwanderungEthnienSchotten, deren Vorfahren das nördliche Irland kolonisiert hatten (und die deshalb Scots-Irish genannt wurden), sowie DeutscheEinwanderungEthnienDeutsche, die, zumeist aus PennsylvaniaPennsylvania kommend, durch das ShenandoahShenandoah River-Tal nach Süden vordrangen. Das religiöse Leben wurde eindeutig von der Anglikanischen KircheAnglikanische Kirche bestimmt, der englischenGroßbritannien Staatskirche (Church of EnglandGroßbritannien), die in den südlichen Kolonien als einzige offizielle Kirche anerkannt war. Die meisten Iro-SchottenIro-Schotten waren PresbyterianerPresbyterianer, die Deutschen entweder LutheranerLutheraner oder ReformierteReformierte (wie die Mährischen BrüderMährische Brüder, die sich unter anderem in Salem, North CarolinaNorth Carolina, niederließen), doch dies blieben – zusammen mit den KatholikenKatholiken in Maryland – eher Einsprengsel in einer gemäßigt konservativen anglikanischen Kultur. Das Monopol und die Steuerprivilegien der Anglikanischen KircheAnglikanische Kirche gerieten erst im 18. Jahrhundert ins Wanken, als sich mit den MethodistenMethodisten und BaptistenBaptisten neue, dynamische Glaubensgemeinschaften bildeten, die vor allem im einfachen Volk Anhänger fanden und an einigen Orten sogar Sklaven aufnahmen. Gemeinsam wehrten sich die Siedler gegen die Einsetzung eines anglikanischen Bischofs, die ihre religiöse und politische Autonomie von EnglandGroßbritannien gefährdet hätte. Diese Frage blieb bis in die Revolution hinein ein offener Streitpunkt.

Am Vorabend der Revolution lebten einschließlich der Sklaven gut 50 Prozent der BevölkerungBevölkerungsentwicklung der Festlandskolonien im SüdenSüden. Städte und selbst größere Ortschaften blieben in der Plantagen- und Farmwirtschaft eine Seltenheit. Aufs Ganze gesehen bot die Region eine erstaunliche Mischung aus patriarchalischer Gentry-Kultur und profitorientierter Sklavenhaltergesellschaft. Die wirtschaftliche Monokultur, der Anbau der staple crops Tabak, Reis und Indigo, band die Kolonien fest an das Mutterland und die europäischen Märkte. Trotz dieser Abhängigkeit wuchs aber das Selbstbewusstsein der Pflanzerelite, die sich im Laufe der Zeit eher noch fester zusammenschloss und gegen ehrgeizige Aufsteiger abzuschirmen suchte.

Geschichte der USA

Подняться наверх