Читать книгу Café au lait - Anna Dubiel - Страница 12
9 – Wut
ОглавлениеNachdem ich das Café geschlossen und die Abrechnungen gemacht habe, fahre ich zu meiner Mutter nach Hause. Schließlich habe ich ihr versprochen, zu erzählen, was mit Ethan passiert ist. Erst wollte ich nicht, als ich jedoch etwas darüber nachgedacht habe, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es gar keine so dumme Idee ist, ihr alles zu erzählen. Meine Mum hat immer die besten Ratschläge, vielleicht weiß sie, wie ich mit meiner Angst, Mark zu hintergehen, umgehen, womöglich sogar besiegen kann.
Ethan hat sich den ganzen Tag nicht im Café blicken lassen, was mich einerseits beruhigt, andererseits aber auch traurig macht. Dieses Gefühlschaos macht mich wahnsinnig. Auf der einen Seite bin ich traurig, wenn ich ihn nicht sehe, auf der anderen bin ich froh, dass er nicht kommt? Wieso ist das Ganze dermaßen kompliziert? Verdammt Mark, wieso musstest du mir das antun? Hättest du nicht einfach weiterkämpfen können? Das wäre für alle Beteiligten besser gewesen. Aber dann hätte ich diesen wunderschönen schwarzhaarigen Mann, der mich Dinge fühlen lässt, von denen ich nicht mal wusste, dass sie existieren, nicht kennengelernt. Mein Gott, wie bin ich denn zu diesen Gedanken gekommen? Wenn Mark noch hier wäre und ich Ethan getroffen hätte, würde es mir dann genauso wie jetzt gehen? Würde ich mich von diesem Mann ebenfalls so angezogen fühlen? Wieso muss das Leben immer so kompliziert sein?
Mit diesem inneren Konflikt parke ich vor dem Haus meiner Familie, steige aus und schlendere zur Tür. Mit dem Schlüssel, den ich noch aus meiner Jugend besitze, öffne ich die Türe und trete hinein.
»Ich bin da, Mum«, rufe ich und ziehe meine Jacke zusammen mit meinen Schuhen aus. Ich stelle die Schuhe ordentlich in das Regal und hänge die Jacke ebenfalls ordentlich an den Haken.
»Ich bin in der Küche«, höre ich sie rufen und folge ihrer Stimme in die Küche.
»Und? Wie lief dein Tag noch?«, fragt sie, nachdem ich sie begrüßt habe.
»Ja, ganz gut. Ich habe wieder klasse Einnahmen gemacht. Das passt sich gut, weil ich den Lieferanten gestern bezahlen musste. Jetzt ist es wieder gut ausgeglichen. Bis jetzt läuft es besser als gedacht und ich muss erstmal nicht an Dads Sparkonto ran«, erkläre ich ihr. Mittlerweile habe ich mich an den Küchentisch gesetzt, den sie bereits gedeckt hat.
»Das ist doch fantastisch«, erwidert sie lächelnd, während sie den Topf voll Suppe auf den Tisch stellt. Sie schöpft mir zwei große Kellen auf meinen Teller und ich fange gierig an, zu essen.
»So, jetzt erzähl. Was ist mit diesem Typen?«, fragt sie neugierig, fängt ebenfalls an zu essen.
»Sein Name ist Ethan, Mum«, beginne ich und erzähle ihr von dem Ereignis gestern Abend. Sie hört mir aufmerksam zu, isst nebenbei ihre Suppe.
»Wie lieb von ihm, dass er über Nacht bleibt, um auf dich aufzupassen«, meint sie lächelnd.
»Ja schon. Ich bereue es auch sehr, dass ich so unfreundlich reagiert habe. Er hat es nur lieb gemeint«, nuschele ich.
»Und er hat dir wirklich gesagt, er möchte dich näher kennenlernen?« Ich nicke lächelnd.
»Wie stehst du dazu? Hast du mit Mark gesprochen?«, fragt sie weiter, worauf ich seufze.
»Bevor Ethan gestern Abend kam, habe ich kurz mit ihm gesprochen. Weißt du Mum, Ethan hat mich heute Morgen geküsst. Es war.. so unglaublich schön. Dieser Kuss hat etwas Unbeschreibliches in mir ausgelöst, ich habe mich wohl und vollkommen gefühlt. Aber auf einmal habe ich diese Gefühle mit Mark verglichen und ich habe den Kuss abgebrochen. Mum, er schleicht sich immer wieder in meine Gedanken und in mein Herz. Ich will mit der Sache abschließen und mein Leben weiterleben, aber.. aber ich kann es nicht«, beichte ich ihr und spüre, wie die Tränen wieder in meine Augen steigen.
»Ich weiß, wovon du sprichst, mein Schatz. Als dein Vater starb, ging es mir ähnlich, glaub mir. Ich weiß, dass ich nicht das Bedürfnis habe, jemand Neues kennenzulernen, aber du bist noch jung, Malia. Vielleicht hilft es dir, wenn du Ethan Mark vorstellst. Dann kannst du Mark zeigen, was für ein toller Kerl Ethan ist und dein Gewissen ist vielleicht etwas beruhigter«, schlägt sie sanft lächelnd vor.
»Aber was passiert, wenn sich die Sache wiederholt? Wenn Ethans und meine Beziehung genauso endet wie die von Mark und mir? Das ist das, wovor ich am meisten Angst habe, Mum. Noch einmal schaffe ich das nicht«, erkläre ich schniefend und stemme den Kopf in meine Hände.
»Nicht jeder empfindet so wie Mark, Schatz. Es wird sich nicht wiederholen. Vielleicht erzählst du Ethan einfach von deinen Sorgen und von Mark«, meint sie und streicht mir dabei sanft über den Oberarm.
»Will ich aber irgendwie nicht. Ich weiß nicht, warum, aber ich will kein Mitleid von ihm oder, dass er denkt, ich wäre bekloppt«, antworte ich seufzend.
»Dann kann ich dir auch nicht helfen. Ich habe dir jetzt mehrere Möglichkeiten vorgeschlagen. Rede mit Mark, dann wird alles gut. Vertrau mir, Malia. Er wollte, dass es dir gut geht und das tut es offensichtlich nicht. Wage einen Schritt und lerne diesen Ethan näher kennen, vielleicht passt ihr auch gar nicht zusammen. Man weiß vorher nie, was passieren wird.«
»Okay. Ich spreche mit Mark«, sage ich überzeugt und entschlossen.
»Schön mein Schatz. Gönne dir etwas Glück.«
Wir unterhalten uns noch etwas länger, bis ich gegen neun Uhr abends nach Hause fahre, mit jedoch einem kleinen Umweg über einen bestimmten Platz. Meine Mutter hat mir vorher noch einen Blumenstrauß mitgegeben, den ich an seinem Platz sanft auf den Boden lege.
»Hey mein Schatz. Wie geht es dir? Ich hoffe doch, du hast es dort besser als hier, ja? Gestern Abend habe ich dir doch von einem Ethan erzählt, erinnerst du dich? Er ist ein toller Kerl, wirklich. Ich habe dich gestern unfassbar doll vermisst, da ist er zu mir gekommen und war einfach bei mir. Die ganze Nacht, weil er Angst hatte, ich würde noch einmal so eine Heulattacke bekommen. Er hat extra auf dem Boden geschlafen, damit ich nicht denke, er würde die Situation ausnutzen. Aufmerksam, oder?
Seit ich Ethan vor ein paar Tagen kennengelernt habe, habe ich wieder vermehrt diese Heulkrämpfe oder Attacken, wie Mum sie nennt. Es ist wie verhext. Als ich keinen weiteren Mann in meinem Leben hatte, ging es mir gut und ich konnte mit deiner Entscheidung einigermaßen gut leben, beziehungsweise habe ich mich damit abgefunden. Ich kann es sowieso nicht ändern. Doch als Ethan in mein Leben kam, wie verrückt sich das doch anhört, ich kenne ihn nicht mal eine Woche. Auf jeden Fall, seit ich ihn kennengelernt habe, kommt es mir so vor, als wärst du wieder präsenter in meinem Leben, auch, wenn das gar nicht möglich ist.
Mark, ich will dich loslassen können, so wie du mich losgelassen hast, verdammt! Wie kann es sein, dass es für dich so einfach war? Wie kann es sein, dass du einfach so loslassen konntest und ich es nach vier Jahren anscheinend immer noch nicht kann? Du hast mein Leben zerstört, Mark. Mit dieser Tat hast es ganz einfach kaputt gemacht, in zwei Teile gerissen, als wäre es ein Blatt«, weine ich und fange zum Ende beinahe an zuschreien. Je mehr ich diese Worte ausspreche, desto mehr wächst meine Wut auf den Mann, den ich einst geliebt habe und für den ich immer noch Gefühle hege. Gott, ich bin so sauer!
»Ethan ist ein toller Kerl! Vielleicht sogar besser als du es jemals warst, also mach mir das mit ihm nicht kaputt und gönne mir mein Glück! Du hast mich schließlich aufgegeben und eiskalt verlassen! Lass mich endlich glücklich werden!«, schreie ich in den Nachthimmel und die Tränen rennen über meine Wangen, aber ich weine nicht vor Trauer, sondern vor Wut.
Und diese Worte haben gerade dermaßen gut getan. Es geht mir viel besser, sodass ich wieder aufstehe und zurück zu meinem Auto gehe.
Was ist das gerade gewesen? So habe ich noch nie mit Mark gesprochen. Es hat mir auf jeden Fall geholfen, denn es geht mir gut, sehr gut sogar.
Zu Hause schnappe ich mir mein Handy und gehe auf den Chat zwischen mir und Ethan.
Hey Ethan, wie geht es dir? Steht das Essen gehen am Samstag denn noch? M. , schreibe ich.
Hey Malia, mir geht es gut. Jetzt sogar sehr gut und dir? Geht es dir besser? Natürlich steht das noch. Ich sagte bereits, dass ich dich kennenlernen möchte, da ist so ein Essen doch die beste Möglichkeit dafür. Außer du möchtest nicht mehr. E.
Es geht mir besser, ja, danke übrigens fürs Hierbleiben heute Nacht. Und tut mir leid, dass ich heute Morgen so überreagiert habe.. Und ich möchte natürlich noch Essen gehen. :)
Das freut mich sehr. :) Habe ich doch gerne gemacht, kein Grund, sich zu bedanken.
Okay. :) Kommst du morgen wieder ins Café? Der beste Kaffee der Welt wartet auf dich. ;)
Na, wenn er auf mich wartet, kann ich nichts anderes, als gleich um 10.00 Uhr zu kommen.
Freue mich schon. :)
Dito. :)
Mit einem dicken Grinsen auf den Lippen mache ich mich fertig fürs Bett und lege Marks Shirt von gestern wieder zurück in die Kiste.
Im Moment bin ich sauer auf dich, ich brauche dich nicht, Mark.