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11 – wundervoller Abend

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Unzufrieden stehe ich vor dem großen Wandspiegel und betrachte meine braunen Locken, die ich mir schnell in zehn Minuten gezaubert habe. Langsam streiche ich den weinroten Skaterrock glatt und richte den weißen Pullover, dessen Saum in den Rock geschoben habe. Die schwarze, dünne Strumpfhose liegt perfekt an meinen Beinen und die schwarzen Chelseaboots runden das Outfit ab. Auch wenn es mir gefällt, bin ich dennoch unzufrieden, weil ich der Meinung bin, es sei nicht gut genug und könnte Ethan nicht gefallen. Immer wieder schiebe ich meine Haare hinter die Ohren, dann wieder vor die Ohren, wieder hinter, vor, hinter, vor. Immer so weiter.

»Meine Güte, wieso gefällt mir das denn nicht? Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass ich bei Mark diese Probleme hatte!« Ich raufe mir die Haare, winke meinem Spiegelbild ab und gehe zum Sofa, wo die kleine Schultertasche liegt. Ich nehme mir mein Handy und Portemonnaie, um es in die Tasche zu legen und stelle fest, dass sich in der Tasche ein kleines Bild von Mark befindet. Schnell nehme ich das Bild aus der Tasche und lege es auf den kleinen Couchtisch.

»Verdirb mir diesen Abend bitte nicht, Mark. Das kann ich heute wirklich nicht gebrauchen«, murmele ich warnend auf das Bild starrend und atme einmal durch. Genau in diesem Moment klingelt es an der Tür und ich hechte beinah zu ihr, um zu öffnen.

»Hi«, ist alles was ich herausbringe, so nervös bin ich. Ethan steht vor mir, mit einem Blumenstrauß und einer Schachtel Pralinen in den Händen. Er trägt eine dunkelblaue, eng anliegende Jeans und dazu ein weißes, langärmliges Hemd. Seine Haare sind etwas nach oben geföhnt und alles in allem sieht er einfach nur perfekt aus.

»Ehm, hi. Du siehst.. einfach umwerfend aus«, stammelt er verlegen und sieht an mir herunter. Innerlich grinse ich wie ein Honigkuchenpferd, doch äußerlich versuche ich, möglichst ruhig und entspannt zu bleiben. Dennoch kann ich es nicht verhindern, dass ich leicht rot werde.

Ich murmele ein leises, verlegenes »Danke« und lächele ihn an.

»Ich habe dir etwas mitgebracht, hier. Die Blumen müssten dringend ins Wasser«, sagt er und hält mir den Strauß hin.

»Vielen Dank. Warte, komm doch noch kurz rein«, biete ich ihm an, nehme die Blumen entgegen und trete zurück in meine Wohnung. Schnell gehe ich in die Küche und nehme eine kleine, passende Vase aus dem Schrank, um sie dann mit Wasser zu füllen. Anschließend nehme ich die Blumen und stelle sie in die Vase.

»Ich hoffe, sie gefallen dir«, lächelt Ethan.

»Sie sind wunderschön«, erwidere ich, ebenfalls lächelnd.

»Bist du soweit? Ich habe den Tisch um 20.30 Uhr reserviert.« Mittlerweile ist er aufgestanden und lächelt mich weiterhin an. Ich weiß nicht, ob es vielleicht an seinem Outfit liegt, aber heute Abend macht mich sein Lächeln noch verrückter als sonst.

»Ich bin fertig, wir können los«, antworte ich und nehme meine kleine Tasche und meinen Mantel zur Hand. Ich ziehe den Mantel an und schultere meine Tasche, damit wir endlich loskönnen. Meine Schlüssel nehme ich ebenfalls schnell in die Hand und gehe aus meiner Wohnung. Ethan folgt mir und wartet, bis ich die Wohnung abgeschlossen habe. Nachdem ich die Schlüssel in der Tasche verstaut habe, sehe ich, wie er mir seine Hand hinhält und ohne großes Zögern ergreife ich sie. Er lächelt mich sanft an und Hand in Hand gehen wir aus dem Haus.

»Ich bin mit dem Auto da. Es steht da vorn«, sagt er lächelnd, worauf ich ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen nicke.

Gemeinsam gehen wir zu seinem Auto. Es ist noch etwas hell, sodass ich erkennen kann, dass er einen schwarzen Ford Fiesta fährt. Innerlich atme ich auf, weil er nicht so einer ist, der einen protzigen BMW oder Audi fährt und das macht ihn gleich noch sympathischer. Ethan öffnet mir die Beifahrertür und ich steige, nach einem leisen »Danke«, in das kleine Fahrzeug. Die Autotür geht zu und Ethan geht zügig um den Wagen herum, um dann selbst auf der Fahrerseite einzusteigen.

Als wir uns angeschnallt haben, fährt er auch schon los und ich versuche, herauszufinden, wo wir essen gehen.

»Wie war dein restlicher Arbeitstag?«, fragt er, den Blick auf die Straße gerichtet.

»Ganz in Ordnung. Es war viel los heute, ich habe also viel zu tun gehabt. Ich hoffe, es meldet sich bald jemand für die neue Stelle als Bedienung.«

»Es freut mich, dass es bei dir so gut läuft. Wenn du keinen findest, kann mein Angebot von vorhin ernst gemeint sein«, entgegnet er und sieht mich kurz an.

»Weißt du, grundsätzlich hätte ich nichts dagegen einzuwenden, aber..«, setze ich an, weiß aber nicht, wie ich meine Meinung äußern soll, ohne, dass es komisch klingt.

»Ich verstehe schon, Malia. Da keiner weiß, wie es sich mit uns weiterentwickelt, willst du kein Risiko eingehen. Ich verstehe das«, sagt er, als könne er meine Gedanken lesen. Mein Blick fällt auf ihn und ich sehe, wie er sanft lächelt. Erneut murmele ich ein leises »Danke« und richte den Blick wieder auf die Straße vor uns.

Die ganze Zeit läuft Musik im Hintergrund und gerade, als im Radio Harry Styles' neue Single gespielt wird, geht Ethans Hand zum Lautstärkeregler und dreht die Lautstärke etwas runter.

»Nein, bitte. Ich liebe dieses Lied«, flüstere ich und sehe ihn an. Er sieht mich wieder kurz an und dreht die Lautstärke wieder etwas höher. Ein Lächeln umspielt meine Lippen und ich summe leise mit. An einer Ampel stehend erkenne ich aus dem Augenwinkel, dass Ethan mich beobachtet. Irgendwie ist es mir peinlich, aber ich möchte auch nicht aufhören zu summen.

Nachdem das Lied zu Ende ist, verstumme ich und lächele vor mich hin.

»Du magst also Harry Styles?«, fragt er schmunzelnd.

»Seine Musik ist ziemlich gut«, erwidere ich schulterzuckend.

»Stimmt.«

Als wir nach einer viertel Stunde am Restaurant ankommen, parkt Ethan beinah direkt davor. Ich sehe mir das Restaurant an, es ist das »Las Iguanas«, ein mexikanisches Restaurant. Automatisch fange ich an zu grinsen.

»Mexikanisch also?«, frage ich ihn, als er mir die Tür zum Aussteigen aufhält.

»Das war schließlich Bedingung für dieses Jetzt-Doch-Date. Es muss einfach mexikanisch sein«, erwidert er grinsend und ergreift wieder meine Hand. Wir gehen in das Restaurant hinein und treffen auf einen Kellner.

»Guten Abend, was kann ich für Sie tun?«, begrüßt er uns freundlich, mit einem angenehmen mexikanischem Akzent.

»Guten Abend, ich habe einen Tisch für zwei bestellt. Auf den Namen Wood«, teilt Ethan dem jungen Kellner mit, der auf sein kleines Tablet sieht und uns dann zu unserem Platz führt.

»Wissen Sie schon, was Sie trinken wollen oder wollen Sie erst schauen?«, erkundigt der Kellner sich, während er uns zwei Karten überreicht.

»Trinkst du Rotwein?«, fragt Ethan an mich gerichtet, worauf ich nicke.

»Dann hätten wir gerne eine Flasche ›Carménère‹ und dazu eine Flasche Wasser, bitte«, bestellt Ethan für uns beide.

»Kommt sofort«, sagt der Kellner nickend und geht zur Theke.

»Warst du schonmal hier?«, fragt Ethan mich weiter und ich nicke wieder.

»Meine Mutter und ich waren vor ein paar Jahren einmal hier. Ich kann mich aber nicht mehr an den Geschmack des Essens erinnern«, erzähle ich.

»Dann habe ich mich also für das richtige Restaurant entschieden, wenn es fast neu für dich ist«, grinst er zufrieden und sieht mir in die Augen. Sofort werde ich etwas rot und gerate ein wenig in Verlegenheit. Ich weiß nicht, was es diesen Augen ermöglicht, so eine Reaktion in mir auszulösen.

Um mich etwas abzulenken, nehme ich die Speisekarte zu Hand und sehe mir an, was der Mexikaner alles anbietet.

»Weißt du schon, was du isst?«, frage ich Ethan, weil ich komplett planlos bin. Alles auf der Karte hört sich super lecker an und ich kann mich nicht entscheiden.

»Ja, ich habe hier sozusagen mein Stammessen. Ich nehme immer die Queseadilla mit Pilzen. Weißt du schon, was du isst?«

»Ich kann mich nicht entscheiden«, gebe ich zu und sehe ihn an.

»Was steht zur Auswahl?«

»Nachos oder Empanadas.«

»Nimm die Nachos, die sind wirklich lecker. Du kannst auch bei mir probieren, wenn du magst. Oder weißt du was, wir bestellen einfach alle drei und teilen es uns, einverstanden?«, schlägt er vor.

»Das klingt nach einem Plan«, erwidere ich grinsend und kurz darauf kommt der Kellner mit zwei Weingläsern, einer Flasche Wein und dem Wasser.

Er stellt die Gläser vor uns an und schenkt erst mir, dann Ethan ein.

»Haben Sie sich bereits für etwas entschieden?«, erkundigt er sich höflich und Ethan bestellt erneut für uns beide. Der Kellner schreibt es auf und lässt uns wieder allein. Ethan nimmt sein Weinglas in die Hand, ich tue es ihm gleich.

»Auf einen wundervollen Abend, mit einem wunderschönen Mädchen«, schmeichelt er mir und hebt das Glas in meine Richtung, sodass ich anstoßen kann.

»Auf einen wundervollen Abend«, wiederhole ich seine Worte und wir stoßen an.

Café au lait

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