Читать книгу Café au lait - Anna Dubiel - Страница 8

5 - Samstag

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Den ganzen restlichen Tag vergeht keine Sekunde, bei der ich nicht an Ethan und dieses Mädchen denke. Das Bild, wie er sie herzlich umarmt, verschwindet einfach nicht aus meinem Kopf. Eigentlich kann sie nicht seine Freundin sein. Wieso sollte er denn mit mir flirten, wenn er eine Freundin hätte?

Aber wieso interessiert mich diese Frage überhaupt? Ich meine, ich kenne ihn doch kaum und es ist sein Leben. Es geht mich nichts an, wen er umarmt oder wen er küsst. Vielleicht war es auch nur eine freundschaftliche Umarmung. Halt. Wäre sie seine Freundin, hätte er sie dann nicht zur Begrüßung geküsst? Normalerweise schon, oder? Es kann also wirklich nicht seine Freundin gewesen sein, anders würde es keinen Sinn ergeben.

Nach dieser Erkenntnis spüre ich, wie mir ein riesiger Stein vom Herzen fällt. Dennoch bin ich verwirrt, weil mein Herz mit diesen Gefühlen auf Ethan reagiert. Es scheint, als würden Herz und Kopf gegeneinander arbeiten und der eine wartet mit einem fiesen Grinsen auf das Verlieren des anderen.

»Malia, wer ist dieser Kerl?« Etwas erschrocken sehe ich meine Mutter an, die wohl eben ins Café gekommen sein muss. Ich muss so in Gedanken versunken gewesen sein, dass ich sie gar nicht bemerkt habe.

»Welcher Kerl?«

»Na der, der vorhin das Café verlassen hat. Das ist doch derselbe, dem du gestern Früh einen Kaffee gemacht hast.«

»Ach so, der.«

»Ja, der. Was ist mit ihm?« Ich stelle mich mit Absicht unwissend, weil ich weiß, wie meine Mutter sein kann, wenn ich ihr von Ethans und meiner gerade geschlossenen Freundschaft erzähle. Dann würde es wie mit Mark damals laufen. Sie würde ständig versuchen, sich noch mehr einzumischen.

»Malia, jetzt tu nicht so dumm. Ich weiß genau, was dieser Blick von dir bedeutet. Du magst ihn, traust dich aber nicht, das zuzugeben.«

Wow. Unfreiwillig muss ich meiner Mutter zustimmen, auch, wenn es mir gar nicht passt.

»Mum, könntest du dich bitte aus diesem Teil meines Lebens raus halten?«, bitte ich sie leicht genervt. Ich weiß, dass sie es nur lieb meint und, dass sie nicht möchte, dass ich in dieser Trauer um Mark für immer alleine in meiner kleinen Dreizimmerwohnung hocke. Aber ich fühle mich einfach noch nicht bereit. Die Angst, dass sich alles wiederholt, ist einfach zu groß, um mich erneut auf eine Beziehung einlassen zu können.

»Du weißt, dass ich nur dein Bestes will, mein Schatz. Dieser Kerl scheint nett zu sein, wieso lädst du ihn nicht mal ein?«, fragt sie, während sie sich ein Stück Torte nimmt.

»Mum, du kennst ihn genauso wenig wie ich«, sage ich nur und gehe zu den Gästen, die zu meinem Glück gerade das Café betreten haben.

»Dann zeige ich dir den riesigen Artikel, der in der Presse steht, eben nicht.« Manchmal kommt es mir so vor, als wäre ich die Mutter und sie das trotzige Kind, das sich auf den Boden wirft, wenn es seinen Willen nicht bekommt. Gerade wirkt sie einfach nur trotzig und eingeschnappt, als hätte ich dem kleinen Kind seinen Lollipop weggenommen. Jedoch weiß Mum genau, wie sie mich kriegen kann. Seit Monaten habe ich auf den ersten Artikel über mein Café gewartet und heute scheint der Tag endlich gekommen sein.

»Was?! Zeig her!«, strahle ich, nachdem ich die Bestellung der wartenden Gäste aufgenommen habe. Meine Mutter hält mir grinsend den Artikel vor die Nase und ich nehme die Zeitung in die Hand.


»Neues Café eröffnet in Birmingham«

Gestern Morgen eröffnete das »Café au lait« am St. Paul's Square. Nicht weit von dem University College of Birmingham entfernt, feierte Malia Cooper ihren besonderen Tag, zusammen mit ihren zwei Mitarbeitern in dem kleinen Café. Die vierundzwanzig Jährige verkauft jegliche Art von Kaffee und verfügt ebenfalls über eine große Auswahl an Gebäck, sowie an Torten und Kuchen. Sie selbst sei eine große Kaffeeliebhaberin, weshalb sie sich ihren Traum nun endlich erfüllt habe, sagte sie. Das Café hat jeden Tag in der Woche von 10.00 – 19.30 Uhr geöffnet. Ein Besuch und das Probieren einer Puddingschnecke ist es auf jeden Fall wert.«

Fertig gelesen strahle ich meine Mutter an, die mich grinsend ansieht.

»Mum, hast du gelesen, was sie geschrieben hat?«, frage ich meine Mutter glücklich und kann mit dem Grinsen nicht mehr aufhören.

»Das fragst du noch? Ich kann den Artikel fast auswendig«, lacht sie und kommt zu mir hinter den Tresen. Sie legt ihre Arme um mich und drückt mich fest an sich.

»Ich bin so unfassbar stolz auf dich, Malia. Dein Dad wäre es genauso und Mark auch. Alles, was du dir in den letzten Monaten aufgebaut hast, es ist der Wahnsinn.«

»Danke, Mum. Ich habe dich so unendlich lieb«, flüstere ich in ihr Ohr, ihre Worte bedeuten mir so unendlich viel. Jetzt, wo sie das gesagt hat, stört es mich nicht, dass sie Mark erwähnt, weil es mir gerade mehr als gut geht. Bei Myra vorhin ist das etwas anderes gewesen. Da hat es mich gestört, weil ich kurz davor wieder so eine Attacke gehabt habe.

»Ich dich auch, meine Maus.«

Nachdem ich Marius und Alicia am Abend gehen lassen habe und die Kassenbons, sowie die Beträge in das Kassenbuch eingetragen habe, fahre ich endlich nach Hause. Heute habe ich den übrigen Kuchen und die zwei Stück Torte an die Obdachlosen in der Straße verschenkt. Die zwei Männer haben sich sehr gefreut und sich sicherlich zehnmal bedankt. Es fühlt sich fantastisch an, Gutes zu tun und Menschen zu helfen.

Als ich zu Hause angekommen bin und geduscht habe, setze ich mich auf meine Couch und esse mein Menü, was ich mir bei Subway mitgenommen habe. Das Kassenbuch habe ich mit nach Hause genommen, damit ich die Einnahmen von gestern und heute vergleichen kann. Schließlich muss ich wissen, ob ich Plus oder Minus in diesen beiden Tagen gemacht habe, auch wenn ich noch nicht viele Kunden habe, aber jeder Tag zählt. Außerdem muss ich zusätzlich die aufgenommenen Kredite zurückzahlen, die aber zum Glück nicht hoch sind. Denn auch, wenn ich grundsätzlich ein relativ hohes Startkapital zur Verfügung habe, da ich mein Studiengeld und Gespartes für den Aufbau des Cafés benutzt habe, habe ich mich entschieden, zusätzlich Kredite aufzunehmen. Einfach um abgesichert zu sein. Zusätzlich habe ich noch das Geld, was mir mein Vater hinterlassen hat und das Glück, dass die Mietkosten für den Laden nicht zu hoch sind. Das bedeutet also, trotz meiner Aussage, dass jeder Tag zählen würde, habe ich ein verhältnismäßig gutes Polster. Damit habe ich für die kommenden Wochen gut vorgesorgt und habe dabei keine wahnsinnigen Schulden gemacht.

In meinen kleinen Planer trage ich, nach einem Riesenschluck Kaffee getrunken habe, ein, dass ich den Lieferanten morgen bezahlen muss. Dass Marius' Freund morgen zur Probearbeit vorbeischaut, trage ich ebenfalls ein und überlege, dass ich ihm eigentlich dasselbe Gehalt wie Marius zahlen müsste. Mal sehen, vielleicht können sie sich auch absprechen und die Arbeit aufteilen oder Ähnliches.

Auf einmal gibt mein Handy ein Geräusch von sich, worauf ich zusammenzucke. Dennoch nehme ich es in die Hand und sehe nach, wer mir geschrieben hat.


Hey, hast du mich vergessen oder hattest du einen Unfall? E.

Oh Mist. Ich sollte Ethan schreiben, wenn ich zu Hause bin, das habe ich total vergessen. Schnell beginne ich ihm zu antworten.

Hey, oh Mist, das habe ich total vergessen. Tut mir echt leid, aber ich sitze gerade über dem Kassenbuch, da muss ich voll konzentriert sein. M.


Du bist also eine Mathematikerin? Auch nicht schlecht, auch noch schlau in deinem hübschen Köpfchen. ;)


Bestimmt mehr als du. ;) Man hat es mir beigebracht, weil ich so eine Art Ausbildung dazu gemacht habe.


Freiwillig?


Klar, ich will schließlich ein erfolgreiches Café führen.


Wirst du bestimmt. Beim besten Kaffee der Welt wird das nicht schwierig sein. :)


Naja, dazu müssten das auch andere Leute so sehen.


Nach dem Artikel in der Zeitung wird das der Fall zu sein. Sag mal, hast du auch mal frei?


Selten, bis dahin muss ich erst weitere Mitarbeiter gefunden haben. Wieso?


Ich dachte, wir könnten uns mal treffen. Einfach, damit wir uns besser kennenlernen können. Vielleicht Abends, nachdem du geschlossen hast.


Treffen? Und was willst du dann machen?


Keine Ahnung, wir könnten zusammen essen gehen. Aber nur, wenn du mexikanisches Essen liebst.


Und wenn ich das nicht tu?


Dann muss ich dich leider umbringen. ;)


Tja, du hast deine Chance vertan und dich verraten, aber zum Glück mag ich Mexikanisch. :)


Perfekt. Samstag um 20.00 Uhr?

Halt, wie sind wir denn nun dahin gekommen? Zusammen essen gehen? Das klingt beinahe wie ein Date, auch, wenn er meinte, wir wären nur Freunde. Aber Freunde können doch auch zusammen essen gehen, oder? Nur, weil man zusammen essen geht, bedeutet es nicht, dass es ein Date ist. Zumal ich auf einem Date niemals Mexikanisch essen würde, denn immer, wenn ich Burritos esse, schmiere ich rum und kleckere viel. Also darf es auch kein Date sein.


Aber das ist kein Date oder?

Ich frage lieber noch einmal nach, denn wenn er es als solches sehen würde, müsste ich absagen. Das will ich aber eigentlich gar nicht.. Auf eine Antwort wartend, esse ich mein Baguette auf und trinke den letzten Schluck meiner Fanta.


Natürlich nicht. Nur Freunde, wie vereinbart. Aber du kannst dich trotzdem hübsch machen, dann sehe ich dich auch mal in etwas Anderem als der Schürze. :)


In Ordnung. :) Sehe ich dich morgen im Café?


Logo. :)

Danach breche ich die Konversation ab, weil ich müde bin und morgen wieder früh aufstehen muss. Während ich mich in mein warmes und bequemes Bett kuschele, denke ich über den kommenden Samstag nach.

Was werde ich wohl über Ethan erfahren?

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