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6 – Dreißig

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»Ich hätte gerne einen Latte Macchiato und einen Schokoladencupcake, zum Mitnehmen bitte«, bestellt die junge Dame vor mir mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich nicke, gebe die Bestellung in die Kasse ein und nenne ihr den Preis. Während sie das Geld aus ihrem Geldbeutel nimmt, stelle ich einen Pappbecher unter die Kaffeemaschine und lasse den Latte Macchiato in ihn laufen. Dann nehme ich einen kleinen Karton und stelle den Schokoladencupcake mit einer Zange hinein.

Zusammen mit dem Pappbecher voller Kaffee übergebe ich ihr den Karton und nehme das Geld entgegen.

»Danke, einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch«, wünsche ich ihr, was sie erwidert.

Nachdem ich das Geld in die Kasse gelegt habe, gehe ich in die Küche, zu Marius und seinem Kumpel.

»Und? Wie läuft es bei euch beiden?«

»Ich finde, es läuft sehr gut, oder Kyle?«, fragt Marius seinen Freund und sieht Kyle an.

»Ja wirklich. Wie damals in der Lehre, es macht echt Spaß und Marius ist immer noch so bescheuert«, erwidert er grinsend, während er den Pudding in den Blätterteig füllt.

»Super, dann besprechen wir alles weitere heute Abend nach Ladenschluss, einverstanden?«

Kyle nickt und widmet sich weiter seiner Arbeit. Lächelnd verlasse ich die Küche wieder und sehe, wie kein anderer als mein neu gewonnener Freund Ethan selbst, am Tresen sitzt und mich mit seinen strahlend weißen Zähnen angrinst.

»Hi Freundin.« Lachend schüttele ich den Kopf und sehe ihn an.

»Sehr originelle Begrüßung, Ethan«, grinse ich, während ich die Schürze ablege.

»Machst du jetzt Pause?«, fragt er neugierig und grinst immer noch.

»Ja, ich habe einen Riesenhunger.«

»Kann ich dich begleiten?«

»Ich habe mir von zu Hause etwas mitgenommen und werde im Büro essen. Wenn du magst, kannst du mitkommen.«

»Liebend gerne. Aber nur, wenn du mir vorher noch einen Kaffee machst. Ich leide schon an Kaffeeentzug«, lacht er, sodass seine weißen Zähne erneut zum Vorschein kommen.

»Na klar, irgendwas Süßes zum Essen dazu?«

»Uhm, ja ein Stück von der Mandeltorte bitte.« Ich nehme ein Tablett hervor und stelle das Stück Torte zusammen mit dem Kaffee auf das Tablett.

»Folge mir einfach«, sage ich und mache mich auf den Weg in mein Büro. Wie ein Hund folgt mir der anmutige Gepard, immer noch mit einem Grinsen auf den Lippen. Gemeinsam setzen wir uns an den kleinen Esstisch im Büro und essen.

»Sag mal, wie alt bist du eigentlich?«

»Ist das nicht unhöflich, so etwas zu fragen?«

»Unter Freunden nicht. Außerdem verrate ich dir mein Alter danach auch«, teilt er mir mit und streckt dabei frech seine Zunge raus.

»Hast du den Artikel nicht gelesen? Da stand mein Alter drin«, entgegne ich und esse genüsslich meinen Gemüsereis.

»Artikel? Warst du in der Zeitung?«

Verdutzt sehe ich ihn an.

»Du hast es nicht gelesen? Liest du etwa nicht regelmäßig Zeitung?«, frage ich geschockt.

»Ach, den Artikel. In der Zeitung steht sowieso nur Schrott drin, ich habe nur die Überschrift von ihm gelesen«, meint er schulterzuckend und nimmt einen Schluck seines Kaffees. Ich sehe ihn einfach nur an, ohne etwas zu sagen. Wieso finde ich es so schrecklich, dass er den Artikel über mich nicht gelesen hat? Was soll das denn? Es ist doch seine Sache und er kann machen, was er will. Ob er nun Zeitung liest oder nicht, das macht keinen Unterschied.

Irgendwie macht sich ein Gefühl des Enttäuschtseins in mir breit. Vielleicht will ich auch, dass er stolz auf mich ist. Aber weshalb sollte er denn stolz auf mich sein? Wir kennen uns jetzt drei Tage, er kennt mich kaum, ich kenne ihn kaum.

»Hast du den Artikel hier? Dann kann ich ihn schnell lesen«, lächelt er sanft und sofort ist das Enttäuschtseinverschwunden und ich schmelze bei seinem Lächeln, wie ein Eis in der Sonne, dahin.

»Klar, ich ehm, hole ihn schnell«, stammle ich. Auf meinen Lippen bildet sich ein dämliches Grinsen, sodass er jetzt bestimmt denkt, ich sei so eine komische Puppe, die bei jedem Kommentar grinst oder lacht. Als ich mit dem Rücken zu ihm an meinem Schreibtisch stehe, atme ich einmal durch und nehme den Artikel zur Hand, den mir meine Mutter gestern mitgebracht hat. Er ist schön ordentlich ausgeschnitten und eingerahmt worden, damit ich ihn im Café aufhängen kann. Lächelnd gebe ich ihn Ethan und während er ihn sich durchliest, esse ich meinen Gemüsereis auf.

»Vierundzwanzig bist du also«, murmelt er. Ich nicke nur, nehme den Rahmen wieder entgegen und lege ihn zurück auf den Schreibtisch.

»Und wie alt bist du jetzt?«

»Rate.«

»Achtundzwanzig?«

»Nein.«

»Sechsundzwanzig?«

»Nope.«

»Dreißig?«

»Dein Ernst?«, schmunzelt er. Ach du meine Güte, diese Grübchen bringen mich um.

»Ich bin schlecht im Raten«, flüstere ich und sehe auf meine Hände.

»Das merke ich.« Plötzlich spüre ich seine Hände auf meinen. Sie streichen sanft über meine Handoberfläche und mich durchzuckt ein Stromstoß, allein durch diese Berührung. Scharf die Luft einziehend sehe ich auf unsere Hände, ehe sich Mark wieder in meinen Gedanken breitmacht und ich schnell meine Hand wegziehe.

Ethan räuspert sich leise und sieht mich an.

»Also ehm, ich bin siebenundzwanzig«, klärt er mich auf und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

»Okay«, hauche ich verlegen. »Ich muss jetzt auch wieder an die Arbeit, ähm. Tut mir leid wegen.. eben.«

»Ist schon in Ordnung Malia. Weißt du, mein Angebot von gestern steht immer noch. Wenn du reden möchtest, sag Bescheid. Du kannst mich auch immer anrufen«, wiederholt er.

»Danke Ethan«, erwidere ich leise.

Kurz darauf verlässt Ethan das Café und ich mache mich zurück an die Arbeit, auch, wenn ich mich kein bisschen mehr konzentrieren kann.

»Malia? Ist alles in Ordnung?«, fragt mich Alicia, nachdem ich eine Kaffeetasse habe fallen lassen.

»J-Ja, klar«, murmele ich leise und kehre die Scherben zusammen.

»Ich merke doch, das etwas nicht stimmt. Hör mal, fahr nach Hause.. Wir können das Café auch schließen und auch das mit den Finanzen können wir morgen machen. Es bringt nichts, wenn es dir nicht gut geht oder du nicht bei der Sache bist«, schlägt sie berechtigterweise vor.

»Aber ich kann euch nicht alleine lassen, es ist mein Café. Was ist, wenn ihr das nicht hinbekommt? Ich vertraue euch ja, aber wenn plötzlich ganz viele Leute kommen und so -«

»Malia, wir schaffen das schon. Wenn es gar nicht geht, rufe ich an, dann kannst du immer noch wieder herkommen. Ruh dich lieber aus, bevor es noch schlimmer wird«, unterbricht sie mich. Nach etwas weiterem Protest gebe ich mich schließlich geschlagen.

»Kyle? Können wir das Gespräch auf morgen verschieben? Mir geht es nicht gut und ich werde nach Hause fahren. Ich möchte dich auf jeden Fall einstellen, aber können wir alles morgen noch mal genauer klären. Ist das für dich in Ordnung?«, frage ich Kyle.

»Na klar ist das in Ordnung. Ich freue mich sehr darüber Malia. Gute Besserung«, wünscht er mir, worauf ich mich bedanke und nach allem Zusammenpacken das Café verlasse.

Im Auto wähle ich Myras Nummer, die nach ein paar Mal piepen abnimmt.

»Donald?«

»Myra? Du musst mir helfen«, schniefe ich leicht und sinke im Autositz zusammen.

»Malia, was ist los?«, will sie sofort wissen, sie klingt besorgt. Ich erzähle ihr von Ethan und von den Reaktionen meines Körpers auf diesen wunderbaren Mann, aber auch von meinem Schwur und von meiner Angst vor der Wiederholung.

»Oh Mali. Ich weiß, dass du Mark geliebt hast und, dass es dir unglaublich nahe gegangen ist, was damals passiert ist, aber Mark ist weg, für immer«, sagt sie sanft und ich merke, wie sich meine Brust wieder zusammen zieht.

»Aber er wird mich doch hassen, Myra«, schniefe ich, während ich meine Hand auf die Brust presse.

»Er ist weg, für immer«, haucht sie leise. »Und er hat sich gewünscht, dass du wieder glücklich wirst. Aber das kannst du nicht, wenn du es nicht zu lässt. Er würde sich sicherlich freuen, wenn du wieder glücklich bist, Mali«, spricht sie flüsternd weiter.

»Danke Myra.« Ich wische die Tränen aus meinen Augen und atme einmal tief durch.

»So, jetzt erzähl mal. Ist er heiß?«, erkundigt sie sich und ich kann ihr Grinsen an ihrer Stimme erkennen.

»Ist er. Und seine Grübchen. Oh Gott Myra, die sind so wunderschön und auch sein schönes schwarzes Haar. Er sieht einfach so gut aus«, schwärme ich. Meine Tränen sind verschwunden, sodass ich den Lautsprecher anstelle und den Motor starte.

»Echt? Wow, da hast du wohl einen tollen Fang gemacht«, kichert sie.

»Ich habe ihm aber klar gemacht, dass ich keine Beziehung will. Will ich wirklich nicht, ich muss mich auf das Café konzentrieren«, erwidere ich und denke aber, dass ich es Mark auch immer noch nicht, trotz Myras aufmunternden Worten, antun kann und will. Egal, was er mir damals angetan hat.

»Jaja, das werden wir sehen. Trefft ihr euch bald mal?«

»Am Samstag, ja. Zum besseren Kennenlernen.«

»Uhhh, ich sehe es schon, es dauert nicht lange und dann hat die Malia einen neuen Freund.«

»Myra, nein.«

»Jaja, du hast Recht und ich meine Ruhe, ich glaube es trotzdem nicht«, lacht sie.

Café au lait

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